Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

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kaiserkeks
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Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von kaiserkeks »

Liebes Forum,

da sich bei meinen aktuellen Brillengläsern von Zeiss leider nach wenigen Jahren die Beschichtung löst wollte ich für meine neue Brille unbedingt Gläser von Hoya. Bei Hoya hatte ich mit der Beschichtung sehr gute Erfahrungen gemacht; Meine Vorgängerbrille mit Hoya Gläsern sieht auch nach vielen Jahren noch aus wie neu.
Nach einiger Suche habe ich dann auch einen Optiker gefunden, bei dem ich mich kompetent beraten fühle und der Hoya Gläser im Angebot hat.
Entschieden habe ich mich für das Individualglas (Nulux Identity V+) mit Brechungsindex 1,67.
Leider waren die berechneten max. Randdicken erheblich über dem was ich erwartet hatte. Da der Optiker auch Zeiss und Rodenstock im Angebot hat, hat er mir die max. Randdicken auch für diese Hersteller berechnet und dabei kamen erhebliche Unterschiede zutage.

Bild

Das 1,67 Hoya Glas ist also ca. 30% dicker als das Zeiss Glass, bei exakt den gleichen Werten und natürlich in der gleichen Fassung. Ebenfalls verwunderlich finde ich, dass das Rodenstock Glass rechts ebenfalls dicker ist als das Glas von Zeiss, links aber das dünnste Glas ist.
Wie lassen sich diese Unterschiede erklären? Ich dachte immer die top Markengläser sind alle sehr nahe beisammen. Geben die verschiedenen Hersteller die max. Randdicke eventuell unterschiedlich euphemistisch an?

Vielen Dank für eure Hilfe.

Viele Grüße
Kaiserkeks
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optidi
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von optidi »

Bei welcher Stärke?
Zu dünn ist auch nicht von Vorteil, besonders für die Haltbarkeit von Beschichtungen.

Gruß
Optidi
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Karoshi
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Karoshi »

Wie dick oder dünn die Gläser sind, hat nichts mit der Qualität zu tun.

Moderne Brillengläser wie diese von dir beschriebenen werden heute so gemacht:

Es gibt ein Vorprodukt mit einer fixen Frontkurve, da werden dann hinten die Rezeptwerte eingefräst.
Die Vorderfläche ist also fix und wird nicht mehr bearbeitet.

Nun gibt es aus physikalischen Gründen für jede Stärke genau eine Frontkurve die am wenigsten Abbildungsfehler macht. Da die Möglichkeiten aber unbegrenzt und die Lagerhaltung sehr wohl begrenzt ist, legen die Hersteller für einen gewissen Stärkenbereich je eine Kurve fest.
Wie fein die Rasterung ist und welcher Stärkenbereich auf welche Kurve gelegt wird unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller.
Daher kommen die Dickenunterschiede.
Man kann aber nicht sagen ob die dickeren jetzt die schlechteren sind. Die könnten physikalisch betrachtet auch die bestmöglichen sein.
Was man aber sagen kann:
Je dünner desto flachere Frontkurve, desto mehr Reflexe.
Und: Einen halben Millimeter Unterschied siehst du in der fertigen Brille nicht.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011
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kaiserkeks
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von kaiserkeks »

Hallo zusammen,

danke für die schnellen Antworten.

Meine neuen Stärken sind:

rechts:
SPH: +5,75
CYL: -4,75
ACH: 77

links:
SPH +3.5
CYL: -3,25
ACH: 104

Wenn es denn nur ein halber Milimeter wäre, dann wäre es vermutlich verkraftbar.
Mein Problem ist aber zusätzlich, dass im Vergleich zu meiner aktuellen Brille die Gläser ohnehin deutlich dicker zu sein scheinen, was leider ebenfalls niemand erklären konnte.

Meine aktuelle Brille hat eine Randdicke von 2 Milimetern. Meine Gläser stehen links wie rechts an keiner Stelle über den Rand hinaus. Im Gegenteil, ich kann sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite überall noch einen kleinen Winkel nach innen spüren.
Ich würde die max. Randdicke meiner aktuellen Gläser daher mit <2mm angeben.
Wenn ich mir dagegen nun eine Randdicke von 3,5mm vorstelle ist das schon erheblich.

Dickste Stelle (rechtes Glas links oben):
Bild

In meiner aktuellen Brille ist ebenfalls das Zeiss Individualglas mit Brechungsindex 1,67 verbaut.
Die Form der neuen Brille ist nahezu identisch zur Form der alten Brille (gleicher Hersteller, fast gleiches Modell) und ist von der Grösse sogar minimal kleiner (45mm Durchmesser vs. 47mm Durchmesser).
Auch meine Stärken haben sich, zumindest gefühlt, nicht so stark verändert, dass das diese erheblichen Veränderungen in der Dicke rechtfertigen könnte. :(
Stärken aktuelle Brille:

rechts:
SPH: +5,62
CYL: -4,5
ACH: 76

links:
SPH +3,12
CYL: -3,12
ACH: 102

Bin nun ziemlich verzweifelt und sowohl hinsichtlich des Optikers, trotz des eigentlich guten Eindrucks, als auch bezüglich den Hoya Gläsern stark verunsichert.

Viele Grüße
Kaiserkeks
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Lutz
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Lutz »

Erstens:

Wenn man als Optiker ein Dickenberechnungsprogramm eines Glasherstellers benutzt, dann wählt man oft für die Berechnung aus einem vom Hersteller festgelegten Angebot von vielleicht acht Grundformen diejenige aus, die der tatsächlichen Glasform am ähnlichsten ist. Oder es wird die Originalfassung abgetastet, und die "echten" Formdaten werden als Berechnungsgrundlage genommen. Oder man skizziert die Form mit Maus oder Graphiktablett quasi "von Hand".

Wenn dann bei drei verschiedenen Herstellern die angebotenen Formen oder die Methoden zur Formeingabe an sich schon verschieden sind, dann erhält man allein dadurch unterschiedliche Ergebnisse. Unter Umständen wären die Gläser bei der tatsächlichen Fertigung, wenn alle Hersteller exakt die gleichen Formdaten vorliegen hätten, deutlich näher beieinander als zuvor bei der theoretischen Berechnung.

Manchmal paßt auch keine der angebotenen Formen so richtig gut; dann hängt es vom Benutzer des Programms ab, welche er subjektiv als "am ähnlichsten" empfindet - auch hier kann es unterschiedliche Einschätzungen geben. Bedeutet: bei gleicher gegebener Fassung und gleichen sonstigen Daten kommen zwei unterschiedliche Optiker beim gleichen Hersteller und gleichem Glastyp möglicherweise trotzdem zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen bei der Vorabberechnung.


Zweitens:

Deine Korrektionswerte sind ideal für ovale Glasformen, bei denen Du ziemlich mittig hindurchschaust. Ist die Form weniger oval oder größer oder kleiner (immer in Kombination mit dem Abstand zwischen den Gläsern, der nicht unwesentlich dazu beiträgt, ob man eher mittig oder weniger mittig durch das Glas schaut), oder gibt es Stärkenänderungen (hier kann auch die Zylinderachse einen starken Einfluß auf die Glasdicken haben!), dann ergeben sich höhere Randdicken. Daran wird kein Glashersteller was ändern können.


Drittens:

Eine maximale Dickenreduzierung, bei der praktisch messerscharfe Glasränder entstehen, ist aus technischen Gründen nicht mit jeder Herstellungstechnik möglich. Daher kann es sein, daß man für ein Glas mit der besseren Abbildung unter Umständen eine etwas erhöhte Dicke in Kauf nehmen muß im Vergleich zum dem technisch eigentlich simpleren Glas, welches mit "bewährter" Technik hergestellt wird.


Viertens:

Die Glasdicken systematisch dünner anzugeben, als sie am Ende sein werden, macht wenig Sinn: ein Kunde, dem das auffällt (und in diesem Fall ist sowohl der Brillenträger als auch der Optiker ein Kunde), ist sauer, und saure Kunden braucht kein Optiker und kein Glashersteller... :wink:
Rate dreimal hintereinander richtig, und du wirst den Ruf eines Experten haben.
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optikgutachter
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von optikgutachter »

Je nach Form(vorschlag) des vewendeten Programmes
sind die Differenzen eigentlich im Rahmen.
Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass die zulässige Toleranz
in der Fertigung +/- 0.3mm beträgt...... :wink:
ist kein wirklicher Unterschied gegeben.
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Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
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kaiserkeks
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von kaiserkeks »

Hallo zusammen,

danke für die Antworten.

Zu 1: Ihr geht beide davon aus, dass die Dickenberechnung auf Basis einer Standardform erstellt wurde. Ist es üblich das so zu machen auch wenn alle Prozessschritte bevor die Gläser in Auftrag gegeben werden können bereits durchlaufen sind? Auch die Fotos vor einem Automaten, mit anschließender Überprüfung der Zentrierung durch einzeichnen auf den Scheiben, waren bereits erstellt.

Zu 2: Würde meine aktuelle und neue Fassung definitiv als klein und oval bezeichnen.

Zu 3: Ich habe leider noch nie eine Beratung erhalten wo diese Aussage getroffen wurde oder wo ich das Gefühl hatte, dass man ernsthaft versucht herauszufinden, welches Glas für mich das geeignetste ist. In der Regel laufen die Gespräche so ab, dass man mir erstmal irgendwelche Standardgläser oder Pauschalpakete (Silver, Gold, Premium und so) anbietet. Wenn ich dann sage, dass ich das dünnstmögliche Glas möchte springt man direkt ans andere Ende der Preisskala zu den Individualgläsern. Welche Möglichkeiten gibt es denn neben dem Brechungsindex (und natürlich der Grösse und Form des Glases) die Dicke zu reduzieren? Klar, bei einem Lagerglas sollte man den kleinstmöglichen Durchmesser verwenden. Dann sind mir noch Freiformgläser ein Begriff. Ich habe das so verstanden, dass da der Glasrohling schon individuell auf die Form der Fassung produziert wird. Ebenfalls hab ich auch schon von Mittendickenreduzierung und Asphäre gehört, bin mir aber nicht sicher was da genau passiert. Gibt es weitere Möglichkeiten die Glasdicke zu reduzieren?

Viele Grüße
Kaiserkeks
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von optikgutachter »

kaiserkeks hat geschrieben:Ich habe leider noch nie eine Beratung erhalten wo diese Aussage getroffen wurde oder wo ich das Gefühl hatte, dass man ernsthaft versucht herauszufinden, welches Glas für mich das geeignetste ist. In der Regel laufen die Gespräche so ab, dass man mir erstmal irgendwelche Standardgläser oder Pauschalpakete (Silver, Gold, Premium und so) anbietet. Wenn ich dann sage, dass ich das dünnstmögliche Glas möchte springt man direkt ans andere Ende der Preisskala.........

Wir unterscheiden in der Branche zwischen
"Brillen-Verklopper" und "Seh-Kümmerer".

Wenn der Optiker des Vertrauens nicht offen darlegen kann,
weil was und wieso das Optimale ist...sollte man überlegen
bei wem man aktuell anfragt.....

Im Klartext: Alle gestellten Fragen könnten vor Ort ohne langwierige Maßnahmen geklärt bzw. sofort beantwortet werden.
Wenn man jemandem vom Fach vor sich hat...-versteht sich-....

Oder so:
Wenn Sie sich ihre Beratung im Internet abholen müssen,
weil da wo Sie waren dieses nicht möglich ist, dann sollte
Ihnen spätestens jetzt etwas auffallen.

Hart, aber herzlich :wink:
"OG"
Zuletzt geändert von optikgutachter am Sonntag 24. April 2022, 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Lutz
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Lutz »

kaiserkeks hat geschrieben: Zu 1: Ihr geht beide davon aus, dass die Dickenberechnung auf Basis einer Standardform erstellt wurde. Ist es üblich das so zu machen auch wenn alle Prozessschritte bevor die Gläser in Auftrag gegeben werden können bereits durchlaufen sind? Auch die Fotos vor einem Automaten, mit anschließender Überprüfung der Zentrierung durch einzeichnen auf den Scheiben, waren bereits erstellt.
Wenn ich sofort eine Dickenberechnung machen will für einen Kunden, der am Tisch sitzt und wartet, muß ich nehmen, was das Programm des Herstellers hergibt. Wenn ich Gläser bestelle, kann ich - möglicherweise deutlich zeitaufwendiger - die genauen Fassungsdaten verwenden. Ich kann auch eine Zeichnung mit der Originalform an den Hersteller senden, der dann - quasi in Handarbeit - eine Dickenberechnung vornimmt. Letzteres wird allerdings seltener gemacht, da der Kunde in aller Regel nicht stundenlang auf das Ergebnis warten möchte. Und ob der Mitarbeiter beim Hersteller dann nicht doch auch eine Standardform nimmt, die er für ähnlich hält, weiß auch keiner... :wink:

kaiserkeks hat geschrieben:Zu 3: Ich habe leider noch nie eine Beratung erhalten wo diese Aussage getroffen wurde oder wo ich das Gefühl hatte, dass man ernsthaft versucht herauszufinden, welches Glas für mich das geeignetste ist. In der Regel laufen die Gespräche so ab, dass man mir erstmal irgendwelche Standardgläser oder Pauschalpakete (Silver, Gold, Premium und so) anbietet. Wenn ich dann sage, dass ich das dünnstmögliche Glas möchte springt man direkt ans andere Ende der Preisskala zu den Individualgläsern. Welche Möglichkeiten gibt es denn neben dem Brechungsindex (und natürlich der Grösse und Form des Glases) die Dicke zu reduzieren? Klar, bei einem Lagerglas sollte man den kleinstmöglichen Durchmesser verwenden. Dann sind mir noch Freiformgläser ein Begriff. Ich habe das so verstanden, dass da der Glasrohling schon individuell auf die Form der Fassung produziert wird. Ebenfalls hab ich auch schon von Mittendickenreduzierung und Asphäre gehört, bin mir aber nicht sicher was da genau passiert. Gibt es weitere Möglichkeiten die Glasdicke zu reduzieren?
Da geht jetzt aber viel durcheinander...

1. Für "dünnstmöglich" braucht man nicht "indivdualisiert".
2. Freiform bezieht sich auf die Gestaltung der Glasfläche, nicht auf die Dicke oder die Form.
3. Bei Plusgläsern kann man die Dicke optimieren, indem man den kleinstmöglichen Rohglasdurchmesser nimmt.
4. Bei Plusgläsern kann man die Dicke zusätzlich minimieren, indem man die Rückfläche und Vorderfläche des Glases so lange annähert (also das Glas dünner schleift, wobei es auch kleiner wird), bis das Rohglas so klein ist, daß es gerade noch in die Fassung passen würde. Dies führt möglicherweise zu messerscharfen Rändern, wenn die Fläche als ganzes bearbeitet wird (z.B. durch eine Schleifkalotte) und ist unter Umständen nicht so extrem möglich, wenn punktförmig gefräst wird (-> Freiform), da dann das Werkzeug möglicherweise zeitweise durch die Luft fräsen müßte. Bei Plusgläsern mit Zylinderwirkung ergeben sich in der Regel ovale (oder unregelmäßig geformte) Rohgläser; die größte Dickenreduzierung ist möglich, wenn der größte Durchmesser der Glasform in der gleichen Richtung liegt wie die Zylinderachse bei Pluszylinderschreibweise. (Sorry, einfacher kann ich's leider nicht erklären... :wink:)
5. Eine solche Mittendickenminimierung ist durchaus auch bei Herstellern preiswerter Gläser möglich; eher nicht bei absoluten Niedrigpreisgläsern.
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kaiserkeks
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von kaiserkeks »

Hallo zusammen,
optikgutachter hat geschrieben: Im Klartext: Alle gestellten Fragen könnten vor Ort ohne langwierige Maßnahmen geklärt bzw. sofort beantwortet werden.
Wenn man jemandem vom Fach vor sich hat...-versteht sich-....

Oder so:
Wenn Sie sich ihre Beratung im Internet abholen müssen,
weil da wo Sie waren dieses nicht möglich ist, dann sollte
Ihnen spätestens jetzt etwas auffallen.

Hart, aber herzlich :wink:
"OG"
Ich war schon bei wirklich vielen Optikern (und ich meine nicht die großen Ketten).
Leider habe ich nur ganz selten die Erfahrung gemacht, dass jemand ernsthaft Beraten kann oder will.
Und auch beim Ergebnis habe ich schon vieles erlebt. Einmal war z.B. mein linkes Brillenglas plötzlich deutlich dicker als das rechte (trotz der geringeren Fehlsichtigkeit) und man hat mir nachdrücklich versucht zu erklären, dass das schon alles seine Richtigkeit hat und dass, da ich durch das Glas ja einwandfrei sehen würde, alles richtig gemacht wurde. Nun würde ich mich als durchaus mündigen Kunden bezeichnen und da ich schon seit jüngsten Kindertagen Brille trage habe ich auch einiges an Erfahrung. Letztendlich war es nur meiner Hartnäckigkeit zu verdanken, dass man am Ende doch noch herausgefunden hat, dass das Glas beim Schleifen wohl falschherum eingesetzt wurde (genaue Erklärung weiß ich nach über 10 Jahren nicht mehr).
Lutz hat geschrieben: 1. Für "dünnstmöglich" braucht man nicht "indivdualisiert".
Leider sagt auch jeder etwas anderes was individualisiert heißt. Und auch auf den Herstellerseiten wird man nicht wirklich schlauer.
Gibt es vielleicht irgendwo eine gute Erklärung was bei individuellen (allein schon dieses Wort - jedes Brillenglas ist ja zu einem gewissen Grad individuell) Gläsern alles zusätzlich berücksichtigt wird?
Lutz hat geschrieben: 2. Freiform bezieht sich auf die Gestaltung der Glasfläche, nicht auf die Dicke oder die Form.
Ist Freifrom die Gestaltung der Glasfläche für ein Individualglas? Oder gibt es das auch ohne "individual"?
Lutz hat geschrieben:3. Bei Plusgläsern kann man die Dicke optimieren, indem man den kleinstmöglichen Rohglasdurchmesser nimmt.
verstanden
Lutz hat geschrieben:4. Bei Plusgläsern kann man die Dicke zusätzlich minimieren, indem man die Rückfläche und Vorderfläche des Glases so lange annähert (also das Glas dünner schleift, wobei es auch kleiner wird), bis das Rohglas so klein ist, daß es gerade noch in die Fassung passen würde.
Ist dies was geläufig als Mittendickenreduzierung bezeichnet wird?
Lutz hat geschrieben:Bei Plusgläsern mit Zylinderwirkung ergeben sich in der Regel ovale (oder unregelmäßig geformte) Rohgläser; die größte Dickenreduzierung ist möglich, wenn der größte Durchmesser der Glasform in der gleichen Richtung liegt wie die Zylinderachse bei Pluszylinderschreibweise. (Sorry, einfacher kann ich's leider nicht erklären... :wink:)
Wenn ich das richtig verstehe sind meine Achsen daher nicht gerade ideal (wobei es auch noch schlimmer sein könnte), da diese ziemlich vertikal verlaufen. Besser wäre wohl ein schrägerer Verlauf, also z.B. 45° oder 135°, oder?

Linkes Glas (korrekt?):
Bild

Viele Grüße
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Karoshi »

Für einen modern aufgestellten Optiker ist es gar kein Problem die Dicken mit der echten Form und den echten Zentrierdaten "live" durchzusimulieren und alle sinnvollen Produkte zu vergleichen.
Das mag natürlich nicht jeder Kollege anbieten, weil kostet Zeit, Geld und man muss seine Produkte gut kennen.
Ich mach das regelmäßig, die Kunden sollen ja informierte Entscheidungen treffen.
Ich habe schon oft erlebt dass gerade im Plusbereich mit höheren Zylindern ein "normales" asphärisches Glas mit MDR schlanker wird als das modernste Superduperglas.
Bei deiner Achslage sind die Gläser nasenseitig und schläfenseitig leider immer am dicksten. Bei horizontalen Achsen wären die Gläser dünner. Aber is halt so.
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Traumtänzerin »

kaiserkeks hat geschrieben:
Lutz hat geschrieben:Bei Plusgläsern mit Zylinderwirkung ergeben sich in der Regel ovale (oder unregelmäßig geformte) Rohgläser; die größte Dickenreduzierung ist möglich, wenn der größte Durchmesser der Glasform in der gleichen Richtung liegt wie die Zylinderachse bei Pluszylinderschreibweise. (Sorry, einfacher kann ich's leider nicht erklären... :wink:)
Wenn ich das richtig verstehe sind meine Achsen daher nicht gerade ideal (wobei es auch noch schlimmer sein könnte), da diese ziemlich vertikal verlaufen. Besser wäre wohl ein schrägerer Verlauf, also z.B. 45° oder 135°, oder?
Die Achse, die du eingezeichnet hast, ist die Minuszylinderachse, die Pluszylinderachse läge bei 12°. Ich möchte mir da kein Urteil anmaßen, aber nach meiner Einschätzung und dem, was ich gelernt habe, sieht es gar nicht schlecht aus für ein gutes Ergebnis durch MDR.
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Lutz »

Traumtänzerin hat geschrieben: Die Achse, die du eingezeichnet hast, ist die Minuszylinderachse, die Pluszylinderachse läge bei 12°. Ich möchte mir da kein Urteil anmaßen, aber nach meiner Einschätzung und dem, was ich gelernt habe, sieht es gar nicht schlecht aus für ein gutes Ergebnis durch MDR.
Jepp. Flacher (ovaler) wäre allerdings besser.
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von Lutz »

kaiserkeks hat geschrieben:
Lutz hat geschrieben: 1. Für "dünnstmöglich" braucht man nicht "indivdualisiert".
Leider sagt auch jeder etwas anderes was individualisiert heißt. Und auch auf den Herstellerseiten wird man nicht wirklich schlauer.
Gibt es vielleicht irgendwo eine gute Erklärung was bei individuellen (allein schon dieses Wort - jedes Brillenglas ist ja zu einem gewissen Grad individuell) Gläsern alles zusätzlich berücksichtigt wird?
Wenn man Brillengläser herstellen möchte, muß man die Krümmungen von Vorder- und Rückfläche festlegen; möglichst so, daß wenig Abbildungsfehler entstehen. Dabei spielt u.a. eine Rolle, wo sich das Objekt befindet, und wo das Auge. Wenn man eine kostengünstige Serienfertigung aufbauen möchte, muß man für die Berechnung Durchschnittswerte annehmen. Wenn man die individuellen Parameter im Einzelfall kennt, kann man für jeden Brillenträger ein individualisiertes Glas berechnen und fertigen. Individualparameter können sein der Augenabstand, der Abstand Brillenglas-Auge, der Neigungswinkel der Fassung, die Durchbiegung der Fassung, die Lage des Augendrehpunkts usw.
Lutz hat geschrieben: 2. Freiform bezieht sich auf die Gestaltung der Glasfläche, nicht auf die Dicke oder die Form.
Ist Freifrom die Gestaltung der Glasfläche für ein Individualglas? Oder gibt es das auch ohne "individual"?
Wenn ich die Krümmung von Gläsern nur durch Kreise/Ellipsen/Parabeln/Kegelschnitte beschreiben kann, sind der Vielfalt irgendwo Grenzen gesetzt. Bei einer Freiformfläche können beliebige Kurven, wie auch immer sie mathematisch beschrieben werden können, zur Berechnung der Gläser herangezogen werden. Durch die Freiformtechnologie können diese Flächen am Ende auch gefertigt werden. Mit einer Freiformfräse kann ich natürlich auch "klassische" Flächen anfertigen. Ein mit Freiformtechnik gefertigtes Glas muß nicht automatisch ein individualisiertes sein (s.o.), allerdings ist eine individualisierte Fertigung wirtschaftlich wohl nur mit Freiformtechnologie realisierbar.
Lutz hat geschrieben:4. Bei Plusgläsern kann man die Dicke zusätzlich minimieren, indem man die Rückfläche und Vorderfläche des Glases so lange annähert (also das Glas dünner schleift, wobei es auch kleiner wird), bis das Rohglas so klein ist, daß es gerade noch in die Fassung passen würde.
Ist dies was geläufig als Mittendickenreduzierung bezeichnet wird?
Jawoll.
Lutz hat geschrieben:Bei Plusgläsern mit Zylinderwirkung ergeben sich in der Regel ovale (oder unregelmäßig geformte) Rohgläser; die größte Dickenreduzierung ist möglich, wenn der größte Durchmesser der Glasform in der gleichen Richtung liegt wie die Zylinderachse bei Pluszylinderschreibweise. (Sorry, einfacher kann ich's leider nicht erklären... :wink:)
Wenn ich das richtig verstehe sind meine Achsen daher nicht gerade ideal (wobei es auch noch schlimmer sein könnte), da diese ziemlich vertikal verlaufen. Besser wäre wohl ein schrägerer Verlauf, also z.B. 45° oder 135°, oder?
s. Beitrag der Traumtänzerin
Rate dreimal hintereinander richtig, und du wirst den Ruf eines Experten haben.
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Re: Max. Randdicken bei top Markengläsern völlig unterschiedlich?

Beitrag von kaiserkeks »

Hallo zusammen,

erstmal danke euch allen für die Antworten, insbesondere Karoshi und Lutz.
Das hat mir schon sehr viel weitergeholfen. Eines möchte ich aber nochmal genauer verstehen.
Ich fasse dabei auch ein bisschen zusammen was ich euren Antworten entnehmen konnte. Bitte korrigiert mich, falls ich etwas Falsches schreibe.

Wenn ich euch richtig verstanden habe, ist der Glasrohling immer zu einem gewissen Grad Standard.
Für bestimmte Stärkebereiche gibt es bestimmte Frontkurven. Von Hersteller zu Hersteller sind diese Stärkenbereiche u.U. etwas anders angesetzt (ggf. auch feiner oder weniger fein abgestuft). Es kann also sein, dass man bei einem Hersteller gerade in die „nächsthöhere“ Gruppe fällt und damit ein etwas dickeres Glas hat als beim anderen Hersteller, wo der Bereich so definiert ist, dass man noch in der „niedrigen“ Gruppe bleibt. Die exakte Stärke wird dann durch schleifen der Rückseite (konventionell oder freiform) erzeugt. Der Zylinder ist ebenfalls ein Wert der bei den Rohlingen Berücksichtigung findet. Ebenso natürlich die Grösse. Es gibt also eine sehr hohe (theoretisch unbegrenzte in der Praxis aber begrenze) Anzahl an Standartrohlingen. Individuelle Rohlinge, die unter Berücksichtigung aller Umstände bestmöglich auf die Sehstärke und Fassung erstellt werden gibt es nicht, oder?
Gibt es denn für verschiedene (Standard-)Formen verschiedene Rohlinge, oder sind die Rohlinge immer universell für alle Formen und eben nur in der Größe gestaffelt?
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