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Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 22:04
von Disney
Hallo,

nur einmal eine kurze Frage: deutsche Optiker verkaufen eigentlich meistens 1,6er Material in Nylor-, und Randlosfassungen (hohe Werte & besondere Ausnahmen ausgeschlossen).
Ich war vor kurzem jetzt im Ausland und habe einmal den Alltag eines Augenoptikers in Amerika miterlebt und dort wird ja eigentlich nur Polycarbonat oder Trivex verarbeitet. Was ja bedeutend stabiler ist.
Was genau sind noch einmal denn die Vorteile des 1,6er im Vergleich mit PC oder Trivex? Nur die Dicke & die Abbe Zahl?
Ich freue mich auf eure Meinungen.

Gruss,
Disney

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 22:05
von Disney
Und abgesehen davon, dass Polycarbonat und Trivex aufwenidger zu verarbeiten sind :roll:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 22:17
von Karoshi
Das liegt eigentlich nur an den extrem strengen Bestimmungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) in Bezug auf Bruchsicherheit usw (deswegen gibt es in Brillen auch nur getempertes Mineralglas). Die kann 1.6er Kunststoff nicht erfüllen, Trivex und PC schon.
PC ist mit das schlechteste was man seinen Augen abbildungstechnisch antun kann. Trivex ist ok, aber ein gutes Eck teurer als 1.6er Kunststoff(MR8). Deswegen ist der in Deutschland so beliebt. Natürlich auch weil er leichter zu verarbeiten ist.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 22:23
von palmi
Nabend Disney,

Polycarbonat war lange Zeit das Material der Wahl wenn es um Bruchfestigkeit ging. Besonders Sportoptik und Randlosbrillen war daher ein Thema mit Polycarbonat. Nachteil ist aber die geringe Abbe'sche Zahl und die "Abneigung" gegenüber Ethanole und Aceton. Beides Mittel, die oft bei Augenoptikern zu finden sind.

Warum 1,6er Materialien nach wie vor so oft Verwendung finden in Deutschland, ist schlichtweg seine Popularität. Ich würde wetten, dass es immer noch einen sehr großen Teil von Augenoptikern gibt, die Trivex einfach nicht kennen. Mal abgesehen davon, kann 1,6er Material nicht nach Muster getönt werden (mir bekannte Ausnahme: Shamir Optic) und dadurch haben die Hersteller ihre gewohnten Farbprogramme auf 1,6 optimiert. Das ganze müsste nun mit Trivex auch nachgeführt werden und dauert wahrscheinlich einfach sehr lange.

Und mit vorgehaltener Hand: Trivex kommt aus dem Hause PPG und da die Damen & Herren dieser Firma nicht doof sind, lassen sie sich die Entwicklung des Materials auch Rückfinanzieren. Sprich: wer Trivex haben will (als Glashersteller) zahlt dafür mehr, als für das 1,6er Material.

Hauptsächlich sind es wirtschaftliche Gründe, warum sich das 1,6er Material nach wie vor solang hält. Die Vorteile überwiegen beim Trivex aber ganz klar. Auf kurz oder lang wird es sich auch gegen 1,6 durchsetzen ;)
Nachfolgend mit Tribrid übrigens genauso.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 22:39
von Disney
Danke!
Dann hatte ich ja soweit noch alles noch richtig in Erinnerung. Die Berufsschule lässt grüßen :wink:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 22:43
von Disney
Tut mir leid. Ich schreibe übers Handy. Achtet einfach nicht auf etwaige Rechtschreibfehler. Die Änderungsfunktion ist bei mir noch nicht aktiviert, ich kann meine Antworten also nicht editieren. Und das macht mich wahnsinnig :lol:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 11:17
von creami
Karoshi hat geschrieben: PC ist mit das schlechteste was man seinen Augen abbildungstechnisch antun kann. Trivex ist ok, aber ein gutes Eck teurer als 1.6er Kunststoff(MR8). Deswegen ist der in Deutschland so beliebt. Natürlich auch weil er leichter zu verarbeiten ist.
Da muss ich aber wiedersprechen es kommt ganz auf den Hersteller an

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 11:26
von benkhoff
wie auch immer...
1.5er und 1.6er Material hat einfach eine viel besser Abbildungs-Qualität vor allem als PC. Trivex ist noch relativ "neu" und hat wesentlich bessere Eigenschaften als PC. Wird hierzulande häufig in randlose Brillen verbaut. Einziger Nachteil: es ist geringfügig dicker.
Unsere allierten Freunde wollen halt alles möglichst stabil, damit der Optiker bei Bruch nicht hinterher auf Millionen Dollar verklagt wird... das ist alles, sonst würden die auch (wieder) hauptsächlich optisch hochwertigere Materialien nehmen.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 11:28
von Ulrich Mößlang
jedenfalls ist 1,6 billiger und leichter zu schleifen als Trivex

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 12:29
von Oppicker
Ich habe PC eine Zeit lang sehr stark verkauft und mir sogar eine spezielle Vorschleifscheife angeschafft. Aber PC ist abgesehen von der Dispersion sehr "eigenwillig".
Zunächst gibt es PC-Sorten (Polycarbonate gibt es ja eine ganze Menge und ist kein konkretes chemisches Produkt) die seeeehr empfindlich gegenüber Alkohole (Spiritus) und ähnlicher Lösungsmittel sind.
Man kann zusehen, wie sich nach dem Reinigen mit Spiritus die Risse bilden. Darüber hinaus muss die Facette akkurat geglättet und am besten poliert werden, denn Mikrorisse dehnen sich mit der Zeit aus. Es muss ohne Schleifwasserkühlung randbearbeitet werden und es kann die Wasserpumpe der Schleifanlage zusetzen.
Alles in allem sehr aufwändig.
Ich bin wieder davon abgekommen, es den Leuten zu empfehlen.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 13:11
von Ulrich Mößlang
Oppicker hat geschrieben:Ich habe PC eine Zeit lang sehr stark verkauft und mir sogar eine spezielle Vorschleifscheife angeschafft. Aber PC ist abgesehen von der Dispersion sehr "eigenwillig".
Zunächst gibt es PC-Sorten (Polycarbonate gibt es ja eine ganze Menge und ist kein konkretes chemisches Produkt) die seeeehr empfindlich gegenüber Alkohole (Spiritus) und ähnlicher Lösungsmittel sind.
Man kann zusehen, wie sich nach dem Reinigen mit Spiritus die Risse bilden. Darüber hinaus muss die Facette akkurat geglättet und am besten poliert werden, denn Mikrorisse dehnen sich mit der Zeit aus. Es muss ohne Schleifwasserkühlung randbearbeitet werden und es kann die Wasserpumpe der Schleifanlage zusetzen.
Alles in allem sehr aufwändig.
Ich bin wieder davon abgekommen, es den Leuten zu empfehlen.
genau so

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 14:48
von Traumtänzerin
Sorry, für Leute wie mich, die nicht auf Berufsschulkenntnisse zurückgreifen können, muss alles etwas genauer formuliert sein – und bevor Disney schwarz ist und das Thema eventuell im internen Bereich verschwindet :wink: , wüsste ich doch noch gern:

Ist mit „1,6er Material“ nur 1,6 gemeint oder zusätzlich auch das in Deutschland ebenfalls sehr verbreitete 1,67?
Disney hat geschrieben:Was genau sind noch einmal denn die Vorteile des 1,6er im Vergleich mit PC oder Trivex? Nur die Dicke & die Abbe Zahl?
Allein auf Dicke und Abbe-Zahl bezogen: Hat 1,6er speziell im Vergleich zu Trivex überhaupt einen Vorteil, was Dicke und Abbe-Zahl angeht? Ist nicht 1,6 er sogar dicker als Trivex? Und ist nicht auch die Abbe-Zahl bei bei 1,6 geringfügig niedriger als bei Trivex? Gelten also die Vorteile bezüglich Dicke und Abbe-Zahl nur für den Vergleich 1,6er und PC, nicht 1,6er und Trivex?

Sind PC und Trivex gleich aufwendig bei der Verarbeitung?

Sind Trivex und 1,6er gleich gut in der Abbildungsqualität, wenn nicht, welches Material ist besser? Kann man im Zusammenhang mit der folgenden Äußerung ein Ranking aufstellen:
benkhoff hat geschrieben:wie auch immer...
1.5er und 1.6er Material hat einfach eine viel besser Abbildungs-Qualität vor allem als PC. Trivex ist noch relativ "neu" und hat wesentlich bessere Eigenschaften als PC..... Einziger Nachteil: es ist geringfügig dicker.

Ist also ein Ranking möglich: PC schlechte Abbildungseigenschaften, Trivex und 1,6er (gleich?) gute Abbildungseigenschaften, 1,5er sehr gute Abbildungseigenschaften???

Ich weiß, ihr hasst mich für diese "Haarspalterei" :oops: - aber ich brauche das, wenn ich von eurem Wissen profitieren will. :(

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 15:48
von Saibaba
Sagt der Masochist zum Sadist: "Quäle mich!"
Sagt der Sadist:"Nein!"
Sagt der Masochist: "Danke!" :mrgreen:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 16:01
von Robin
Polycarbonat, 1,59, Abbe 30
Vorteil: Bruchsicherheit
Nachteil: kleine AbbeZahl, spezielle Maschinen erforderlich, empfindlich auf Chemikalien, hohe Mittendicke(=dick) erforderlich, Tönungen problematisch

Trivex, 1,53, Abbe 45
Vorteil: Bruchsicherheit
Nachteil: spezielle Maschinen erforderlich, Tönungen problematisch

CR39, 1,50, Abbe 58
Vorteil: beste optische Eigenschaften
Nachteil: begrenzte Bruchsicherheit

Organisch 1.60, Abbe 41,
Vorteil: dünn, relativ Bruchsicher, AbbeZahl meist unproblematisch

Organisch 1.67, Abbe 32
Vorteil: noch dünner, relativ Bruchsicher (aber schlechter wie 1.6)
Nachteil: kleine AbbeZahl

Organisch 1.74 Abbe 32
Vorteil: extrem dünn
Nachteil: geringe Bruchsicherheit, kleine AbbeZahl

Wie immer ist es ein Abwägen der Vor- und Nachteile und des Preis-Leistungsverhältnisses.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 16:02
von Oppicker
Traumtänzerin hat geschrieben: Ist mit „1,6er Material“ nur 1,6 gemeint oder zusätzlich auch das in Deutschland ebenfalls sehr verbreitete 1,67?
Nein, nur das 1,6er. Das 1,67 und 1,74er hat wieder andere Molekülfasern, die nicht so zäh sind.
Traumtänzerin hat geschrieben:
Allein auf Dicke und Abbe-Zahl bezogen: Hat 1,6er speziell im Vergleich zu Trivex überhaupt einen Vorteil, was Dicke und Abbe-Zahl angeht? Ist nicht 1,6 er sogar dicker als Trivex? Und ist nicht auch die Abbe-Zahl bei bei 1,6 geringfügig niedriger als bei Trivex?
1,6er Gläser sind geringfügig dünner, sofern mit gleichen Radien gearbeitet wird, denn Trivex hat eine Brechzahl von 1,53 und 1,6er Gläser eben 1,6
Traumtänzerin hat geschrieben:
Gelten also die Vorteile bezüglich Dicke und Abbe-Zahl nur für den Vergleich 1,6er und PC, nicht 1,6er und Trivex?
PC und 1,6er Gläser sind bei gleichen Kurven etwa gleich dick, Trivex ist dicker als die beiden anderen.
Traumtänzerin hat geschrieben: Sind PC und Trivex gleich aufwendig bei der Verarbeitung?
Trivex ist viel einfacher zu schleifen und zu bohren, aaaaber bei dünnen Gläsern relativ "lommelig". Das ist schwäbisch und bedeutet "instabil". Man kann ein dünnes Trivexglas ohne weiteres mit zwei Fingern durchbiegen. Das ist der optischen Abb.-Qualität nicht unbedingt zuträglich und problematisch bei bestimmten Fassungsformen.
Traumtänzerin hat geschrieben: Sind Trivex und 1,6er gleich gut in der Abbildungsqualität, wenn nicht, welches Material ist besser? Kann man im Zusammenhang mit der folgenden Äußerung ein Ranking aufstellen:
Ist also ein Ranking möglich: PC schlechte Abbildungseigenschaften, Trivex und 1,6er (gleich?) gute Abbildungseigenschaften, 1,5er sehr gute Abbildungseigenschaften???
Bei gleichen Kurven unterscheiden sich die Gläser nur in der Dispersion und in der Entspiegelung. Denn je höher die Brechungsindizes, desto besser sind Gläser entspiegelbar.
Traumtänzerin hat geschrieben: Ich weiß, ihr hasst mich für diese "Haarspalterei" :oops: - aber ich brauche das, wenn ich von eurem Wissen profitieren will.
Nicht wirklich. Mir ist nur die Neugierde schleierhaft. Andererseits... ich würde mich auch brennend für Diskussionen in einem Forum der Motorenbauer interessieren.