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Mal Kurz- mal Weitsichtig - vier abweichende Werte

Verfasst: Dienstag 19. August 2014, 21:22
von Laie
Hallo,

ich habe mir eine neue Brille zugelegt und bin wegen abweichener Feststellungen der Werte mittlerweile derart verunsichert, dass ich weder weiß, ob ich die Brille tragen soll oder ob und wo ich meine Sehstärke noch einmal untersuchen lassen kann.

Hintergrund:

Ich trage erst seit dem 30. Lebensjahr (2008) eine Brille. Diagnostiziert wurde eine leichte Fernsichtigkeit bei Hornhautverkrümmung, weil ich teils kleine Probleme beim Autofahren hatte und beim Sehen des Fußballs bei Fußballspielen (TV). Ich kann auch ohne Brille sehen (z.B. beim Sport), die Brille wird jedoch in erster Linie getragen, um Müdigkeit vorzubeugen.

Damals wurden nach kurzer augenärztlicher Unersuchung folgende Werte ermittelt:

Ferne R Sph -0,75 Cyl -1,00 Achse 175
Ferne L Sph -0,25 Cyl -1,00 Achse 180

Eine Brille mit diesen Werten habe ich bis vor 5 Tagen bis zu meinem 36. Lebensjahr getragen. Probleme gab es an sich nicht. Rein subjektiv dachte ich, die Sehstärke sei vielleicht noch leicht verbesserbar ohne das konkret festmachen zu können.

Nun habe ich im Mai 2014 beschlossen eine neue Brille zu kaufen, da die alte zerkratzt war. Da die alten Werte der Sehstärke schon 6 Jahre alt waren, wollte ich meine aktuelle Sehstärke neu bestimmen lassen. Damit fingen leider die Probleme an...

Zunächst suchte ich im Mai 2014 eine Augenärztin auf, die mir nach kurzem Sehtest sagte, meine Werte seien gleich geblieben und ich könne alles mit meinen aktuellen Werten scharf sehen. Sie gab mir eine Brillen-Verordnung mit folgenden Werten:

Ferne R Sph -0,75 Cyl -1,00 Achse 175
Ferne L Sph +0,25 Cyl -1,00 Achse 0

Dies war schon widersprüchlich, weil auf dem linken Auge nunmehr ein Pluswert festgestellt wurde, obwohl alles gleich geblieben sein soll.

Im Anschluss bin ich zum Optiker, um eine Brille mit diesen Werten zu kaufen. Dort wurde sicherheitshalber durch eine Mitarbeitern noch einmal ein ausführlicher Sehtest gemacht, bei dem die Werte jedoch abwichen.

Dadurch verunsichert bin ich wieder zu einem zweiten Augenarzt im Juli, der wiederum nach kurzem Test folgende Werte ermittelte:

Ferne R Sph -0,75 Cyl -0,75 Achse 165 Scheitelabstand 16
Ferne L Sph -0,75 Cyl -0,75 Achse 175 Scheitelabstand 16

Nunmehr wurde auf dem linken Auge eine stärkere Kurzsichtigkeit diagnostiziert. Er sagte allerdings, es liege keine große Abweichung vor und deswegen allein lohne sich keine neue Brille.

Mit diesen neuen Werten bin ich dann erneut zum selben Optiker. Der Optiker verglich diese neuen Werte mit den bei ihm gemessenen Werten und sagte, es gebe stärkere Abweichungen und er wolle sicherheitshalber nachmessen, um auf Nummer sicher zu gehen. Zu ergänzen ist, dass nunmehr der Inhaber des Geschäfts selbst messen wollte.

Bei einem weiteren Termin wurde dann ausführlich gemessen. Dabei sagte mir der Optiker, er wolle insbesondere feststellen, ob ich jeweils mehr sehen könne (mehr Zahlen), weil subjektive Verbesserungen oft nur kurz bis zu einer Anpassung des Auges bestünden. Er hat an jeder Stelle gefragt, wieviel ich erkenne und wie die Wahrnehmung ist (z.B. kleiner, größer, schärfer). Nach seinen Angaben hat er zahlreiche Kontrollfragen gestellt. Er kam zu anderen Werten als der letzte Augenarzt und meinte, dieser habe mit seinen Werten eine Überregulierung der Kurzsichtigkeit vorgenommen, die nicht erforderlich sei. Zum Test hat er mir eine Brille mit seinen Werten und eine Brille mit den Werten des letzten Augenarztes gebaut. Mit der Brille des zweiten Augenarztes konnte ich in der Ferne nicht mehr erkennen. Daraufhin habe ich mir eine Brille mit den neuen Werten des Optikers fertigen lassen und war dabei davon ausgegangen, dass dieser einfach geringere Werte der Kurzsichtigkeit angenommen hatte.

Beim Abholen der Brille habe ich dann noch darum gebeten, mir meine neuen Werte auf einen Zettel aufzuschreiben. Dabei habe ich zu meinem Erschrecken festgestellt, dass auf dem linken Auge nun eine Weitsichtigkeit angenommen wurde (nach der Aussage des Optikers Kurz- und Weitsichtigkeit auf dem linken Auge zugleich). Die Werte lauten:

Fernbrille
R Sph -0,25 Cyl -1,00 Achse 170
L Sph +0,50 Cyl -1,00 Achse 10

Der teilweise Wechsel zur Weitsichtigkeit in meinem Alter (36) hat mich nun sehr verunsichert.

Ich habe die Brille dann seit letztem Mittwoch (13.8.) getragen. Die ersten 3 1/2 Tage war es sehr unangenehm, die Brille aufzuziehen. Ich hatte zwar alles scharf gesehen (nah und fern), es war aber anstrengend und komisch. Seit dem Sonntag (17.8.) ist es deutlich besser geworden. Ich meine jedoch, dass es auf immer noch leicht komisch ist. Es ist zumindest noch nicht so, dass ich bei Aufziehen der Brille total entspannt bin.

Heute war ich dann mit meinem kleinen Sohn wegen Schielens bei einer Kinderaugenärztin die auch nach dem Augenzustand der Eltern gefragt hat. Als ich ihr den Wechsel von der Kurz- zur Weitsichtigkeit nannte, meinte sie, Änderungen im Hinblick auf Weitsichtigkeit seien nur durch Tropfen sicher zu beurteilen.

Aufgrund dieser ganzen Ergebnisse bin ich nun völlig verunsichert.

- Kann tatsächlich ein Wechsel von Kurz- zu Weitsichtigkeit auf dem linken Auge erfolgt sein?
- Kann das Tragen der neuen Brille schaden?
- Kann man allein das Ergebnis des Optikers zugrunde legen, ohne Tropfen?
- Da ich schon bei zwei Augenärzten war, die nur im Schnelldurchlauf getestet haben: Wo soll ich zu einer weiteren Kontrolle hin (3. Augenarzt?)?
- Falls die Werte nicht stimmen, bekomme ich dann vom Optiker gratis oder verbilligt neue Gläser? (Ich persönlich finde, auf den Wechsel von Kurz- zu Wetsichtigkeit hätte der Optiker hinweisen sollen, dann hätte ich mich noch einmal erkundigt.)

Da ich mittlerweile wirklich nicht mehr weiter weiß, bin ich für jeden Ratschlag dankbar.

Schon einmal vielen Dank im Voraus!

Re: Mal Kurz- mal Weitsichtig - vier abweichende Werte

Verfasst: Dienstag 19. August 2014, 22:25
von Karoshi
Nabend und wilkommen. Danke für deine ausführliche Schilderung.
Laie hat geschrieben: - Kann tatsächlich ein Wechsel von Kurz- zu Weitsichtigkeit auf dem linken Auge erfolgt sein?
Klar. Bei Menschen die 6 Jahre lang ihre erste Brille tragen kann man fast davon ausgehen das sich die Werte ändern. Das visuelle System ist dynamisch und reagiert auf die neue Schärfe.
Ich schreibe dir deine Werte mal anders auf:
R: -1,75 +1,00 85°
L: -0,75 +1,00 90°
Schon sieht die ganze Sache nach Kurzsichtigkeit aus. Dein Linkes Auge ist auch hauptsächlich kurzsichtig, mit einem minimalen Abstecher in die Weitsichtigkeit
- Kann das Tragen der neuen Brille schaden?
Ja, eine grob falsche Brille kann schaden, aber so wie du die Vorgehensweise des messenden Optikers beschreibst würde ich mir da keine Sorgen machen. Vergleiche das mal mit der Schnell-Schnell-Messerei deiner Augenärzte und überlege wem mehr an deiner Zufriedenheit liegt: Dem Augenoptiker der dich gern als Kunden gewinnen und überzeugen will und davon lebt, oder dem Augenarzt der ein Paar Euro von deiner Krankenkasse bekommt.
- Kann man allein das Ergebnis des Optikers zugrunde legen, ohne Tropfen?
Natürlich. Das man angeblich pupillenerweiternde Tropfen benötigt um eine Weitsichtigkeit richtig zu bestimmen ist ein uraltes Argument gegen uns Augenoptiker wegen dem uns die Augenärzte vor Jahrzehnten mal das Ausmessen verbieten wollten. Sie konnten es auch gerichtlich nicht durchsetzen. Der Augenoptikermeister muss bei seiner Meisterprüfung beweisen, das er die Refraktion in allen Facetten beherrscht, denn die ist elementarer Bestandteil unseres Berufes. Der Augenarzt muss das nicht.
- Da ich schon bei zwei Augenärzten war, die nur im Schnelldurchlauf getestet haben: Wo soll ich zu einer weiteren Kontrolle hin (3. Augenarzt?)?
Erstmal nirgendwo hin. Lass die Brille noch 1-2 Wochen auf dich wirken, eine erste Gewöhnung hast du ja schon bemerkt. Falls dann immer noch Probleme da sind, zum ausführenden Kollegen, der sollte die Chance haben für seine Arbeit gerade zu stehen.
- Falls die Werte nicht stimmen, bekomme ich dann vom Optiker gratis oder verbilligt neue Gläser? (Ich persönlich finde, auf den Wechsel von Kurz- zu Wetsichtigkeit hätte der Optiker hinweisen sollen, dann hätte ich mich noch einmal erkundigt.)
Zustehen tut dir nichts, die Werte wurden unter deiner Mitarbeit ermittelt. Mir ist aber kein Kollege bekannt der nicht höchsten Wert auf die Korrektheit seiner Arbeit legt. Deswegen wird sich ganz sicher eine akzeptable Lösung finden, wenn nicht eh eine z.Bsp. "Verträglichkeitsgarantie" versprochen wurde oder in der Betriebsphilosophie steht.
Kurz- oder Weitsichtigkeit sind keine Krankheit. Du tust gerade so als hätte man dir nicht gesagt, dass man dir einen Finger amputieren muss. Locker bleiben.

Da ich mittlerweile wirklich nicht mehr weiter weiß, bin ich für jeden Ratschlag dankbar.

Schon einmal vielen Dank im Voraus!
Bitteschön.

Re: Mal Kurz- mal Weitsichtig - vier abweichende Werte

Verfasst: Samstag 23. August 2014, 12:55
von Eberhard Luckas
Moin,
schwankende Werte sind nicht immer nur durch schlechtes Messen vorhanden, Es kann auch durch andere Einfklüsse ausgelöste werden, z.B. Medikamente, Augeninnendruck.

Re: Mal Kurz- mal Weitsichtig - vier abweichende Werte

Verfasst: Samstag 23. August 2014, 19:13
von prüflingsprüfer
.....und / oder Diabetes, Hormonschwankungen, Schilddrüsenfehlfunktionen -
um mal die wichtigsten genannt zu haben....

Re: Mal Kurz- mal Weitsichtig - vier abweichende Werte

Verfasst: Sonntag 24. August 2014, 22:57
von Laie
Erst einmal vielen Dank für die bisherigen Antworten!

Der erste Beitrag hat mich ja schon etwas beruhigt.

Leider sind meine Kenntnisse bzgl. der Brillenwerte sehr beschränkt, nämlich darauf, dass Plus-Werte für Weitsichtigkeit und Minus-Werte für Kurzsichtigkeit stehen und sich irgendwie die Hornhautverkrümmung noch widerspiegelt. Daher erschien mir ein Wechsel links von -0,25 auf +0,5 als sehr viel in eine ganz andere Richtung. Auch das Umschreiben der Werte, wie sie "Karoshi" vorgenommen hat, verstehe ich leider nicht.

Auch kann ich gar nicht einschätzen, wie weit die Werte nun auseinanderliegen und ob ich jetzt im Vergleich zu den anderen Werten eine stärkere, schwächere oder andere Brille habe.

Vielleicht wäre jemand so freundlich, dies kurz zu erläutern?

Im Hinblick auf die beiden anderen Kommentatoren: Der Optiker hatte auch nach Blutdruckproblemen, Diabetis etc. gefragt - und auch danach wie es mir nach meinem Eindruck geht. Diabetis, Schilddrüsenprobleme und Blutdruckprobleme sind nicht bekannt. Ich nehme zwar schon länger einen ganz leichten Blutdrucksenker (eine Tablette morgens) - nicht wg. zu hohem Blutdruck, sondern aus Prävention wg. Herzproblem -, glaube aber nicht, dass die Wertschwankungen daran liegen. Zum einen ist die Dosis marginal, zum anderen waren die Messungen (Augenärzte, erste Optikermessung durch Angestellte) alle morgens ca. zur gleichen Zeit. Die letzte Optikermessung (Inhaber) war zwar am frühen Nachmittag, die Werte lagen aber wohl in der Nähe - wenn auch nicht genau gleich - der andere ersten Optikermessung (Angestellte). Ich habe auch noch nie Tagesschwankungen subjektiv wahrgenommen.

Ich glaube, dass Problem bei mir ist eher, dass ich selbst mit der Probebrille der zweiten Augenarztmessung noch alles erkennen konnte, also beim Sehtest schwer zu sagen ist, welche Stärken besser sind, weil ich mit allen Werten letztlich nicht signifikant mehr oder weniger erkennen kann.

Der Seheindruck ist mit der neuen Brille nach anderthalb Wochen nunmehr deutlich besser. Die Augen haben sich angepasst und es ist nicht mehr anstregend. Daher werde ich wohl bei der Brille bleiben.

Noch einmal Dankeschön an die Kommentatoren und, wie gesagt, über eine Erläuterung der Brillenwerte bzw. der trotz Plus-Wertes überwiegend kurzsichtigen Werte und deren Umschreibung sowie eine Einordnung der jetzigen Brillenwerte in den Kontext der anderen Werte würde ich mich sehr freuen.

Beste Grüße!

Re: Mal Kurz- mal Weitsichtig - vier abweichende Werte

Verfasst: Montag 25. August 2014, 09:51
von Eberhard Luckas
Moin, das ist ja schön, dass die Brille jetztn klappt.
Zu den Werten:
R: -1,75 +1,00 85°
L: -0,75 +1,00 90°
Das bedeutet, dass Du in jedem Auge 2 Brennlinien hast statt einem Brennpunkt. Rechts entsteht eine Brennlinie durch die Wirkung -0 ,75 und eine 2. durch die Wirkung -1,75
Links: 1. Brennlinie durch die Wirkung +0,25 und 2. Brennlinie durch die Wirkung -0,75