Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

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phanta.sia
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Registriert: Montag 12. Januar 2009, 13:57

Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

Beitrag von phanta.sia »

Ich (kurzsichtig) trage inzwischen meine zweite Gleitsichtbrille mit Kunststoffgläsern, gehärtet, entspiegelt usw., bin aber niemals richtig zufrieden damit gewesen.
Vor allem die trotz Härtung große Empfindlichkeit gegen Kratzer finde ich sehr unpraktisch, außerdem scheint mir der Kunststoff trotz aller fertigungstechnischen Tricks doch statisch aufgeladen viel Staub anzuziehen. Das Putzen, vor allem unterwegs, ist enorm lästig, denn (Kratzempfindlichkeit!) ohne Spezialläppchen geht gar nix!

Mal abgesehen vom kosmetischen Gesichtspunkt und der angeblich so wichtigen Frage der Bruchsicherheit (ich bin keine Autofahrerin und habe mich in 45 Jahren Brillenträgerinnen-Erfahrung noch niemals auf meine Brille gestellt oder gesetzt, sie heruntergeworfen oder ähnliches), auch abgesehen vom Gewicht (ich hab früher auch Mineralgläser gehabt und niemals unter dem Gewicht gelitten) meine untenstehende Frage. Garantiert werde ich auch nie wieder eine randlose Brille nehmen (damit entfällt die Gefahr des Ausbrechens an den Rändern), die verbiegt beim bloßen Auf- und Absetzen bzw. Putzen dermaßen schnell, dass gerade die Nutzerin der Gleitsichtbrille sehr schnell enorm Probleme mit dem Sehen kriegt.

Gibt es einen optisch-technischen Grund, keine Mineralgläser zu nehmen? Ich denke daran, es zur Abwechslung auch mal wieder mit selbsttönenden Gläsern zu nehmen, bin da aber nicht unbedingt auf "modische" Glasfarbvarianten scharf (wird auch oft als Argument für Kunststoff benannt),

Laut aktuellem Brillenpass hat meine Mehrstärkenbrille folgende Daten (die ich übrigens nicht alle verstehe - falls jemand hier Übersetzungshilfe leisten kann bzw. will, bin ich enorm dankbar!):

Rechts:
Sph -4,75
Cyl -1,00
Achse 175
Add 2,25
Prim 0.00
BAS 0
NTH 19,00
PD 30,0

Links:
Sph -4,5
Cyl -0,75
Achse 5
Add 2,25
Prim 0.00
BAS 0
NTH 19,0
PD 29,0

Durchmesser 70/75
ET OL-SL

Danke für Eure Hilfe bei der Entscheidungsfindung :)
O
Oppicker
Beiträge: 2163
Registriert: Dienstag 19. September 2006, 11:16
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Re: Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

Beitrag von Oppicker »

1.) Kunststoffgläser gibt es von 3 Firmen patentgehärtet. Die Hartschicht besteht aus eingebrachten mineralischen Partikeln und nicht nur aus einem Hartlack. Die Kratzfestigkeit ist dann sehr gut.
2.) Wenn all das, was gegen Mineralgläsern in deiner Stärke spricht, keine Rolle spielt, dann kannst du logischerweise auch Glas wählen. Einschränkung:
3.) selbsttönende Mineralgläser sind bei weitem nicht so schnell im Reaktionsvermögen als Kunststoffgläser. Auch die im täglichen Gebrauch vorhandene Grundtönung ist deutlich dunkler als bei Kunststoffgläser (VORSICHT: es galten in Deutschland DIN-Vorgaben, wieviel Lichtdurchlässigkeit ein Brillenglas haben muss, damit es noch nachtfahrtauglich ist. In D hat man das aufgehoben, aber im Ausland...???? Selbsttönende Kunststoffgläser erfüllen die alte DIN aber auf jeden Fall, da sich nicht wie bei Mineralgläsern die gesamte Glasmasse färbt, was bei deinen Stärken dazu führt, dass sie am Rand sichtbar dunkler werden weil sie dort dicker sind, sondern es färbt sich unabhängig von der Glasdicke stets über die ganze Fläche gleichmäßig ein)
4.) Der "natürliche" UV-Schutz ist bei Kunststoffgläsern geringfügig besser als bei Mineralgläsern.
5.) Gleitsichtgläser mit sehr kurzer Progressionszone (Übergang von Fern- zu Nahteil) gibt es oft nur in Kunststoff. Es könnte also bei einer flachen Form sein, dass man nur mit Kunststoffgläsern richtig zentrieren kann.
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)
p
phanta.sia
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Re: Gleitsichtgläser: Mineral oder Kunststoff? /Progressionszone

Beitrag von phanta.sia »

Hallo Oppicker,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin leider der Entscheidung noch nicht wirklich näher gekommen.
War inzwischen beim Optiker, der riet mir aber mit dem Argument von Mineral-Gleitsichtgläsern ab: da finde seit 10 Jahren schon keine weitere Entwicklung mehr statt. Nach heutigen Standards individuell optimierte Gläser gebe es ausschließlich in Kunststoff.

Stimmt das?

Nun bin ich - trotz bester Bemühungen um eine größere Fassung - wieder bei einer mit ziemlich kleinen Gläsern gelandet (Feed-back von außen: alles andere sei zu auffällig in meinem Gesicht; ich bin ein eher dezenter Typ) (da würde ich aber ggf. nochmal viel Zeit investieren, doch was passendes mit größeren Gläsern zu finden, falls das aus optisch-technischen Gründen besser ist), das führte dann zur
Empfehlung des Optikers:
Rodenstock Impression xs


Hier nun meine nächste Frage: diese Gläser haben eine kurze Progressionszone.
Ich habe durch ausgebreitete Forums-Lektüre versucht herauszufinden, was nun besser ist: eine kurze oder eine längere Progressionszone, hab's aber nicht wirklich klären können.
Der Optiker erklärte, dass eine kurze Progressionszone den Vorteil hätte, dass ich den Kopf nicht heben müsse, um im Nahbereich zu lesen.
Und für Computerarbeit solle ich bei meinen (s.o., nicht wesentlich veränderten) Werten sowieso eine Arbeitsplatzbrille nutzen.
Andererseits habe ich hier im Forum schon gelesen, dass manche Mitglieder kurze Progressionszonen offenbar als problematisch empfinden. Aber wobei und in welchen Fällen?

Und zu den empfohlenen Gläsern noch folgende Fragen:
- Rodenstock selbst hat auf seiner Website eigentlich überhaupt keine Infos mehr zu den Impression xs. Warum?
- Gibt es diese Gläser mit mineralischer Härtung (--> Kratzfestigkeit ist mein großes Problem)?
- Gibt es diese Gläser mit antistatischer und Lotus-Ausrüstung?

Im übrigen stelle ich fest, dass der Kauf einer Gleitsichtbrille eine wissenschaftliche Arbeit ist und offenbar mehr schief als gutgehen kann.
Oder, anders gesagt, dass verglichen mit dem Kauf einer Gleitsichtbrille die individuelle Zusammenstellung der Ausstattung eines neuen PCs oder auch einer neuen "Rennmaschine" (Fahrrad) Kinderspiele sind.....

Andererseits: mein Lebensgefährte lebt in den Niederlanden und musste (anderes erstattet seine Krankenversicherung nicht) seine neue Brille dort bei Pearle machen lassen. Da gibts kurzen Prozess: 4 Sorten Gleitsichtgläser, eine Art Härtung und eine Art Entspiegelung, aus die Maus. Er hat sich die Gläser mit dem breitesten Progressions- und Nahbereich ausgesucht und ist glücklich. Allerdings ist er viel weniger kurzsichtig als ich (um die - 1,75) und seine Addition ist auch viel geringer, und er hat eine nicht so flache Brille.

:? ratlosbin :?
und darum enorm dankbar für jede weitere Hilfe :)
H
Heroweb
Beiträge: 273
Registriert: Dienstag 12. Juni 2007, 11:03

Re: Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

Beitrag von Heroweb »

Hallo phanta.sia,

so wie ich ich es noch kenne(habe aber seit ungefähr einem Jahr keine Rodenstockpreisliste gesehen),ist Rodenstock einer der wenigen Hersteller der sogar ein mineralisches Gleitsichtglas mit individuellen Parametern anbietet. Evtl sogar als XS Variante mit Colormatic. Das mit der Grundtönung stimmt,nur ist für dich ja vollkommen uninteressant,da du kein Auto fährst und auch die Tönung normalerweise nicht über 25% kommt,welches das Totschlagkriterium ist.Und bei selbsttönenden Gläser ist es zwingend erforderlich das ein 100% UV Schutz vorhanden sein muss.Das steht aber bei den Produktinformationen von Rodenstock.Nachfragen.Falls dein Optiker versucht dir ein Kunststoffglas anzudrehen,lass dir mal ein Angebot bei einem 2ten Optiker einholen.Ich schicke dir mal eine PN.

MfG Heroweb
O
Oppicker
Beiträge: 2163
Registriert: Dienstag 19. September 2006, 11:16
Wohnort: 47829 Uerdingen

Re: Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

Beitrag von Oppicker »

@phanta.sia
Pearle ist dasselbe wie Ap*llo. Zu Rodenstock kann ich nichts sagen. Diese Gläser führe ich bewusst nicht.
Kurze Progressionen sind am Schreibtisch normalerweise sinnvoll, aber etwas anspruchsvoller bei der Gewöhnung und Anpassung(vor allem die Vorneigung!). Es gibt sie fast nur aus Kunststoff.
Es stimmt, dass in den letzten Jahren die Kunststoffgläser einen weitaus größeren Entwicklungssprung vollführt haben als Mineralgläser.
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)
p
phanta.sia
Beiträge: 3
Registriert: Montag 12. Januar 2009, 13:57

Re: Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

Beitrag von phanta.sia »

@ oppicker

Dass Apollo und Pearle zum gleichen Konzern gehören ist schon deutlich am Logo zu sehen, nur die Leitfarbe ist unterschiedlich.
Trotzdem verfolgen sie offenbar in der BRD, in Belgien und in den Niederlanden eine je unterschiedliche Strategie.

In NL bieten sie 4 Sorten Gleitsichtgläser an, ohne irgendetwas über den Hersteller verlauten zu lassen.
In Belgien sind 6 Sorten Gleitsichtgläser im Angebot, auch ohne Info über den Hersteller.
In der BRD fahren sie die Doppelschiene: Eigenmarke und Rodenstock (Zeiss anscheinend nicht mehr).

Aber wie, um Himmels willen, kann mensch das Angebot nun untereinander vergleichen???
k
kowalski
Beiträge: 396
Registriert: Dienstag 20. November 2007, 09:21

Re: Gleitsichtgläser: Mineralglas oder Kunststoff?

Beitrag von kowalski »

Ganz ehrlich: Brillengläser zu vergleichen ist für den Endverbraucher fast unmöglich, das setzt zu viel Spezialwissen und Produktkenntnis voraus.
Wenn ich einen Artikel erwerben möchte, von dem ich keine Ahnung habe, gehe ich nach dem Bauchgefühl, d.h. wo habe ich meiner Meinung nach die beste Beratung.
Das ist sicherlich nicht immer der kostengünstigste Weg, aber sicher derjeninge, der am wenigsten Zeit beansprucht.
Da ich über relativ wenig freie Zeit verfüge, habe ich mir diese Vorgehensweise angewöhnt und bin auch bislang von der Qualität der gekauften Prudukte noch nie enttäuscht worden. Und das sollte doch letztendlich im Vordergrund stehen.
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