@Qwerty
Ich finde es schön, dass sich hier mal jemand findet, der bereit ist, dieses spannende Thema zu diskutieren! Ich habe es ja vor ca. 1 Woche schon mal mit einem Thread zum Thema Myopie-Management versucht
http://forum.optiker.de/viewtopic.php?f=21&t=17742, der dann aber schnell versandet ist. Im Grunde gehörten solche Diskussionen auch eher in den geschlossenen Bereich, aber ich wollte damals zunächst abchecken, wie groß überhaupt das Interesse ist.
Ich habe das Gefühl, dass die Optikerschaft zu diesem Thema sehr gespalten ist - einmal diejenigen, die keinen Handlungsbedarf sehen, von Fällen extremer Myopieprogression abgesehen, und dann diejenigen, die die "Epidemie" Kurzsichtigkeit am liebsten an den Wurzeln ausrotten wollen, also flächendeckende Prävention sowie Behandlung auch von Myopien, die bislang ohne besorgniserregende Progression verlaufen. (sorry, wenn ich das etwas überspitzt ausgedrückt haben sollte).
Da aber immer mehr Sendungen und Zeitungsartikel die Problematik zunehmender Myopie thematisieren und somit auch die Endverbraucher mehr und mehr damit in Kontakt kommen und entsprechende Fragen an ihren Optiker haben, tut meiner Meinung nach jeder Fachmann gut daran, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und vielleicht zu überlegen, inwieweit er bereit ist, nach sorgfältiger Abwägung eines jeden Einzelfalles bezüglich der Frage, ob ohne Behandlung mit einer hohen Myopie im Erwachsenenalter zu rechnen ist, die Versorgung mit Ortho-K, Multifokallinsen oder - falls in seinem Land erhältlich - speziellen Brillengläsern zu übernehmen. Es wäre nämlich schade, wenn sich auf diesen Kuchen überwiegend diejenigen stürzen würden, bei denen monetäre Aspekte im Vordergrund stehen (mit der Besorgnis zahlungskräftiger Eltern lässt sich nun mal relativ leicht Geld verdienen), wobei ich nicht unterstellen will, dass es solche gibt, um das zu beurteilen, fehlt mir die Branchenkenntnis. Ich denke, Offenheit gegenüber der Thematik verschafft einem die Möglichkeit, Kunden, die Wert auf eine solche Behandlung legen, zu behalten und vor allen Dingen, es ist ein Bereich, den weder ein Onliner noch ein Filialist mit Massenabfertigung so einfach übernehmen kann.
Meine fachlichen Kenntnisse sind leider noch sehr begrenzt, aber ich würde sehr gern erfahren, wie Myopie-Management, das sich auf die neuesten Erkenntnisse stützt, in der Praxis läuft bzw. laufen könnte, aber auch, wie man verhindert, dass Kinder mit einer"normalen "Schulmyopie" ohne großes Progressionsrisiko in die Myopiemanagement-Maschinerie hineingeraten mit dem Effekt, dass sie hinterher anstatt -3,25 nur -2,75 haben, aber dafür die Belastung einer jahrelangen "Behandlung" verbunden mit einer erheblichen Belastung des elterlichen Geldbeutels durchgemacht haben.
DI Michael Ponstein hat geschrieben:Ergebnisse bei früheren von mir durchgeführten Messungen bei Schülern der Klasse 1-4 zeigt, über 70% der Kinder haben einen Sehfehler >0,5 dpt, über 50% > 1 dpt.
Und?
Eltern sind nicht interessiert und bei denen, die dann zum Arzt sind, kamen mit dem Ergebnis, alles sei in Ordnung.
Da kommt mir schon die Galle hoch.
Aber bitte, sollen doch alle in 5-10Jahren mit einer Korrektur durch die Lande ziehen. Das gesellschaftliche Problem wird einfach nicht erkannt, wie so vieles.
Ich rechne damit, dass sich da irgendwann ändern wird, weil das Thema mehr und mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommt. Und deshalb finde ich auch, jeder Fachmann sollte darauf vorbereitet sein, dass irgendwann besorgte Eltern, die im Internet einen Myopie-Risiko-Fragebogen bearbeitet haben, zu ihm kommen und um Rat bitten, und er sollte vorab wissen, was er dann tut: Weiterschicken zu einem Kollegen, der damit arbeitet, oder sich selbst darum kümmern.