Optiker-Forum

Hallo,

bei meinem kürzlich erteilten Brillenauftrag habe ich danach gefragt, ob mir nach Fertigstellung der Brille auch die Glastütchen ausgehändigt werden können.

Eine angestellte Augenoptikerin erklärte mir daraufhin jedoch, daß dies in der Branche nicht üblich wäre und die Angaben auf den Tütchen nicht für mich bestimmt seien. Außerdem würde ich ja einen Brillenpaß erhalten, in dem alles drinstünde, was ich zu wissen bräuchte.

Ist das normal? Ich fand diese Reaktion offengestanden etwas gewöhnungsbedürftig. Ist es nicht ein Zeichen von Transparenz und Glaubwürdigkeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen? Ich stelle mir gerade vor, wie es wohl wäre, wenn ich ein Auto kaufen würde und mir der Autoverkäufer einen Blick unter die Motorhaube mit dem Argument verwehrt, daß mich der Motorraum eigentlich nichts angeht.

Es ist nicht so, daß ich einen konkreten Anlaß dazu hätte, mißtrauisch zu sein, aber theoretisch kann in die Fassung ja auch irgendein minderwertiges Glas eingebaut werden, ohne daß ich eine Möglichkeit hätte, dies herauszufinden.

Meinungen? Verhaltenstipps?

Puma

Wiedermal hallo Raubkatze

Die Kollegin hat ganz Recht, es ist wirklich unüblich bei uns, dass der Kunde die Glastüten erhält. Bei uns zum Beispiel werden Sie für die Werkstatt-Statistik aufbewahrt.
Außerdem: Die Glastüte ist nicht im Einkaufspreis inbegriffen
Mal im ernst: die Glastüte ist Eigentum des Glasherstellers und ab der Bezahlung der Gläser (durch den Augenoptiker) ist die Eigentum des Händlers. Genauso wie die gemessenen Daten an dir ebenfalls Eigentum des Augenoptikers sind. Der gemessene Augenabstand in einem Geschäft ist zum Beispiel Eigentum des Geschäftes und muss nicht herausgegeben werden.
Gründe warum das so gehandhabt wird:

• Kunden fragen eigentlich nie nach der Glastüte, weil die meisten auch gar nicht wissen, was das überhaupt ist (kein Scherz)
• auf der Glastüte stehen Daten, die vertraulich zwischen Glashersteller und Augenoptiker sind
• der Händler möchte die Glastüten als sein Eigentum, zum Beispiel für eine Statistik, einbehalten

Solltest du zum Beispiel ein Markenglas gekauft haben, lässt sich dies fast zweifelsfrei durch die Gravur im Glas identifizieren.

Und dein Vergleich mit dem Auto und dem Motorraum hinkt. Stimmen würde er, wenn du den Lastwagen inspizieren möchtest, mit dem dein Auto geliefert wurde

typisch, wie immer geringe Kundenorientierung.

Wo ist da das Problem. Glastüte kopieren und Kopie mitgeben, wenn man das Ding unbedingt noch für die Werkstatt benötigt.

Oh man Deniss, wie wäre es mit Arbeiten gegen die Langeweile?

Also auch bei uns werden in der Regel keine Glastüten mitgegeben und wenn doch wird alles unkenntlich gemacht, was auf der Tüte steht. Wie palmi schon schrieb befinden sich auf dieser Tüte Daten die den Laden nicht zu verlassen haben.
Wenn es nur darum geht, dass sie ihr Mißtrauen reduzieren wollen, reicht es doch auch den Optiker zu bitten, die Tüten kurz sehen zu dürfen. Wobei hier jetzt die verschwörungstheoretiker wieder schreien: "es könnte ja auch die Tüte eines anderen sein"
Sie sehen also, wie wir Optiker es machen, manchmal ist es immer falsch...

steht da der EK drauf?

nein, kein EK, das weißt du auch - frag nicht so blöd, denisssss !


für alle anderen Endverbraucher:
Natürlich könnte man die Tüten kopieren, nur häufig stehen ja auch die umgerechneten
Werte (bei individuell gefertigten Gläsern) drauf - die verwirren bisweilen schon manchen
Angestellten bei den Optikern, wie soll das bei Endverbrauchern funktionieren.
Die ganzen Werte zu erklären, so daß dies dauerhaft verstanden werden, dauert ein wenig.
Natürlich könnte man diese Werte vor dem kopieren schwärzen, dann geht die Diskussion
erst recht los. Also was soll das ?

Laßt euch mal beim Bäcker den Lieferschein seiner letzten Mehllieferung zeigen, ihr
wollt wissen, ob die Mühle bzw. der anliefernde Bauer wirklich alles richtig anbaut.

Und beim KIK/Aldi/Lidl und Konsorten wird für Cent-Beträge Kinderarbeit kommentarlos gekauft -
ich verstehe die Menschheit manchmal nicht.

wichtig sind die Original-Tüten, wenn mal ein Glas wg. Garantie-Leistung/Reklamation zurückgeschickt werden muß. will dann mal einen Kunden sehen, der die noch bringen kann. Außerdem stehen auf den Tüten firmeninterne Dinge wie zB die Kundennummer bei dem jeweiligen Glashersteller.

Gläser sind letztendlich auch "nur" Material, daß von uns Optikern weiterverarbeitet wird.
Sie sind ja kein Endprodukt.
Auf unseren Tüten ist u.a. UNSERE Kundennummer, sowie UNSERE Auftragsnummer und UNSERE Lieferscheinnummer.
Alles also schon vom Glashersteller auf uns Optiker, und nicht auf den Endverbraucher ausgerichtet.

palmi hat geschrieben:Wiedermal hallo Raubkatze
Und dein Vergleich mit dem Auto und dem Motorraum hinkt. Stimmen würde er, wenn du den Lastwagen inspizieren möchtest, mit dem dein Auto geliefert wurde

Stimmt auch nicht ganz. Die Brille wird von uns Optikern aus Halbfertigprodukten hergestellt. Der Kunde kauft bei uns die Brille als fertiges Produkt. Für dieses Produkt bekommt er dann den Brillenpass.

Damit der Vergleich stimmt, müsste der Autohersteller alle Kartons und Verpackungen der zugelieferten Teile mitgeben.
Eigentlich auch nicht schlecht, dann darf der Endverbraucher den ganzen Müll entsorgen.

Nachtrag: da war sternäuglein schneller.

Vielen Dank für die Rückmeldungen.

Es ist nicht so, daß ich jetzt wegen den Glastüten ein großes Faß aufmachen möchte wie man so schön sagt.

Ich gehe durchaus davon aus, daß die meisten Optiker ehrlich sind. Aber optimal finde ich es nicht, wenn einem als Kunde letztendlich nichts anderes übrigbleibt als dem Optiker zu vertrauen, daß er schon die richtigen Gläser einbaut.

Es handelt sich zwar um Markengläser, aber wenn die Markengravur außerhalb des eingeschliffenen Bereiches liegen sollte, ist ja nicht einmal die Gravur des Glasherstellers zu sehen.

Puma

Dafür gibt es den Brillenpass oder die Rechnung.

NIcht, die den einfachen Weg gehen, sondern die Optiker, die den korrekten Weg gehen.

sternäuglein hat geschrieben:NIcht, die den einfachen Weg gehen, sondern die Optiker, die den korrekten Weg gehen.

Wobei man sich schon fragen könnte, ob man, wenn man ein bestimmtes Produkt erwirbt (Brillengläser), nicht auch die Verpackung mitgekauft hat (Glastüten).
Egal, was da draufsteht.
Wenn man eine Fassung mitbringt, in die man nur noch Gläser eingeschliffen haben möchte, ist das Brillenglas auch kein Teilprodukt mehr.

Vielleicht möchte der Kunde auch das abgeschliffene Material mitnehmen...

Puma hat geschrieben:Wenn man eine Fassung mitbringt, in die man nur noch Gläser eingeschliffen haben möchte, ist das Brillenglas auch kein Teilprodukt mehr.

Falsch. Ein Brillenglas ist immer ein industrielles Rohprodukt, mit welchem der Endverbraucher roh nichts anfangen kann.
Wenn ich mir Zahnersatz machen lasse, möchte ich auch nicht die Lieferscheine und Tütchen des Zahnarztes sehen, ob auch ja das bestellte Material geliefert wurde!!! Gleiches gilt beim Schmuckkauf (Bestellung) .... das Weißgold in der Kette könnte ja auch 925er Silber sein .....

Ein bischen mehr Vertrauen bitte.

Glaszauber