Vielleicht weiss ja der eine oder der andere Fachmensch im Optiker-Forum etwas zu der einen oder der anderen Frage?
Ich bin dankbar für jeden Hinweis, Ratschlag oder konstruktive Kritik!
Die Aufgabe:
UV- und (tief-)blaulichtfreie Beleuchtung für Wohn- und Arbeitsraum sowie Bildschirmfilterung.
Zwei Gründe: Verlangsamung von Makuladegeneration sowie Beseitigung des schlafstörenden Blaulichts zumindest in den Abendstunden
Das Problem:
Es gibt zwar UV- und Blaublocker-Folien im Handel.
Meist aber ohne aussagekräftige technischen Daten, dafür mit esoterischer Werbung und ebensolchen Preisen.
Ich konnte keine ausgewiesene Filterfolie finden, die gesichert 440nm blockt, die angeblich für AMD die gefährlichste Wellenlänge.
Selbst wenn Transmissionskurven angegeben werden, sind diese oft wenig aussagekräftig.
Hier z.B. zum "UV-Filter" L226 - der interessante Wellenbereich wird nicht gezeigt:
Meine (provisorische) Lösung:
Polyimidfolie ("Kapton"), hier der englische Wikipedia-Eintrag, ist in der Elektronik weithin im Einsatz und daher ab ~5 Euro/qm sogar bei Kleinstmengen von unter 1qm für Endkunden preisgünstig erhältlich.
Die hauptsächlich verbreitete goldene Standardzusammensetzung hat ihren Cutoff bei ~450nm.
im Web gibt es viele Transmissionskurven dazu abzurufen (z.B. Google-Bildersuche "kapton transmission").
Hier ein veranschaulichendes Beispiel, das das traditionelle Kapton mit mit einigen anderen Polyimiden vergleicht (bei afaiu 1mm Folienstärke):
Die Illustration dürfte veranschaulichen, warum ich die Polyimide als Kantenfilter sehr interessant finde.
Der Transmissionsverlust ist natürlich abhängig von der Foliendicke, weswegen dünne Folien vorzuziehen sind.
Das im Bastlermarkt verbreitete Noname-Kapton ist üblicherweise im Bereich um 15 Mikron.
Die Eigenschaften sind ausgezeichnet: Hitzeunempfindlich (bis 400 Grad), sehr biegsam, reiss- und durchstichfest, kratzunempfindlich, Alterungsverhalten Verdunkeln statt Ausbleichen, gesundheitlich unbedenklich (Basismaterial für Implantate).
Um eine UV- und tiefblaufreie Beleuchtung in meiner Wohnung hinzubekommen, habe ich mir ein Dutzend alte Theaterfluter á 10 Euro gekauft und auf meine Standardlampen Osram HCI umgerüstet.
Die vorher benutzten 500W-Halogenstäbe mit ca. 9500 Lumen habe ich ersetzt durch HCI-TS 70W NDL mit 6700 Lumen. Geht ziemlich gut!
Ich mag diese Lampen am liebsten wegen ihres schönen 4200K-Weiss, ihrer guten Farbwiedergabe und ihres für Entladungslampen recht ausgewogenen Spektrums:
Bei Verwendung mit kaptonbezogenem Schutzglas resultiert das in einem wunderschön weichen Gelb:
Wenn ich eine L119 Farbfolie dazupacke, kommt ein schönes weiches Türkis heraus. Diese Folie hat nur 3,1% Transmission und daher ist das Ergebnis leider sehr dunkel.
Im unteren Bild sieht man anschaulich: Je geringer die Transmission ist, desto höher wird der Anteil des ungefilterten Streulichts.
Da frage ich mich, wie gefährlich das ist. Ob ich da nicht vielleicht die Leuchten noch etwas modifizieren sollte, damit die Streuemission auch gefiltert wird?
Ich habe ein halbes Dutzend anderer Farbfolien mit hoher Transmission bestellt, um mal zu versuchen, ein schönes helles Blaugrün hinzubekommen
In Kombination mit Kapton kann einem das UV-Transmissionsverhalten der jeweiligen Folien glücklicherweise egal sein
Beobachtungen:
Seit einigen Wochen habe ich nun schon einen Teil der Lampen mit Kaptonfilter versehen.
Das Licht ist superweich und putscht überhaupt nicht auf (angenehm für mich als ADHSler).
Mein Eindruck bisher ist: Wenn ich die letzten Stunden des Tages nur die Kaptonlampen anhabe, kann ich nun viel besser einschlafen.
Mich verwundert auch, dass ich keine gereizten Augen/Bindehautentzündung mehr bekomme, wenn ich am frühen Abend auf UV/blaufreies Licht umschalte.
Einen negativen Aspekt habe ich allerdings auch festgestellt.
Denn wenn ich vor Helligkeitsanbruch aufgestanden bin, bin ich oft bei UV/tiefblau-freier Beleuchtung trotz starkem Kaffee nicht richtig wach geworden.
Erst das Einschalten von nicht blaugeblockter 4200K-Beleuchtung "weckte" mich dann richtig auf.
Da kann man sich richtig vorstellen, wie dumm es wäre, Blaublocker-Augenlinsen einzuoperieren
Gut, dass, wie ich im Forum hier las, Blaublocker-Ersatzaugenlinsen von den Kassen nicht bezahlt werden!
Wie ich die Bildschirme nun filtern soll, weiss ich noch nicht.
Von z.B. der Gelbfolie L100 ist die Transmissionskurve nur bis 400nm gezeigt.
LCD-Bildschirme verwenden jedoch nicht garantiert gewöhnliches Flachglas, welches seinen Cutoff im UV-B-Bereich hat.
Die dort für Gläser und Folien verwendeten Materialien sind teilweise bis zu 200nm (teil)transparent.
Wer schon mal die nackten LEDs von LCD-Bildschirmen im Betrieb ohne Filter angeguckt hat, weiss, wie harsch das Licht ist.
Da braucht man kein Spektrometer um zu erahnen wie viel UV dabei ist (wegen der Offband-Emission der LEDs).
Da kommt trotz aller Manipulationen, die man übers OSD vornehmen kann (Farbtemperatur, Farblevel usw) definitiv noch einiges Tiefblau und UV durch.
Das merke ich auch an der "aufweckenden" Wirkung, wenn sonst keine UV/Blaulichtquelle da ist.
Deshalb möchte ich auch die Bildschirme mit Folie schützen.
Ich bin nur noch nicht sicher, wie ich das garantiert UV-frei hinbekomme, wenn die Transmission eines bestimmten Nicht-Polyimid-Filters im UV-B und -C Bereich nicht bekannt ist.
Denn Kaptonfolie ist in Kleinmengen bzw. im Endkundenhandel leider kaum in Breiten grösser ~30cm zu bekommen. Da müsste man mehrere Streifen nebeneinanderlegen, was nicht so dolle ist...
Viele Fragen... vielleicht weiss jemand etwas?
- Wie gefährlich ist das ungefilterte Streulicht, das aus den Leuchten-Lüftungsschlitzen kommt (siehe Fotos)?
Gibt es Optiker, die Transmissionsdiagramme von Gläsern/Folien ausmessen/anfertigen können oder muss man dafür Speziallabore beauftragen?
Kennt Ihr Bezugsquellen für ...
...Folien aus anderen Polyimiden wie z.B. Upilex-R, deren Transmissionseigenschaften ggf. günstiger/geeigneter sind als die von Kapton?
...Polyimidfolien grösserer Breite als 30cm (also auch für Fernseher oder Fenster geeignet)
...Folien spezifizierter/garantierter Transmission, mit verschiedenen Cutoff-Wellenlängen?
...oder andere Farbfolien als die im Showbusiness verwendeten?
Gibt es aus Optiker-Sicht Gründe, die gegen die Verwendung von Polyimid/Kapton als Filter sprechen?
Welche Alternativen gäbe es, und was wäre der Kostenbereich?