Probleme mit Entspiegelung

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VolkerSchlacht
Beiträge: 1
Registriert: Dienstag 22. Februar 2022, 13:46

Probleme mit Entspiegelung

Beitrag von VolkerSchlacht »

Ihr Lieben,

zunächst - Chapeau für dieses tolle Forum und die großartige Hilfe, die hier gegeben wird. Nun muss ich sie leider selbst in Anspruch nehmen. Ich habe einen neuen Optiker ausprobiert, der mit sehr schönen Modellen überzeugen konnte. Die Beratung war wirklich wunderbar. Als es an die Auswahl der Gläser ging, wurde mir "Das Beste vom Besten" versprochen. Ich vertraue da einfach und hatte in der Vergangenheit nie Probleme mit den Gläsern.

Als ich nach der Abholung der Brille den Laden verließ, fiel mir jedoch direkt die krasse Spiegelung der Gläser auf. Das hatte ich so noch nie erlebt und für den Preis auch absolut nicht erwartet. "Verbaut" sind Hoya Hilux 1.60 zu je 77,00 Euro, für die Vorspiegelung HARD-HVL wurden 141,00 Euro pro Glas aufgerufen. Mir ist ist klar, dass jeder Optiker da ordentlich zulangt. Das ist ja auch okay, so lang die Qualität stimmt. Doch genau das ist eben nicht der Fall.

Hier ein Bild der Spiegelung meiner recht günstigen alten Brille (von einer Kette):
IMG_3658.jpeg
IMG_3658.jpeg (66.77 KiB) 4232 mal betrachtet
Und hier von der neuen:
IMG_3657.jpeg
IMG_3657.jpeg (78.97 KiB) 4232 mal betrachtet
Ich habe das dann reklamiert. Daraufhin hat der Optiker die Gläser zu Hoya geschickt und innerhalb eines Tages waren angeblich neue eingebaut und ich erhielt die Brille zurück. Es ist überhaupt kein Unterschied zu sehen. (Die Fotos sind schon die Gläser nach dem Tausch). Der Optiker sagte heute nochmals, es handele es sich um eine Restreflexion, das sei immer so und es handele es sich um die bestmögliche Entspieglung auf dem Markt und sehr, sehr gute Gläser. Mehr könne man nicht machen, außer noch für nochmals mehr Geld noch einen UV-Filter einbauen. Es sei kein Grund zu einer Reklamation. Die Situation ist also festgefahren. Wie wird das hier im Forum gesehen? Ist diese Entspiegelung so wirklich in Ordnung? Ich persönlich habe die Gläser auch nochmals mit ganz alten Brillen von mir verglichen: Dort sind die Reflexionen teilweise ähnlich stark, dann aber zumindest weiß und nicht grün.

Tausend Dank für die Hilfe!

Andreas
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Lutz
Beiträge: 5550
Registriert: Donnerstag 3. März 2011, 10:28

Re: Probleme mit Entspiegelung

Beitrag von Lutz »

Einerseits:

Viele - auch hochwertige - Entspiegelungen haben einen vergleichbaren, grünen Restreflex. Insofern ist sie in diesem Fall nicht ungewöhnlich und technisch wohl auch in Ordnung.

Andererseits:

Es gibt unauffäligere Entspiegelungen.

Bis vor ca. dreißig Jahren hatten Superentspiegelungen häufig einen violetten Restreflex. Das ist durchaus sinnvoll, wenn man bedenkt, daß das menschliche Auge seine höchste Empfindlichkeit im grünen Licht hat (ein violetter Restflex wird daher als dunkler wahrgenommen als ein physikalsich gleich intensiver grüner). Dann haben, wenn ich mich recht erinnere, Kundenbefragungen ergeben, daß grün "schöner" ist - also wurden nach und nach so ziemlich alle Entspiegelungen grün. (Ein Hersteller fand das etwas langweilig und erfand zwischendurch für sein Produktportfolio die "Gold-ET". Auch hübsch...) Mittlerweile gibt es so ziemlich alles: intensives grün, dezentes grün, violett, dezentes blau, intensives blau, orange, bronze, farbneutral, blau-türkis oder sonstwas. Dazu sogenannte "Hyperentspiegelungen" (so klassifiziert einer von mehreren Herstellern seine Schicht), bei denen die Reflexminderung über einen breiteren Spektralbereich wirkt und tatsächlich einen extrem geringen Restreflex aufweist.

Aufgrund der großen Vielfalt zeigen wir (wie auch viele andere Kollegen) unseren/ihren Kunden normalerweise diverse Muster, so daß jeder für sich entscheiden kann, was ihm gefällt und was er lieber nicht haben möchte.

Letztendlich nützt allerdings die schönste Schicht nichts, wenn es Nachteile z.B. bezüglich der Härte oder Abriebfestigkeit gibt. Daher kann es durchaus sein, daß Du trotz der für dich gewöhnungsbedürftigen Farbe eine sehr gute Beschichtung erhalten hast. Da müßte sich mal jemand zu äußern, welcher mehr Erfahrung mit Hoya-Gläsern bzw. -Schichten hat als ich, der dann auch interessiert mitlesen würde...

[Achso, fast vergessen: ich finde Deine vorherige Entspiegelung auch schöner. :wink:]
Rate dreimal hintereinander richtig, und du wirst den Ruf eines Experten haben.
(Laurence Johnston Peter (1919-90), amerik. Managementberater)
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optikgutachter
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Re: Probleme mit Entspiegelung

Beitrag von optikgutachter »

Die Hard-HVL ist eine sehr, sehr gute Beschichtung.
Der Restreflex grün oder rot differiert mit dem Grundmaterial.
Bei 1.6ern ist er grünlich, bei 1.67ern rötlich.
(Das aus physikalischen Gründen.)

Als Gerichtsgutachter:
Die Restreflexfarbe -ob als schön, oder nicht schön empfunden-
ist kein Mangel (könnte ein Jurist sagen)
oder Reklamationsgrund: Allenfalls ein Schönheitsfehler.

Bei geringerer Qualität könnte z.B. auch eine andere Restreflexfarbe erlangt werden.
Ich wüsste aber nicht warum das sinnvoll sein sollte.

"Ordentlich hingelangt bei der Beschichtung" kann ich so
nicht stehen lassen:
Wenn man sich anschaut was die Industrie dafür haben will
kann davon keine Rede sein......

Gruss aus Köln :wink:
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!
A
And
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Re: Probleme mit Entspiegelung

Beitrag von And »

meiner bescheidenen und unwissenden Meinung nach hat Volker aber recht mit seiner subjektiven Empfindung:

wenn man die Rückspiegelung der Hornhaut als Referenz nimmt (die zwei Glanzlichter links oberhalb der Pupille oder auch im inneren Augenwinkel) und diese Intensität mit den Reflektionen der Gläser vergleicht, komme zumindest ich nicht umhin, subjektiv eine deutlich schlechtere Entspiegelung der neuen Brille zu konstatieren :?:

Frage: wer / wie kann man die Reflexminderung objektiv messen? Oder ist hier der Kunde genauso wie die Optiker:in auf blindes Vertrauen in die Werbeaussagen der Glashersteller angewiesen?
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nixblicker
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Re: Probleme mit Entspiegelung

Beitrag von nixblicker »

man kann die reflexion sicherlich messen. Die Frage bleibt, was soll das bringen? Tatsache ist, dass der grüne Reflex einfach auffälliger erscheint, als der vorherige Blau violette. Da ist es jetzt an Kunde und optiker, eine Lösung zu finden. Hatte ich auch schon, sogar schon in die andere Richtung (Blau geht gar nicht, ich will den Grünen Reflex haben...)

Der Optiker hat vermutlich ein einwandfreies Produkt geliefert, der Kunde ist dennoch unzufrieden.

Also: Sucht einen kompromiss.. Eventuell ist der Hersteller bereit,im Rahmen einer Kulanzlösung ein alternatives Produkt zu liefern, vielleicht ist der Optiker bereit, auf einen Teil seines Arbeitslohnes zu verzichten, um dir eintgegen zu kommen, vielleicht bist du bereit, einen kleinen Aufpreis zu zahlen für ein dir angenehmeres Produkt... Viele Vielleichts...

Müssen muss hier keiner was. Das sollte jedem Klar sein.
Schau doch mal rein: www.glashaus-bremerhaven.de
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optidi
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Re: Probleme mit Entspiegelung

Beitrag von optidi »

And hat geschrieben:meiner bescheidenen und unwissenden Meinung nach hat Volker aber recht mit seiner subjektiven Empfindung:

wenn man die Rückspiegelung der Hornhaut als Referenz nimmt (die zwei Glanzlichter links oberhalb der Pupille oder auch im inneren Augenwinkel) und diese Intensität mit den Reflektionen der Gläser vergleicht, komme zumindest ich nicht umhin, subjektiv eine deutlich schlechtere Entspiegelung der neuen Brille zu konstatieren :?:

Frage: wer / wie kann man die Reflexminderung objektiv messen? Oder ist hier der Kunde genauso wie die Optiker:in auf blindes Vertrauen in die Werbeaussagen der Glashersteller angewiesen?
Ich würde sagen, dass durch Gebauchsspuren die Gläser in der alten Brille den Reflex subjektiv abschwächt und diffuser macht.
Schau die mal die Reflexe auf der Fassung an.

Die HVL ist für mich eine der besten Entspiegelungen auf dem Markt.

Gruß

Dirk
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