Acetat-Brille auch in hochwertig?

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Oddi
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Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von Oddi »

Moin, ich hätte da mal eine Frage und würde mich freuen, wenn mir jemand seine Meinung mitteilen könnte.

Ich trage fast seit etwa 25 Jahren Brillen, und somit quasie mein ganzes Leben lang. Die beiden letzten Brillen habe ich jeweils etwa 5 Jahre getragen.
Bisher hatte ich ausschließlich Brillen mit Metallrahmen und wollte nun mal was neues.
Erst hatte ich überlegt, dass es ja eine aus echtem Horn werden könnte. Aber es gibt erstens relativ wenig Läden die sowas heutzutage noch anbieten und zweitens liegen die Preise,
die ich bisher gesehen habe ein wenig über meiner Vorstellung.
Alternativ hatte ich an Acetat gedacht. Vor allem weil ein Optiker hier in der Nähe diesen Werkstoff auf seiner Homepage als durchaus hochwertig angepriesen hatte (im gegensatz zu "Spritzguß mit vielen Weichmachern!").
Meine daraus folgende Annahme, Acetat beinhalte keine Weichmacher, stellte sich nach einem Blick auf google jedoch als falsch heraus. Man findet tatsächlich einige Berichte von Brillen,
die sich weiß verfärbt haben, weil Weichmacher mit der Zeit ausgetreten sind. Außerdem liest man immer wieder, dass die Brillen im laufe dieses Prozesses hart und spröde werden sollen.

Nun frage ich mich...gibt es möglicherweise Quallitätsunterschiede beim Material die auswirkungen auf den Verschleißprozess haben oder ist jede Acetat Brille gleichermaßen betroffen?
Wie hoch darf man denn die Lebensdauer einer solchen Brille einschätzen? Kann man sie in der Regel schon ein paar Jahre bedenkenlos tragen ohne dass sie unansehnlich oder brüchig wird?
Lohnt es sich überhaupt viel Geld für ein Acetat Modell auszugeben oder sollte man am Aufpreis zur echten Hornbrille nicht geizen?

Gruß Oddi!
T
Traumtänzerin
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Re: Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von Traumtänzerin »

Lieber Oddi,

eigentlich wollte ich das Antworten hier denen überlassen, die wirklich Ahnung haben. Aber es tut mir in der Seele weh, dich von dem herrlichen Material Acetat als einem minderwertigen Billigwerkstoff reden zu hören. Sicher, du willst keine Fassungen bauen und wirst niemals erleben, wie eine unscheinbare Acetatplatte unter deinen Händen Form annimmt und das Material beim Schmirgeln und anschließenden Polieren quasi zum Leben erwacht. Aber vielleicht solltest du dir die Herstellung von hochwertigem Acetat mal ansehen, z.B. hier:

https://vimeo.com/80471038?ref=fb-share

Natürlich gibt es Acetat in unterschiedlichen Qualitäten, aber generell musst du auf keinen Fall damit rechnen, dass eine Acetatfassung schon nach kurzer Zeit weiß und spröde wird. Man kann an einer Acetatfassung viele Jahre lang Freude haben, vor allem, wenn sie gut gepflegt wird.

Neben den Umwelteinflüssen, denen man nicht entgehen kann, gibt es nämlich auch Faktoren, auf die der Brillenbesitzer einen gewissen Einfluss hat. So trägt z.B. Schweiß, Haut- und Haarfett dazu bei, dass die Oberfläche angegriffen wird und die Weichmacher schneller austreten, folglich das Material eher versprödet. Ich bin der Überzeugung, dass ein tägliches Reinigen nicht nur der Gläser, sondern auch der kompletten Fassung mit reichlich warmem Wasser und einem kleinen Tropfen Spülmittel dazu führt, dass die Einwirkung durch die vom Körper ausgeschiedenen Stoffe auf das Material auf das Minimum reduziert werden kann.

Zu häufige Reinigung im eigenen Ultraschallgerät, wie es in mehr und mehr Privathaushalten gehandhabt wird, könnte ebenfalls ein Risikofaktor sein. Auch hier wäre ich zumindest vorsichtig.

Horn ist natürlich auch ein wunderbares Material und auf jeden Fall seinen Preis wert!

Soweit meine Meinung! Ich hoffe, dass noch viele fundierte Antworten der Fachleute folgen werden.

Eine glückliche Hand bei der Fassungswahl wünscht dir

die Traumtänzerin
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Eberhard Luckas
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Re: Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von Eberhard Luckas »

Moin TT,
besser kann man es nicht ausdrücken. :)
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
T
Traumtänzerin
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Re: Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von Traumtänzerin »

Danke, Eberhard! :D
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wörterseh
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Re: Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von wörterseh »

Wo er Recht hat, hat er Recht ...der Eberhard!
Den Aufführungen der Traumtänzerin ist wohl nix hinzuzufügen.
Wer sich mit einem Idioten streitet beweist das es gerade zwei davon gibt!
O
Oddi
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Re: Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von Oddi »

Moin Traumtänzerin,

auf gar keinen Fall wollte ich selber Acetat als Billigwerkstoff darstellen. Um genau zu sein hatte ich mir ja noch gar keine endgültige Meinung gebildet.
Aber du hast recht. Der Stoff hat dochaus etwas faszinierendes an sich und dein Video unterstreicht dies noch einmal.
Nur ist es nunmal so, dass man als Außenstehender einfach nicht in der Lage ist, generelle Tatsachen von Behauptungen oder seltenen Ausnahmefällen zu unterscheiden.
Deswegen konnte ich gar nicht anders als nochmal nachhaken zu müssen. Ich kann dir aber verraten, dass ich insgeheim gehofft habe, dass man mir diese Bedenken hier ausreden kann :D .
Wenn man sich bei gutem Ausgangsmaterial (und das wird beim innerstedtischen Optiker hoffentlich meistens der Fall sein) und ein wenig Pflege keine Gedanken machen muss, ist meine Frage wohl ausreichend beantwortet.

In diesem Sinne bedanke ich mich schonmal für die schnelle Rückmeldung! :)

Gruß Oddi
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Distel
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Re: Acetat-Brille auch in hochwertig?

Beitrag von Distel »

Traumtänzerin hat geschrieben: Neben den Umwelteinflüssen, denen man nicht entgehen kann, gibt es nämlich auch Faktoren, auf die der Brillenbesitzer einen gewissen Einfluss hat. So trägt z.B. Schweiß, Haut- und Haarfett dazu bei, dass die Oberfläche angegriffen wird und die Weichmacher schneller austreten, folglich das Material eher versprödet. Ich bin der Überzeugung, dass ein tägliches Reinigen nicht nur der Gläser, sondern auch der kompletten Fassung mit reichlich warmem Wasser und einem kleinen Tropfen Spülmittel dazu führt, dass die Einwirkung durch die vom Körper ausgeschiedenen Stoffe auf das Material auf das Minimum reduziert werden kann.
Wie von unserer TT zutreffend beschrieben, hat der Brillenträger selbst einen großen Einfluss. :wink:
Die regelmäßige, idealerweise tägliche Reinigung trägt sicherlich zur längeren Nutzungdauer bei.

Ferner möchte ich noch ergänzen:
- besonders optimal ist die komplette Reinigung der Brille vor dem Schlafengehen, da über Nacht die "Ablagerungen" des Tages nicht mehr einwirken können. Eine gute Prävention für die Oberflächen der Gläser und auch der Fassung.
- das richtige Absetzen der Brille beachten - mit beiden Händen nach vorn ziehen und nicht mit einer Hand zur Seite ziehen. Dadurch wird die Brücke geschont, eine besonders bruchgefährdete Stelle.
Nemo me impune lacessit - Niemand reizt mich ungestraft
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