Prisma - wann nötig?

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jofelida
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Prisma - wann nötig?

Beitrag von jofelida »

Hallo,
habe seit vielen Jahren nun eine Gleitsichtbrille (natürlich immer mal eine neue) und vor ca. 10 Jahren habe ich beim Optiker im Sehtest die Buchstaben doppelt gesehen. Er meinte dann, dass man das mit einem Prisma hinbekommt, was auch geklappt hat.

Nun war ich mal wieder beim Augenarzt und dieser sagte mir, dass man ein Prisma nur einbauen sollte, wenn man ohne ein Problem hat, da man sonst irgendwann ein Schielen entwickelt, was operiert werden muss?

Ist das so?
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Karoshi
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Registriert: Dienstag 25. Oktober 2011, 11:26
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Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von Karoshi »

Man gibt Prismen, wenn sie helfen. Wenn kein Problem besteht, dann nicht.
Du hast doppelt gesehen. Würd ich als Problem einstufen.
Wenn der Arzt behauptet Prismen führen zu Schielen und OP, dann ist er entweder ignorant oder unterinformiert.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011
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jofelida
Beiträge: 10
Registriert: Dienstag 5. Dezember 2023, 14:18

Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von jofelida »

D.h. doppelt sehen beim Sehtest ist quasi eine Beeinträchtigung?

Auch wenn man vorher nichts gemerkt hat?

Oder gleicht das Auge das dann soweit aus ohne Prisma?
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Lutz
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Registriert: Donnerstag 3. März 2011, 10:28

Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von Lutz »

Ich versuche mal Karoshis Antwort in "ausführlich": :wink:

Das "ideale" Augenpaar ist so ausgerichtet, daß im "entspannten" Zustand die beiden Bilder vom linken und rechten Auge zu einem einzigen wahrgenommen Bild verschmelzen können. Wenn die beiden Augen "auseinanderdriften" wollen, entstehen nicht sofort Doppelbilder, weil dies durch die Arbeit der Augenmuskeln und/oder durch die Bildverarbeitung im Gehirn in einem gewissen Maße ausgeglichen werden kann. Diese Belastung kann aber zu Beschwerden wie Anstrengung, Kopfschmerzen o.ä. führen. Wenn die Kompensation nicht mehr funktioniert, kommt es zu Doppelbildern.

Beim Sehtest gibt es Teste, die speziell für die Untersuchung dieses Zusammenspiels beider Augen konzipiert sind. Es kann sein, daß man in dieser Testsituation eine Abweichung erkennen kann, die aber im "normalen" Sehen nicht auffällt.

Es gibt verschiedene denkbare Möglichkeiten, wie man mit einem entsprechenden Ergebnis beim Sehtest umgeht:
Man könnte sagen, solange es keine Probleme gibt (keine Doppelbilder, keine Beschwerden wie oben beschrieben), dann machen bzw. korrigieren wir auch nichts mit Prismen.
Das andere Extrem wäre, wir korrigieren auch kleinste Abweichungen, und entlasten damit das ganze Sehsystem, obwohl subjektiv (noch?) kein Problem bemerkt wurde.

Es ist dabei möglich, daß man zunächst nur einen kleinen Korrektionsbedarf ermittelt und daraus eine erste Prismenkorrektur anfertigt, und dann nach einer Weile bemerkt, daß da "noch mehr geht", und man die Korrektur verstärken muss/kann. Dann kann man in die Situation geraten, daß man die Korrektur nach und nach verstärkt, und daß dann am Ende der Kompensationsmechanismus, der anfangs noch ohne Prismen funktioniert hatte, nun nicht mehr ausreicht, um ohne Prismen Doppelbilder zu vermeiden. Das ist wahrscheinlich das, was der Augenarzt gemeint hat.

Allerdings wäre eine Prismenkorrektur, mit der man Probleme schafft, die man ohne die Korrektur nicht hatte, wohl kaum das Ergebnis eines verantwortungsvollen und/oder sach- und fachgerechten Umgangs mit dem ganzen Thema... :wink:
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(Laurence Johnston Peter (1919-90), amerik. Managementberater)
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jofelida
Beiträge: 10
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Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von jofelida »

Also dann irgendwie eine Philosophiesache?

Lass ich den natürlichen Zustand und das Auge muss sich mehr anstrengen oder verändere ich diesen und es wird dadurch evtl. schlechter.

Wissen wird man es aber erst viel später?
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Lutz
Beiträge: 5451
Registriert: Donnerstag 3. März 2011, 10:28

Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von Lutz »

Praxis-Beispiele:
Fall 1 (ich): Man mißt ein bißchen Prisma, aber im Alltag keine Probleme. Keine Kopfschmerzen, keine Doppelbilder. Kurz vor dem Einschlafen vor dem Fernseher kann es passieren, daß sich mal eine Auge "ausklinkt" -> Zeit, ins Bett zu gehen.

Fall 2 (Kunde): Trägt seit Jahren eine stabile Prismenkorrektur, gut verträglich, keine Beschwerden, keine Doppelbiler mehr.

Fall 3 (Kunde): Symptome wie bei mir, aber vor ein paar Jahren geschah das "Ausklinken" öfter. Bis hin zu Doppelbildern, die die sichere Teilnahme am Straßenverkehr unmöglich machten. -> Prismenkorrektur -> Operation -> Keine Beschwerden mehr.

Hätte der Kunde aus Fall 2 irgendetwas gewonnen, hätte man die Prismenkorrektur früher begonnen? Oder hätte man lediglich die OP um ein paar Jahre vorgezogen?

Hätte ich irgendwas gewonnen, würde ich eine Prismenkorrektur tragen? Oder wäre ich dann schon vor Jahren operiert worden, um dann jetzt genauso beschwerdefrei zu sein, wie ich es auch ohne OP geblieben bin?

Deshalb bin ich da ganz bei @Karoshi, siehe Fall 2:
Karoshi hat geschrieben: Mittwoch 26. März 2025, 19:51 Man gibt Prismen, wenn sie helfen. Wenn kein Problem besteht, dann nicht.
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berlyn
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Registriert: Sonntag 28. Dezember 2014, 11:17

Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von berlyn »

Wobei Doppelbilder schon eine Extremstufe einer benötigten Prismenkorrektur darstellen.

Vielleicht hattest Du andere Probleme geäußert, die den Augenoptiker veranlasst hat, zu handeln. Z.B. häufige Kopfschmerzen, Migräne, schnelle Ermüdung beim lesen, häufiges Anstoßen oder daneben greifen usw....

Es gibt sehr viele Möglichkeiten an Problemen.
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Lutz
Beiträge: 5451
Registriert: Donnerstag 3. März 2011, 10:28

Re: Prisma - wann nötig?

Beitrag von Lutz »

Sorry, habe gerade erst bemerkt, daß ich überlesen hatte, daß Du schon länger eine Prismenkorrektion trägst... :oops:

Dann schließe ich mich uneingeschränkt den Kollegen mit den kürzeren Antworten an: Problem wurde erkannt, Problem wurde gelöst, Augenarzt liegt falsch... :wink:
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