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Brille immer anlassen?

Verfasst: Mittwoch 18. Juni 2014, 12:36
von WASTe
Muss ich meine Brille als kurzsichtiger Mensch eigentlich immer anlassen oder nur anziehen wenn ich nicht lese oder vor einem Bildschirm sitze?

Weiß nicht was besser für die Augen ist...

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Mittwoch 18. Juni 2014, 12:45
von wörterseh
Spätestens beim zu Bett gehen würden ich sie ausziehen! :wink:

Nein im Ernst, dazu gibt es verschiedene Sichtweisen. Ich persönlich überlasse es jedem selbst wann uns wie lange er/sie die Brille trägt. Ohne sieht man einfach nicht besonders gut, ob es Sinn macht keine gute Sicht zu haben muss jeder selbst entscheiden. Von all zu seltenem tragen der Brille rate ich allerdings ab!
Bekommt der Brillenträger eine neue Brille, empfehle ich auf jeden Fall das gute Stück, zumindest in der Anfangszeit, dauerhaft zu tragen.
LG

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Mittwoch 18. Juni 2014, 12:51
von DI Michael Ponstein
es gibt untersuchungen, die belegen, dass eine unterkorriegierte Kurzsichtigkeit zu einer weiteren Zunahme führt.

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Mittwoch 18. Juni 2014, 13:52
von Traumtänzerin
DI Michael Ponstein hat geschrieben:es gibt untersuchungen, die belegen, dass eine unterkorriegierte Kurzsichtigkeit zu einer weiteren Zunahme führt.
Ist das denn tatsächlich erwiesen? Wenn ja, kann ich das irgendwo nachlesen?

Mein Wissensstand war bisher, dass wohl etliche Faktoren bei der Myopieprogression eine Rolle spielen und dass aber das definitive Wissen - was genau man tun muss und was man nicht tun darf, wenn man die Progression stoppen will - noch fehlt!

Es wurden ja in manchen Versuchsreihen Kindern für Naharbeit Brillen mit einer Nahaddition vorgesetzt mit dem Ziel, die Myopieprogression zu stoppen/verlangsamen. Die Kinder waren doch dann bei der Naharbeit quasi kurzsichtig - was ist daran anders als wenn der TE, der vermutlich nur leicht kurzsichtig ist (sonst hätte er diese Frage nicht gestellt) beim Lesen oder der Bildschirmarbeit auf die Brille verzichtet?

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Mittwoch 18. Juni 2014, 16:42
von benkhoff
für die Augen, bzw das Gehirn (und einen selbst :wink: ) kurz gesagt, für das ganze Seh-System ist es immer besser, wenn es "entspannt" ist, also auskorrigiert. Eine Unter- und Überkorrektion fördert eine weitere Veränderung!

Wo man das nun nachlesen kann, weiß ich nicht mehr (aber es ist so) :mrgreen:

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Mittwoch 18. Juni 2014, 20:13
von LöweNRW
Grundsätzlich kann ich Ihnen nur Zustimmen Herr Benkhoff. Allerdings - so ist meine Erfahrung - sind kurzzeitige Phasen ohne Brille zumindest bei mir völlig unproblematisch.

Aber das mag ja auch an der erforderlichen Korrektion liegen...

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Donnerstag 19. Juni 2014, 08:14
von Traumtänzerin
Verstehe ich das nun richtig: Es gibt auch unter den Fachleuten zwei Sichtweisen?

Die einen sagen, es darf jedem selbst überlassen werden:
wörterseh hat geschrieben: Ich persönlich überlasse es jedem selbst wann uns wie lange er/sie die Brille trägt.
Das bedeutet ja wohl, dass man der Ansicht ist, auf die Myopie bzw. ihre Progression habe das Tragen oder Nichttragen keinen Einfluss. (Bei Hyperopie könnte das, glaube ich, etwas anderes aussehen, zumindest gravierende Beschwerden verursachen)

Die anderen sind der Meinung, wer als Kurzsichtiger seine Brille nicht immer trägt, läuft Gefahr, dass die Kurzsichtigkeit stärker/schneller zunimmt, als sie es sonst getan hätte.
DI Michael Ponstein hat geschrieben:es gibt untersuchungen, die belegen, dass eine unterkorriegierte Kurzsichtigkeit zu einer weiteren Zunahme führt.
benkhoff hat geschrieben:für die Augen, bzw das Gehirn (und einen selbst :wink: ) kurz gesagt, für das ganze Seh-System ist es immer besser, wenn es "entspannt" ist, also auskorrigiert. Eine Unter- und Überkorrektion fördert eine weitere Veränderung!
Dass es fürs Gesamt-Sehsystem von Vorteil ist, die Brille immer zu tragen, leuchtet mir ein. Beim Begriff "entspannt" habe ich aber Verständnisprobleme. Ist entspannt in diesem Sinne, dass das Sehsystem denselben Anforderungen ausgesetzt ist wie bei emmetropen Augen, also auch bei Naharbeit ebenso akkommodieren muss (oder zumindest fast so stark, der Akkommodationsaufwand ist ja wohl beim korrigierten myopen Auge etwas geringer)? Wenn ein leicht Kurzsichtiger zum Bücherlesen oder vielleicht auch für Bildschirmarbeit die Brille abnimmt und dann weniger akkommodieren muss, das ist also nicht enspannt?

Und wie kam man darauf, Kindern bei Naharbeit eine Nahaddition vorzusetzen und dabei noch zu dem Ergebnis zu kommen, dass es in gewissen Fällen einen günstigen Einfluss auf die Myopieprogression hat? Das ist doch im Grunde auch nichts anderes als sie bei Naharbeit leicht kurzsichtig zu halten, oder?

Tut mir leid, wenn ich euch nerve mit meiner Begriffsstutzigkeit!

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Donnerstag 19. Juni 2014, 08:52
von wörterseh
Traumtänzerin hat geschrieben:
Die einen sagen, es darf jedem selbst überlassen werden:
wörterseh hat geschrieben: Ich persönlich überlasse es jedem selbst wann uns wie lange er/sie die Brille trägt.
Das bedeutet ja wohl, dass man der Ansicht ist, auf die Myopie bzw. ihre Progression habe das Tragen oder Nichttragen keinen Einfluss. (Bei Hyperopie könnte das, glaube ich, etwas anderes aussehen, zumindest gravierende Beschwerden verursachen)
...das heißt lediglich, daß ich dem Brillenträger die freie Wahl lasse!

Man wird bezüglich der meisten wissenschaftlichen Beweise einen weiteren finden der genau das Gegenteil behauptet! Bei der Kurzsichtigkeit sehe ich persönlich eventuelle Nebenwirkungen eines 'nicht Brille tragens' nicht so dramatisch. Was allerdings nicht heißen soll, daß es nicht vernünftig wäre sich mit den Gegenargumenten zu befassen.
LG

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Freitag 20. Juni 2014, 17:42
von benkhoff
(Zitat aus einem Mitteilungsblatt des Augenarztes Dr. med. R. Gutzeit aus dem Jahre 1928) <-- ein schlaues Kerlchen :wink:

"Eine nicht ganz kleine Gruppe von eigentlich Brillenbedürftigen ist in der Anschauung befangen, daß die Brille das Auge angreife. Sie behaupten, daß sie ohne Brille gar nichts mehr sehen, wenn sie sich an das Brilletragen gewöhnt haben. Diese Äußerung zeugt vom Fehlen jedes Verständnisses für die Sachlage. Es ist nämlich genau umgekehrt: der Träger einer passenden Sehhilfe merkt erst jetzt den gewaltigen Unterschied gegen früher, als er noch kein Glas trug. Statt, daß ihm nun zum Bewußtsein kommt, wie schlecht er vordem ohne Sehhilfe sah, glaubt er fälschlich, daß das Auge - durch die Brille verwöhnt - unbewaffnet schlechter sehen als vordem. Das ist doch nur eine arge Kritiklosigkeit, welche die Wirklichkeit geradezu auf den Kopf stellt.

Bei den Kurzsichtigen müssen wir noch gegen die alte Auffassung kämpfen, daß die Kurzsichtigkeit, weil durch die korrigierenden Gläser die Augen gezwungen werden, für die Nähe zu akkommodieren, gesteigert werde. Das ist sicher unrichtig... Die andauernde Konvergenz auf einen Nahpunkt von weniger als 20 Zentimeter kann viel eher zu einer Dehnung des nachgiebigen hinteren Augenpols und damit zu einer Steigerung der Kurzsichtigkeit führen, als die Anspannung des Ziliarmuskels bei der Naheinstellung."

Dies gilt auch heute uneingeschränkt, weil sich die Augen seitdem nicht weiterentwickelt haben. Die -falschen- Binsenweisheiten hört aber selbst im Jahre 2014 noch. Heisst leider: die Allgemeinheit ist nicht "schlauer" geworden...

von der Seite winkelfehlsichtigkeit.de

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 11:44
von WASTe
Eigentlich bräuchte ich laut Augenarzt keine Brille für den Nahbereich. Habe das mal ein paar Tage getestet und die Brille nur angezogen, wenn ich nicht am Computer war, aber diese ganzen Wechsel von Brille zu Nicht-Brille haben mir nicht gut getan und hatte ständig Augenschmerzen. Vor Jahren ging das aber noch ohne.

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 12:43
von DI Michael Ponstein
WASTe hat geschrieben:Eigentlich bräuchte ich laut Augenarzt keine Brille für den Nahbereich. Habe das mal ein paar Tage getestet und die Brille nur angezogen, wenn ich nicht am Computer war, aber diese ganzen Wechsel von Brille zu Nicht-Brille haben mir nicht gut getan und hatte ständig Augenschmerzen. Vor Jahren ging das aber noch ohne.
und nu waste,was machste ?

@ dreamdancegirl
man hat den kindern keine nahadd vorgesetzt.
es wurden 2 gruppen a 50 kids mit einer kurzsichtigkeit herausgesucht.
eine gruppe wurde in den verlaufskontrollen entsprechend der auch verändernden myopie neu eingestellt und zwar so, dass die werte exakt waren, ich nenne es mal wohlfühlstärke!!!!
die zweite gruppe wurde ebenfalls kontrolliert und es wurde auch verändert, aber immer 0,5 bis 0,25 dpt weniger eingestellt, als die exakte stärke geweswen wäre.
man ging der frage nach, stimmt die these immer ein bisschen unter er "richtigen" stärke einzustellen oder nicht?

antwort, es ergab sich in der gruppe mit "ein bisschen weniger" eine signifikante zunahme der Myopie.
daher war man sicher, dass die lange vertretene these der leichten unterkorrektur nicht mehr zu halten ist.
aus meiner sicht, und so machen wir es schon seit jeher, ist viel besser die "wohlfühlstärke" zu ermitteln. mit dieser kann der sehapparat und das sehgehirn am effektivsten erkennen und muss sich nicht überanstrengen. der anreiz der weiteren myopiesierung ist minimiert.

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 13:05
von vidi
DI Michael Ponstein hat geschrieben: antwort, es ergab sich in der gruppe mit "ein bisschen weniger" eine signifikante zunahme der Myopie.
daher war man sicher, dass die lange vertretene these der leichten unterkorrektur nicht mehr zu halten ist.
aus meiner sicht, und so machen wir es schon seit jeher, ist viel besser die "wohlfühlstärke" zu ermitteln. mit dieser kann der sehapparat und das sehgehirn am effektivsten erkennen und muss sich nicht überanstrengen. der anreiz der weiteren myopiesierung ist minimiert.
Das hört sich auch sehr logisch an!

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 13:44
von Traumtänzerin
@IPadMeikel

Mag schon sein, dass ich da was durcheinandergeworfen habe - es ging mir eigentlich nicht um die wohl teilweise immer noch praktizierte Versorgung myoper Kinder mit zu schwachen Gläsern, davon halte ich nichts únd ich hätte es wohl auch nicht geduldet, wenn man so etwas mit meinen Kindern gemacht hätte.

Mir ging es speziell um die Naharbeit, da gab es irgendeine Studie in dieser Richtung - kann aber sein, dass es emmetrope Kinder waren, denen man ausschließlich bei Naharbeit Plusgläser vorgesetzt hat um herauszufinden, ob die Gefahr, dass die Kinder myop werden, dadurch verringert wird. Ich meine schon, dass es sinngemäß um die Annahme ging, dass häufige/langanhaltende Akkommodation den Augapfel zum Wachstum anregen könnte bei Kindern, die die entsprechende Disposition haben.

Aber die Diskussion hat sich ja nun dadurch erledigt, dass es dem TE eben doch nicht problemlos möglich ist, am Bildschirm ohne Brille zu arbeiten.


@benkhoff

Zu dem Zitat von 1928 habe ich noch eine Frage, und zwar zu folgendem Satz:
R. Gutzeit hat geschrieben:Die andauernde Konvergenz auf einen Nahpunkt von weniger als 20 Zentimeter kann viel eher zu einer Dehnung des nachgiebigen hinteren Augenpols und damit zu einer Steigerung der Kurzsichtigkeit führen, als die Anspannung des Ziliarmuskels bei der Naheinstellung
Hieße das z.B. für mich, dass es bei extremer Naharbeit, zumindest wenn ich diese eine Zeit lang mache, besser wäre, eine Lupe zu verwenden, als die Brille abzunehmen und ganz nah ran zu gehen? Oder wäre das, da er ja von "andauernder" Konvergenz spricht, nur relevant, wenn man täglich stundenlang auf diese Weise arbeiten würde? Manchmal erspart man sich diese Konvergenz ja auch intuitiv, indem man ein Auge schließt.

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 15:43
von DI Michael Ponstein
guttzeit meinte damit,
a) es ist leichter zu akkommodieren als zu konvergieren
b) die langfristigen negativen auswirkungen sind entsprechend. akkommodation ist nichts schlimmes, starke konvergenz allerdings schon. wir reden von unter 20 cm.

und off topic
ich schütze mich nächtens vor überhöhter konvergenz durch schliessen beider augen.

Re: Brille immer anlassen?

Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 16:43
von Traumtänzerin
Da habe ich also jetzt einiges dazugelernt bezüglich der Risiken zu starker Konvergenz! Ich frage mich übrigens schon lange, wie der Regelkreis der Naheinstellungstrias das eigentlich verkraftet, wenn ich z.B. bei einer Enfernung von 15 cm nicht akkommodieren muss, aber eine Konvergenz benötige, die normalerweise der Naheinstellung entspricht. Aber das müsst ihr mir nun nicht auch noch erklären, ich möchte eure Geduld ja nicht überstrapazieren...

Allerdings: Wenn der TE problemlos ohne Brille am Bildschirm arbeiten kann, liegt er ja wohl außerhalb der 20cm-Entfernung - und somit ist die Gefahr einer Myopiezunahme allein auf Grund des Nichttragens der Brille am Bildschirm vielleicht doch nicht sooo groß?