Welche Brille bei diesen Werten?

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Brille. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
Antworten
f
fitze

Welche Brille bei diesen Werten?

Beitrag von fitze »

Hallo zusammen,

ursprünglich wollte ich mir jetzt eine Gleitsichtbrille zulegen. Jetzt habe ich aber u.a. auch in diesem Forum "quer" gelesen und bin nun gar nicht mehr sicher, ob es wirklich die richtige Entscheidung in Hinblick auf meine Sehgewohnheiten ist.

Hier zunächst mal meine Daten:

R +0,25, -0,50, 125°
F
L +0,25, -0,75, 80°


R +2,50, -0,50, 125°
N
L +2,50, -0,75, 80°

Im Beruflichen Bereich (Metallverarbeitung) bin ich darauf angewiesen in Nahbereich Materialveränderungen, dabei insbesondere Korrosionen, Erosion und Kavitationen gut zu erkennen, da sie Sicherheitsrelevant sein können. Arbeiten am PC in mittlerer Distanz gehören ebenfalls dazu.

Im privaten Bereich komme ich mit meiner derzeitigen Lesebrille noch relativ gut zurecht, merke aber auch, dass die Arme so langsam zu kurz werden. Auto fahren z.Z. noch ohne Brille, wobei es mich aber nervt, dass ich das Navi nicht Gescheit ablesen kann.

Es würde mich eure Empfehlung interessieren. Wäre ich im Beruflichen Bereich möglicherweise mit einer Office oder Komfortlesebrille bzw. Raumgleitsichtgläsern besser bedient?
Könnte ich mit meinen Werten für die Fernsicht zunächst noch auf eine entsprechende Brille verzichten?

Über ein paar hilfreiche Antworten würde ich mich freuen.

Gruß
fitze
Benutzeravatar
palmi
Beiträge: 2775
Registriert: Dienstag 29. Juni 2010, 14:11
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Welche Brille bei diesen Werten?

Beitrag von palmi »

Nabend fitze,

ich musste erstmal beim schlauen Wikipedia nachgucken, was denn eigentlich "Kavitationen" sind. Hab ich ehrlich gesagt, noch nie zuvor gehört. Man lernt ja nie aus. :)
Mach dir mal keine Sorgen wegen deinem "quer"-lesen, für jeden gibt es eine andere optimale Lösung und viele Begriffe verwirren vielleicht auch anfangs mehr, als das sie einen wirklich weiterhelfen. Dafür hast du nun ja deinen eigenen Thread hier, damit wir auf deine Situation eingehen können.

Schlüsseln wir mal deine Werte und Bereiche auf:

1. FERNE
2. ZWISCHENBEREICH
3. NÄHE


1. FERNE
Die angegebenen Werte für die Ferne sind recht gering, wirken sich aber durchaus in mehreren Aspekten aus. Der normale Einkaufsbummel durch die Stadt ist sicherlich ohne Fern-Korrektion kein Problem und alltägliche Situationen in einer Entfernung ab circa 4m, bei denen ein "scharfes Sehen" von Nöten ist, sollte auch funktionieren.
Details sind aber nur suboptimal und sofern du mit dem Auto unterwegs bist, ist hier eine Korrektur zu empfehlen. Für dich ist wahrscheinlich am Tag kein Problem feststellbar, aber bei Dämmerungslicht, diesigem Licht, Nachtfahrten und Ähnlichem wirkt sich die Fehlsichtigkeit vermutlich schon aus. Auch bei Sehsituationen im Sport, Kino, Theater, Oper usw. wirken sich solche Werte aus. Gerade da, wo das Erkennen von Details eine Rolle spielt, wirken sich diese Brillenwerte vermutlich aus. Entscheidend hierbei ist allerdings nicht der Dioptrienwert für sich, sondern die Sehleistung die damit erzielt wird, also das was letztendlich in unserem Gehirn als Sehinformation verarbeitet wird.
Die genaue Auskunft darüber kann dir nur eine Fachkraft vor Ort liefern, das ist aus diesen Werten aus der Ferne erstmal nicht so einfach erkennbar.

Zusamengefasst:
  • Ferne nur geringfügig
  • "Shopping" ist auch ohne Ferne kein Problem
  • für Autofahrten, Kino, schnellen Sport (Radln, Ski / Snowboard usw) empfehlenswert
  • Sehleistung (Visus) ist entscheidend
2. ZWISCHENBEREICH
Als Zwischenbereich schimpft der Augenoptiker die Entfernung(en) zwischen Ferne (ab 6m) und Nahbereich (bis ca 45cm). Je nach Ansprüche, Bedarf und Fehlsichtigkeit eines Kunden, schwanken die konkreten Angaben über den Zwischenbereich.
In deinem Fall definierst du schon selbst ganz passend, dass die mittlere Entfernung zum Navi nicht mehr ganz scharf erkennbar ist und die Arbeit am PC-Bildschirm auch zu deinem Arbeitsalltag gehört. Das sind sehr klassische Beispiele für den Zwischenbereich, trotzdem haben wir Entfernungen von 0,5m bis zu zwei oder vier Metern, die auch dazu gehören.
Auf was will der palmi hinaus? :arrow: Du benötigst mehrere unterschiedliche Entfernungen in diesem Bereich und eine Brille die alles vereint, erspart dir in den meisten Fällen den Wechsel zwischen verschiedenen Brillen.

Zusamengefasst:
  • der Zwischenbereich ist dir wichtig
  • du benötigst unterschiedliche Brillenstärken für unterschiedliche Entfernungen
  • Gläser mit stufenloser Stärkenveränderung ermöglicht dir Sehen in unterschiedlichen Entfernungen
3. NÄHE
Die Arme werden zu kurz, das Navi mit seinen eh schon kleinen Knöppen ist nu auch schon zu klein und jünger werd ich auch nimmer -> ein Teufelskreis :mrgreen:
Okay, Spaß beiseite: Eine Lesebrille hast du ja anscheinend schon und egal wie und wofür du dich entscheidest, eine angepasste Lesebrille ist nie verkehrt und wird auch weiterhin ihre Daseinsbereichtigung finden. ;)
Wir haben oben den Zwischenbereich schon besprochen und das Ganze geht nun auch fließend in die Nähe ein. Wenn du beispielsweise am PC arbeitest, dann befindet sich die Tastatur meist in einer Entfernung von circa 35-40cm und der Bildschirm circa 50-70-100cm Entfernung. Das schwankt natürlich je nach Größe des Bildschirms usw.. Nehmen wir an, du benutzt deine reine Lesebrille, dann ist zwar die Tastatur wunderbar scharf, aber um den Monitor wirklich scharf erkennen zu können bleiben dir zwei Möglichkeiten:
- entweder du verrenkst dir die Wirbel um mit der Lesebrille auf 40cm den Bildschirm erkennen zu können
oder
. du gehst ein ganze Stück weiter zurück um den Bildschirm mehr in die Ferne zu rücken, weil du ja dort weniger Dioptrien brauchst.

Blöd ist nur: das eine bereitet dir Halsschmerzen, das andere bringt dir Rückschmerzen vom zurücklehnen UND beides sieht auch noch doof aus. :mrgreen:

Zusammengefasst:
  • reine Lesebrille für Officearbeit und Navi ungeeignet
  • fließender Übergang von Zwischen- zum Nahbereich wäre empfehlenswert
  • reine Lesebrille seperat ist trotzdem nie verkehrt!

Empfehlung
Ich empfehle dir anhand der oben genannten Punkte und Vorlage der jetzigen Brillenwerte eine Gleitsichtbrille. Du hast viele Vorteile mit ihr und kannst deinen Alltag fast vollständig mit ihr meistern.
Zum einen korrigiert die Brille den Anteil für die Ferne aus und bringt dir damit ein besseres Sehen in der Nacht und generell schwierigen Lichtverhältnissen. Sobald uns Licht fehlt, was ja in der Nacht zwangsläufig der Fall ist, dann fehlt auch unserem Auge und Gehirn Informationen. Die natürliche Sehleistung wird also automatisch runtergeschraubt und wenn man nun eine Fehlkorrektion hat, auch wenn sie recht gering ist, wirkt sie sich in der Nacht nochmals stärker dadurch aus.
Zum anderen hast du ein stufenloses Sehen zwischen Ferne und Nähe. Du kannst das Navi erkennen, die Amaturanzeigen, den PC-Bildschirm, Speiskarte, Einkaufszettel, einfach alle Objekte in "Greifarm-Entfernung" und brauchst nicht die Brille für die einzelnen Sehabstände zu wechseln oder dich mit dem Kompromiss zufrieden geben zu müssen, dass es nun eben unscharf ist.
Außerdem ist der Einstieg in einer Gleitsichtbrille später immer schwieriger, da um so größer der Unterschied zwischen Ferne und Nähe ist (bei dir: 2.25 Dioptrien), die Eingewöhnung auch sich hinausziehen kann. Das muss nicht zwangsläufig so sein, aber in den meisten Fällen spielt es sich so ab. ;)

Natürlich wird es immer mal Momente geben, in denen die einfache Lesebrille, der Gleitsichtbrille überlegen ist. Auch gibt es für langes Arbeiten am PC-Arbeitsplatz angepasste Officebrillen, doch mit der kannst du nicht Autofahren UND das Navi ablesen. Im Übrigen ist der Gebrauch einer Officebrille sogar im Straßenverkehr verboten.
Eine Anmerkung zu Raumgleitsichtgläsern: persönlich halte ich nichts davon, weil sie nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Es gibt sicherlich Abnehmer hierfür, aber in den allermeisten Fällen, ist die reine Gleitsichtbrille und/oder Officebrille die angenehmere Wahl für den Kunden.

Vorteile der Gleitsichtbrille für dich:
  • Ferne korrigiert
  • Zwischenbereich korrigiert
  • Nähe korrigiert
  • Arbeiten am PC-Bildschirm
  • währrend der Autofahrt das Navi ablesen können
  • kaum bis gar kein Brillenwechsel nötig
  • stufenloses Sehen zwischen allen Entfernungen
Ein Officebrille ist für deine Arbeit natürlich auch empfehlenswert, vor allem wenn du mal länger am Stück vor dem Rechner bist oder etwas in der Nähe arbeitest. Doch die Gleitsichtbrille kannst du auch im Auto benutzen und auch für den privaten Alltag sehr gut einsetzen.
"Du scheinst mir ja echt ne Blitzbirne zu sein!"... © by User
s
stereotypi
Beiträge: 54
Registriert: Mittwoch 18. August 2010, 09:56

Re: Welche Brille bei diesen Werten?

Beitrag von stereotypi »

Hallo Fitze,
Palmi hat ja schon alles sehr ausführlich erklärt.
Evtl. bist Du mit zwei Brillen besser versorgt, das kommt aber auf Dein Arbeitsumfeld an. Machst Du nur Materialbegutachtung, ohne das Metallspäne in der Luft sind oder Du selber an der Maschine stehst, Du keine Ölspritzer auf deine Brille bekommst so das Du sie oft putzen mußt, kommst Du mit einer Brille aus. Ist Dein Arbeitsumfeld aber "schmutzig" solltetst Du dir überlegen, ob Du nicht eine Brille mit mineralischen Gläsern für die Arbeit machst, evtl. bezuschusst Dein Arbeitgeber diese auch.
Benutzt Du Elektromikroskope und schaust Dir die Bilder auf Monitore an, die weiter weg an einer Wand hängen? dann würde ich die ein Raumglas für die Arbeit empfehlen, bei Kardiologen oder bei Koloskopie(Darmspiegelung, entfernte Monitore) habe ich sehr gute Erfahrungen mit diesen gemacht.
Und für die Freizeit dann eine Gleitsichtbrille mit Kunststoffgläsern.

Viele Grüße aus dem verschneiten Köln
Stereotypi
Benutzeravatar
palmi
Beiträge: 2775
Registriert: Dienstag 29. Juni 2010, 14:11
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Welche Brille bei diesen Werten?

Beitrag von palmi »

Rischdisch!
Das ist natürlich auch nochmal ein Aspekt, der für deinen Arbeitsplatz eine nicht unwichtige Rolle spielt: Fassungs- und Glasmaterial.
Dafür bräuchte man aber noch mehr Informationen bzw. du siehst anhand der Auflistung von stereotypi, auf was es besonders ankommt. Das sind aber nochmals Detailfragen die deinen Augenoptiker des Vertrauens brennend interessieren sollten ;)

Im Übrigen: Koloskopie -> wie gut, dass ich bisher nur ne "Schlauchecho" ertragen musste :D
"Du scheinst mir ja echt ne Blitzbirne zu sein!"... © by User
f
fitze

Re: Welche Brille bei diesen Werten?

Beitrag von fitze »

Hallo zusammen,

möchte mich erst mal dafür entschuldigen, dass ich mich erst heute melde, aber mir ist gestern Abend der Browser 2 x abgestürzt, kurz bevor ich meine Antwort ins Forum stellen konnte...
Natürlich alles wech... :oops: was auch sonst

Also, heute ein neuer Versuch - hoffentlich geht's gut :wink:

Zunächst möchte ich mich bei Euch und insbesondere bei Palmi für die ausführlichen und hilfreichen Erklärungen bedanken.
Hätte nicht gedacht, das so wenig Frage, soo viel Text generieren kann :wink:

Aber nun zurück zum Thema.

In den letzten Tagen habe ich so einige Optiker abgeklappert, um mir einige Preisangebote herein zu holen. Dabei habe ich vermutlich den Fehler gemacht von mir aus von einer Gleitsichtbrille zu sprechen, statt die Empfehlung des Optikers ab zu warten.
Während meiner Preisrecherche hat mich nur ein Optiker, nachdem ich im meine Sehprobleme geschildert habe, auf die Möglichkeit einer Office bzw. PC Brille hingewiesen. Der Sehbereich würde nach seinen Angaben etwa zwischen 35 cm und 6 mtr. liegen. Da ich die größten Probleme im Nahbereich habe, käme mir die Brille im beruflichen Bereich schon sehr entgegen.
Er wies mich aber ebenfalls auf die Werte für die Fernsicht, diese 0,75 Dioptrien hin, die beim Erwerb eines Führerscheins schon mal kritisch werden könnten.
Und da begann bei mir die eigentliche Unsicherheit :roll:

Dieser Optiker war so freundlich, mir eine provisorische Brille für die Fernsicht zu montieren, damit ich den Unterschied in der Dämmerung bzw. im Dunkeln sehen kann.

Ich fand diesen Unterschied jetzt nicht soo groß..., und seit dem stelle ich mir die Frage, ob ich zunächst noch auf eine Gleitsichtbrille verzichten kann, ohne den Straßenverkehr zu gefährden, bzw. im Falle eines Unfalls in Regress genommen zu werden.
Es ist zwar ärgerlich und häufig nervt es mich auch, das ich das Navi nicht ablesen kann, aber glücklicherweise geben diese Dinger ja auch noch akustische Hinweise :)
Eine Gleitsichtbrille würde ich nur im privaten Bereich nutzen und in Anbetracht der Kosten von möglicherweise über 1000€ tendiere ich zu einer zwei Brillen Lösung und werde dazu meinen Arbeitgeber mal ansprechen.

Gruß
fitze
Antworten