Hallo an die Experten!
Vor einigen Jahren – als es Ende 2010 Zeit für eine Arbeitsplatz-/Computerbrille wurde – habe ich mich schon zeitweise in diesem Forum geäußert und auch dankenswerterweise einige sehr aufschlussreiche Auskünfte und Stellungnahmen bekommen.
Mit der damaligen Brille kann ich von Anfang an sehr gut zurecht, die Randunschärfen beim Lesen nd am Computer waren gut verkraftbar, ans Mitdrehen des Kopfes beim Ändern der Blickrichtung gewöhnte man sich schnell, und die Schärfe war über den Zwischenbereich hinaus auch noch auch auf größere Entfernungen über die versprochenen 4-5 m hinaus ausreichend (vor allem bei Dunkelheit oder schlechter Beleuchtung) und ich trug die Brille von Anfang an ständig problemlos als Allroundbrille – außer beim Autofahren (für das die Fernbrille ranmusste).
Nun ist es aber wieder an der Zeit … die Brille reicht nicht mehr aus.
Gemerkt habe ich es schon seit geraumer Zeit an mehreren Faktoren:
- Beim Lesen musste man das Buch/die Zeitschrift etc. deutlich weiter weghalten, als es mir angenehm war, bis es scharf wird - und auch dann war das satte, tiefe Schwarz der Buchstaben nicht mehr so recht da. Wenn ich richtig gemessen habe, wurde es erst ab so ca. 48-50 cm einigermaßen scharf.
- Die normale Lesebrille passt jetzt für die (größere) Computerentfernung einwandfrei.
- Schon seit längerer Zeit ging es völlig problemlos, mit der Arbeitsplatzbrille auch Auto zu fahren, ohne auf größere Entfernung (bis Richtung „unendlich“) Unschärfen festzustellen. Besser als ohne Brile war es allemal, und nicht schlechter als mit der reinen Fernbrille (die richtige Blickrichtung, um die ausgeprägteren Randunschärfen im Fernbereich zu umgehen, hatte man sich wohl angewöhnt). Die Fernbrille hatte ich zum Autofahren schon seit etlichsten Monaten gar nicht mehr benutzt – nicht weil ich es darauf angelegt hatte, sondern hie und da vergessen hatte, die Brillen zu wechseln. Und nach vielen Kilometern merkte man dann erst „hoppla …“. Und irgendwann dann ließ man es mit der Fernbrille bleiben (kein merklicher Schärfezugewinn mehr, und Straßenkarten oder sonstige Notizen während der Fahrt zu lesen war mit ihr eh unmöglich).
Die bisherigen Werte waren:
R: sph +0,25 Add + 1,75 (entspr. Lesebrillenstärke +2,00)
L: sph +1,25 Cyl -0,50 Achse 110 Add +1,75 (entspr. Lesebrillenstärke +3,00)
Nun habe ich seit ein paar Tageneine neue Arbeits-/Computerbrille mit folgenden Werten (wobei der Optiker – soweit ich es beurteilen kann – bei der Werteermittlung sehr gründlich zu Werke ging):
R: sph +0,75 Add. +2,25 (entspr. Lesebrillenstärke +3,00)
L: sph +1,50 Cyl -0,50 Achse 105 Add +2,25 (entspr. Lesebrillenstärke +3,75)
Gläser sind (jetzt wie damals) Hoya Tact.
Schärfe auf Leseentfernung und PC-Entfernung einwandfrei und angenehm. Die Übergänge von unten bis oben sind auch ganz angenehm und gleichmäßig – wenn ich z.B. in etwas größerer Leseentfernung lesen will, blicke ich einen Tick weiter oben durchs Glas – kein Problem (ohne dass ich den Eindruck hätte, dass ich diesen scharfen Punkt erst suchen müsste). Auch kein Schwindel, keine Kopfschmerzen, nix …
ALLERDINGS stelle ich fest, dass die Randunschärfen – „gefühlt“ – sowohl in der Breite als auch in der Stärke der Unschärfenbereiche spürbar zugenommen haben und es beim Blick in die Ferne auf deutlich geringere Entfernung (auch als Ende 2010) bereits merklich unscharf zu werden beginnt. Jedenfalls so, dass zum Autofahren wieder die Fernbrille (einstweilen noch die mit den alten Werten) ranmuss.
Aufgrund der Randunschärfen muss ich sowohl beim Lesen als auch am PC den Kopf mehr mitdrehen, als ich es von früher in Erinnerung hatte.
Wenn ich am PC in die Bildschirmmitte blicke, sind ungefähr das linke und das rechte Drittel unscharf bzw. verzerrt, wenn ich ohne Kopfdrehung dorthin blicke – nicht so, dass man es dort nicht mehr lesen könnte, aber genug, um es als spürbar unscharf und unangenehm empfinden.
Beispiel beim Lesen: Habe gerade eine Zeitschrift vor mir, bei der die Textteile in 3 Spalten gedruckt sind. Wenn ich auf die linke Spalte blicke, so dass die schön scharf erscheint, ist ohne Kopfdrehung die mittlere Spalte unscharf (1. Wort ist vielleicht noch scharf, Lesen der Spalte wird aber lästig), und die rechte Spalte ist sehr unscharf (Lesen ist dort wirklich mühsam).
Beim Betrachten von Ladenregalen im Supermarkt merke ich den Unterschied auch.
Das Ganze unverändert auch bei unterschiedlichsten Objekten über die Tage hinweg, seit ich die Brille habe.
Vielleicht fällt es mir ja auch nur stärker auf, weil ich mir zwischendurch, bevor die neue Brille fertig war, eine Woche mit Fern- und Nahbrille separat behelfen musste (die alte Arbeitsplatzbrille war mir durch eigene Blödheit verlorengegangen – wäre zwar wieder auffindbar, aber nur mit Irrsinnsaufwand – und da ohnehin eine neue fällig war …). Obwohl ich aus früherer Erfahrung eigentlich nicht glaube, dass ich das instinktive Mitdrehen des Kopfes so schnell wieder verlernt habe.
Wohlgemerkt: Ich beklage mich nicht, komme eigentlich ganz gut klar und werde mich darauf sicher noch komplett einstellen können, zumal der Optiker mich schon vorgewarnt hatte, dass es aufgrund der höheren Nahaddition gut sein kann, dass die Randunschärfen im Lesebereich (und folglich ja wohl auch auf PC-Abstand) deutlicher wahrzunehmen sind.
Meine Frage an die Fachleute wäre lediglich: Mich würde interessieren, ob diese deutlichen Veränderungen der Unschärfen bei derartigen Veränderungen der Brillenwerte normal und zu erwarten sind oder nicht. (Ja, ich weiß, es ist schwer, das aus der Entfernung präzise zu sagen – mir geht es mehr um einen „allgemeinen“ Erfahrungswert als Anhaltspunkt, ob das alles noch im einzukalkulierenden Bereich liegt).
Zweite Frage: Der Optiker erwähnte, dass mittlerweile aufgrund der Fortschritte auch bei diesen Gläsern die „Free-form“-Technik angewendet wird. Bringt das einen entscheidenden Unterschied? Ich las in diesem Forum mal, dass laut Erfahrung der Fachleute der Schliff der Progression auf der Glasvorderseite für Hyperope günstiger ist. Wird bei Free Form nicht auf beiden Seiten geschliffen (oder habe ich das falsch verstanden)? Könnte das dann womöglich in Fällen wie meinem kontraproduktiv sein?
Herzlichen Dank für fachkundige Meinungen an alle, die bis hierher mitgelesen haben und Zeit für eine Antwort haben …
Beste Grüße