Ich habe vor kurzem einen interessanten Artikel von Langis Michaud (Professor für Optometrie an der Uni Montreal) gelesen, im dem es um die Entwicklung des Sehens geht und wie schädlich es sein kann, wenn schon Kinder unter zwei Jahren mit elektronischem Spielzeug, Handys und ähnlichen Bildschirmgeräten ruhig gehalten werden.
Hier grob der Inhalt des französischen Artikels:
Das Auge entwickelt sich durch Stimulation.
Im ersten Lebenshalbjahr erfolgt der Reifeprozess der Netzhaut, das Auge wächst und es entsteht ein gewisses Gleichgewicht zwischen der Augenlänge und der Brechkraft der Augenlinse. Das einzelne Auge hat dann, für sich allein betrachtet, bereits die Sehfähigkeit eines erwachsenen Auges.
Ab dem Alter von 6 Monaten trainieren die Augen ihre Zusammenarbeit, um das räumliche Sehen zu entwickeln, die Kommunikation der beiden Augen im Sehzentrum des Gehirns entwickelt sich
Im Laufe der ersten 8 Lebensjahre müssen Milliarden neurologischer Verbindungen angelegt werden, ein enormer Reifeprozess findet statt.
Das Problem sind nicht die die Bildschirmgeräte an sich, sondern erstens der zu kurze Abstand, in dem sie in der Regel gehalten werden (es sollte eigentlich eine Armlänge sein, ist aber meist deutlich weniger) und die damit verbundenen erhöhten Akkommodationsanstrengungen und zweitens die Dauerstimulation (man blickt von einem solchen Display viel seltener auf als von einem Buch oder Malbuch), dies bedeutet Stress für das noch nicht ausgereifte visuelle System und kann zu pathologischen Entwicklungen führen.
Zudem wird das blaue Licht des Bildschirms im Kinderauge weniger gefiltert als im Auge eines Erwachsenen, dies kann den Wach-/Schlafrhythmus stören - Schlafmangel kann myopisierend wirken.
Michaud empfiehlt: Keine Bildschirmgeräte für Kinder unter zwei Jahren. Ab zwei Jahren bis zu einer Stunde unter Aufsicht. Ab 6 - 8 Jahren langsam steigern auf max. 2 - 3 Stunden pro Tag, mit jeweils 10 Minuten Pause pro Stunde. Nicht bei Mahlzeiten, Familienaktivitäten, mind. eine Stunde vor dem Schlafengehen.
Täglich eine, besser zwei Stunden im Freien.
Überprüfung des Sehvermögens mit 6 Monaten, danach (wenn alles in Ordnung ist) mit 3 Jahren, dann mit 5 Jahren, danach jährlich. Bei Bedarf medizinische/augenoptische Versorgung.
All diese Maßnahmen stellen sicher, daß sich das visuelle System des Kindes normal entwickeln kann.
Den Originalartikel findet ihr auf "La Conversation Canada", er erschien am 17.10. auf Französisch und eine Woche später in englischer Sprache:
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