Farbfehlsichtigkeit

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vogtländer
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Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von vogtländer »

Eine Freundin von mir hat zwei farbfehlsichtige Söhne. Der eine kommt ganz gut zurecht, ist bereits erwachsen, der andere noch in der Schule. Vermutlich sieht er nur Gelb- und Blautöne, kann nicht einmal weiße Kreide an der Tafel erkennen. Er ist schon in der Pubertät, ist immer ziemlich traurig, dass er nicht so sehen kann wie alle anderen. Nur weiß niemand so richtig, wie er sieht.
Bei einer Unterhaltung über dieses Forum kam uns der Gedanke, hier mal nachzufragen, wo die genaue Farbfehlsichtigkeit bestimmt werden kann oder/und ob es Möglichkeiten gibt zeitweise kurz- oder langfristige Verbesserungen für den Jungen zu errreichen. Der Kinderarzt weiß um das Problem, bei einem Augenarzt war er auch schon mal, aber nix ... :roll: ...
Weiß jemand Rat???
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Humungus
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Humungus »

vogtländer hat geschrieben:Der Kinderarzt weiß um das Problem, bei einem Augenarzt war er auch schon mal, aber nix ... :roll: ...
Weiß jemand Rat???
Jo. Das ist eine Aufgabe des Augenarztes. Ab einem bestimmten Alter kann man Farbfehlsichtigkeiten testen. Grob so ab dem 5. Lebensjahr, feiner ca. ab dem 12.-14.

Dafür gibt es verschiedene Methoden:
1. Farblesetafeln, beispielsweise nach Ishihara (google mal danach). Da sind bunte Zahlen auf buntem Hintergrund. Für kleinere Kinder gibt es Schlangenlinien, die diese mit dem Finger nachziehen können. So kriegt man am einfachsten heraus, ob es eine Grün- oder Rotschwäche ist. (Am häufigsten Grünschwäche).

2. Legesteine in verschiedenen Farben (Farnsworth-Test).

3. (Das genaueste) Anomaloskop, ein Gerät, bei dem der Proband (grob gesagt) Farben miteinander vergleichen kann. Das geht aber erst bei schon relativ alten Kindern.

Verpassen kann man eigentlich nix, da die Farbfehlsichtigkeit X-chromosomal genetisch bedingt ist und sich nicht ändert. Geringfügige Farbfehlsichtigkeiten kann man durch spezielle Tönungen in Brillen austricksen, schwerere nicht mehr. Konsequenzen hat die Farbfehlsichtigkeit vor allen Dingen im Beruf, weil Berufe, die optimales Farbensehen voraussetzen, nicht mehr eingeschlagen werden können. Natürlich der Drucker und der Maler, aber auch der Elektriker (Kabelstränge!). Für den normalen Führerschein besteht kein Problem, für weitergehende (LKW, Personenbeförderung, natürlich Fliegen, aber auch Schiffahrt) kann es schwierig werden.

Also: zum Augenarzt und nochmal nachhaken. Zumindest einen Ishihara sollte jeder da liegen haben, und auch wissen, wo ein Anomaloskop steht. Dass ein Farbschwacher weiße Kreide an einer tiefgrünen Tafel nicht sehen kann, ist allerdings schon auffällig!
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Eberhard Luckas
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Eberhard Luckas »

Hallo Humungus,

hast Du schon mal von den Colorlite-Gläsern gehört? Schau mal auf http://www.farbfehlsichtigkeit.com. In vielen Fällen helfen diese Gläser das Farbunterscheidungsvermögen zu verbessern, es ist natürlich keine Heilung der Farbschwäche.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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Humungus
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Humungus »

Ich muss ganz offen sagen, dass ich die Seite für nicht sehr seriös halte.

Warum?
1. "Farbenblinde" kann man nicht korrigieren, sie sind qua Definition dazu nicht fähig. Nur bei "Farbschwachen" ist das möglich.
2. Eine "Rot-Grün-Blindheit" gibt es extrem selten. Wie ich bereits sagte, ist die häufigste Farbschwäche eine Grünschwäche, dann eine Rotschwäche.
3. Zu behaupten, Farbenblinde seien im Straßenverkehr sowohl für sich wie auch für andere eine Gefahr, ist frech.

Ich erwarte von einer Seite, die sich teilweise den Anspruch gibt, Patienten zu beraten, Exaktheit!

Und was ich eigentlich erwarte, ist eine Studie, die beschreibt, bis zu welchem Anomalquotienten diese Gläser taugen. Und wie der Anomalquotient durch die Gläser beeinflusst wird. Es ist nämlich (wie Sie als Optiker wissen) gut möglich, die Wahrnehmung zu täuschen, aber objektiv keine große Veränderung zu erreichen.

Vielleicht haben Sie einen Link zu entsprechenden Studien.

Solche Gläser gab es schon immer (bzw. Vorgänger). Ich sagte schon: geringe Störungen können korrigiert werden. Ich wäre glücklich, wenn eine echte Farbenblindheit zu korrigieren wäre!

P.S: jetzt sehe ich, dass Sie selbst auch in der Kontaktliste stehen. Vielleicht könnten Sie auf die Webmaster einwirken, dass so platte Wortwahl nicht gerade einen guten Eindruck macht. Rechtschreibfehler und der Begriff "Ordnungswidrigkeit" für eine genetische Veränderung sind übrigens recht erheiternd. Und das hier: "Der Farbenblinde bleibt folglich nach dem Ergebnis der traditionellen Farbsehtests farbenblind." heißt, dass man sich solch eine Brille nicht anschaffen sollte, um damit einen Tauglichkeitstest zu bestehen. Richtig? Aber wenn der Test nicht beeinflusst wird - warum sollten diese Leute dann keine "Gefahr mehr für sich und andere" sein? :x
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Eberhard Luckas
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Eberhard Luckas »

Hallo Humungus,

ich kann leider nicht auf die Seite einwirken, sie ist in Ungarn erstellt worden. Schreibfehler sind nicht auf meinen Mist gewachsen. Ich ärgere mich tagtäglich damit rum.

Genau so bewerbe ich diese Gläser nicht. Wenn ich einen Anruf erhalte von einem Interessenten, stelle ich die Sachlage erstmal gerade. Die Gläser sind nur für Farbsehschwäche und niemals für Achromatopsie gedacht, dafür gibt es ja Gott sei Dank Kantenfilter. Da ca. 9% der Männer eine Rot-Grün-Schwäche haben, ist das Klientel schon recht groß.
Zum Erwerb eines LKW- oder Busführerscheins oder für den Führerscheinerwerb für U-Bahn, Straßenbahn und ähnliche sind die Gläser nicht geeignet.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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Humungus
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Humungus »

Eberhard Luckas hat geschrieben:ich kann leider nicht auf die Seite einwirken, sie ist in Ungarn erstellt worden. Schreibfehler sind nicht auf meinen Mist gewachsen. Ich ärgere mich tagtäglich damit rum.
Sie stehen auf der Kontaktliste, müssen sich folglich auch die Seite und ihre Schatten anrechnen lassen.
Die Gläser sind nur für Farbsehschwäche und niemals für Achromatopsie gedacht, dafür gibt es ja Gott sei Dank Kantenfilter.
Ach, und was erreichen Sie mit dem Kantenfoiter? Können Sie vielleicht jetzt einen Link beifügen, der zeigt, wie sich das Anomaloskop durch den kantenfilter verändert?
Zum Erwerb eines LKW- oder Busführerscheins oder für den Führerscheinerwerb für U-Bahn, Straßenbahn und ähnliche sind die Gläser nicht geeignet.
Dann kann man auch schließen, dass sich die Berufstauglichkeit durch die Gläser nicht ändert.

Warum spielt dann die von Ihnen verlinkte Seite mehr oder weniger geschickt mit derartigen Argumenten?

Meiner Meinung nach haben solche Gläser (wie auch Kantenfiltergläser bei Farbenblindheit) einen Stellenwert in der subjektiven Beeinflussung der Farbwahrnehmung der Farbschwachen. Objektiv leisten sie nur in engen Grenzen etwas.
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Eberhard Luckas
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Eberhard Luckas »

Hallo Humungus,

Kantenfilter bei Achromatopsie dienen ausschließlch zur Lichtreduktion und Kontraststeigerung bei den extrem lichtempfindlichen Patienten. Die meisten Gläser sind bei 527 bis 660 nm gefärbt. Es gibt keine Berührungspunkte zu den Colorlite-Gläsern, die nur die Wellenlänge der Farbe auf der Netzhaut verschieben und dadurch die Erkennbarkeit der Farben verbessert. Mehr nicht. Die Berufstauglichkeit kann sich ändern, ich habe schon Kunden mit recht verschiedenen beruflichen Anforderungen bei mir gehabt und viele haben durch die Colorlite-Gläser mehr Erfolg im Beruf.
Es sind alles tatsächlich subjetive Erfolge. Objetiv ist es nicht nachprüfbar, Ishihara ist dabei auch nicht mehr zu gebrauchen. Nur: die ganze Brillenglasbestimmung ist subjetiv, muss subjektiv sein, also hat auch die subjektive Farbauswahl solcher Gläser auch ihre Berechtigung. Was hilft, ist gut.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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Humungus
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von Humungus »

Eberhard Luckas hat geschrieben:Nur: die ganze Brillenglasbestimmung ist subjetiv, muss subjektiv sein, also hat auch die subjektive Farbauswahl solcher Gläser auch ihre Berechtigung. Was hilft, ist gut.
Na ja, die positiven Effekte von Kantenfiltergläsern kenne ich besonders bei der Retinopathia pigmentosa. Da sind aber dann auch Verbesserungen zu messen. Der Haken von unmessbaren subjektiven Verbesserungen ist, dass sie zwar dem Patienten gut tun (keine Frage!), aber für Gutachten nix bringen.

A propos Farbsinnstörung: da hat doch vor gar nicht so langer Zeit ein "Spezialist" aus dem Bundesministerium neue Richtlinien für den Sportbootführerschein festgelegt. Die führten dann dazu, dass man Farben beinahe so gut sehen musste wie ein Jet-Pilot...Folge: Riesentheater, Diskussionen, und am Ende wird drauf verwiesen, dass man ja im Zweifelsfall dem Prüfling eine grüne und eine rote Signallampe zeigen muss, und wenn er sie erkennt, besteht er. Deutsche Bürokratie - unschlagbar!

Böse Zungen sagen eh, dass der Sachbearbeiter, der für die Führerscheintauglichkeiten zuständig ist, schielt und schlecht sieht und seinen Frust an den Augenärzten ablässt... :twisted:
v
vogtländer
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Re: Farbfehlsichtigkeit

Beitrag von vogtländer »

Ich habe meiner Freundin den Farbsehtest beim Augenarzt vorgeschlagen und sie sucht jetzt einen passenden Augenarzt in der Nähe. Wenn ich etwas Genaueres weiß, melde ich mich nochmal!
Vielen Dank erst einmal!
Dem Jungen würde sicher schon eine kleine Verbesserung gefallen. Er ist ziemlich traurig über seine Situation, wenn auch alle Beteiligten um die Unabänderlichkeit wissen.
Manchmal ist es aber auch den Lehrern gegenüber recht sinnvoll die Farbfehlsichtigkeit nachweisen zu können, denn es gibt Unterrichtsfächer, wo das richtige Farbensehen eine Voraussetzung zur Leistungserbringung darstellt!
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