Gleitsicht-Starbrille

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starry_night
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Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

Hallo zusammen!

Erstmal vielen Dank für die schnelle Freischaltung! Da ich hier das Gefühl habe, dass sehr zahlreiche und v.a. kompetente Antworten kommen, versuche ich es auch einmal mit meiner Frage.

Ich bin infolge eines angeborenem Katarakts beidseitig aphak und trage deshalb zur Korrektur formstabile Kontaktlinsen (R +18,0 / L +16,0) und eine Gleitsichtbrille add +3,0 für den Nahbereich. Mit der Kombi komme ich prima klar, die Brille stammt vom Filialisten mit dem großen F und es sind Rodenstock-Gläser aus der "mittleren Kategorie" (genaue Bezeichnung weiß ich leider nicht) verbaut.

Für Zeiten ohne Kontaktlinsen habe ich auch eine Starbrille, ebenfalls mit Gleitsicht.
R +13,0 add +3,0
L +12,0 add +3,0
Diese stammt nicht vom Filialisten, sondern vom (schon seit der Kindheit) Optiker meines Vertrauens. Glashersteller weiß ich leider nicht, es sind jedenfalls 1,74er Kunststofflinsen drin. Außerdem wurde beim Ausmessen nicht nur die Zentrierung bestimmt, sondern auch noch der Nahbereich (wo ich zum Lesen durch schaue). Preislich war das Linsenpaar bei knapp 700 Euro.

Mit der Starbrille komme ich nun, nach anderthalb Jahren, leider immer noch nicht 100% zurecht. Zum einen empfinde ich die Farbsäume, die in den Randbereichen der Brille entstehen, immer noch als leicht störend. Soweit ich es verstanden habe, liegt das am 1,74er Kunststoff und man muss sich (wenn man denn die dünnen Gläser will) dran gewöhnen. Richtig?

Und zum anderen klappt es mit der Gleitsicht nicht so selbstverständlich wie bei der Brille, die ich über die Kontaktlinsen trage. Mir kommt es vor, dass der scharfe Bereich ein ganzes Stück schmaler ist. Kann das sein bzw. ist es aufgrund der starken Fernwerte tatsächlich so? Liegt es an der fehlenden Gewöhnung? Mehr als ein Brillenwochenende habe ich nie durchgehend geschafft, da ich mich mit Kontaktlinsen einfach erheblich wohler fühle. Oder habt Ihr andere Ideen?

Vielen Dank schonmal für Eure Antworten!
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery
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Eberhard Luckas
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von Eberhard Luckas »

Moin,

ja, es ist die Gewöhnung. Material und die hohen Stärken sind nicht dafür gemacht, nur an Wochenenden getragen zu werden. Solange Du die Kombination Linsen + Brille hast, wirst Du mit der Starbrille die beschriebenen Probleme haben.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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starry_night
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

Eberhard Luckas hat geschrieben:Moin,

ja, es ist die Gewöhnung. Material und die hohen Stärken sind nicht dafür gemacht, nur an Wochenenden getragen zu werden. Solange Du die Kombination Linsen + Brille hast, wirst Du mit der Starbrille die beschriebenen Probleme haben.
Danke für die schnelle Antwort :) Das hatte ich schon vermutet.

Immerhin hat es etwas positives: Sollte ich die Starbrille mal irgendwann regelmäßiger tragen müssen als jetzt, sollte sich das Problem von selbst lösen. Und bis dahin ist das Sehen mit Starbrille zwar nicht perfekt, aber doch ausreichend um zurechtzukommen.
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Antoine de Saint-Exupery
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benkhoff
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von benkhoff »

hallo starry night,

hab ich das so richtig verstanden, daß Sie Linsen mit den Fernwerten und dann eine Gleitsicht mit Ferne Null und Addition 3,00 haben? Dann ist es wirklich so -und das läßt sich technisch zur Zeit auch nicht ändern/verbessern- daß die Gleitsichtgeometrie bei der "Kombination" einfach breiter/größer ausfallen. Das liegt an (wie Sie es vermuteten) den hohen Fernwerten.
Auch die Farbsäume beim 1.74er-Material kann man leider physikalisch bedingt nicht "wegschleifen", wie es manche Kunden glauben. Dafür ist dieser Kunststoff schön dünn.
Bei den hohen Werten, die Sie haben, bevorzuge ich auch die "Kombinations"-Lösung (Linsen + Gleitsicht). Das ergibt meistens ein besseres Ergebnis. Außerdem kann man viel preisgünstiger bei den Gleitsichtgläsern auf neue Stärken/Additionen wechseln.
Fazit: Sie sind gut beraten worden, aber die reine Gleitsichtbrille ist nur für den linsenfreien Tag oder für Notfälle wirklich sinnvoll.

mfG
benkhoff
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starry_night
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

Danke für die Antwort!
benkhoff hat geschrieben:hab ich das so richtig verstanden, daß Sie Linsen mit den Fernwerten und dann eine Gleitsicht mit Ferne Null und Addition 3,00 haben?
Genau so ist es, und mit der Lösung komme ich prima klar. Die Starbrille habe ich nur für abends, wenn die Linsen mal früher rauskommen, und Probleme mit trockenen/gereizten Augen (wie sie durch Heuschnupfen, Erkältung, Klimaanlage z.B. im Flugzeug) entstehen). Ganz ohne Starbrille geht es dann aber doch nicht, und wenn ich schon eine hab, dann will ich damit natürlich auch möglichst gut sehen können.
benkhoff hat geschrieben:Dann ist es wirklich so -und das läßt sich technisch zur Zeit auch nicht ändern/verbessern- daß die Gleitsichtgeometrie bei der "Kombination" einfach breiter/größer ausfallen. Das liegt an (wie Sie es vermuteten) den hohen Fernwerten.
Auch die Farbsäume beim 1.74er-Material kann man leider physikalisch bedingt nicht "wegschleifen", wie es manche Kunden glauben. Dafür ist dieser Kunststoff schön dünn.
Bei den hohen Werten, die Sie haben, bevorzuge ich auch die "Kombinations"-Lösung (Linsen + Gleitsicht). Das ergibt meistens ein besseres Ergebnis. Außerdem kann man viel preisgünstiger bei den Gleitsichtgläsern auf neue Stärken/Additionen wechseln.
Fazit: Sie sind gut beraten worden, aber die reine Gleitsichtbrille ist nur für den linsenfreien Tag oder für Notfälle wirklich sinnvoll.
Danke für die Erklärung bzw. die Bestätigung meiner Vermutung. Dann ist es wohl eine Kombination aus fehlender Gewöhnung und den "schlechteren" Eigenschaften der Gleitsichtlinsen mit starken Fernwerten.

Übrigens noch ein wichtiger Punkt, neben der besseren Ästhetik und den oben beschriebene Problemen der starken Gläser, warum ich viel lieber Linsen+GS trage als GS-Starbrille:
Mit der Kombilösung habe ich quasi Rundumsicht, während die Starbrille das Gesichtsfeld stark einschränkt. Und ich finde es praktisch, für sportliche Aktivitäten die Brille einfach ablegen zu können - z.B. stört beim Wandern der durch die Gleitsicht unscharfe Boden doch erheblich.
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Antoine de Saint-Exupery
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DI Michael Ponstein
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von DI Michael Ponstein »

bei dieser stärkenqualität wäre es doch mal zu überlegen, ob eine Linsenimplantation nicht eine Lösung wäre.
Ich habe hier zwei Mädchen mit round about +20 dpt, wovon eine nun operiert wurde. sehr glücklich ist und strahlt wie ein honigkuchenpferd.
einen Nachteil hat das, die Haltbarkeit der IOL (Linse) ist nicht ewig, kann aber nach heutigem Stand erneuert werden.
Refraktionieren mit Spaß!? Refraktions-Teste für Tablet von iPadMeikel: Sehteste für iPad&Co Info http://www.optik-freise.de Spezialialist: Besser Sehen, Myopiemanagement mit Ortho-K oder Miosmart, sowie Orcam zertifiziert für LowVision.
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starry_night
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

DI Michael Ponstein hat geschrieben:bei dieser stärkenqualität wäre es doch mal zu überlegen, ob eine Linsenimplantation nicht eine Lösung wäre.
Ich habe hier zwei Mädchen mit round about +20 dpt, wovon eine nun operiert wurde. sehr glücklich ist und strahlt wie ein honigkuchenpferd.
einen Nachteil hat das, die Haltbarkeit der IOL (Linse) ist nicht ewig, kann aber nach heutigem Stand erneuert werden.
Zu überlegen ist es sicher, derzeit steh ich der Implantantion aber sehr zögerlich gegenüber. Mir ist das bisschen Komfort, was ich gegenüber der jetzigen Situation gewinne, einfach nicht wert, das Risiko einzugehen, dass was schief geht. Nach momentanen Stand würde ich eine Implantation wohl nur ins Auge fassen, wenn sich an de Kontaktlinsenverträglichkeit mal deutlich was ändert. Denn als regelmäßige Lösung sehe ich die Starbrille nicht.
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starry_night
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

Hallo nochmal!

Es haben sich zwei weitere Fragen ergeben.

1. Beim Stöbern im Forum bin ich auf die atLast Gläser gestoßen, die nach einer interessanten Alternative klingen. Gibt es die in meinen Stärken? Die Trifo-Variante würde ich bevorzugen. Und bedeutet dieser unsichtbar eingebaute Nahteil, dass es atLast nicht mit n = 1,74 geben kann?

2. Seht Ihr multifokale Kontaktlinsen als sinnvolle Alternative zu meiner 'Kombilösung'? Ich habe vor Jahren mal meinen Anpasser gefragt, der mir recht deutlich abriet. Der Visus würde zu sehr leiden.
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Karoshi
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von Karoshi »

atLast werden nicht mehr produziert. Die Fabrik ist abgesoffen (Thailand wars glaub ich vor ein paar Jahren) oder abgebrannt und wurde nicht mehr aufgebaut.

Zu Linsen kann man nicht wirklich was sagen ohne deine Augen gesehen zu haben.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011
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starry_night
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

Danke für Deine nächtliche Antwort Karoshi!
Karoshi hat geschrieben:atLast werden nicht mehr produziert. Die Fabrik ist abgesoffen (Thailand wars glaub ich vor ein paar Jahren) oder abgebrannt und wurde nicht mehr aufgebaut.
Schade, das ganze klang interessant! Aber wenn keiner Interesse hat, das Konzept aufzugreifen, dann war es in der Praxis wohl nicht ganz so erfolgreich.
Karoshi hat geschrieben:Zu Linsen kann man nicht wirklich was sagen ohne deine Augen gesehen zu haben.
Die Antwort wundert mich jetzt ehrlich gesagt etwas, schließlich gibt es hier ein ganzes Unterforum zu Kontaktlinsen (wo diese meine Frage wohl eigentlich auch hingehört, aber ich fand es müßig, nochmal von vorn anzufangen - man möge es mir verziehen). Aber vermutlichverstehe ich Dich falsch und Du meintest, dass man in diesem speziellen Fall erstmal meine Augen sehen müsste. Da ich Dich über's Internet nun leider nicht gucken lassen kann, auf welche Faktoren käme es denn da an?
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Antoine de Saint-Exupery
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starry_night
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von starry_night »

Hallo zusammen!

Der Thread ist zwar schon über 4 Monate alt, aber da ich einen großen Schritt weiter gekommen bin und das nicht zuletzt auch dem Lesen hier im Forum verdanke, möchte ich kurz ein Update geben.

Mir ist zunehmend aufgefallen, dass es mit der Starbrille nicht nur mit dem Lesen schlecht klappt, sondern ich auch in die Ferne immer das Gefühl habe, leicht den Kopf heben zu müssen. Letzte Woche war ich also nochmal beim Optiker, der die Brille angefertigt hat (der leider nicht in meiner Stadt ist, sonst wäre ich schon früher hin), habe das Problem geschildert und auch gleich bestätigt bekommen, dass die Brille zu tief sitzt. Durch entsprechendes Anpassen der Nasenpads war das Problem schnell behoben und die Sicht ist zwar immer noch nicht so selbstverständlich wie mit KL (das erwarte ich nicht), aber deutlich besser als vorher :)

Also an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Forenbetreiber sowie alle, die hier so eifrig mit Rat und Tat zur Seite stehen!
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Antoine de Saint-Exupery
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DI Michael Ponstein
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Re: Gleitsicht-Starbrille

Beitrag von DI Michael Ponstein »

und lieben dank für die Rückmeldung, denn das hilft uns auch für die Zukunft Aussagen zu geben, die wir nicht direkt vor Ort beurteilen können.
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