Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

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Sven72
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von Sven72 »

Bei Kurzsichtigkeit ist es leider so, daß sie tendentiell steigt. Bei mir hat es mit 13 Jahren angefangen, mit 17 habe ich die erste Brille bekommen mit -1,5 dpt und meine Brillenstärke ist bis 23 konstant gewesen. Bis 32 haben sich dann die Werte verdreifacht, also in einem Alter, wo eigentlich nichts mehr dazukommen sollte. Seitdem ist die Kurzsichtigkeit wieder konstant. Ich glaube einfach, daß man nicht so einfach einem Anstieg entkommt, wenn die Veranlagung dafür da ist... Leider. Ich glaube, daß es auch zu einfach ist, wenn man sagt, daß durch Brilletragen die Kurzsichtigkeit steigt. Wenn es so einfach wäre, hätte ihr konsequentes bisheriges nicht-Brilletragen nicht schon zu diesen Werten geführt.... Klar gibt es Studien, die besagen, daß zum Beispiel harte Kontaktlinsen oder auch diese neuen Myopiegläser gegenüber Standard-Brilletragen den Anstieg verlangsamen, unklar ist aber auch, ob dann die Kurzsichtigkeit wie bei mir erst stärker in einem Alter steigt, in dem man eher davon ausgeht, daß der Anstieg beendet ist. Leider ist die Welt wohl nicht so einfach...., weder für Ihre Tochter, noch für Sie als Mutter....
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W.W.
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von W.W. »

Eins vorab: Deine Erzählweise ist o.k. Man liebt seine Kinder, man macht sich Sorgen, und da ist ist es gut, wenn Du das hier genau erzählst.
Es tut mir so leid, dass Deine Tochter emotional wegen der Brille so aufgewühlt ist. Sage Ihr einen schönen Gruß, bei mir sei es umgekehrt gewesen: Ich habe mir schon ab 5 oder 6 Jahren sehr gewünscht, eine Brille tragen zu dürfen. Ich habe einmal, als eine Besucherin eine Lesebrille bei uns zu Hause vergaß, die Brille versteckt und heimlich getragen (da konnte ich aber nicht gut sehen). Später habe ich dann von einem Schulkameraden seine vorherige Brille (immerhin -3.00) gegen 10 Micky-Maus-Hefte eingetauscht, die war leider schnell zu klein und zerbrach bald. Wieder keine Brille! Einmal im Jahr schleppte ich meine Mutter zur Augenärztin, aber immer wurde mir meine heiß gewünschte Brille "verweigert". Erst mit 16 oder 17 Jahren schaffte ich es endlich, die Augenärztin zu überzeugen, und seither trug ich jeden Tag in meinem Leben eine Brille. Damals wusste ich, dass ich eigentlich immer noch keine Brille brauchte, aber ich w o l l t e eine . Verrückt, nicht wahr? Vielleicht kannst du mit dieser Geschichte Deine Tochter zum Lachen bringen, sie wird aber nicht zugeben, dass sie darüber herzlich lachen muss.
Ich denke, auf mittlere Sicht wird sich Deine Tochter mit der Brille anfreunden, weil es einfach vorteilhafter für sie ist, die Brille zu nutzen. Ohne Brille sind ihre Sehdefizite einfach zu erheblich. Dabei ist das objektiv gar nicht so schlimm. Es ist so, wir wir alle unterschiedliche Schuhgrößen haben, da regt sich niemand auf, aber dass die Augen der Menschen mal einen mm länger sind, deshalb ist eine Brille dann nützlich, findet das viel mehr Beachtung. In dem Alter Deiner Tochter allerdings ist es manchmal nicht so leicht, eine grundsätzliche Umstellung zuzugeben und einzuräumen. Lass sie einfach machen, pass auf, das sie die Brille in ihre Schultasche steckt, wenn sie dann im Klassenzimmer sitzt und die Tafel nicht lesen kann, nimmt sie vielleicht dann doch die Brille heraus, mach keinen Druck auf sie, das ist eh alles schwer genug. Herzlichst meine allerbesten Grüße und Wünsche von einem absoluten ----O-O-- Fan.
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W.W.
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von W.W. »

PS.: Ein wichtiger Satz noch. Meine Prognose, nein es ist keine Prognose, es ist die Analyse des Ist-Zustandes: Deine liebe Tochter ... ich sage nicht, sie wird darauf "angewiesen ein", nein, aber sie wird sich mit der Sehkorrektur, was ihr Sehen betrifft, in jedem Moment viel besser fühlen, als ohne Brille.

Was sie jetzt schaffen muss, ist das emotional zu bewältigen, und das geht nur mit Liebe und Einfühlungsvermögen. Sage ihr doch einfach, sie muss die Brille nicht tragen, aber Du würdest Dich freuen, wenn sie in jedem Moment, wo sie gerne optimal sehen möchte, die Brille benutzen sollte, und sie habe das Recht darauf, gut zu sehen. Ganz nett, keinen Druck. Vielleicht sieht es dann in vier oder sechs Wochen viel besser aus. Das Erlebnis guten Sehens hat sie jetzt ja immerhin schon gemacht.
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W.W.
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von W.W. »

Ein Tipp noch, der in unserem Umfeld schon mehrmals gut funktionierte: Lasse Dir lieber heute als morgen eine Brille anfertigen, und dann... "Überraschung! Durch die Diskussion mit Dir habe ich gemerkt, dass ich richtig schlecht sehen kann und jetzt werde ich mit Dir zusammen jeden Tag meine Brille tragen." Aber darauf achten, keine Lesebrille, eine Fernbrille mit der Du z.B. auch Autofahren kannst.
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Lutz
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von Lutz »

Ich bin pädagogisch nicht besonders geschult, aber ich denke, einer Elfjährigen sollte man zumuten können, sich mit Realitäten ("Mit Brille ist das Sehen besser") abzufinden, zumal, wenn sie es selber so wahrnimmt. Man muß deswegen keine eigene Fehlsichtigkeit erfinden...

Ich könnte mir auch vorstellen, daß sie die Brille über kurz oder lang freiwillig aufsetzt, wenn man das Thema mal ruhen läßt und nicht weiter prolematisiert. Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck... :wink:
Rate dreimal hintereinander richtig, und du wirst den Ruf eines Experten haben.
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W.W.
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von W.W. »

@Lutz: Absolut meine Zustimmung, kein Druck! Rational ist es leicht, aber emotional ist es sicher nicht leicht für die Kleine.
Also ganz nett, ganz lieb.
Nicht (mehr) schimpfen, nicht meckern. Sie schafft das! Die Zügel ganz locker halten....
Ich möchte fast eine Wette eingehen:
- nach 2 Wochen: 2 Stunden ---O-O-- am Tag,
- nach 4 Wochen: 4 Stunden ---O-O-- am Tag,
- nach 6 Wochen: 6 Stunden ---O-O-- am Tag,
- nach 8 Wochen: 8 Stunden ---O-O-- am Tag und...

"...Mama, seit ich meine Brille trage, geht doch alles viel besser", ... "wie konnte ich nur ...".. Und, so schlimm ist das gar nicht", und gut aussehen wird sie auch und vielleicht auch darauf dann ein bisschen stolz sein.

Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass es so abläuft, und berichte uns gerne, wie es weiter geht.
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W.W.
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von W.W. »

Ich las zu Beginn dieser Diskussion noch folgende Frage von Dir:
"Ich habe ich gelesen, dass es zu gefährlichen Netzhautablösungen kommen kann. Fahrrad fahren darf sie jedenfalls nicht mehr bis sich bei ihren Augen etwas getan hat."
Ich denke, dass da die Antwort etwas erfreulicher ausfallen kann: für diese Gefährdung sind die Werte bei Deiner Tochter noch so gering, dass davon kein besonderes Risiko zu erwarten ist. Ich bin nicht Arzt, aber sprich da den Augenarzt an mit dieser Frage. Bis -3.00 Dioptrien werden 0,1% (1 auf 1000) genannt, bei -8.00 Dioptrien wird 1% ( 1 auf 100) genannt.
Andererseits: niemand ist davor sicher, dieses Krankheitsbild gibt es auch aus anderen Gründen, auch wenn man überhaupt nicht fehlsichtig ist.
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tsz
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von tsz »

Ich melde mich nach einiger Zeit noch einmal. Meine Tochter hadert immer noch mit der Brille, wenn sie in der Zwischenzeit auch bemerkt hat, dass es in einigen Situationen doch besser ist, die Brille zu tragen. Beim Fernsehen oder auch beim Laptop hat sie die Brille auf, wenn sie rausgeht, dann nimmt sie sie wieder ab. So richtig in der Schule hatte sie die Brille bisher noch nicht auf, in ein paar Stunden hat sie die Brille getragen, aber nicht ständig.
Mittlerweile weiß ihr Umfeld eh von der Brille und haben sie eben auch damit gesehen, aber so richtig abgefunden hat sich meine Tochter immer noch nicht mit der Brille.
Habe gedacht, dass sie mit Brille in die Schule gehen wird, aber kurz nach dem sie aus Haus war, verschwand die Brille in der Schultasche.
Meint ihr es wird noch kommen, dass sich das Brille tragen steigert? Sie so gehen lassen?
Ich habe dem Klassenvorstand eine Email geschrieben, aber leider hat die mir bisher nicht auf die Email geantwortet.
Selbst will sie darüber auch nicht viel sprechen, ich denke es ist einfach immer noch eine sehr große und für sie ungewollte Umstellung.
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Sven72
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von Sven72 »

Ich weiß um Ihre Besorgtheit aus Ihren Schilderungen. Aber Ihre Tochter scheint noch ein wenig Zeit zu brauchen. Geben sie Ihr diese, Druck wird eher Gegendruck erzeugen. Sie können natürlich vorsichtig fragen, ob sie sich, wenn sie ehrlich ist, nicht wohler und sicherer fühlt, wenn sie Ihre schicke Brille trägt, z. B. draußen, wenn sie sich mit anderen Verkehrsteilnehmern bewegt (auch als Fußgängerin). Bei den Werten Ihrer Tochter mal eben über die Straße zu gehen, ist ja auch nicht so einfach und alles andere als ein Vergnügen. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, weil ich ja zwischenzeitlich auch mal ähnliche Werte hatte. Beim Fernsehen könnte man dagegen eher drauf verzichten, weil es ja keine Gefahr gibt, aber da scheint es Ihr wichtig zu sein, alles zu sehen.... Und beim Laptop ist ja die Distanz auch eher gering, so daß man da noch aufs Brilletragen verzichten könnte.... sie muß eben nur 25-30 cm an den Bildschirm heranrücken... Bei der Tafel oder auch beim Überqueren einer Straße geht das dann schon nicht mehr so einfach. Da sind zwar die Gegenstände größer, aber so richtig sieht man da auch nichts mehr.... Ich ärgere mich bei Werten von um die -5 dpt jeden Morgen, wenn ich 2 passende Socken ohne Brille suche, bin dann aber auch noch zu träge, um die Brille aufzusetzen, was ja so einfach für Abhilfe sorgen würde.... Ganz so hohe Werte hat Ihre Tochter ja Gott sein Dank nicht, nur ist der Unterschied zwischen 0 dpt und -3 bis -3,5 dpt eben sehr sehr viel größer als zwischen -3 und -5 dpt (exponentielle Abnahme des Visus mit zunehmender Dioptrienzahl, d. h. stark im Bereich im niedrigen Dioptrienbereich zwischen 0 und -2 oder -3 dpt und dann deutlich schwächer ab -2 bis -3 dpt). Mein Optiker hat mich heute gefragt, woher ich meine Werte habe. Die Vorfahren und damit die Gene kann ich nicht alleine verantwortlich machen für meine Kurzsichtigkeit, sie ist wohl auch sehr auf ausgeprägte Naharbeit insbesondere im Studium und gar nicht so sehr in der Schule zurückzuführen, da die meisten Dioptrien aus der Studienzeit stammen...., naja ich hatte eben auch noch kein Smartphone damals....
Zuletzt geändert von Sven72 am Freitag 24. Januar 2025, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Lutz
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von Lutz »

Logarithmisch oder exponentiell, aber nicht hyperbolisch. Der Visus nimmt bei gleichmäßigen Dioptrien-Schritten um einen konstanten Faktor ab. Er sinkt von -1,0 dpt auf -2,0 dpt um 50%, genauso wie von -8,0 auf -9,0.
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ronja
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Re: Erste Brille für meine Tochter 11, aber will Brille nicht tragen

Beitrag von ronja »

Hallo,

ich berichte mal von mir als Kind.
Wann ich die erste Brille bekommen habe, weiß ich nicht mehr, definitiv schon im Kindergarten.
Ich habe auch, immer wenn es nur ging, die Brille nicht aufgesetzt. Hat mich einfach genervt. Und das was ich damals sehen wollte, habe ich auch gesehen.
Schwierig war es ab und zu im Schwimmbad im Sommer, mit Brille ging ich sowieso nicht ins Wasser und bei Hitze war es einfach nervig. Ab und an habe ich mir mit Mühe unseren Liegeplatz wieder gefunden.

Das hat mich aber nicht so gestört wie die Brille.
Es hat zumindest bei mir nichts damit zu tun gehabt, dass mir meine Brille nicht gefallen hat, aber ich mochte das Tragen einfach nicht.
Als Kind ist die Brille dann auch schon mal zwischen Spielsachen "verloren" gegangen.

Als ich dann mit 10 etwa vom Augenarzt Kontaktlinsen angeboten bekommen habe, war ich sofort dabei. Es war für mich eine ziemliche Umstellung, damals gab es m.W. auch nur formstabile Linsen, zumindest für meine Werte. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung, aber danach war alles super. Brille gab es nur noch Zuhause, und das war dann in Ordnung.

Auch jetzt trage ich meine Brille nur Zuhause, nur ab und zu wenn die Augen gereizt sind, setze ich mal die Brille ins Büro auf.
Meine Abneigung gegen die Brille hat sich nie wirklich verändert.

Vielleicht wären Kontaktlinsen auch eine Option für deine Tochter. Ein Versuch wäre es wert. Es muss ihr nur richtig zu verstehen gegeben werden, dass die erste Phase blöd ist, wenn die aber vorbei ist, sieht man einerseits und andererseits hat man trotzdem nicht das nervige Gefühl auf der Nase bzw hinter den Ohren.

Ich kann sie absolut verstehen :!: 8)
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