Top, vielen Dank für die vielen Antworten und für die kurzen Einführungen.
Ich habe viel gelernt und bin aber irgendwie so klug wie zuvor. Vielleicht kann ich auch nicht ausreichend zwischen den Zeilen lesen. Vielleicht habe ich meine Frage auch nicht gut sinnvoll genug formuliert. Ich bin mir bewusst, welche technischen / physikalischen Schwierigkeiten es gibt. Jetzt kenne ich auch die Namen und Schwerpunkte der Brillenorientierten Lösungsstrategien dafür. Dafür bedanke ich mich schon mal
Ich habe nur keine Ahnung davon, wie diese Schwierigkeiten mit der wirtschaftlichen und Kundenwunsch getriebenen Realität von Optikern / Brillenglasherstellern wechselwirken. Weil ich von der wirtschaftlichen und Kundenwunschorientierten Realität von Optikern keine Ahnung habe.
Es geht mir nicht darum, dass ich eine theoretisch perfektionierte Brille bekomme. Ich möchte herausfinden, ob Apollo vor diesem Hintergrund in der Lage sein sollte etwas besseres zu liefern, als sie es getan haben. Und ich möchte Wissen, ob angemessen angepasste Markengläser einen winzigen oder einen enormen Qualitätssprung machen würden.
Stelle Euch vielleicht einmal vor, dass ich bei Euch in den Laden komme und schlichtweg nur Gläser für meine Sehstärke haben will, die
objektiv scharf bis zum Rand sind. Würdet ihr denken
a) nein, das geht auf keinen Fall
b) ja, das geht mit halbwegs sinnvollen Gläsern.
c) ja, das geht mit den besten Markengläsern.
Zum "zwischen den Zeilen lesen":
Karoshi hat geschrieben:Meistens ist die erreichbare Präzision aber hoch genug um mit allen
Abbildungsfehlern unterhalb der subjektiven Wahrnemungsschwelle zu bleiben.
Manchmal nicht.
Wäre Apollo denn objektiv in der Lage an den entsprechenden Stellschrauben zu drehen um aus "manchmal nicht" dann "meistens" zu machen?
optikgutachter hat geschrieben:Wenn Dir A..... Optik aber verspricht, dass Du randscharf sehen kannst, aber die Dir gelieferten Gläser schon deutliche Abbildungsfehler bei geringer Abweichnung vom Zentrum aufzeigen
......so könnte es sein, dass die gelieferte Qualität nicht dem entspricht......was versprochen wurde.
Das wäre jetzt auch "nicht wirklich" was Neues.
Aus deiner Erfahrung heraus: Kann ich davon ausgehen, dass Apollo grundsätzlich in der Lage ist auch gemäß dem Versprechen zu liefern?
Das folgende hat jetzt nur noch was am Rand mit dem Thema zu tun, aber um noch kurz die mir zugespielten Bälle ob meiner Profession anzunehmen:
Oppicker hat geschrieben:Ich wundere mich aber auch, dass Sie vorgeben, sich so toll mit optischen Gesetzmäßigkeiten auszukennen, wissen aber anscheinend nicht, dass höhere Brechungsindizes auch stärkere chromatische Abberationen mit sich bringt?!
Genau, ich hatte ja oben schon geschrieben, dass ich da ausversehen die Apollo-Glaspaket-Namen vertauscht habe und meinen Post entsprechend editiert. Und wir sind uns ja sicherlich beide einig, dass in Wirklichkeit chromatische Abberation ein
Dispersionseffekt ist, also von sowas wie ∂n/∂λ und nicht von n abhängt. Und dass die Dispersion in erster Linie ein Materialparameter ist, der mit der Abbe-Zahl relativ gut beschrieben werden kann. Aus beiden resultiert dann ja das Abbe-Diagramm, in dem dann ganz gut ablesbar ist, dass ein höherer Brechungsindex nicht automatisch eine stärkere chromatische Abberation mit sich bringt. Wir sind uns aber gleichzeitig ja auch einig, dass die Materialien, die Apollo verwenden wird, so geartet sind, dass in diesem Fall das Material mit dem höheren Brechungsindex eine höhere chromatische Abberation aufweisen wird.
optikgutachter hat geschrieben:Da Du mit Laser gearbeitet hast war die chromatische Abberation ausgeschlossen.
Ein sphärisches Glas wird in der Technologie die sphärische Abberation schon vom Grundsatz nicht ausschließen können.
Ein asphärisches Glas zeigt immerhin deutlich weniger Abbildungsfehler zum Rand hin.
Es gibt da ja dann auch noch die gepulsten Laser. Laserpulse weisen aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation eine gewisse Wellenlängenspektrum auf: je kürzer der Puls, desto größer das Spektrum. Das führt zu vielen ärgerlichen dispersionsbasierten Effekten, von denen chromatische Abberation beim Abbilden noch das geringste ist. Zum Beispiel sorgt Dispersion dafür dass bei ultrakurzer Laserpulse die verschiedenen Wellenlängenanteile verschieden schnell durch dispersive Medien propagieren. Das bedeutet der Puls verbreitert sich zeitlich, er "läuft auseinander". Konkret heißt das: ein ultrakurzer Laserpuls ist nicht mehr ultrakurz nach dem er durch zuviele Linsen propagiert.
Außerdem muss man ja die Experimente auch irgendwie angucken, wozu man oft schlichtweg Lichtmikroskope nimmt, die man dann auch noch selber aufbauen muss. Spätestens da hat man dann Freude an allen Abberationseffekten die es so gibt und fordert nach einigem rumprokeln schlussendlich doch von der DFG entsprechend Forschungsgelder um die guten Zeiss-Komponenten kaufen zu können.
optikgutachter hat geschrieben:Mal ernsthaft.....1000€ für ein paar Einstärkengläser ????? (inkl. Fassung) sind schlichtweg Wucher.
Ich überlasse es den Kollegen an dieser Stelle mal 500 €-Angebote für wirklich höchste Qualität im Einstärkensektor einzustellen.
Die Zahl war einfach nur als Größenordnung aus der Luft gegriffen. Markengläser kosten mehr als 50€ und weniger als 5000€. Also "ungefähr 500€"