@Michael:
Völlig korrekt, was Du da schreibst. Ich mache bei meiner Arbeit auch Fehler, und ich glaube, ich wäre der erste, wenn mir das nicht so ginge. Darum, dass Fehler überhaupt passieren, geht es mir auch gar nicht. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler, und solange die erkannt und behoben werden, bin ich absolut zufrieden.
Was mich bei der ganzen Angelegenheit mit meiner Brille so auf die Palme bringt, ist, dass mein Optiker sich den Allerwertesten aufreisst (und das tut er wirklich - ich kann ihm da nur höchsten Respekt zollen), meine Augen und die Zentrierdaten zig-Mal nachmisst und das Ganze dann aus zwei Gründen doch zu nichts führt:
- Er selber kann nichts machen, ausser ein Bisschen an der Fassung herumbiegen und den Einschliff der Gläser zu kontrollieren, was er beides schon zig Mal getan hat. Selber nachmessen kann er die Gläser abgesehen von den Basisdaten der Fernzone nicht (seine Aussage, nachprüfen kann ich das natürlich nicht)
- Der Hersteller macht sich einen schlanken Fuß und zieht sich auf die Aussage zurück, dass die Gläser im Werk nachkontrolliert und für optimal befunden wurden. Mit dieser Aussage wurden die Gläser zum Optiker zurückgeschickt. Der Hersteller hatte natürlich weder die Fassung in der Hand, noch gar die Möglichkeit, die Brille "im Betrieb" nachzumessen, weswegen die Aussage "optimal" vielleicht für das einzelne Brillenglas, isoliert betrachtet, richtig sein mag. Für das Gesamtkonstrukt aus Gläsern, Brillenfassung und Nutzer kann es aber keine wirkliche Aussagekraft haben. Weitere Hilfestellung für den Optiker im Sinne von: wie kann ich überprüfen, woher die Symptome des Kunden kommen, wie können die evtl. behoben werden, usw.: komplette Fehlanzeige. Die Gläser sind per Definitionem optimal. Ende der Durchsage.
Mein Optiker sagt, dass ihm noch niemand die Probleme, die die Brille macht, so präzise beschrieben hätte. Nur hilft das in diesem Fall nicht weiter, weil die Beschreibung dessen, was da offensichtlich nicht funktioniert, den Hersteller nicht weiter interessiert. Die Berechnungen, die der Hersteller zur Fertigung meiner Gläser angestellt hat, mögen ja hyperkomplex und wissenschaftlich fundiert sein. Aber diese Berechnungen suggerieren doch nur eine Scheingenauigkeit, solange in den Input-Daten noch ein Fehler ist, und werden mit Sicherheit auch nirgendwohin führen, solange das, was man in technischen Systemen so schön einen Regelkreis nennt, nicht geschlossen ist. Und an der Stelle hakt es eben, wie ich oben beschrieben habe.
Bei den High-End-Gleitsichtgläsern kommt es offensichtlich auf kleinste Details an, da diese - wie in meinem Falle augenscheinlich - schon den Unterschied zwischen "genial" und "völlig daneben" machen können. So lange der Hersteller dem Optiker aber keine Möglichkeit bietet, diese Details nachzumessen und zu -kontrollieren, bleibt dem Optiker halt nur das Herumfrickeln. Das ist kein Vorwurf an den Optiker, ihm bleibt halt keine andere Möglichkeit. Wenn die High-End-Gläser so diffizil auszumessen und anzupassen sind, würde ich bei dem Geld, das ich da investiert habe, einfach etwas mehr Support vom Hersteller erwarten. Schließlich gibt es da sowas wie die Verträglichkeitsgarantie, und die kommt ja vom Hersteller und nicht vom Optiker.
So, ich hoffe, ich habe meine Aussage jetzt etwas einsortiert.