Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

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ehri01
Beiträge: 3
Registriert: Montag 22. November 2010, 13:49

Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von ehri01 »

Hallo liebe Foren-Mitglieder und Optik-Spezialisten,

nach längerem "Mitlesen" in diesem Forum möchte ich mich heute selbst mit einer Frage an Euch wenden.
Da ich absoluter Foren-Neuling bin, bitte ich eventuelle Fehler im Umgang mit dieser Plattform vorab
zu entschuldigen. Ihr könnt mich natürlich trotzdem gerne auf solche hinweisen.

Doch nun zu meinem Problem:
Seit etwa zwei Wochen trage ich (44 Jahre) meine erste Brille. Im Laufe der Jahre hat sich bei mir
eine leichte Kurzsichtigkeit - links -1.00, rechts -0.75, jeweils +0.25 zylindrisch - entwickelt.
Hinzu kommt die altersbedingte Fehlsichtigkeit, die eine Adaption von 1.50 erforderlich macht. Meine
Entscheidung viel schnell auf eine Gleitsichtbrille.

Da ich durch dieses Forum zumindest theoretisch über die zu erwartenden Probleme informiert war, habe
ich mich für ein sog. Premium Produkt aus dem Hause Zeiss entschieden. Diese bieten nämlich ein auf
mittlere Entfernung optimiertes Glas mit Schwerpunkt Bildschirmarbeit und Auto fahren an. Das Ganze
schimpft sich "Zeiss Gradal individual Eyefit Intermediate", ist schweineteuer und erfüllt leider
nicht die von mir gesetzten Erwartungen. Insb. der Lese und Nahbereich macht (wie vermutlich bei den
meisten Gläsern) Probleme, allerdings gibt es zwei Punkte, die mich zusätzlich verunsichern:

1. Egal wie ich den Kopf drehe oder neige, im Bereich von 0.50-1.20 Meter bekomme ich kein scharfes
Bild zustande und die Sicht ohne Brille ist ist in dieser Entfernung klar besser. Halte ich ein Auge
zu (egal welches), habe ich dieses Verhalten nicht. Schaue ich ohne den Kopf zu bewegen abwechselnd
mit dem linken dem und rechten Auge auf eine Tafel, liegt der Punkt des schärftsten sehens etwa 5 cm
auseinander. Frage: Ist das normal bzw. so gewollt um auf Kosten der Schärfe einen breiteren Sehkanal
zu bekommen oder hat hier der Optiker vielleicht nur die Gläser zu weit auseinander gesetzt ? Die
versprochene Bildschirmarbeit ist mit dieser Brille jedenfalls unmöglich, das Lesen sehr schwierig.

2. Das Tiefen-Sehen ist völlig verfälscht, so scheinen z.B. alle senkrecht stehenden Pfäle, Büsche
usw. um etwa 45 Grad hinten zu fallen. Drehe ich die Brille dagegen auf den Kopf, fällt alles ein
wenig nach vorne. Überhaupt erscheint das ganze Abbild in der Höhe zusammengestaucht, so als schaut
man einen 4:3 Film mit einem 16:9 Fernseher.

Mein Problem ist, dass ich nicht beurteilen kann, ob diese Eigenschaften bei einer (Gleitsicht-)
Brille normal sind und ich mich trotz vollmundiger Versprechen der Glas-Hersteller damit abfinden
muss. Oder ob vielleicht doch bei der Produktion der Gläser bzw. deren Montage im Gestell (übrigens
30 mm hoch) etwas schief gelaufen ist. Laut Aussage des Optikers - nein, keine Kette - ist alles
im grünen Bereich und nur 'ne Frage der Gewohnheit. Bin ich vielleicht bei den Gläsern über's Ziel
hinausgeschossen und einfachere (z.B. GT 3D) oder gar zwei Einstärkenbrillen wären die bessere
Alternative (insb. am PC) gewesen ? In wie weit kann mann denn den I-Scription Geräten trauen ?

Fragwürdig scheint mir auf jeden Fall die Tatsache, dass es Distanz-Bereiche gibt, in denen ich
mit Brille klar schlechter sehe als ohne. Wäre ein Bi- oder Trifokal Brille evt. eine Lösung ???
Gibt es vielleicht eine unabhängige Prüfstelle in der Nähe von Mönchengladbach ?

Ich möchte mich schonmal vorab für Eure hilfreichen Antworten und Tipps bedanken. Ich bin im Moment
wirklich ziemlich verunsichert ...
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vidi
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Re: Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von vidi »

Hallo ehri01,

mal schauen, ob ich dir ein wenig helfen kann. Zunächst ist es erst einmal so, dass dur dich an die neuen Sehverhältnisse gewöhnen musst.
Besondere, da du bisher noch nie eine Brille hattest. Das ist auch (wahrscheinlich) der Grund, dass du alle Proportionen verändert siehst (gestaucht, gestreckt, schief).
Hast du die Brille denn diese 2 Wochen auch ständig getragen? Wenn ja, dann sollte sich das ganze aber mittlerweile normalisiert haben.
Der Sehstärke nach zu urteilen, vorausgesetzt sie wurde korrekt ermittelt, hattest du früher ohne Brille auch unterschiedliche Entfernungen für den schärfsten Punkt.
Also mögliche Ursachen für die beschriebenen Probleme können neben der Gewöhnung noch sein:
- nicht korrekt ermittelte Sehstärke, kein binokularer Abgleich
- nicht korrekt eingearbeitete Gläser
- Fehler im Brillenglas (kann nur vom Hersteller überprüft werden)

Auf jeden Fall solltest du nochmal deinen Optiker aufsuchen.
Gruß
Vidi

"Geh nicht dahin, wo die Welle ist. Geh dahin, wo sie sein wird“ (Elmar Nordvisk)
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Oppicker
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Re: Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von Oppicker »

@ehri 01
An eine Gewöhnungsphase glaube ich in diesem Fall eigentlich weniger. Ein Myoper (=Kurzsichtiger) Deiner Größenordnung müsste eigentlich ein spontanes Hurra-Erlebnis erfahren, wenn er die (korrekt gefertigte) Brille aufsetzt.

Ansonsten pflichte ich dem Kollegen vidi bei, möchte aber noch ergänzen:

Evtl. sitzt die Brille zu steil bzw. zu weit vom Auge entfernt
Evtl. hast Du ein Umtauschrecht für die Gläser bei Unverträglichkeit, dann solltest Du das rechtzeitig nützen.
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)
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ehri01
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Re: Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von ehri01 »

Jo, zunächst mal 1000 Dank für Eure Antworten.

Das Hurra- bzw. "Wow"-Erlebnis hatte ich tatsächlich, allerdings nur für den Fernbereich.
Im mittleren und Nahbereich habe ich auch nicht wirklich Wunder erwartet, jedoch sollte
es auch nicht schlechter durch die Brille werden. Laut Aussage das Optikers brauche ich
wegen meiner Kurzsichtigkeit in der Nähe eigentlich noch keine Brille. Da eine normale
Brille für die Ferne diese Myopie "aufhebt", kann ich aber beim Auto fahren mit Brille
die Instrumente nicht dann mehr lesen --> daher meien Entscheidung für die Gleitsicht.

An die schiefen Ebenen habe ich mich tatsächlich schon ein wenig gewöhnt, wenn ich Euch
richtig verstehe, scheint das ja normal zu sein. Frage: Hätte eine Einstärken-Brille dieses
Verhalten auch ? Und wie steht es mit Bifokal ?

Da Lesen und Computer mit Brille nach wie vor unmöglich sind (nach spätestens 2 Minuten
tun mir die Augen weh), ziehe ich diese ständig auf und ab. Das könnte ich auch mit einer
normalen Brille, dummer Weise natürlich nicht im Auto ...

Dass die verschobenen Scharfpunkte mit den unterschiedlichen Dioptrien zusammen hängen
könnten, hatte ich auch schon mal vermutet. Ich dachte nur genau das sollte die Brille
korrigieren. Je näher ich die Brille ans Auge ziehe, desto besser wird es. Auch ein
"Zusammenrücken" der Gläser (Flex-Gestell) bringt was. Und natürlich helleres Licht wegen
der dann kleineren Pupillen.

Für mich stellt sich im Moment die Frage: Tausch gegen ein oder zweistärken-Gläser oder
- falls der Optiker sich drauf einlässt - ein anderes Gleitsichtglas probieren. Im ersten
Fall vergebe ich die Chance, irgendwann doch mit einer Gleitsichtbrille klarzukommen.
Die zweite Option macht nur Sinn, wenn hier nicht eine grundsätzliche Unverträglichkeit
vorliegt. Und genau das kann ich aufgrund mangelnder Erfahrung halt nicht einschätzen.

Ich werde Anfang nächster Woche den Optiker nochmals aufsuchen und versuchen eine Lösung
zu finden. Vielleicht habt Ihr ja noch den ein oder anderen "Argumentations-Tipp" für
mich. Was muss ich mir denn unter dem binokularen Abgleich vorstellen (Raumsehen ?) und
kann der Hersteller (Zeiss) das auch überprüfen, der kennt doch eigentlich meine Augen-
Geometrie (Abstand usw.) gar nicht ?????
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vidi
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Re: Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von vidi »

Den binokularen Abgleich macht derjenige, der die Sehstärke ermittelt. Also Optiker oder Augenarzt, gehört sich jedenfalls so, damit ist wird gewährleistet, dass beide Augen aufeinander abgestimmt werden, einfach ausgedrückt.
Gruß
Vidi

"Geh nicht dahin, wo die Welle ist. Geh dahin, wo sie sein wird“ (Elmar Nordvisk)
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bea
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Re: Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von bea »

hallo, erst einmal eine ganz prinzipielle Aussage: wenn du dich schon einmal zu einer Gleitsichtbrille entschlossen hast und offensichtlich auch Wert auf Qualität legst würde ich auf keine Fall die Flinte ins Korn werfen und die GL in zwei getrennte Brillen umtauschen. Weil aus meiner Erfahrung eine tatsächliche Unverträglichkeit der GL nur wirklich ganz selten auftritt. Das Problem ist oft vielschichtig( Augenprüfung, Zentrierung , zu wenig Geduld...).
In deinem Fall würde ich aus der Ferne spontan auf Zentrierung und eine zu hohe Addition tippen. Lass das von deinem Optiker noch einmal prüfen.Ist natürlich alles schwierig wenn dir schon gesagt wurde das alles i. O ist. Bleib dran.
Als Tipp noch: wenn du dich dann irgenwann mit deiner GL-Brille wirklich wohl fühlst sind zwei getrennt Brillen eine super Ergänzung für bestimmt Situationen( Fernsehn im Liegen z. B., Lesen im Bett und, und...). Gruß Bea
e
ehri01
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Registriert: Montag 22. November 2010, 13:49

Re: Unterschiedliche "Scharf-Punkte" links + rechts ?

Beitrag von ehri01 »

Nochmals danke, danke ...

Der Optiker hat lange und ausgiebig an mir rumgetestet, erst links, dann rechts und dann mit
beiden Augen gleichzeitig, ich denke da wird auch der "binokulare Abgleich" dabei gewesen
sein (oder macht das evt. sogar die Zeiss iSription-Maschine). Auffällig ist dennoch, dass
der "Verschlechterungs-Eindruck" beim Sehen mit einem Auge durch die Brille deutlich geringer
als mit beiden Augen ist. Auch das Fallen senkrechter Objekte nach hinten ist m.E. ein Zeichen
für die nicht optimale Zusammenarbeit beider Augen, da hierdurch das verfälschte räumliche
Sehen ja erst entsteht.

An eine zu hohe Addition glaube ich eher nicht, da das Sehen in der Ferne optimal ist und
auch der (gefühlt) 1 mm breite Streifen im Lesebereich ein scharfes Bild liefert, wenn auch
auf einer viel zu kleinen Fläche. Da scheint mir eine falsche Zentrierung schon eher wahrscheinlich.
Kann ich sowas selbst irgendwie überprüfen ? Was mir auch noch aufgefallen ist: Insbesondere
leuchtenden Quellen machen Probleme und erscheinen unscharf, auch in der Ferne. Spontan hätte
ich hier auf eine schlechte Entspiegelung getippt, jedoch sollen die Gradal Gläser die beste
Entspiegelung von Zeiss überhaupt haben ?!?

Eine Möglichkeit die ich bisher noch garnicht in Betracht gezogen hatte: Hat der Optiker evt.
aus Kostengründen die falschen Gläser bestellt oder eingebaut oder gab's vielleicht einen
Fehler in der Datenübermittlung. Wie kann ich denn feststellen, welche Gläser tatsächlich
eingebaut wurden ?
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