Optiker-Forum

Guten Tag,

ich bin vielleicht ein "schwieriger Kunde" weil ich - so halb - vom Fach bin,
in meinem Studium hatte ich physikalische Optik und Wellenoptik
und ich habe insgesamt 11 Jahre in einem einschlägigen Beruf gearbeitet.

Nun bin ich mit über 50 Jahren so langsam im "Gleitsicht-Alter" angekommen,
die erste Gleitsichtbrille bekam ich vor 1 1/2 Jahren von einem ansässigen Optiker.
Gegen die üblichen Preise einer einfachen Einstärkenbrille waren die über 500.- EUR
für mich schon ein ordentlicher Preisschock. Offenbar ist aber mit diesem Preis
trotz (einfacher) Rodenstock-Gleitsichtgläser bei weitem nicht das optisch Machbare erreicht worden.

Vor einem knappen Jahr dann habe ich mein angestammtes Berufsfeld verlassen
und mache seitdem sehr viel Computeradministration. Als "Techniker" mag ich den (riesigen)
Bildschirm natürlich überall scharf abgebildet, in der Mitte, links, rechts, oben und unten ...
Daher habe ich mich sehr darüber geärgert daß ich mit der Gleitsicht-Brille nun dauernd den Kopf
hin- und her bewegen muß um den Schärfepunkt in diesen "billigen" Gleitsicht-Linsen zu halten.


Es steht eine neue Arbeitsplatz-Brille an und ich habe mich tiefergehend informiert,
und daher testweise eine Bifokal-Brille anfertigen lassen - ein außergewöhnliches Exemplar,
bei dem die obere Hälfte Fernsicht ist, die untere Hälfte +1 Dioptrie (statt der gemessenen +2 ...).
Also KEIN eingeschliffendes Nahbereichs-Segment sondern wirklich halbe / halbe !
Natürlich ist der "Balken im Auge", also die horizontale Trennlinie zwischen Fern- und Nahbereich,
erstmal arg gewöhnungsbedürftig, aber jetzt sind sowohl Fernsicht
als auch Nahbereich von links bis rechts fast durchgehend scharf - super !

Auffällig ist, daß mir das lesen von Handy oder DIN A4 - Seiten jetzt leichter fällt
obwohl statt der getesteten ADD +2 nur +1 Dioptrie eingearbeitet wurde.
Die Gleitsichtbrille hatte dagegen ADD +2,25 Dioptrie, war aber letztlich
nur punktuell lese-geeignet, also am "Sweet-Point" in der Mitte, halb-unten!

(weiter im nächsten Post ...)

Jetzt kommt meine Frage:

Als "Weitsichtiger" brauche ich Sammel-Linsen, damit ich in der Ferne entspannt sehen kann.
Eine Überkorrektur (zuviel Dioptrie) würde für mich bedeuten daß Unendlich unscharf würde,
dafür wäre der Nahbereich natürlich besser zu erreichen (so wird wohl dann die neue Arbeitsplatz-Brille ..)

Ich hatte rechts bei einer Optiker-Messung +3, bei einer weiteren Messung
an einem anderen Tag und bei einem anderen Optiker +3,5 Dioptrie. Mit dem Nahbereich der
neuen Bifokal-Brille kann ich (trotz ADD +1 auf +3,5) auch noch ansatzweise Unendlich scharf sehen.

Mein Eindruck ist nun (aufgrund dieser unterschiedlichen Werte bei Augen-Messungen)
daß sich meine Augen über Jahre an zu niedrige Dioptrien gewöhnt haben
und daher auch bei Unendlich etwas den Ziliar-Muskel anziehen.
Und somit die Messungen verfälschen.


Wie ist das denn nun ? Sollte bei Unendlich der Ziliar-Muskel völlig entspannt sein ?
Woanders hatte ich gelesen daß es manchen Brillenträgern unangenehm ist
wenn man näher als 0,5 Dioptrie rangeht an Unendlich.
Scheinbar brauchen die diese leichte "Vorspannung" des Ziliar-Muskels ??

genauen Abstand Monitor-Auge ausmessen und für die Bestimmung der genauen Werte zum Optiker mitnehmen.

Moin,

das ist so eine Sache mit der angeblichen Vorliebe der Übersichtigen für zu wenig Plus. Heißt das dann für Kurzsichtige bitte etwas mehr als nötig?? Damit eben etwas akkommodiert werden muß????

Guten Tag Robin,

vielen Dank, Du hast mir wichtige Hinweise gegeben, die mir noch fehlten.

Im Auftrag der Bifokal-Brille steht Material = CR / Typ = BI / Nahteilform = EXE / Tönung = FBL / Vergütung = SHC
Ist das das von Dir genannte "Exekutiv-Glas" ?


Da mein ADD von +1 in der gerade gekauften Bifokal-Brille sogar zum Handy-Lesen reicht,
hatte ich auch schon geschätzt daß - vielleicht - ein ADD von +0,5
für meine geplante Einstärken-Arbeitsplatz-Brille reichen könnte.
Gleitsicht - zumindest die billigeren Varianten - geht jedenfalls garnicht.
Und die hochpreisigen Varianten bezahlt mein Arbeitgeber mit Sicherheit nicht !
Wir haben leider einen Rahmenvertrag mit einer bekannten Optiker-Kette namens A...

Mein größter Abstand vom Bildschirm beträgt (soeben gemessen) 75 cm,
und das bei einer PC-Bildschirm-Breite von 80 cm ( Höhe: nur 34 cm), ja, ein sehr ungewöhnliches Format.
Wenn ich in Outlook die Email-Titel lesen will, oder Dateinamen im Explorer,
muß ich etwas näher ran. Und dann auch noch wegen billiger Gleitsicht-Gläser
dauernd den Kopf hin- und her drehen, das geht garnicht.
Diese Bewegung sollen die Augen machen, nicht der Kopf !

Was mir fehlte, war eine Abschätzung, wie groß denn die Schärfentiefe des Auges
bei einer angemessenen Arbeitsplatzbeleuchtung resp. durchschnittlicher Bildschirmhelligkeit ist.
Leider findet man in Google rein garnichts wenn man "Auge" + "Schärfentiefe" sucht.

Robin hat geschrieben:.. bei guten Lichtverhältnissen das Auge eine Tiefenschärfe von ca. 0,5 dpt haben kann.

Das paßt ja dann zu einer Überkorrektur von +0,5 dpt

Jedenfalls komme ich mit dem ADD von +1,0 in der Bifokal-Brille
auf einen Leseabstand von minimal möglichen 33 cm (ab Brille),
was für mich sogar für das Kleingedruckte auf dem Brillen-Auftrag reicht.


Je länger ich mich damit befasse, desto klarer wird für mich,
daß für diesen Arbeitsplatz nur eine Einstärken-Nahbereichs-Brille in Frage kommt !
Oder eine Bifokal-Brille, bei der der größte Teil Nahbereich ist,
und oben noch ein etwa 1 cm breiter Streifen Unendlich, das könnte funktionieren.

Unsinn?

Robin hat geschrieben:Nur das der - jenseits der 50 - nicht mehr viel bewegen kann, da die natürliche Augenlinse bereits sehr weitgehend ausgehärtet ist. Aber grundsätzlich schon richtig, solange man jung genug ist mag das Auge es lieber mit einem kleinen bisschen verbleibender Übersichtigkeit. Es ist häufig kaum möglich, die Akkomodation ganz auszuschalten bzw. eine solche Korrektur wird kaum vertragen. Das klapp erst irgendwann jenseits der 40.

Moin Robin,

Es war nicht gegen Dich gemünzt, keine Sorge. Nur wollte ich den Vergleich zur Kurzsichtigkeit hineinbringen, die ja konsequenterweise leicht überkorrigiert werden müsste, um die gleiche Akkommodation auszulösen bei jungen Menschen
Ich kenne das ja auch, dass vor allem junge übersichtige Menschen weniger ihre Brille tragen, aber richtig ist es ja nicht.

Moin!
Was haben die von Fielmann dir denn erzählt?

User1 hat geschrieben:bei dem die obere Hälfte Fernsicht ist, die untere Hälfte +1 Dioptrie (statt der gemessenen +2 ...).

Wie weit funktioniert der obere Bereich? Bis zum Monitor oder bis ins Unendliche? Falls bis zum Monitor: da ist die andere Dioptrie.

p.s: habt euch lieb.

GodEmperor hat geschrieben:

User1 hat geschrieben:bei dem die obere Hälfte Fernsicht ist, die untere Hälfte +1 Dioptrie (statt der gemessenen +2 ...).

Wie weit funktioniert der obere Bereich? Bis zum Monitor oder bis ins Unendliche? Falls bis zum Monitor: da ist die andere Dioptrie.

Guten Tag GodEmperor,

Der obere Bereich ist tatsächlich Fernsicht / Unendlich (R 3,5 / L 4,5)
Der untere Bereich ist ADD +1,0

Die gemessenen ADD +2 .. nein, ich sehe gerade, auf dem Meßprotokoll steht ADD +1,75 ..
wollte die Optikerin bei Bifokal und meinem Anwendungsprofil
unten nicht machen, aus ihrer Erfahrung heraus, sagte sie.
Wohl, weil ich sagte daß ich etwa eine Armlänge vom Monitor weg sitze.