Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

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Isabel
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Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von Isabel »

Hallo,

Ende Juni war ich bei meiner Augenärztin, die mir eine Brillenverordnung mit folgenden Werten gab:
Ferne: R + 2,75, Cyl. - 5,25, Achse 90
L + 0,75, Cyl. -1,25, Achse 95
Nähe: R + 4,50, Cyl. - 5,25, Achse 90
L + 2,50, Cyl. - 1,25, Achse 95

Mit dieser Verordnung bin ich zu einem Optiker gegangen, um eine Brille für den Nahbereich zu bestellen. Dieser Optiker wird von meiner Augenärztin empfohlen (also kein Filialist, sondern ein Fachgeschäft), und ich habe bei ihm bereits vor einigen Jahren zwei Brillen gekauft, mit denen ich sehr zufrieden war. Davon ausgehend, dass ich eine Brille erhalten würde, mit der ich – ebenso wie mit meiner bisherigen Nahbrille, die drei Jahre alt ist und deren Werte beim Optiker nachgemessen wurden – verschiedene Distanzen gut sehen kann, entschied ich mich für eine Brille für insgesamt knapp 500 Euro. Insbesondere für meine Arbeit ist es unabdingbar, dass ich in ständigem Wechsel verschiedene Distanzen (von ca. 40 cm bis ca. 15 m, wenn möglich auch darüber hinaus) gut sehen kann, so dass ich auch ein Gestell für alle beruflichen Anlässe auswählte, das mir gefiel, was natürlich auch seinen Preis hatte.

Umso überraschter war ich, als ich die Brille abholte, dass ich damit nur bis 50 cm weit scharf sehen kann. Bis 60 cm kann ich noch lesen, allerdings unter Anstrengung, was in kurzer Zeit zu Kopfschmerzen führt. Alles, was darüber hinaus geht, ist völlig verschwommen. Mir wurde vom Optiker mitgeteilt, das sei normal, weil es sich um eine Lesebrille handele, ich müsse mich daran gewöhnen. Also bezahlte ich die Brille und nahm sie mit, stellte aber noch im Lauf desselben Tages fest, dass sie für meine Bedürfnisse und Arbeitsanforderungen komplett ungeeignet ist. Am kommenden Morgen reklamierte ich die Brille. Der Optikers lehnt schriftlich eine Rücknahme aus zwei Gründen ab: 1. Ich benötigte eine Fern- und eine Lesebrille, und es sei bei meinen „Refraktionswerten nicht möglich, mit einem Dioptriewert beide Entfernungen zu korrigieren“ (Zitat); und 2. die Lesebrille sei „nach einem ausführlichen Beratungsgespräch und die Aufklärung über die unterschiedliche Versorgungsmöglichkeiten, nach (meinem) Wunsch und nach der vorgelegten Arztverordnung gefertigt“ (ebenso Zitat) worden.

Tatsache ist, dass ich in keinem Moment vom Optiker darauf hingewiesen wurde, dass eine Brille erstellt wird, mit der ich lediglich bis 50 cm weit scharf sehen kann. Geschweige denn, dass mir mitgeteilt wurde, welche Optionen es für mich geben könnte, um meinen Sehbedürfnissen gerecht zu werden. Von einer Aufklärung über die unterschiedlichen Versorgungsmöglichkeiten kann keine Rede sein.

Daher meine Fragen an Sie:
- Ist die Aussage des Optikers richtig, dass es bei meinen Werten nicht möglich ist, eine Brille anzufertigen, mit der ich verschiedene Distanzen gut sehen kann?
- Wenn es doch möglich ist, eine Brille anzufertigen, die meinen Bedürfnissen gerecht wird, welche wäre dies?
- Macht es Sinn, die Reklamation aufrecht zu erhalten? Welche Möglichkeiten kann es für mich als Kundin geben, wenn ich mich aufgrund fehlender Information seitens des Optikers für eine (zudem teure) Brille entschieden habe, die ungeeignet ist?

Für Ihren fachkundigen Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Viele Grüße

Isabel
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optikerlord
Beiträge: 37
Registriert: Montag 7. März 2011, 23:28

Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von optikerlord »

Hallo Isabel,

da wir beim Beratungsgespräch nicht vor Ort waren, können wir zu getroffenen Aussagen nichts erwiedern. Aber aus den angegebenen Refraktionswerten ist in Anbetracht der geforderten Nutzbereiche (40cm - 15m(?)), nur mit einer Gleitsichtbrille eine Ausreichende Versorgung zu erreichen.

Sollten Anstatt der 15m (für das Menschliche Auge ist alles weiter 6m = Ferne), 1,5m gemeint gewesen sein, dann wäre Ihnnen mit einer sogenannten Arbeitsplatzbrille/Officebrille geholfen gewesen.

Bei einem Ausführlichen Beratungsgespräch sollte dies aber festgestellt werden.

MFG

Optikerlord
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Smutje
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Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von Smutje »

Hallo Isabel,
nach Ihrem Beitrag lehnte der ausführende Optiker eine Rücknahme der gefertigten Nahbrille ab. Die Gründe hierfür sind nachvollziehbar und in sich logisch. Sie schreiben ja sogar selbst, dass Sie eine Brille für den Nahbereich bestellen wollten, und somit handelt es sich um ein anderes Produkt, als bei einer Brille für den Bereich 40 cm bis 15 m.

Ansonsten steht lt. Ihren Ausführungen "Aussage gegen Aussage". Dazu kann hier kein Urteil abgegeben werden.

Für Ihre geschilderten Bedürfnisse gibt es Lösungsmöglichkeiten, die jedoch von einer "Nahbrille/Lesebrille" abweichen, es müßte daher mindestens eine weitere Brille angefertigt werden.
Da die gefertigte "Nahbrille/Lesebrille" lt. Definition ihren Zweck erfüllt, ist diese Brille nicht verloren, sie ist zum Beispiel jeder anderen Lösung vorzuziehen, wenn es darum geht, nur im Lesebereich bis 50 cm zu arbeiten (z.B. Lesen im Bett, intensives Lesen oder Hobby im Nahbereich ...).

Vielleicht reden Sie nocheinmal mit Ihrem Optiker, der Ihnen die vorhandenen Nah/Lesegläser in eine "einfache" Fassung zum Nahsehen/Lesen umarbeitet und die Fassung dann zur Anfertigung einer zweiten Brille nach dem genau zu definierenden Einsatzbereich fertigt.
Ggf. ist der Kollege bereit, Ihnen dabei preislich entgegen zu kommen, um die unerfreuliche Situation zur beiderseitigen Zufriedenheit zu lösen.
- Augenoptik 50er-/60er-/70er-/80er-/90er Jahre
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Isabel
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Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von Isabel »

Hallo Optikerlord und Smutje,

vielen Dank für diese schnellen Antworten.

Tatsächlich brauche ich eine Brille, mit der ich bis ca. 15 Meter gut sehen kann. Grund ist, dass ich häufig auf Seminaren und Konferenzen bin, die ich zum Teil selbst gebe, so dass ich in den teilweise großen Räumlichkeiten sowohl die Präsentationen als auch die Teilnehmer gut sehen können muss. Aber auch im normalen Arbeitsalltag macht die Schreibtischarbeit (d.h. die reine Lese- und Schreibarbeit) nur ein Teil meiner Tätigkeit aus, auch hier ist es nötig, in ständigem Wechsel gut zu sehen. Hätte ich zwei Brillen, also eine Lese- und eine Fernbrille, müsste ich diese permanent auf- und abziehen, was oft gar nicht möglich ist, weil ich z.B. beide Hände voll von Seminarmaterialien habe.

Űbrigens handelt es sich laut Rechnung bei meiner Brille um eine Arbeitsbrille.

Mit dem Optiker zu reden, ist derzeit nicht möglich, da ich seit kurzem wieder in Südamerika bin, wo ich wohne und arbeite. Die (schleppende) Korrespondenz verläuft seitdem über e-mail, wobei der Optiker mir inzwischen nicht mehr antwortet. Das nächste Mal werde ich erst wieder im April 2012 in Deutschland sein.

Isabel
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sachsenmeisterin
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Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von sachsenmeisterin »

Entschuldigung, aber die Schuld solltest du doch zuerst bei dir suchen; das 15m nicht mehr im Nahbereich liegen, muss dir dein gesunder Menschenverstand sagen und nicht dein Optiker.
Da leider die Angabe deines Alters fehlt, ich aber aufgrund der Addition davon ausgehe, dass du nicht mehr 18 bist :lol: , bezweifle ich auch sehr stark, dass du mit deiner vorhergehenden Nahbrille bis 15 m scharf sehen konntest, es sei denn, dies war gar keine Nahbrille.
Wenn man so sieht, was der liebe Gott auf der Erde alles zuläßt, hat man das Gefühl, daß er immer noch experimentiert.
Peter Ustinov (1921-2004), engl. Schriftsteller u. Schauspieler
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benkhoff
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Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von benkhoff »

eine Nahbrille ist halt eine Nahbrille. Außerdem müssten Sie mit völlig anderen (nämlich höheren) Kosten rechnen. Eine Nahbrille mag 100 euro kosten, eine Officebrille 400 und eine "echte" Gleitsichtbrille mit vernünftigen Gleitsichtgläsern 700-1200 Euro... (alles Vergleichspreise)
Ist natürlich bedauerlich, daß es so gelaufen ist. Der Kollege hätte wirklich darauf hinweisen sollen, daß es noch andere (und womöglich bessere) Lösungen gibt. Hat er vielleicht, wie optikerlord auch zuerst, anstelle 15m an 1,5m gedacht?? Wusste er wirklich, daß Sie einen Sehbereich bis 15m brauchen? usw usw usw
Was Ihnen weiterhelfen würde, wäre eventuell ein Umtausch (viell. gg. Aufpreis) der Gläser gegen sog. "Raum-Gläser". Dies sind Nahgläser mit erheblich erweiterten Arbeitsbereich, mit denen können Sie immerhin bis zu 4m klar sehen (also alles "im Raum"). :wink:

mfG benkhoff
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vidi
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Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von vidi »

Mir stellt sich eine andere Frage: Wie es sich anhört trägst du die Brille anscheinend nicht ständig, sondern nur bei Bedarf. Ist das richtig?
Bei deinen Brillenglaswerten wäre ein dauerhaftes Tragen der Brille sehr empfohlen. Und da gibt es eigentlich nur die Gleitsichtbrille! Zumindest als Grundausstattung und Alltagsbrille. Ergänzen kann man das dann evtl. noch mit einer Officebrille und einer Nahbrille.
Gruß
Vidi

"Geh nicht dahin, wo die Welle ist. Geh dahin, wo sie sein wird“ (Elmar Nordvisk)
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Isabel
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Re: Ungeeignete Brille wegen fehlender Information des Optikers

Beitrag von Isabel »

Hallo,

vielen Dank erstmal für die weiteren Antworten.

Um Eure Fragen zu beantworten:
Dass für das menschliche Auge alles, was über 6 Meter hinaus geht, als Fernbereich gilt, wusste ich nicht. Ich habe wohl als Nichtoptikerin einen anderen Maßstab von Ferne. Aber ich gehe davon aus, dass Spezialisten dafür da sind, um Kunden solche Details, die nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden können, zu erläutern.

Meine bisherige Brille ist nach den Werten laut Verordnung und laut Brillenpass ebenfalls eine Nahbrille, und mit dieser konnte ich bisher alles gut sehen (also von nah bis ganz in die Ferne – ich wohne auf fast 3.000 m Höhe, da hat man einen sehr guten Weitblick). Diese benutze ich nun weiterhin, auch wenn ich inzwischen Schrift nicht mehr so scharf sehen kann.

Meine bisherigen Brillen habe ich, wie vidi vermutet, immer nur bei Bedarf getragen, d.h. nie, wenn ich unterwegs bin oder häusliche Arbeiten verrichte.

Durch Eure Antworten weiss ich nun, dass es Arbeitsplatz/Officebrillen, Gleitsichtbrillen und Raum-Gläser gibt, die für mich in Frage kämen. Schade nur, dass ich das nicht von meinem Optiker erfahren habe, sonst wäre ich nun nicht in dieser Situation.

Viele Grüße

Isabel
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