kaiserkeks hat geschrieben:
Zu 1: Ihr geht beide davon aus, dass die Dickenberechnung auf Basis einer Standardform erstellt wurde. Ist es üblich das so zu machen auch wenn alle Prozessschritte bevor die Gläser in Auftrag gegeben werden können bereits durchlaufen sind? Auch die Fotos vor einem Automaten, mit anschließender Überprüfung der Zentrierung durch einzeichnen auf den Scheiben, waren bereits erstellt.
Wenn ich sofort eine Dickenberechnung machen will für einen Kunden, der am Tisch sitzt und wartet, muß ich nehmen, was das Programm des Herstellers hergibt. Wenn ich Gläser bestelle, kann ich - möglicherweise deutlich zeitaufwendiger - die genauen Fassungsdaten verwenden. Ich kann auch eine Zeichnung mit der Originalform an den Hersteller senden, der dann - quasi in Handarbeit - eine Dickenberechnung vornimmt. Letzteres wird allerdings seltener gemacht, da der Kunde in aller Regel nicht stundenlang auf das Ergebnis warten möchte. Und ob der Mitarbeiter beim Hersteller dann nicht doch auch eine Standardform nimmt, die er für ähnlich hält, weiß auch keiner...
kaiserkeks hat geschrieben:Zu 3: Ich habe leider noch nie eine Beratung erhalten wo diese Aussage getroffen wurde oder wo ich das Gefühl hatte, dass man ernsthaft versucht herauszufinden, welches Glas für mich das geeignetste ist. In der Regel laufen die Gespräche so ab, dass man mir erstmal irgendwelche Standardgläser oder Pauschalpakete (Silver, Gold, Premium und so) anbietet. Wenn ich dann sage, dass ich das dünnstmögliche Glas möchte springt man direkt ans andere Ende der Preisskala zu den Individualgläsern. Welche Möglichkeiten gibt es denn neben dem Brechungsindex (und natürlich der Grösse und Form des Glases) die Dicke zu reduzieren? Klar, bei einem Lagerglas sollte man den kleinstmöglichen Durchmesser verwenden. Dann sind mir noch Freiformgläser ein Begriff. Ich habe das so verstanden, dass da der Glasrohling schon individuell auf die Form der Fassung produziert wird. Ebenfalls hab ich auch schon von Mittendickenreduzierung und Asphäre gehört, bin mir aber nicht sicher was da genau passiert. Gibt es weitere Möglichkeiten die Glasdicke zu reduzieren?
Da geht jetzt aber viel durcheinander...
1. Für "dünnstmöglich" braucht man nicht "indivdualisiert".
2. Freiform bezieht sich auf die Gestaltung der Glasfläche, nicht auf die Dicke oder die Form.
3. Bei Plusgläsern kann man die Dicke optimieren, indem man den kleinstmöglichen Rohglasdurchmesser nimmt.
4. Bei Plusgläsern kann man die Dicke zusätzlich minimieren, indem man die Rückfläche und Vorderfläche des Glases so lange annähert (also das Glas dünner schleift, wobei es auch kleiner wird), bis das Rohglas so klein ist, daß es gerade noch in die Fassung passen würde. Dies führt möglicherweise zu messerscharfen Rändern, wenn die Fläche als ganzes bearbeitet wird (z.B. durch eine Schleifkalotte) und ist unter Umständen nicht so extrem möglich, wenn punktförmig gefräst wird (-> Freiform), da dann das Werkzeug möglicherweise zeitweise durch die Luft fräsen müßte. Bei Plusgläsern mit Zylinderwirkung ergeben sich in der Regel ovale (oder unregelmäßig geformte) Rohgläser; die größte Dickenreduzierung ist möglich, wenn der größte Durchmesser der Glasform in der gleichen Richtung liegt wie die Zylinderachse bei Pluszylinderschreibweise. (Sorry, einfacher kann ich's leider nicht erklären...

)
5. Eine solche Mittendickenminimierung ist durchaus auch bei Herstellern preiswerter Gläser möglich; eher nicht bei absoluten Niedrigpreisgläsern.
Rate dreimal hintereinander richtig, und du wirst den Ruf eines Experten haben.
(Laurence Johnston Peter (1919-90), amerik. Managementberater)