Maulwurfn hat geschrieben:Traumtänzerin hat geschrieben:
P.S.: Ich bitte auch meinen guten Willen zu beachten und zu würdigen: Ich äußere mich nicht zum Thema "Überkorrektur", obwohl mir zum Privileg des Brille-auf-die-Nasenspitze-schieben-Könnens-anstatt-Gleitsicht eine ganze Menge einfällt!
Püh - das lese ich ja JETZT erst
Jetzt will ich aber auch wissen, was dir dazu einfällt. Ich finde es nämlich höchst seltsam, dass die Nahsicht klarer wird, wenn ich die Brille weiter vorn auf die Nasenspitze setze. Meine Optikerin hat mir erklärt, dieser Effekt entstünde durch die größere Entfernung der Brillengläser zu den Augen; ich habe das mal so hingenommen, obwohl ich es nicht wirklich verstanden habe. Denn wenn ich das mit den Kontaktlinsen vergleiche, die ja kaum dichter am Augen sein könnten, müsste der Effekt doch eigentlich umgekehrt sein: Je weiter weg vom Auge, desto unklarer.
Eine Erklärung, warum das so ist, kann ich dir natürlich nicht liefern, und selbst wenn ich es könnte, dürfte ich es nicht, weil dafür die Fachleute da sind. Ich finde es aber eigentlich logisch, dass die Minuswirkung mit zunehmendem Abstand vom Auge abnimmt, man drückt doch automatisch, wenn die Gläser zu schwach sind, die Brille näher an die Augen, wenn man etwas genau sehen will, und auch die Tatsache, dass Kontaktlinsen bei gleicher Minuswirkung geringere Dioptrienwerte haben als die entsprechende Brille, spricht doch auch dafür - die Brille ist weiter weg, hätte also bei gleicher Dioptrienzahl eine schwächere Minuswirkung und muss daher mehr Dioptrien haben als die Kontaktlinsen, um die gleiche Wirkung zu erzielen (ich weiß, dass da noch viele andere Dinge eine Rolle spielen!).
Was für mich der Clou bei der Sache ist: Ich habe lange geglaubt, jeder Kurzsichtige könnte durch das Schieben in Richtung Nasenspitze seine Fernbrille in eine Lesebrille verwandeln, aber das ist ja gar nicht so, dieser Trick ist einer exklusiven Minderheit vorbehalten, nämlich denen mit einer Kurzsichtigkeit ab ca. -7 Dioptrien (sphär. Äquivalent). Ein Fachmann hat mir mal erklärt: "die Änderung der effektiven Brillenglasstärke durch veränderten Abstand zur Hornhaut des Auges (HSA) ist proportional zum Quadrat des Dioptrienwertes des Glases" . Ich habe diese Möglichkeit nämlich in der Phase, als es mit der Alterssichtigkeit so langsam losging und ich mich noch nicht zu Gleitsicht durchringen konnte, sehr gern genutzt und mich immer gewundert, warum mein Mann mit seinen -3,5 das nicht tat. Bis ich die Erklärung bekam: "Mit dem gleichen Abstandsänderung der Brille, mit der Du den Fokus von "unendlich fern" auf 50cm Armlänge schiebst, erreicht Dein Mann nur eine Verschiebung des Fokus von "unendlich fern" auf 660cm Distanz (mehr als 6 Meter!). Das ist praktisch kaum noch wahrnehmbar und definitiv nicht mehr sinnvoll nutzbar als Leseunterstützung."
Das ist doch eine tolle Sache, findest du nicht? Du hast deine Lesebrille quasi immer dabei (außer natürlich wenn du Linsen trägst), darum muss uns doch jeder emmetrope Jungpresbyope glühend beneiden!
Dass die Schiebetechnik nicht besonders komfortabel und für längeres Lesen überhaupt nicht geeignet ist - man denke an die Behinderung der Nasenatmung - muss ich wohl nicht extra erwähnen - aber für gelegentliche Anwendung am Anfang der Presbyopie oder wenn man später noch einmal auf eine reine Fernbrille zurückgreifen will - durchaus geeignet.
Ich war übrigens mit Ende 40 in einer ähnlichen Lage wie du, ich brauchte stärkere Gläser, aber habe mich nicht rangetraut, weil ich damit rechnete, dass dann die Alterssichtigkeit sich unangenehm bemerkbar machen würde. Gegen Gleitsicht hatte ich damals ziemliche - im Nachhinein total unbegründete - Bedenken - also habe ich ein ganzes Jahr gezögert, um mich dann doch wieder für eine reine Fernbrille zu entscheiden. War zum damaligen Zeitpunkt die richtige Entscheidung, dank Schiebetechnik, inzwischen bin aber auch ich komplett bei Gleitsicht bzw. Bifo angekommen.