ZDF Frontal 21 vom 14.12.10

[benkhoff]

Gestern abend im TV gesehen: die HNO-Ärzte dürfen ja seit 2000 auch Hörgeräte verkaufen. Dort nennt man es den "verkürzten Versorgungsweg"... toll für die Akustiker!
Nun stellt man von seiten des HNO-Verbandes (sogar mithilfe eines Akustikers, der seine gesamte Kollegenschaft verarscht) die Hörgeräteakustiker als "unnütze, abzockende Heuchler/Betrüger" dar. Denn: die von den KK gesponserten Hörgeräte der einfachsten Qualität seien ja "genauso gut" wie die super teuren Geräte, die ja andauernd (und nur diese) von den "geldgeilen" Akustikern angeboten werden...
Fazit des "toll recherchierten" und völlig "objektiven" Berichts: ist sei also besser, man kauft sein Hörgerät gleich beim HNO-Arzt, denn der ist ehrlich (im Gegensatz zum Akustiker), berät einen objektiv und verkauft einem ein günstiges und qualitativ extrem gutes Kassen-Gerät.

All dies kann ebenso 1 zu 1 auf unsere Branche angewandt werden. Man muß nur die Akteure tauschen (Akustiker=Optiker und HNO=Augenarzt, "verkürzter Versorgungsweg"=iGeL)
Eine enttäuschend schlechte und polemische Reportage vom ZDF Frontal21-Team!

[prüflingsprüfer]

Ich habe noch selten bei Frontal21 keine polemischen und enttäuschende
Berichte gesehen, da wird jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben.

[Spezi]

Gebe euch recht!

Dummer, einseitiger Bericht der alle Akkustiker wie Verbrecher hinstellt.

Das Beste ist aber, der ach so anständige HNO-Arzt der das nur aus Menschenliebe machen will, ganz was neues!

Hatte vorhin noch mehr geschrieben, aber wir sind hier ja öffentlich und hab deshalb etwas gekürzt.

[mitch]

Mich erinnert das sehr an einen Herrn Günther Fielmann, der in den 80er Jahren ähnlich über die Augenoptik-Branche herzog und publicity-trächtige Auftritte in TV-Talkshows bekam...

Ganz ähnlich auch hier die Reaktion der Akustiker-Innung: Sie stand für ein Interview nicht zur Verfügung! Wie dämlich muss man eigentlich sein, um bei einer Handwerks-Innung einen Posten zu ergattern?!

[palmi]

Die gesamte Berichterstattung ist doch sehr mit Vorsicht zu genießen mitch.
Laut Aussage von Frontal 21 zu Gesprächen mit der BIHA:

"Wir fragen nach bei der Akustiker-Innung BIHA. Keine Stellungnahme."

Man hat hier überhaupt keine Einsicht, zu welchem Punkt die BIHA befragt und wie das Interview stattfinden sollte. Normal folgt eine förmliche Anfrage via Fax oder Email und normalerweise kommt auch eine Ablehnung eines solchen Gespräches mit einem Fax. Passenderweise wird dann auch in diesem herrlichen "Zoom In"-Verfahren beim Beitragsschnitt das farbig markiert und eingeblendet. Ist hier nicht geschehen. Muss es ja auch nicht, keine Frage, aber diese Art von "Journalismus" und wie hier mit öffentlicher Recherche-Arbeit umgegangen wird, ist unterste Schublade.

Aber Frontal 21 ist schon seit längerem für so einen Klatsch bekannt. Gibt auch genug andere Berichte, aus anderen Bereichen, die absolut einseitig dargestellt werden und völlig verzerrt und entfremdet wiedergegeben werden.

P.S.: Man beachte zum Beitragsbeginn das Rechnungspapier mit dem Briefkopf von "KIND-Hörgeräte"

Hier im Übrigen nochmal der Beitrag, Beginn ab 8.50min: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav ... ember-2010

[Humungus]

1. Solche Ramsch-Sendungen sehe ich schon lange nicht mehr. Und wer den Aussagen glaubt, der ist selber schuld. Das gesamte Fernsehen ist in der Hand von Interessenvertretern.
2. Das hätte mir noch gefehlt, Brillen zu verkaufen! Hab ich nicht schon genug an der Backe? Und, um ehrlich zu sein: das wäre mir zu aufwändig. Lieber in der Stunde 10 Patienten für je 18 Euro durchnudeln und noch einige IGeL dazu verkaufen. Keine Sorge: an so einem Geschäft werden sich Augenärzte kaum beteiligen.

[palmi]

2. Das hätte mir noch gefehlt, Brillen zu verkaufen! Hab ich nicht schon genug an der Backe? Und, um ehrlich zu sein: das wäre mir zu aufwändig. ....

Und noch ein weiterer Punkt der keineswegs angesprochen wird: Wer kümmert sich denn hier um Nachkontrolle, Einstellungen, Wartungen / Pflege der Geräte. Mal abgesehen davon, dass Teile bestellt werden müssen, Weiterbildung und so weiter. Das übernimmt dann der HNO?
-> Ja nee, ist klar! Beim Verkauf gibt es bessere Anlaufstellen als der Akustiker, den Rest kann er dann wieder übernehmen.

Warum sind denn bitteschön diese Berufsstände eingeführt worden? Unglaublich!

[KSAO]

Vollkommen fehlerhafter Beitrag des ZDF. Den verkürzten Versorgungsweg gibt es seit diesem Jahr nicht mehr. HNO-Ärzte dürfen zum Teil keine Hörgeräte mehr verkaufen. Und die Preise die im Beitrag genannt werden, z.B. die Kassenfestsätze für HG`s sind viel zu hoch genannt worden.
Naja Hauptsache man war mal im Fernsehen, wie dieser `coole` Hörgeräteakustiker.

[Scharfsteller]

In NRW werden von RVO Kassen pro Gerät 360.- € vergütet - bei beidseitiger Versorgung werden dann noch etwa 70.- abgezogen. Dazu kommt ein Festbetrag für die Ohrpassstücke und eine Reparaturpauschale. Für die Reparaturpauschale musss der Akustiker über die gesamte Versorgungszeit (6 Jahre) sämtliche Reparaturen und Serviceleistungen für den Patienten kostenlos ausführen (bei zuzahlungsfreier Versorgung). Eine fachgerechte Anpassung dauert bei mehreren Terminen insgesamt 6-8 Stunden. Insofern ist der Bericht des ZDF's sehr polemisch - hier wird die Kassenleistung mit 1200.- € angegeben. Der verkürzte Versorgungsweg ist abgeschafft; Provisionszahlungen an HNO Ärzte sind nach der letzten Änderung des SGB strafbar - auch hier ist der Bericht völlig polemisch und realitätsfern.

[palmi]

Guten Morgen die Damen und Herren,
folgendes habe ich bei einer kleinen Google-Eingabe zu dem Frontal21-Bericht gefunden.

http://www.taubenschlag.de/meldung/5694

Folgenden Satz in diesem Ausschreiben besonders interessant, da er ja ganz offensichtlich so im Generalverdacht des Beitrags überhaupt nicht herauskommt:

Im Beitrag soll ausschließlich die Beratungs- und Verkaufspraxis mancher Hörakustiker(ketten) behandelt werden.