Altersweitsichtigkeit und seltsames Sehen im Fernbereich
Verfasst: Dienstag 2. November 2021, 11:36
Einen wunderschönen Tag in die Runde!
Ich, 49 Jahre alt, habe ein paar Interessenfragen an die Experten und freue mich auch über Erfahrungsberichte anderer Brillenträger.
Vor einigen Jahren hat mich naturgemäß die Altersweitsichtigkeit eingeholt. Heutiger Stand ist, dass ich je nach Tagesform mit einer Lesestärke von + 1.50 gerade noch so zurechtkomme, derzeit aber bereits zu +1.75 bzw. +2.0 tendiere, was ja durchaus in der Altersnorm liegt.
Nachdem ich bis vor etwa anderthalb Jahren mit einer normalen Lesebrille gut zurechtkam, konnte ich auch die Schrift am PC nicht mehr lesen und ließ mir eine Einstärken-Computerbrille mit Blaulichtfilter anfertigen, die ich sehr gerne und arbeitsbedingt täglich mindestens acht Stunden trage.
Vor einem Jahr beobachtete ich dann plötzlich das Phänomen, dass ich das Gefühl hatte, in brillenfreien Phasen auf die Entfernung irgendwie nicht mehr so räumlich sehen zu können wie vorher. Es ist nicht so, dass mir das dreidimensionale Sehen abhanden gekommen wäre, aber irgendwie wirkt die Umgebung eher "plan" als vorher.
Ganz besonders fällt mir dieser Umstand bei bestimmter Beleuchtung auf, wie beispielsweise beim Autofahren, wenn es draußen bewölkt, aber trotzdem sehr hell ist (eine Art Zwielicht) oder bei sehr heller Sonne, oder beim Einkaufen und Neon-Deckenbeleuchtung. Der visuelle Eindruck ist schwer zu beschreiben, irgendwie eine Mischung aus eher plan, wenn ich mich in kleinen Räumen befinde, bis hin zu chaotisch, schwer greifbar, wenn ich zum Beispiel in eine Landschaft hinausschaue.
Ich habe (zum Glück nur noch selten) ab und an eine Augenmigräne. Dieser Sehzustand erinnert mich sehr an die Zeitspanne vor der Migräne, bevor das Augenflimmern einsetzt.
Auch habe ich das Gefühl, auf die Entfernung nicht mehr so scharf sehen zu können wie früher, obwohl beim Optiker vor anderthalb Jahren eine Sehleistung von 120 und 110 Prozent festgestellt wurde.
Setze ich meine Computerbrille mit dem Filter auf, verschwindet das Problem mit dem "plan sehen", und ich sehe die Gegenstände in meiner nahen Umgebung wie von früher gewohnt.
Mein Weg führte mich dann natürlich zur Augenärztin, die einen grünen oder grauen Star ausschließen konnte, Netzhaut und Hornhaut sehen super aus, eine vorhandene Hornhautverkrümmung ist so marginal, dass sie keiner Korrektur bedarf.
Bei diesem Besuch wurde meine Fernsicht auf 100 und 110 Prozent bestimmt (der Termin fand etwa ein halbes Jahr nach dem Optikerbesuch statt).
Meine Augen sind ziemlich trocken, ich soll Augentropfen nehmen - die änderten bislang allerdings nichts an dem komischen Sehen.
Auf meine Frage hin, was mein Sehproblem verursachen könnte, meinte sie, es könne sein, dass bei mir ein gering ausgeprägtes Schielen vorliegt, das man mit bloßem Auge nicht sieht, das sich bei Stress oder in Anspannungssituationen (ich stand derzeit ziemlich unter Stress) aber so verstärkt, dass es diese Symptome hervorrufen könne. Sollte es zu Doppelbildern führen (was bis nur einmal der Fall war) oder nicht mehr erträglich erscheinen, solle ich die angrenzende Sehschule aufsuchen, man könne so etwas mit Prismen korrigieren, wovon sie aber vorerst noch abraten würde.
Was vielleicht von Interesse ist: Ich sehe in Dunkelheit grüne Warnsignale (beispielsweise das Notausgangssymbol über der Straße im Elbtunnel) eigentlich schon immer leicht nach schräg unten versetzt.
Da es mich zunehmend störte, auch in der Küche oder anderswo Dinge vor mir in mittlerer Entfernung im Regal nicht mehr klar erkennen zu können (hab ja meine Computerbrille nicht ständig auf), ließ ich mir beim Optiker eine Gleitsichtbrille anfertigen.
So richtig warm werde ich damit noch nicht, denn besonders draußen fehlt mir der komplette Seheindruck auch nach unten hin, den ich ohne Brille ab einer gewissen Entfernung ja noch habe, und der hier durch die Sehzone für den Nahbereich und die Unschärfebereiche eingeschränkt wird. Drinnen komme ich besser damit klar, hadere aber auch noch etwas (der Leidensdruck ist wohl noch nicht groß genug) mit dem eingeschränkten Sichtbereich, obwohl die Brille gut eingestellt ist, und ich durch alle Sehbereiche scharf sehen kann.
Ja, ich weiß, ständig tragen und sich dran gewöhnen. *Seufz. Momentan empfinde ich sie allerdings noch eher als Einschränkung.
Was mir allerdings stark aufgefallen ist, und hier setzt auch meine Frage an: Vor drei Wochen trug ich die Gleitsichtbrille (die eine UV-Beschichtung hat) zum ersten Mal unterwegs auf einem Treffen, das draußen stattfand.
Verwundert stellte ich fest, dass es sich mit der Gleitsichtbrille genau so verhielt, wie mit der Computerbrille. Schaute ich durch den Fernbereich (der ja gar keine Sehstärke eingearbeitet hat) in die Weite, konnte ich besser damit schauen als ohne die Brille. Der Entspiegelungsfilter scheint Farben etwas wärmer zu transportieren als ohne Brille.
Der konfuse Seheindruck, den ich sonst auf die Weite habe, löste sich mit der Brille auf.
Woran kann das liegen? Haben sich meine Augen durch die ständige Arbeit mit Brille (und entsprechenden Filtern) so an das Seherlebnis "Brille mit Filtern" gewöhnt, dass sie das Sehen auch in die Ferne ohne Brille inzwischen "seltsam" wirken lassen? Haben die Filter da eventuell etwas mit zu tun oder die Randbereiche, die bei der Brille ja stets etwas verzerrt sind, an die sich mein Gehirn aber inzwischen gewöhnt hat?
Also: Tritt ohne Brille da eventuell so etwas wie ein Negativeffekt auf, der mich so komisch sehen lässt?
Oder kann es sein, dass mich die Gleitsichtbrille derart dazu zwingt "mittig" zu schauen, dass ein eventuell schielend abgleitendes Auge in die Mitte gezwungen wird und somit mein von früher gewohnter normaler Seheindruck wiederhergestellt wird?
Außerdem frage ich mich, ob Monovisions Kontaktlinsen für mich eine Option zum Ausgleich der Altersweitsichtigkeit wären (da hier ja der vollflächige Seheindruck vorhanden bleibt), da ich ja keine Hornhautverkrümmung etc. habe, oder ob sich so etwas auch mit einer Brille umsetzen ließe (ein Glas ohne Sehstärke, eines mit Lesestärke)?
Entschuldigt bitte den langen Text - irgendwie ist das bei mir ja auch Jammern auf hohem Niveau, aber mich macht das im Moment regelrecht fertig, weil ich mich mit dem "auf kurze Distanz nichts mehr sehen zu können" irgendwie abgeschnitten von den mir naheliegenden Dingen fühle, solange ich keine Brille aufhabe.
Ich, 49 Jahre alt, habe ein paar Interessenfragen an die Experten und freue mich auch über Erfahrungsberichte anderer Brillenträger.
Vor einigen Jahren hat mich naturgemäß die Altersweitsichtigkeit eingeholt. Heutiger Stand ist, dass ich je nach Tagesform mit einer Lesestärke von + 1.50 gerade noch so zurechtkomme, derzeit aber bereits zu +1.75 bzw. +2.0 tendiere, was ja durchaus in der Altersnorm liegt.
Nachdem ich bis vor etwa anderthalb Jahren mit einer normalen Lesebrille gut zurechtkam, konnte ich auch die Schrift am PC nicht mehr lesen und ließ mir eine Einstärken-Computerbrille mit Blaulichtfilter anfertigen, die ich sehr gerne und arbeitsbedingt täglich mindestens acht Stunden trage.
Vor einem Jahr beobachtete ich dann plötzlich das Phänomen, dass ich das Gefühl hatte, in brillenfreien Phasen auf die Entfernung irgendwie nicht mehr so räumlich sehen zu können wie vorher. Es ist nicht so, dass mir das dreidimensionale Sehen abhanden gekommen wäre, aber irgendwie wirkt die Umgebung eher "plan" als vorher.
Ganz besonders fällt mir dieser Umstand bei bestimmter Beleuchtung auf, wie beispielsweise beim Autofahren, wenn es draußen bewölkt, aber trotzdem sehr hell ist (eine Art Zwielicht) oder bei sehr heller Sonne, oder beim Einkaufen und Neon-Deckenbeleuchtung. Der visuelle Eindruck ist schwer zu beschreiben, irgendwie eine Mischung aus eher plan, wenn ich mich in kleinen Räumen befinde, bis hin zu chaotisch, schwer greifbar, wenn ich zum Beispiel in eine Landschaft hinausschaue.
Ich habe (zum Glück nur noch selten) ab und an eine Augenmigräne. Dieser Sehzustand erinnert mich sehr an die Zeitspanne vor der Migräne, bevor das Augenflimmern einsetzt.
Auch habe ich das Gefühl, auf die Entfernung nicht mehr so scharf sehen zu können wie früher, obwohl beim Optiker vor anderthalb Jahren eine Sehleistung von 120 und 110 Prozent festgestellt wurde.
Setze ich meine Computerbrille mit dem Filter auf, verschwindet das Problem mit dem "plan sehen", und ich sehe die Gegenstände in meiner nahen Umgebung wie von früher gewohnt.
Mein Weg führte mich dann natürlich zur Augenärztin, die einen grünen oder grauen Star ausschließen konnte, Netzhaut und Hornhaut sehen super aus, eine vorhandene Hornhautverkrümmung ist so marginal, dass sie keiner Korrektur bedarf.
Bei diesem Besuch wurde meine Fernsicht auf 100 und 110 Prozent bestimmt (der Termin fand etwa ein halbes Jahr nach dem Optikerbesuch statt).
Meine Augen sind ziemlich trocken, ich soll Augentropfen nehmen - die änderten bislang allerdings nichts an dem komischen Sehen.
Auf meine Frage hin, was mein Sehproblem verursachen könnte, meinte sie, es könne sein, dass bei mir ein gering ausgeprägtes Schielen vorliegt, das man mit bloßem Auge nicht sieht, das sich bei Stress oder in Anspannungssituationen (ich stand derzeit ziemlich unter Stress) aber so verstärkt, dass es diese Symptome hervorrufen könne. Sollte es zu Doppelbildern führen (was bis nur einmal der Fall war) oder nicht mehr erträglich erscheinen, solle ich die angrenzende Sehschule aufsuchen, man könne so etwas mit Prismen korrigieren, wovon sie aber vorerst noch abraten würde.
Was vielleicht von Interesse ist: Ich sehe in Dunkelheit grüne Warnsignale (beispielsweise das Notausgangssymbol über der Straße im Elbtunnel) eigentlich schon immer leicht nach schräg unten versetzt.
Da es mich zunehmend störte, auch in der Küche oder anderswo Dinge vor mir in mittlerer Entfernung im Regal nicht mehr klar erkennen zu können (hab ja meine Computerbrille nicht ständig auf), ließ ich mir beim Optiker eine Gleitsichtbrille anfertigen.
So richtig warm werde ich damit noch nicht, denn besonders draußen fehlt mir der komplette Seheindruck auch nach unten hin, den ich ohne Brille ab einer gewissen Entfernung ja noch habe, und der hier durch die Sehzone für den Nahbereich und die Unschärfebereiche eingeschränkt wird. Drinnen komme ich besser damit klar, hadere aber auch noch etwas (der Leidensdruck ist wohl noch nicht groß genug) mit dem eingeschränkten Sichtbereich, obwohl die Brille gut eingestellt ist, und ich durch alle Sehbereiche scharf sehen kann.
Ja, ich weiß, ständig tragen und sich dran gewöhnen. *Seufz. Momentan empfinde ich sie allerdings noch eher als Einschränkung.
Was mir allerdings stark aufgefallen ist, und hier setzt auch meine Frage an: Vor drei Wochen trug ich die Gleitsichtbrille (die eine UV-Beschichtung hat) zum ersten Mal unterwegs auf einem Treffen, das draußen stattfand.
Verwundert stellte ich fest, dass es sich mit der Gleitsichtbrille genau so verhielt, wie mit der Computerbrille. Schaute ich durch den Fernbereich (der ja gar keine Sehstärke eingearbeitet hat) in die Weite, konnte ich besser damit schauen als ohne die Brille. Der Entspiegelungsfilter scheint Farben etwas wärmer zu transportieren als ohne Brille.
Der konfuse Seheindruck, den ich sonst auf die Weite habe, löste sich mit der Brille auf.
Woran kann das liegen? Haben sich meine Augen durch die ständige Arbeit mit Brille (und entsprechenden Filtern) so an das Seherlebnis "Brille mit Filtern" gewöhnt, dass sie das Sehen auch in die Ferne ohne Brille inzwischen "seltsam" wirken lassen? Haben die Filter da eventuell etwas mit zu tun oder die Randbereiche, die bei der Brille ja stets etwas verzerrt sind, an die sich mein Gehirn aber inzwischen gewöhnt hat?
Also: Tritt ohne Brille da eventuell so etwas wie ein Negativeffekt auf, der mich so komisch sehen lässt?
Oder kann es sein, dass mich die Gleitsichtbrille derart dazu zwingt "mittig" zu schauen, dass ein eventuell schielend abgleitendes Auge in die Mitte gezwungen wird und somit mein von früher gewohnter normaler Seheindruck wiederhergestellt wird?
Außerdem frage ich mich, ob Monovisions Kontaktlinsen für mich eine Option zum Ausgleich der Altersweitsichtigkeit wären (da hier ja der vollflächige Seheindruck vorhanden bleibt), da ich ja keine Hornhautverkrümmung etc. habe, oder ob sich so etwas auch mit einer Brille umsetzen ließe (ein Glas ohne Sehstärke, eines mit Lesestärke)?
Entschuldigt bitte den langen Text - irgendwie ist das bei mir ja auch Jammern auf hohem Niveau, aber mich macht das im Moment regelrecht fertig, weil ich mich mit dem "auf kurze Distanz nichts mehr sehen zu können" irgendwie abgeschnitten von den mir naheliegenden Dingen fühle, solange ich keine Brille aufhabe.