Liebe Fachleute, auch wenn es euch „auf den Senkel“ geht – es ist für unsereinen ein wichtiges Thema! Man könnte es theoretisch auch im Laienforum erörtern, nur sind darin ja nur wenige Blaue Mitglied und die Diskussionsrunde wäre recht klein. Und irgendwie denkt man sich ja als Laie, der von der Branche keine Ahnung hat, dass vielleicht der eine oder andere Fachmann aus unseren Problemen auch Profit ziehen könnte, indem er auf Ideen kommt, wie er sich am Markt besser „auffindbar“ positionieren könnte.
Früher war alles noch so schön einfach. Wenn man eine neue Brille brauchte (und in der Regel nur, wenn man sie BRAUCHTE), ging man mit einem Gefühl der Gottergebenheit zu seinem gewohnten Optiker, genau wissend, wenn ich den Laden verlasse, werde ich eine Brille bestellt haben, egal ob sie eine Fassung haben, die zu mir passt, oder ob es nur ein Kompromiss sein wird. Ich habe keine Idee, was finanziell auf mich zukommt, denn ich werde mich bei der Gläserauswahl hundertprozentig auf den Rat des Optikers verlassen; wenn er sagt, es müssen hochbrechende Gläser sein, dann ist es halt so und ich entscheide mich für diejenige der angebotenen Varianten, die mir als vom Preis-Leistungs-Verhältnis her am günstigsten erscheint.
Heute haben wir das Internet, wissen, was wir von einem guten Optiker erwarten können. Wenn wir sicher sein wollen, bei einem guten Optiker gelandet zu sein, schalten wir beim Gang in den Refraraum - bildlich gesprochen - die Stoppuhr ein. Oh, es waren nur neun Minuten? Mist, schlechten Optiker erwischt, versuchen wir’s beim Nächsten! Wir wissen auch, was der Markt an Fassungen hergibt. Wie, der Optiker führt unsere bevorzugte Marke nicht? Bestellen kann er das, was wir haben wollen, auch nicht? Ok, auf zum Nächsten! War früher die Brille ein notwendiges Übel, für das man zähneknirschend das, was über die Kassenleistung hinausging, bezahlte, so ist man heute ein mündiger Kunde, der sich schon vor dem Kauf mit Preisen und dem, was er dafür bekommt, befasst.
Eine Entwicklung, die nicht nur positv ist – sie führt zu Unbehagen und Mehrarbeit auf der Anbieterseite, aber auch die Kundschaft braucht nun sehr viel Zeit für Recherche. Wohl dem, der seinen Stammoptiker hat und wohl dem Optiker, der eine breite Basis an Stammkundschaft hat!
Was ich eigentlich sagen will: Es bringt nichts, diese Diskussion abzuwürgen, denn es ist ein Thema, das vielen Optikerkunden unter den Nägeln brennt. Was weiterhelfen würde: Kunden müssen sich über ihre individuellen Anforderungen klar werden und Optiker müssten ihre besonderen Kompetenzen klar kommunizieren. Schließlich sind Kunden, die zunächst in 10, 20 oder 30 Läden kommen (oder anfrufen), um sich zu informieren, dann aber am Ende natürlich nur bei einem kaufen können, auch für die Optiker eine Arbeitsbelastung, die sie im Grunde den Kunden, die bei ihnen kaufen, in Rechnung stellen sprich in ihre Preise einkalkulieren müssen.
Interessant wäre es, hier Kriterien zu erarbeiten, die es für beide Seiten einfacher machen. Dann wissen interessierte Optiker, was sie in ihrem Internetauftritt kommunizieren sollten, um sich unnötige Anfragen zu ersparen, und die Kunden wüssten, worauf sie achten sollten. Ob so etwas machbar ist – das frage auch ich mich auch schon seit Jahren…
P.S.: Nicht unbedingt alles wörtlich nehmen, Ironiefreiheit kann nicht garantiert werden!