Hallo,
ich bin lizensierter "Ipseo"-Optiker
ein paar Fragen an den Thread-Starter:
-Ist dies Ihre erste Gleitsichtbrille?
-Wurden vorher Einstärkengläser erfolgreich auch für die Ferne getragen; welche Werte hatten diese?
-Welche "Unschärfen"stören Sie? Sind es Unschärfen beim Blick grade aus oder die Unschärfen in den seitlichen Bereichen.
Ein paar Ansätze:
-Sollte dies Ihre erste Gleitsichtbrille sein und die beklagten Unschärfen "nur" im Randbereich auftreten, so werden Sie sich damit wohl abfinden müssen (siehe weiter unten).
Die gewählten Gläser Physio f360° stellen eines der modernsten Gleitsichtglaskonzepte dieser Zeit dar. Ich unterstelle Ihrem Optiker zunächst, daß er seine Arbeit korrekt ausgeführt hat.
-Die bei der Augenglasbestimmung erreichte "extrem" hohe Sehleistung spricht zunächst dafür, daß die Werte korrtekt ermittelt sind. Auch ich habe Sehzeichen für Sehleistung bis 200% und es gibt, wenn auch sehr selten, Menschen die diese zweifelsfrei erkennen.
-Es ist durchaus möglich daß es bis zu 6 oder mehr Wochen dauert, bis man sich an eine Vollkorrektion mit Gleitsichtgläsern gewöhnen kann, wenn vorher gar keine Korrektion für die Ferne getragen wurde. Eine prismatische Komponente ist der Gewöhnung auch nicht zwingend zuträglich zuträglich.
-Es besteht die Möglichkeit daß die ermittelte Korrektur nicht optimal ist, aber dann müssten die Unschärfen auch beim Blick grade aus wahrnehmbar sein.
-Bei einer derart hohen Sehleistung 180-200% nehmen sie natürlich jegliche Unschärfe durch die Gleitsichtbrille sofort wahr. Dies kann durchaus dazu führen, daß Sie dies als sehr unangenehm empfinden - wenn vorher mit einer Einstärkenkorrektur oder ganz ohne Brille in jeglicher Blickrichtung optimal gesehen wurde. Gleitsichtgläser, egal welcher Qualität, weisen immer Bereiche mit Unschärfen auf, da diese einen Kompromiss darstellen. Sollten Sie beim Blick grade aus optimal auf Ferne und Nähe mit Ihrer Gleitsicht brille sehen können, so sollten Sie diese Vorteile bewusst wahrnehmen, und sich nicht so sehr auf gewisse Unschärfen im Randbereich konzentrieren. Auch die High-End Ipseo-Gläser weisen Unschärfen im Randbereich auf.
-Wenn Sie vorher gar keine Brille getragen haben, so währe es vielleicht sinnvoll über eine preiswerten Einstärkenbrille für die Ferne nachzudenken - einfach um sich "global" an eine Fernkorrektur zu gewöhnen.
Ich selbst trage bei einer Sehleistung von 140% seit knapp einem Jahr permanent meine ersten "Gleiter" Varilux Physio:
Fernkorrektion nahe 0,00dpt mit leichten Zylindern beidseitig, Add 1,25.
(Jetzt sitze ich aber auch wieder hier am Rechner ganz ohne Brille und quäle mich etwas - eine gute Beleuchtung ist hald schon was wert.

)
Für mich als Fachmann war es in den ersten vier Wochen kaum zu ertragen. Jetzt, nach fast einem Jahr kann ich sagen, daß die Vorteile - bei entsprechender Kopfhaltung spontan auf Fern und Nah optimal zu sehen, die Nachteile (Unschärfen in den seitlichen Bereichen) ausgleichen.
Aber es nervt trotzdem hin und wieder, wenn man aus dem Augenwinkel schnell mal auf die Ferne kuckt und die Sehleistung dann sogar deutlich schlechter ist als ganz ohne Brille.
Es ist immer schwierig wenn man vorher ohne Brille immer und überall auf Anhieb alles gestochen scharf sehen konnte und nun auf einmal "entsetzt" feststellen muss, daß die hochwertige Brille dies einschränkt...
Ich würde mir an Ihrer Stelle noch mehr Zeit geben... der Mensch ist ein "Gewöhnungstier"
Sollte sich doch ein Fehler in Ihre Brille eingeschlichen haben, so bin ich zuversichtlich, daß Ihr Optiker dies anstandslos korrigieren wird.
Freundliche Grüsse
stolli