@daniel77
Ist denn überhaupt gesichert, dass das Kind die
richtige Brille trägt? Das wäre für mich nämlich die allererste Frage!
Ich habe es schon oft erlebt, dass in den Sehschulen ein unglaublicher Murks passiert, ja noch nicht einmal das Tabo-Schema geläufig ist. Da werden die Augen weitgetropft, ohne diesen Umstand bei der Stärkenvergabe wenigstens überschlägig zu berücksichtigen. Usw...
Ist die Fassung sinnvoll gewählt? Auch hier erlebe ich es oft, dass die Eltern dazu neigen, die "niedliche" Fassung zu wählen, ohne Rücksicht darauf, ob diese tauglich ist. Viele Kinder in diesem Alter haben nämlich selbst keine dezidierten Wünsche.
Aber auch mal ein Wort zu den "Tipps" der Kollegen: Entweder ist mir in den letzten 25 Jahren seit meiner Meisterprüfung so einiges durch die Lappen gegangen oder hier wird z.T. dummes Zeug geredet.
-Seit wann findet sich die normale Fehlsichtigkeit in den Erbanlagen?
Ich selbst (53) brauche -6dpt, meine 1. Schwester -9 dpt, die zweite Schwester trägt gar keine Brille, meine Eltern tragen und meine Großeltern trugen nur Lesebrillen.
-Ein vierjähriges Kind mit dem Dalai Lama motivieren zu wollen, ist wohl ein schlechter Scherz! Selbst der Weihnachtsmann dürfte ein nicht allzu schlagkräftiges Argument darstellen, wenn schon das Vorbild Harry Potter nichts nützt. Allerdings könnte tatsächlich Papa (oder Mama) mit einer Placebo-Brille das entsprechende Zugeständnis beim Kind bewirken.
-Kontaktlinsen bei einer 4-Jährigen? Das möchte ich sehen, wie die eingesetzt und herausgenommen werden!!
Als meine Tochter in diesem Alter war, habe ich selbst bei ihr per Autorefraktometer eine Hyperopie ("Weitsichtigkeit") von rund 1 Dpt festgestellt. Es wurde zwar eine Brille angefertigt (mehr aus Gaudi), die sie auch nicht abgelehnt, aber nicht lange getragen hat, weil sie sie auch nicht wirklich brauchte. Kinderaugen sind extrem leistungsfähig´und können geringe Hyperopien locker auch auf Dauer ausgleichen.
Eigentlich kann man Kinder in diesem Alter relativ leicht für etwas begeistern. Allerdings kommen erste ausserfamiliäre Einflüsse zur Wirkung (Kindergarten). Wenn dort über das Kind mit der plötzlichen Brille gelacht wird, hat man verloren. Hier hilft ein Gespräch mit den Kindergärtnerinnen.
Angenommen, die Brillenstärke beim Kind stimmt (was unbedingt noch einmal überprüft werden sollte!), würde ich "Sehspiele" mit den Eltern vorschlagen, bei denen man das Kind ja sowas von lobt, wenn es etwas erkennen kann, was noch nicht einmal der Papa sieht

(obwohl der auch eine Brille auf der Nase hat). Hintergrund meiner Empfehlung ist das Wissen, dass man in diesem Alter eigentlich nur wirklich relevante Korrektionen verordnet (das Auge entwickelt sich noch bis zum 7.LJ, weshalb die U10 sehr wichtig wird!). Wenn es sich also um eine wichtige Versorgung handeln sollte, müsste das Kind die Brille eigentlich annehmen, denn es stellt dann eine (auch für das Kind spürbare) Entlastung dar.
Nachtrag: Interssant wäre zu wissen, welche Stärken für die Kinderbrille verordnet wurden und ob das Kind auf eine Winkelfehlsichtigkeit getestet wurde. Das gibt es bei Kindern relativ häufig.