"Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Brille. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
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opfeifer
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 26. September 2013, 17:58

"Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von opfeifer »

Hallo,

meine Achtjährige Tochter, die Bücher sehr liebt und sich viel mit Ihnen beschäftigt, hat Schwierigkeiten beim Lesen:
- Sie liest zwar wortweise, 'rät' aber oft nicht ganz das richtige Wort;
- bevorzugt, wenn sie mehrere Bücher zum selbst Lesen zur Auswahl hat, unabhängig vom Inhalt (der Ihr sonst sehr wichtig ist!) stets das mit der größeren Schrift; (d.h. sie liest für sie selbst langweiligen Kleinkinderkram)
- gibt bei Schriftgrößen unter 10-12 Punkt sowieso auf;
- sagt, daß Ihr nach einer Weile häufig die Buchstaben vor den Augen verschwimmen;
- wenn Sie ein Auge zuhält, ist es teilweise besser.

Die hiesigen Augenärzte sind völlig überrannt (mit Rentnern) und nehmen sich keine Zeit; erst die dritte Ärztin hat überhaupt etwas anderes als den normalen Sehtest auf 5 m Entfernung (bei dem meine Tochter auf knapp 100% kommt) gemacht und dann auch eine leichte Weitsichtigkeit, sowie einen noch leichteren Astigmatismus festgestellt. Nur 3 Wochen später durften wir zum Brillen-verschreiben wiederkommen, allerdings hatten wir es nun mit einer Kollegin zu tun, die das ganze anders sah und andere Werte herausbekam.

Das Hauptproblem scheint zu sein, daß es keine Glasstärke gab, mit der meine Tochter sowohl auf 5m als auch im Nahbereich gut sehen konnte. Meine Antwort darauf -- "Na prima, dann braucht sie eben nur eine Lesebrille" -- wurde quittiert mit "Ich schreibe einem Kind keine Lesebrille auf, weil Kinder keine Lesebrillen brauchen, denn ihre Augen können noch besser akkommodieren". Danach sind wir mehr oder weniger rausgeflogen.

Jetzt meine Fragen:

1. Können ALLE Kinderaugen so gut akkommodieren oder nur z.B. 95%?
2. Welchen Schaden kann ein Kind von einer Lesebrille davontragen?
3. Kann ein Optiker auch ohne ärztlichen Auftrag meiner Tochter eine vernünftige Lesebrille machen?

Vielen Dank!
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optikgutachter
Beiträge: 4848
Registriert: Montag 20. Juni 2011, 15:31
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Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von optikgutachter »

Kurzform (da extrem viele Möglichkeiten bestehen):

Es ist möglich, daß auch Kinder eine Lesebrille benötigen.
Es ist nicht möglich, daß hier im Forum die Lösung ermittelt werden kann.

Was Dein Kind benötigt ist höchstwahrscheinlich eine Untersuchung
durch einen FUNKTIONALOPTOMESTRISTEN (m/w)
um das eigentliche "Kernproblem" erst einmal aufzudecken.

Im Internet findest Du entsprechend befähigte Personen in Deiner Nähe.

Gruß vom optikgut8er

Oder: http://www.wvao.org/index.jsp?path=/pag ... ptometrie/
Zuletzt geändert von optikgutachter am Montag 30. September 2013, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!
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Michel B.
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Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von Michel B. »

Bitte such dir eine Augenarztalternative !
Weitsichtigkeit + geringe Hornhautverkrümmung reicht schon für die geschilderten Probleme.
In dem Alter darf ein Optiker keine Brillenglasbestimmung anbieten, weil das ganze schon sehr Richtung Medizin geht (laienhaft ausgedrückt)
Beste Grüße
Michel
p
pukkie

Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von pukkie »

Hallo opfeifer,
lasse Dich beim Augenarzt nicht abspeisen! Gehe zu einem Augenarzt, der eine sog. Sehschule (Orthoptik) hat. Dort beschäftigt man sich u.a. speziell mit dem Sehvermögen von Kindern. Lasse dort auf jeden Fall auch den den Nahvisus prüfen. Eventuell macht dies auch ein Optiker, ebenso einen Sehtest für die Ferne. Trotzdem rate ich Dir, den bereits erwähnten Augenarzt mit Sehschule aufzusuchen, um die Ursache für die Schwierigkeiten Deiner Tochter zu finden und zu beheben.
Wie waren denn die Refraktionswerte Deiner Tochter? Wurde sie getropft, um die Akkommodation auszuschalten?
Viele Grüsse pukkie
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benkhoff
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Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von benkhoff »

opfeifer hat geschrieben:Kind keine Lesebrille auf, weil Kinder keine Lesebrillen brauchen, denn ihre Augen können noch besser akkommodieren". Danach sind wir mehr oder weniger rausgeflogen.

Jetzt meine Fragen:

1. Können ALLE Kinderaugen so gut akkommodieren oder nur z.B. 95%?
2. Welchen Schaden kann ein Kind von einer Lesebrille davontragen?
3. Kann ein Optiker auch ohne ärztlichen Auftrag meiner Tochter eine vernünftige Lesebrille machen?

Vielen Dank!
guten Morgen opfeifer,

also in der Optik gibt es so viele Sonderfälle, da würd ich eigentlich nichts "einfach so" ausschliessen... klar, Kinder könne wesentlich besser akkomodieren, aber es gibt wirklich schon mal kleine Kandidaten für leichte Lesebrillen, manchmal auch nur zeitweise. Eine Brille verursacht keine Schäden, sondern gleicht welche aus. Aber selbst wenn die Stärken mal überhaupt nicht passen (zu stark/zu schwach), sieht man einfach nur nicht deutlich. Bei passender Stärke sieht man locker und anstrengungsfrei deutlich und klar. Mit Lesebrillen sieht man allerdings nur bis zu 2m deutlich, für weitere Entfernungen sind Mitteldistanz- oder Fernbrillen nötig.

Bei Ihrer Tochter kann durchaus ein Bedarf für eine Nahbrille vorliegen. Aus den beschriebenen Problemen lässt sich sowas auch schon schliessen, zumindest für ein Auge.
Also: wir Optiker können auch ohne ärztliche "Verordnung" (wo dann meistens sowieso der Zusatz "Refraktionsprotokoll" oder "nicht zur Anfertigung einer Brille geeignet" steht!) Brillen anfertigen, warum auch nicht? Wenn Ihre Tochter dann damit besser lesen kann, darf niemand was "dagegen haben". Allerdings bekommen Sie dann auch nicht die 20 Euro, die Ihnen die gesetzl. Krankenkasse bei einer Kinderbille im Durchschnitt dazu gibt... die meisten Eltern können darauf verzichten.

Tip: einfach mal ein paar Kollegen anrufen, und nachfragen, ob die sich auch da ran "trauen", denn nicht alle haben sich auf Kinderoptometrie spezialisiert, oder "wollen" (ähnlich wie die Augenärzte) Kinderaugen durchmessen.
Bei einer Achtjährigen ist das aber m.M. nach kein Problem! Und auch keine ärztl. Heil-Therapie, sondern einfach eine Brille, die eine Fehlsichtigkeit auskorrigiert, nicht "heilt".
Sie finden hier auch gute Kollegen: http://forum.optiker.de/viewtopic.php?f=31&t=10311


mfG benkhoff
PS: wen Ihnen die Augenärzte nicht weiterhelfen wollen oder können, WARUM sollte die Kleine sich dann weiterhin
quälen, schlecht lernen/"zurück" bleiben, wenn man auch als Optiker einfach mal die Augen durchmessen KANN?
Navy-Crews do it anytime and anywhere! Über aller Welt Gewässer, sind Marineflieger besser!
"Freiheit und Glück!" - PP Zahl
http://www.brillenbenkhoff.de
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Kalle
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Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von Kalle »

Zur Ergänzung, oder sogar als erste Anlaufstation nachfolgender Link!
http://www.shgwf.de/page/?sid=1
In der Liste Augenoptiker sind Fachleute aufgelistet die sich auskennen.
Einfach mal einen Termin vereinbaren.
Kalle
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Michel B.
Beiträge: 2433
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Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von Michel B. »

:shock: Gut klar, auf Privatrechnung würde ich das auch machen....
S
Spezi
Beiträge: 2621
Registriert: Donnerstag 17. Juni 2010, 12:43

Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von Spezi »

Michel B. hat geschrieben::shock: Gut klar, auf Privatrechnung würde ich das auch machen....
Ich nicht, aber hier gehen die Meinungen der Optiker auseinander! :wink:

Mein Tipp:
Frage sie bei einem Optiker vor Ort, nach einen guten Augenarzt mit Sehschule und Orthoptistin,
dann wird Ihnen sicherlich eine qualifizierte Augenarztpraxis empfohlen!

Grüße Spezi
o
opfeifer
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 26. September 2013, 17:58

Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von opfeifer »

Danke erstmal für die schnellen Antworten und hilfreichen Links. Ein tolles Forum ist das hier! :D

Aber, :shock: au wei, was für ein Wespennest! Dauert ein Weilchen eh man die Grabenkämpfe in Eurem Berufsfeld auch nur annähernd versteht, geschweige denn für sich bewerten kann. Winkelfehlsichtigkeitsadvokaten vs. Funktionaloptometriker vs. Orthoptisten + Strabologen, was für ein Kuddelmuddel. Na da hoffe ich doch mal, daß mein Töchterchen einfach 'nur' Weitsichtig ist; aber wenn ich die Reaktion der Ärztin richtig interpretier, wird es wohl nicht so einfach sein?
:roll:

Danke!
P
Prismenschwinger
Beiträge: 245
Registriert: Montag 14. Januar 2013, 16:07

Re: "Kinder brauchen keine Lesebrille!" -- stimmt das??

Beitrag von Prismenschwinger »

Vielleicht schreiben sie einfach in welcher Gegend Sie wohnen, vielleicht fällt mir ein spezialisierter Kollege ein.
Gerne auch per PN.
Gruß
Peter

Intuition ist der Götze der Unwissenheit.
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