Optiker-Forum

Nein, wir suchen niemanden für eine Umfrage, für eine Studie, für einen Trageversuch oder gar einen (unserer immer sehr zufriedenen) Kunden für ein völlig freiwilliges und unbezahltes Fernsehinterview zu Werbezwecken.

Nein, wir suchen unsere "alten" Kunden. Soll heißen, Kunden wie noch vor Jahren:

Damals kam der Kunde (meist mit einer mehr oder weniger guten ärztlichen Verordnung) in unseren Laden. Die Brille war ein wichtiges Gut. Also hatte man Zeit und Geld mitgebracht, um unseren Ausführungen zu lauschen und um mit unserer Hilfe wieder gut sehn zu können. Es herrschte ein hervorragendes, ausgeglichenes Verhältnis zwischen uns und unseren Kunden. Die Kunden waren immer sehr zufrieden, wir hatten guten Umsatz und konnten Arbeitsplätze schaffen und erhalten. Sowohl bei uns, als auch bei den Lieferanten, die meist in Deutschland produzierten und gute Ware anboten. Unsere Ware war etwas aussergewöhnlich Wertvolles.
Heute kommt der Kunde mit einem "Schmierblatt" seines Arztes in unsere Geschäft. Eigentlich brauche er ja gar keine Brille (hat der Arzt gesagt, eine Fertiglesehilfe täte es ja auch). Zunächst wird dann bekanntgegeben, dass unsere Brillen ja alle viel zu teuer sind und dass es überall viel billiger geht. Grundsätzlich wird unserer Beratung häufiger widersprochen, "gutes Sehen" ist scheinbar doch nicht so wichtig. Die Brille ist kein wichtiges Gut mehr. Man hat keine Zeit mitgebracht und allein der Preis entscheidet. Somit wird heute auch gerne mal eine "Dienstleistung" geklaut, z.B. die Beratung vorneweg, um dann nach "billiger" zu suchen.
"Ich muß mir das nocheinmal überlegen, schreiben Sie mir doch bitte einmal das genaue Fassungsmodell auf" heißt übersetzt: "Brauchst nicht auf mich zu warten, ich werde irgendwoanders billiger fündig". Die Kunden sind heute besonders schlau: "Geiz ist geil" und "120% Rabatt" geben Ihnen ja auch Recht. Die Kunden glauben, wir Optiker sind mit Abstand die reichste Berufsgruppe, wir fahren alle Luxusautos und schwimmen im Geld (das nützt z.B. "Kollege" Fielmann sehr geschickt aus, obwohl dass der einzige Optiker ist, den ich kenne, der ein Luxusauto fährt). Die Ware wird folgerichtig immer schlechter (billiger), auch wenn's drauf steht: produziert wird in Deutschland kaum noch. Unsere Waren verlieren permanent an Wert, ebenso unser Beruf.
Schade, schade, schade.

Ach ja, ........... Führerscheinsehtest darf ich noch machen ........ und präqualifizieren darf ich mich lassen ........ und haftbar bin ich wie Sau, weil ich gegen Verordnung Sowieso verstoßen habe oder im Impressum einen Tipfehler übersehen habe ........, wichtig natürlich auch: immer schön die Beiträge zahlen. Innungen, Kammern, Berufsgenossenschaften, gemeinsame Werbung .......

da gibt es nichts hinzuzufügen
uli

Da kann ich leider nur unterschreiben.
Und ich würde echt gern wissen, wer glaubt dass wir reich wären?

wohl wahr, lieber smut...

auch ich sehne mich nach den besinnlichen d-mark zeiten der kohl-aera.. ...alles war so einfach und klar. die kunden waren, wie du schon getextet hast, zufrieden alles war gut...

ABER: und jetzt kütt ein großes ABER...DIESE ZEITEN sind leider endgültig passé ...leider...

und damit MÜSSEN wir alten barden klarkommen und die jungen kennen 'es' nicht anders. ich will ja net immer sagen das FRÜHER immer ALLES BESSER war... ...aber 'es' war schon ANDERS und oftmals auch EINFACHER

zeiten ändern dich...

meint ein nachdenklicher
onkel bob

Denisss

Smutje hat geschrieben:
Damals kam der Kunde (meist mit einer mehr oder weniger guten ärztlichen Verordnung) in unseren Laden. Die Brille war ein wichtiges Gut. Also hatte man Zeit und Geld mitgebracht, um unseren Ausführungen zu lauschen und um mit unserer Hilfe wieder gut sehn zu können. Es herrschte ein hervorragendes, ausgeglichenes Verhältnis zwischen uns und unseren Kunden. Die Kunden waren immer sehr zufrieden

Genau deshalb hab ich mich dafür entschieden Optiker zu werden. Ich wollte weder reich werden, noch sonst was. Hauptsache Respekt für die Arbeit. Aber irgendwie bin ich wohl 50 Jahre zu spät geboren. Dumm gelaufen.

Aber entweder weiter "kämpfen" oder auf den "Geiz-ist-geil-Zug" aufspringen und langsam versumpfen. (Für letzteres hätte ich bisher und noch immer so viel lernen und leisten müssen)

...also ich will reich werden.....

Gopal hat geschrieben:...also ich will reich werden.....

So wie der Augenarzt bei mir im Haus. Jetzt hat er einen Laden geschlossen und den anderen verkauft....Und eine goldene Nase hat er sich damit nicht verdient, im Gegenteil da hat er reingebuttert. So ein Pech...

Das ist doch mal ne gute Nachricht!

Oh, wir sind hier ja öffentlich.

alles gut und richtig, doch: früher kommt nich wieder... und zum Glück sind nicht alle Kunden so komisch drauf...

Hatte ich schon erwähnt, dass sich die Krankenkassen gute 6% mehr an Verwaltungskosten aus den Beiträgen der Versicherten entnehmen?
Hatte ich schon erwähnt, dass genau diesselben Leute mit Spitzenfehlzeiten wegen Krankheit auffallen?

Danke für eure Beiträge.
Mein "Problem": Meine Arbeit wird einfach nicht mehr genug "honoriert". Ich meine das nicht nur finanziell. Meine Arbeit und meine Produkte haben einen enormen Wertverlust erhalten. Ich fertige letztendlich ein Produkt, das von "Hinz und Kunz" scheinbar ebenso gefertigt werden kann, z.B. als Internetbrille aus Kleinhamudistan. Dem Kunden wird dann unwidersprochen !!! Vergleichbarkeit vorgegaukelt.
Alles, was mein Produkt - und damit meine Arbeit - nach außen wieder wertvoller machen würde, unterbleibt. Es wird nicht gegen den Internethandel mit Korrektionsbrillen angegangen, es wird nicht ausreichend für einen Wiederholungssehtest (Führerschein) angegangen, es werden keine Auswüchse der Berufsausübung bekämpft .... . All das würde mein Produkt - und damit meine Arbeit - wieder im Stellenwert erhöhen. Mir scheint, meine Arbeit und mein Produkt hat überhaupt keine Lobby mehr (ich weiß, der war jetzt fies, ist aber so).
Ich kann den Kunden letztendlich ja gar nicht böse sein, denn für sich erkennt er aus der Situation heraus ja gar nicht die tatsächliche Wertigkeit. Somit reduziert sich die Wertigkeit nur auf den Preis.
Darum wünsche ich mir die Kunden "von früher".

110%ige Zustimmung. Das ist genau das, was ich im Januar dem "Focus" schrieb....
Aber solange man sich nicht konsolidiert, fährt das Auto weiter in Richtung Wand..

Nur was dagegen tun? Jammern, rumsitzen und sich wundern, dass sich nichts ändert hilft wohl nicht.

Irgendwie das Bewusstsein für das Wecken, warum es wichtig ist die Augen und das Sehen ordentlich zu versorgen und dadurch zu erhalten. Dass die Brille nur "nebenberuflich" modisches Trendwerk ist und eigentlich dafür gedacht ist, dem Träger perfekte Sicht zu geben.
Dass halt Gläser aus Kapukistan der Billig"brille" um 29,99 eben nicht diesen Zweck erfüllen. Und dass solch eine Leistung natürlich mehr kostet als die Handygebühren eines Jahres, man dafür aber auch wirklich das optimale für seine Augen, für seine Gesundheit und somit für sein Leben bekommt.

Nur wie kann man das jemanden klar machen..