Seite 2 von 4

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 20:39
von Traumtänzerin
Danke für eure wirklich umfassenden Antworten! Ich habe nun einiges dazugelernt!

Ohne den fachlichen Hintergrund, der für euch selbstverständlich ist, brauche ich einfach gewisse Pfeiler, die so solide sind, dass ich mich auf sie stützen und an ihnen festhalten und entlanghangeln kann. Womöglich ginge es dir im Motorenbauer-Forum ähnlich, Oppicker... :wink:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Freitag 13. Dezember 2013, 21:49
von Traumtänzerin
Wo ich nun schon die verschiedenen Materialien, Indices und Abbe-Zahlen so schön aufgelistet bekommen habe: Was für ein Material ist eigentlich das 1,57er? Findet man das nur bei "Billigscherben" aus Fernost oder produzieren das auch europäische Hersteller?

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 09:30
von Karoshi
1,57 sagt mir jetzt garnichts. Übrigens der Index von Smaragd :wink:
1,56 kenn ich von billigen phototropen Gläsern, ist aber nicht sehr verbreitet (soweit ich weis).

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 11:08
von Robin
Sun Sensor 1.56 von Corning (Abbe 38) ist leider sehr spröde und daher für Bohrbrilen absolut ungeeignet. Es ist bruchempfindlicher wie CR39, ist kaum dünner und hat eine wesentlich schlechtere AbbeZahl (38 statt 58). Da nehm ich doch lieber gleich ein 1,6er (es sei denn, das es extrem auf den Preis ankommt). Die Tönungseigenschaft sind nur etwas schlechter wie beim Transitions. Wird in Deutschland z.B. von Nordhorn-Optik vertrieben (hatte Hoya das in den 90ern nicht auch einmal im Programm(auch nicht selbsttönend)?)

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 11:14
von Traumtänzerin
Karoshi hat geschrieben:1,57 sagt mir jetzt garnichts. Übrigens der Index von Smaragd :wink:
1,56 kenn ich von billigen phototropen Gläsern, ist aber nicht sehr verbreitet (soweit ich weis).
Smaragd klingt gut! :wink:

Phototrop sind meine nicht, aber billig schon! Und eben Index 1,57, nicht 1,56. Schade, ich hätte gern mal etwas mehr über das Material erfahren, und auch die Gründe, warum es das hier nicht gibt.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 11:23
von tangata_whenua
1.56 Index kenne ich als Superfin von INDO (Hersteller in Spanien), war deren Standardmaterial für alle Lagergläser, Bifokal- und Gleitsichtgläser.
Läst sich gut verarbeiten in Vollrandfassungen. Ungeeignet für randlose Brillen, da sehr geringe Bruchsicherheit.

1.54 Index - Spectralite von SOLA - haben wir Ende der 90er viel in Neuseeland verarbeitet. Gab es als Einstärken, Bifo- Trifo und Gleitsicht und auch Transitions.
Sehr flexibel, hohe Bruchsicherheit, bei Verglasung von randloen Brillen sehr oft verwendet, da sehr hohe Resistenz gegen Spannungen.

Hier in Spanien wird Polycarbonat recht oft bei der Verglasung von randlosen Brillen verwendet.
Das liegt hauptsächlich daran, dass in vielen Optikgeschäften keine Augenoptiker arbeiten, die das handwerliche Geschick und Fachwissen aufweisen, wie es aus Deutschland bekannt ist.
Die Verglasung erfolgt sehr oft beim Hersteller oder bei speziellen Werkstätten ausser Haus.
Der Aussendienst der Hersteller gibt den Optometristen und dem Verkaufspersonal die Kataloge und die Anweisung dass Polycarbonat bei randlosen Brillen zu verwenden ist. Da die selbst nicht verglasen können (ausser einfache Vollrandfassungen oder evtl. mal ne Nylor) wird die Brille zum Glashersteller oder eine Einschleifwerkstatt zur Verglasung geschickt.

Polycarbonat verwende ich nur, wenn es wirklich notwendig ist, wie bei speziellen Schutzbrillen in der Industrie oder speziellen Brillen die ich für Mitglieder von Spezialeinheiten beim Militär angefertigt habe (erhöhte Mittendicke auf mind. 4mm, da schusssicher bis cal. .22).

Da meine Maschine spezielle Schleifprogramme für Trivex und auch für Polycarbonat hat, ist die Verarbeitung in meiner Werkstatt nicht mit höherem Aufwand verbunden, es dauert halt nur etwas länger bis der Schleifvorgang beendet ist, da die Facetten auch noch poliert werden.
Wesentlich unangenehmer ist für mich der Geruch beim Schleifvorgang. Poly riecht wie ein chemischer Cocktail. Im Gegensatz dazu ist 1.6 (MR 8) mit dem Geruch von Knoblauch beim Schleifvorgang schon angenehmer.

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 11:45
von Traumtänzerin
Heißt das, ihr könntet am Geruch erkennen, was für ein Material ihr gerade bearbeitet? Zumindest bei einigen Materialien?

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 12:04
von tangata_whenua
ja

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 12:29
von benkhoff
Traumtänzerin hat geschrieben:Heißt das, ihr könntet am Geruch erkennen, was für ein Material ihr gerade bearbeitet? Zumindest bei einigen Materialien?
LEIDER ja Bild
tangata_whenua hat geschrieben:speziellen Brillen die ich für Mitglieder von Spezialeinheiten beim Militär angefertigt habe (erhöhte Mittendicke auf mind. 4mm, da schusssicher bis cal. .22)
hast Du das selbst ausprobiert?? oder musste sich ein Soldat "freiwillig" zur Verfügung stellen?? :mrgreen: oder heisst schusssicher, das der schuss da sicher durchgeht?? :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 12:42
von optikgutachter
Bild
Und zur Verarbeitung bei PC wäre noch was zu beachten- "Die Polycarbonat-Falle"-:

http://www.optikgutachter.de/index.php/ ... er?start=1

Gruß vom optikgut8er und schönes Wochenende!

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 13:04
von prüflingsprüfer
Traumtänzerin hat geschrieben:Heißt das, ihr könntet am Geruch erkennen, was für ein Material ihr gerade bearbeitet? Zumindest bei einigen Materialien?
da wollten schon welche mal bei "Wetten daß" auftreten damit.... :lol: :lol:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 13:29
von Traumtänzerin
prüflingsprüfer hat geschrieben:
Traumtänzerin hat geschrieben:Heißt das, ihr könntet am Geruch erkennen, was für ein Material ihr gerade bearbeitet? Zumindest bei einigen Materialien?
da wollten schon welche mal bei "Wetten daß" auftreten damit.... :lol: :lol:
Genau das wollte ich eigentlich vorschlagen! :wink: Riechen denn die anderen Materialien eigentlich auch, CR39, 1,67, 1,74, Trivex ?
optikgutachter hat geschrieben:Bild
Und zur Verarbeitung bei PC wäre noch was zu beachten- "Die Polycarbonat-Falle"-:

http://www.optikgutachter.de/index.php/ ... er?start=1

Gruß vom optikgut8er und schönes Wochenende!
Die kenne ich ja schon lange und ob du es glaubst oder nicht, ich habe tatsächlich schon darüber nachgedacht, ob die Polycarbonat-Linsen der Eindollarbrille die leichte Spannung durch das Eingeklickt-Sein auf Dauer verkraften - aber das ist eine Frage, die selbst ich mich nicht zu stellen trauen würde...

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 14:15
von tangata_whenua
benkhoff hat geschrieben:
tangata_whenua hat geschrieben:speziellen Brillen die ich für Mitglieder von Spezialeinheiten beim Militär angefertigt habe (erhöhte Mittendicke auf mind. 4mm, da schusssicher bis cal. .22)
hast Du das selbst ausprobiert?? oder musste sich ein Soldat "freiwillig" zur Verfügung stellen?? :mrgreen: oder heisst schusssicher, das der schuss da sicher durchgeht?? :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Selbst ausprobiert: Nein. Bin eher Pazifist

Der Test wurde in Sevilla bei dem Institut für Luft- und Raumfahrt (wenn ich mich recht erinnere) durchgeführt. Polycarbonatgläser (Essilor Airwear) in verschiedenen Mittendicken wurden mit unterschiedlichen Projektilen beschossen.
Ab Mittendicke 4mm ging das Projektil von cal. .22 (4,5mm) nicht mehr durch.
Der erhöhte Schutzgrad wurde von den Soldaten als positive Addition zur Ausrüstung gern genommen, da sie sich hauptsächlich gegen Granatsplitter und andere "Zutaten der selbstgebastelten Minen" in bestimmten Konfliktherden besser schützen wollten.
Bis jetzt hat sich auch noch keiner von denen beschwert, dass es nicht funktioniert hat.

Es gab auch einige Sportschützen und Jäger das haben wollten.

Polycarbonat wird ja auch bei gepanzerten Fahrzeugen in den Scheiben eingesetzt (Sandwichverfahren in der Herstellung, Poly ist in der Mitte).

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 14:35
von optikgutachter
tangata_whenua hat geschrieben: Ab Mittendicke 4mm ging das Projektil von cal. .22 (4,5mm) nicht mehr durch.
Der erhöhte Schutzgrad wurde von den Soldaten als positive Addition zur Ausrüstung gern genommen,
da sie sich hauptsächlich gegen Granatsplitter und andere "Zutaten der selbstgebastelten Minen" in bestimmten
Konfliktherden besser schützen wollten.
Bis jetzt hat sich auch noch keiner von denen beschwert, dass es nicht funktioniert hat.
Das ist dann auch nicht weiter verwunderlich. Wenn das Projektil durchschlägt hat der Träger einen Kopfschuss.
Beschwerden bleiben da "meistens" aus........... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

"Ichwarsnicht!" :roll:

Re: Polycarbonat & Trivex

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 14:38
von prüflingsprüfer
das PC mehr aushällt wie z.b. bei Schüssen oder Granatsplitter ist unbestritten.

Es gibt sogar Materialien, die noch mehr aushalten, kaum verkratzen, extrem leicht sind und sich super verarbeiten lassen,
ja, sie sind sogar billiger als vieles andere.
Einzig einen Nachteil haben diese,
haha ! sie sind nicht lichtdurchlässig :mrgreen:

Was will ich damit sagen ?

Die eiermilchlegende Wollmilchsau gibt es noch nicht in der Optik !
Jedes Brillenglasmaterial hat seine Vorteile, aber auch seine Defizite - that´s all !

Es gibt auch über 100 (!) Brillenglaslieferanten in Deutschland, nicht nur
HERRZ und OGA, Shamir und Schulz, nein noch viel viel mehr.
Und auch hier ist es eine Einzelfallentscheidung, für wen ich mich als Optiker entscheide.

@optikgutachter : wer hat einen Kopfschuss?
ichwarsnichtgelle!