Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

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Sehlöwe
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Registriert: Montag 28. Mai 2012, 19:59

Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von Sehlöwe »

Hallo zusammen,

ich wollte vor 4 Wochen eigentlich nur eine Sonnenbrille kaufen. "Zur Sicherheit" wurde ein Sehtest gemacht, bei dem herauskam, dass ich auch eine neue "normale" Brille bräuchte. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich meine Sehleistung verschlechtert hatte und kann auch ohne Brille einigermaßen sehen (wenngleich natürlich kein Buch lesen). Nach dem Sehtest gab ich somit zwei Brillen in Auftrag.

Alte Werte:
L: +1 und -0.5; Achse 90
R: +1 und -1; Achse 90

Neue Werte:
L: +1.5 und -1.25; Achse 88
R: +1.75 und -1.75; Achse 73

Nach 2 Wochen konnte ich beide Brillen abholen. Es folgen 10 Tage absoluter Horror: alles im Umfeld von etwa anderthalb Metern scheint überscharf, alles dahinter verschwimmt. Aber richtig doll: ich konnte bei Menschengruppen gar nicht mehr sagen, wieviele Leute das waren, weil ich sie teilweise doppelt sah. Schilder lesen ging gar nicht. Es besserte sich auch nicht. Also hab ich, nach 10 Tagen, die alte Brille wieder aufgesetzt, und siehe da: alles ist wieder scharf. Ich war bei einem anderen Optiker, der mich hinter das weiße Gerät setzte (wo man den Heißluftballon sieht) und zu meiner Überraschung meinte: "Also Sie brauchen noch keine neue Brille, Ihre Werte haben sich nicht verändert, außer auf einem Auge ist der Zylinder um 0.5 schlechter geworden, aber das kann man erstmal so lassen." Ich sollte mich eigentlich freuen!

Also ab zu dem Optiker, der mir die Brillen verkauft hat. Der hat nachgemessen, eine ganze Stunde lang - und kam auf exakt dieselben Ergebnisse, die er zuvor gemessen hat! Dass ich mit der alten Brille besser sehe, konnte er nicht nachvollziehen. Dann der Vergleichstest: ich sollte an der Wand eine Buchstabenreihe lesen, erst mit der neuen, dann mit der alten Brille. Mit der neuen konnte ich einen Buchstaben lesen und einen raten; mit der alten Brille konnte ich 4 Buchstaben genau erkennen! Sein Kommentar: "Seltsam, denn Sie brauchen die neue Sehstärke!"

Er bot an:
1) entweder ich lasse die Brille so und gewöhne mich dran (hab gleich klargemacht, dass ich das ja schon versucht habe), oder
2) ich gehe zum Augenarzt und lasse dort nachmessen (warum soll jemand anders die Arbeit machen, zu der der Optiker verpflichtet ist? Das kann ja wohl nicht sein!) oder aber
3) er fertigt die Brille neu an mit der alten Sehstärke. Wie kann er sagen, dass sich meine Augen verschlechtert haben, dann aber die alten Werte verwenden wollen - möglicherweise falsche Werte (laut Ergebnis des anderen Optikers müsste ein Cyl um -0.5 verändert werden; was mein Optiker aber natürlich nicht weiß und ich würde dieses Ergebnis, weil nur grob gemessen, auch nicht als ultimativen Wert nehmen)?

Wie kann ich mich verhalten, bzw besteht die Möglichkeit die Brille(n) zurückzugeben? Die zweite Brille habe ich ja nur gekauft, nachdem herauskam, dass sich meine Sehstärke verändert hat, was aber auch der zweite Test nicht widerlegen konnte... Laut Gesetz muss man dem Optiker ja die Möglichkeit zum Nachbessern geben, aber weder die neue noch die alte Sehstärke bringen ein befriedigendes Ergebnis!

Es wäre sehr nett, wenn jemand etwas dazu sagen könnte, ich bin sehr unsicher und weiß nicht, was ich tun soll.

Vielen Dank im Voraus!

Sehlöwe
O
Oppicker
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Registriert: Dienstag 19. September 2006, 11:16
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Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von Oppicker »

ich sollte an der Wand eine Buchstabenreihe lesen, erst mit der neuen, dann mit der alten Brille. Mit der neuen konnte ich einen Buchstaben lesen und einen raten; mit der alten Brille konnte ich 4 Buchstaben genau erkennen! Sein Kommentar: "Seltsam, denn Sie brauchen die neue Sehstärke!"
Damit ist die Sache doch eigentlich klar! Brille zurückgeben oder die gewünschten Gläser mit alter Stärke einbauen lassen.
Da war wohl ein Kollege etwas übereifrig! Wobei man natürlich aus sagen muss, dass sich ja offensichtlich tatsächlich eine Stärkenveränderung ergeben hat (wie der 2. Optiker bestätigt), die aber nicht auskorrigiert werden braucht oder kann.
Man ist als Optiker da natürlich immer in einer gewissen Zwickmühle, wenn ein Kunde die Vollkorrektion nicht verträgt (was durchaus häufiger vorkommt): Einerseits will man eine verträgliche Brille liefern, andererseits soll das bestmögliche Sehen realisiert werden, auch wenn es eine Umgewöhnung erfordert. Außerdem müssen wir darauf hinweisen, wenn jemand mit der alten Korrektion nicht mehr genug Sehleistung für einen Kfz-Führerschein erreicht.
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)
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Sehlöwe
Beiträge: 3
Registriert: Montag 28. Mai 2012, 19:59

Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von Sehlöwe »

Danke für Ihre schnelle Antwort!

Mich hat auch überrascht, dass die beiden Messungen (die zweite war sehr zeitaufwendig und meine Antworten wurden zweimal überprüft) identisch sind, ich jedoch mit dem "Ergebnis" absolut nicht klarkomme. Produktionsfehler wurden auch ausgeschlossen, beide Brillen wurden nochmals genauestens überprüft. Ebenso verwirrt mich, dass der Optiker einfach so anbietet, die alte Stärke in die neue Brille - die ich ja eigentlich nicht mehr brauche (eben weil gleiche Stärke) - einzubauen, obwohl seine Messungen deutlich höhere Werte ergeben haben. Ihm zufolge würde ich mir die Augen kaputtmachen, wenn ich weiter mit den alten Werten rumlaufe, aber dennoch bietet er genau das an!
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optikgutachter
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Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von optikgutachter »

Letztendlich wurden die neuen Stärken unter Mithilfe/Angabe des Kunden ermittelt.
Als gutes Fachgeschäft weiss man aber auch, daß möglicherweise die Idealkorrektur nicht der Gebrauchskorrektur entsprechen muss.
In diesem Falle würde ich mir die aktuellen Werte (nochmal neu messen lassen) in eine Meßbrille einsetzen lassen.
Stimmt nunmehr auch alles vom "Kundengefühl" her (und: Ein wenig Eingewöhnung ist meistens notwendig !), dann würde ich mir
diese Stärken auch einarbeiten lassen.

Der seriös arbeitende Augenoptiker ist daran interessiert seine Kunden zu behalten.
Folglich dürfte er problemlos im Sinne des Kunden agieren.

Gruß optikgutachter

Anmerkung: http://www.optikgutachter.de/index.php/ ... deroptiker
Ganz unten auf der Seite: ("Fazit" &) "Erfahrungen zu Rechtsstreitigkeiten"
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!
S
Sehlöwe
Beiträge: 3
Registriert: Montag 28. Mai 2012, 19:59

Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von Sehlöwe »

Danke für Ihre Antwort!

Dass die Idealkorrektur nicht der Gebrauchskorrektur möglicherweise nicht entspricht, zu diesem Ergebnis kam der Optiker heute auch. Er maß die Werte des rechten Auges mit der Messbrille und kam zu einem geringfügig niedrigeren Wert. Die alten Werte einfach einzusetzen machte somit keinen Sinn: es hatte sich ja etwas geändert. Das Problem liegt seiner Meinung darin, dass meine Augen mit dem großen Sprung zu den neuen Werten nicht klarkämen, waren sie doch 10 Jahre dieselbe Brille gewohnt.

Kurz: wir einigten uns darauf, dass ich anstandslos beide Brillen zurückgeben konnte (womit ich nicht gerechnet habe, zumindest nicht ohne einen Kleinkrieg) und zuerst mal zu einem Augenarzt gehe, notfalls zu einem zweiten, und alles abklären lasse. Und der soll dann messen und schauen, was man am besten machen kann. Denn wenn die ermittelten Werte stimmen, ich aber mit denen nicht klarkomme, dann ist auch der Optiker ratlos...
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yyz
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Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von yyz »

Frag doch vor der nächsten Augenprüfung, ob sich der Durchführende mit "binokularer Vollkorrektion" auskennt und laß Dich darauf prüfen. Denkbar ist, daß da bei Dir etwas unberücksichtigt geblieben ist. Zurück auf alte Werte ist dann nur der Weg des geringsten Widerstands.
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Kalle
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Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von Kalle »

yyz hat völlig recht.
Eine binokulare Prüfung schafft hier bestimmt Klarheit. Aber, nur vom Spezialisten.
Das was Optikgutachter schreibt, stellen wir auch manchmal fest. Hier hilft nur, nach der Messung mit der Probierbrille, einige Zeit im Ladengeschäft und auf der
Straße, die neue Stärke auszuprobieren.
Was mich erstaunt ist die Empfindung, das alles was in der näheren Umgebung gesehen wird scharf ist und dahinter die Unschärfe immer größer wird.
Hier ist meine Vermutung ein zu hoher "Plus"-Wert, der durch den höheren Minuszylinder, abgeschwächt werden soll. Dies muß meiner Meinung nach "schief gehen".
Also bitte zu einem anderen Kollegen gehen und nochmals prüfen lassen.
Viel Erfolg!
Kalle
"Es ist schon alles gesagt! Nur noch nicht von allen!"
Karl Valentin 1882 - 1948
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katze
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Registriert: Mittwoch 6. Juni 2012, 12:35

Re: Falsche Brillenwerte - wie verhalten?

Beitrag von katze »

Danke für die Information. Bin zwar nicht davon betroffen, werde aber den Test aber auch mal machen lassen.
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