Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

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der cobold
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Registriert: Samstag 15. August 2015, 11:20

Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von der cobold »

Hallo!

Obwohl hier ja schon viel zu Unverträglichkeiten bei Gleitsichtbrillen geschrieben wurde, konnte ich für mein Problem noch keine Lösung finden und bitte um Ratschläge.

Ich habe seit 2007 eine Gleitsichtbrille mit Rodenstock Impression Gläsern mit den Werten:
R Sph -4.25, Cyl -1,25, Ach 124, Add 1,75
L Sph -4,25, Cyl -1.25, Ach 94, Add 1,75

Ich hatte mit dieser Brille keine Probleme, inzwischen sehe ich aber nicht mehr so gut damit. Also habe ich mir eine neue Brille machen lassen, bei der folgende Werte gemessen wurden:
R Sph -4,25, Cyl -1,50, Ach 120, Add 2,50
L Sph -3,75, Cyl -1,25, Ach 100, Add 2,50

Bei dieser Brille habe ich das angeblich beste momentan verfügbare Glas bekommen: Zeiss GS Individual 2 1.67 Dura Vision Platinum zum Preis von knapp € 1000,--
Nun hatte ich große Umstellungsprobleme. Neben der schon gewohnten Unschärfe bei vertikalen Kopfbewegungen kam hier auch eine bei horizontalen Bewegungen hinzu. Der Schärfebereich war gefühlt wesentlich kleiner und zwar in allen Entfernungen. Im Nahbereich konnte ich z.B. eine Buchseite ganz erfassen, jetzt sind die Ränder unscharf. Im mittleren Bereich (ich sitze ca. 3m vor einem Bücheregal) kann ich gerade mal zwei nebeneinanderstehende Bücher scharf sehen, ansonsten muss ich den Kopf drehen. Der weitere Randbereich rechts und links ist völlig unscharf. Beim Autofahren muss ich um Verkehrsschilder zu lesen, ebenfalls den Kopf weiter drehen. Dabei habe ich immer rechts und links erhebliche Unschärfen, die mich ganz schwindlig machen. Nach kurzer Tragedauer bekam ich heftige Kopfschmerzen.

Eine Woche habe ich versucht, mich an die neue Brille zu gewöhnen, vergeblich. Mein Optiker hat daraufhin die Werte nochmal nachgemessen (sie stimmten) und die Brille zur Überprüfung zu Zeiss eingeschickt (Ergebnis: alles in Ordnung). Da ich schon die besten Gläser mit dem weitesten Sehbereich bekommen hätte, meinte mein Optiker, andere Gläser oder Qualitäten würden in meinem Falle nichts bringen und ich solle mich halt dran gewöhnen. Aufgrund der höheren Addition von 2,50 zu vorher 1,75 wäre eine deutliche Verengung des Schärfebereichs normal.

Nach einer weiteren Woche habe ich mich mit dem Optiker (der freundlich und bemüht war) auf eine Rückgabe (allerdings gegen eine entsprechende Ausgleichszahlung) geeinigt und trage jetzt meine alte Brille wieder. Kopfschmerzen sind weg.

Was soll ich jetzt tun?
Eine neue Brille mit den alten Werten machen lassen und dafür auf Verbesserungen beim Lesen verzichten?

Oder soll ich versuchen, wieder Gläser von Rodenstock zu bekommen, weil Zeiss vielleicht auch mit seinen Premium-Gläsern qualitativ deutlich schlechter ist?

Ich könnte ja noch einen Versuch bei Fielmann machen, da bekomme ich im Zweifelsfall wenigstens das ganze Geld wieder zurück, aber da habe ich Bedenken, dass dort eher noch schlechtere Gläser verwendet werden.

Bin für Tips dankbar!

Gruß
der cobold
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Snipera
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Re: Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von Snipera »

Mein Tipp, bzw. die Checkliste des Tages:

1. Eine gescheite Refraktion durchführen lassen
- inkl. korrekter Nahteilrefraktion auf deine persönlichen Bedürfnisse
- inkl. Abklärung möglicher Schielstellungen

2. Eine richtige Zentrierung vornehmen lassen, die sich an deiner Körpergrösse und an deine Sehgewohnheiten orientiert

3. Abklärung welches Glasdesign zu benötigst aufgrund deiner Sehanforderungen (hartes / weiches Design)

4. Nicht die Gleitsichtgläsergenerationen wie Unterhosen wechseln. Da bekommt man ja alleine vom Lesen deiner Versuche schon Kopfweh. Never chance a running system

5. Sich an der neuen Brille erfreuen

Wenn alleine bei einem Punkt etwas nicht zu 100% abgeklärt oder korrigiert wurde, summieren sich die Fehler im Endprodukt.
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DI Michael Ponstein
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Re: Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von DI Michael Ponstein »

Never Change a Running Design
Refraktionieren mit Spaß!? Refraktions-Teste für Tablet von iPadMeikel: Sehteste für iPad&Co Info http://www.optik-freise.de Spezialialist: Besser Sehen, Myopiemanagement mit Ortho-K oder Miosmart, sowie Orcam zertifiziert für LowVision.
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Rainer1802
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Re: Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von Rainer1802 »

[quote="Snipera"]Mein Tipp, bzw. die Checkliste des Tages:

...

4. Nicht die Gleitsichtgläsergenerationen wie Unterhosen wechseln. Da bekommt man ja alleine vom Lesen deiner Versuche schon Kopfweh. Never chance a running system

...

Hallo,

also bei solch einer Antwort auf nachvollziehbare Probleme, das genau sind ja auch meine Schwierigkeiten in meinem Beitrag, rollen sich mir die Fußnägel auf. Der TE hat jetzt für eine neue Brille einmal! ein anderes Glas - wahrscheinlich auf Anraten des Optikers - gewählt und kommt damit nicht zurecht. Er hat doch mitnichten - so wie übrigens ich - mehrere verschiedene Gläser oder Designs ausprobiert!

Gruß
Rainer
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Lutz
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Re: Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von Lutz »

Nach meiner Erfahrung gibt es bei Gläsern, die vom technischen Konzept her vergleichbar sind, allenfalls im Detail Unterschiede bezüglich der Verträglichkeit zwischen verschiedenen Herstellern. Wenn der Optiker sich mit seinem Produktportfolio gut auskennt, die Eigenheiten und Besonderheiten der von ihm bevorzugten Gläser einschätzen kann, dann sollte er in den allermeisten Fällen auch eine Lösung zustande bringen. Bei dem einen Optiker sind das dann Gläser von dem einen Hersteller, beim anderen Optiker Gläser von einem anderen Hersteller.

In diesem Fall haben wir zunächst einmal - abgesehen vom Herstellerwechsel - eine deutlich Verstärkung der Addition. Das führt dazu, daß die Sehbereiche im Glas enger sind als bei einer geringeren Addition. Das kann kein Gleitsichtglas der Welt und kein Optiker der Welt verhindern.

Wenn wir darüberhinaus annehmen, daß die Stärke der Gläser korrekt ermittelt wurde, können trotzdem Probleme auftauchen: je stärker das Gleitsichglas individualisiert wird, desto mehr Parameter müssen zuvor - korrekt! - ermittelt werden. Es kommt also nicht nur auf die Glasstärken an, sondern auch auf die Messung von z.B. der Vorneigung der Brille, dem Winkel der Gläser zueinander, dem Abstand der Brille zum Auge, der Lage des Augendrehpunkts undsoweiter. Dazu kommen noch die sogenannten "Sehgewohneiten", "Sehprofile" oder wie auch immer die Marketingabteilung des Herstellers diesen Aspekt "verpackt". Dann noch die Fassungsgröße, auf die eventuell noch die Verteilung der Sehbereiche im Glas optimiert wird.

Wenn alle diese Parameter korrekt ermittelt und verabeitet wurden, kann ein solches individuelles Glas seine Vorteile tatsächlich vollständig ausspielen - geht dabei etwas schief, kann der Sehkomfort aber schnell abnehmen. Schickt man die Gläser zur Überprüfung ein, kann der Hersteller nur prüfen, ob das Glas so gefertigt wurde, wie es mit den zur Verfügung gestellten Parametern gefertigt werden sollte. Ob die Parameter korrekt ermittelt wurden, kann er nicht wissen.

Wir können hier nicht sagen "gehe hierhin oder dahin", "nimm dieses Glas oder jenes" - wir können höchstens erklären, wie wir normalerweise solche Schwierigkeiten angehen würden: alle Messungen kontrollieren bzw. wiederholen, auf die Beschreibungen des Kunden hören, einen Punkt nach dem anderen abhaken, bis sich schließlich das eigentliche Problem bzw. die Ursache eingrenzen läßt. Erst dann kann man entscheiden, ob man den gleichen Glastyp mit anderen Parametern bestellt oder ob man doch auf ein anderes Produkt wechseln muß.

Eine solche Fehlersuche braucht Zeit, benötigt Geduld und kostet am Ende - leider - auch Geld. Und sie funktioniert ausschließlich im persönlichen Kontakt und Gespräch.

Ratschläge wie "Frag den Optiker Deines Vertrauens" oder "Checkliste abarbeiten" sind auf den ersten Blick vielleicht zu allgemein für einen konkreten Fall, oder sie klingen manch einem zu sehr nach Platitüde.

Aber anders geht's nunmal nicht.
Rate dreimal hintereinander richtig, und du wirst den Ruf eines Experten haben.
(Laurence Johnston Peter (1919-90), amerik. Managementberater)
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wörterseh
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Re: Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von wörterseh »

...perfekt erklärt! ;-)
@rainer
Was an der Aussage von Snipera stimmt nicht? Der TE fragt nach einer Lösungen - die allerbeste Lösung ist doch wohl das bewährte Glasdesign nicht zu wechseln! (Auch ein Grund warum es Sinn macht nicht einfach grundlos einen anderen Optiker aufzusuchen - 'Dein' Optiker kennt die Vorgeschichte bestens...)
Alles Andere, siehe Beitrag von Lutz.
LG
Wer sich mit einem Idioten streitet beweist das es gerade zwei davon gibt!
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benkhoff
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Re: Problem mit Gleitsichtbrille trotz Premiumgläser

Beitrag von benkhoff »

der cobold hat geschrieben:Da ich schon die besten Gläser mit dem weitesten Sehbereich bekommen hätte, meinte mein Optiker, andere Gläser oder Qualitäten würden in meinem Falle nichts bringen und ich solle mich halt dran gewöhnen. Aufgrund der höheren Addition von 2,50 zu vorher 1,75 wäre eine deutliche Verengung des Schärfebereichs normal.

da hat der allerdings völlig die Wahrheit gesagt.
Auf Dauer kommen Sie nicht um eine höhere Lesestärke (und dadurch bedingte engere Sehfelder) drumherum, oder besorgen sich eine reine Lesebrille.
Sie hätten Sich auch bestimmt an die neuen Sehbreiche gewöhnt, das klappt schließlich bei Anderen auch. Bei den gennanten Problemen geben die Meisten dann zu früh auf (übrigens zu 90% Männer :mrgreen: ), und/oder wechseln dauernd zur alten Brille hin und her. Dass sich das Sehsystem dann niemals entspannen/umgewöhnen kann, ist leider ebenso logisch. Da können die besten Gläser nicht helfen.

Ist ungefähr so, als wenn man sich einen neuen Wagen kauft. Der neue Sitz fühlt sich völlig anders an, im alten Wagen ist der Sessel schön eingesessen/popo-geformt und einfach gewohnt passend. Das der neue Wagen dann aber nix taugt, wird kaum jmd behaupten wollen, oder? Und ob man den dann zurückgeben kann, nur weil der neue Sitz so neu/ungewohnt ist?
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