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Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 13:40
von benkhoff
manche Ärzte, aber auch Optikerkollegen "wählen" die Addition nach einer Tabelle (Duansche Kurve)... diese Tabelle ist aber schon ein wenig in die Jahre gekommen, und nicht Jeder passt in dieses Schema "F"... dewegen MUSS man (meiner Meinung nach) die notwendige Addition immer messen, und nur soviel geben, wie nötig. Nicht einfach 0,50 dpt mehr "damit man länger damit auskommt" (wie ich schonmal von Kunden höre, was so manche Refraktionisten "glauben") :D

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 14:01
von Traumtänzerin
benkhoff hat geschrieben:manche Ärzte, aber auch Optikerkollegen "wählen" die Addition nach einer Tabelle (Duansche Kurve)... diese Tabelle ist aber schon ein wenig in die Jahre gekommen, und nicht Jeder passt in dieses Schema "F"... dewegen MUSS man (meiner Meinung nach) die notwendige Addition immer messen, und nur soviel geben, wie nötig. Nicht einfach 0,50 dpt mehr "damit man länger damit auskommt" (wie ich schonmal von Kunden höre, was so manche Refraktionisten "glauben") :D
Dann wäre es ja auch interessant zu wissen, ob es derselbe Optiker war, der vor zweieinhalb Jahren auf eine Addition von 1,0 gekommen ist und jetzt auf eine doppelt so hohe... - wären es zwei verschiedene, könnte es ja sein, dass der eine sich sehr stark an die Tabelle hält und der andere die Addition lieber durch eigene Messungen bestimmt. Das hieße dann, dass der Bedarf für die Addition möglicherweise gar nicht so stark gestiegen ist, nur quasi mit verschiedenem Maß gemessen wurde.

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 14:17
von Karoshi
Die Schätztabelle ist was für Anfänger. Grad diese Woche erlebt: AA-Rezept Add 2,50. In Wirklichkeit benötigt: 1,75! (und das als Hyperoper mit +1,5 Ferne). Alter 61 Jahre etwa 1,80m groß. So kanns gehen.

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 14:44
von Robin
@ traumtänzerin
über die Höhe der Addition kann man natürlich mächtig spekulieren. Nach Standardtabelle wären das bei 49 Jahren ADD 1,75. Aber wenn man bedenkt, das die neuen Brille bereits in der Ferne um -0,50 dpt stärker geworden ist müsste die ADD bereits von 1,0 auf 1,5 steigenden um die gleichen Stärken in der Nähe zu haben. Wenn ich dann noch die 2, 5 Jahre der alten Brille hinzurechne passt die ADD mit 2,00 durchaus ins Bild. Aber das ist eben alles Spekulation - selber messen am lebenden Objekt - also friendlyfocus - ist hier das einzige was hilft!

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 15:15
von Traumtänzerin
Robin hat geschrieben:Aber wenn man bedenkt, das die neuen Brille bereits in der Ferne um -0,50 dpt stärker geworden ist müsste die ADD bereits von 1,0 auf 1,5 steigenden um die gleichen Stärken in der Nähe zu haben.
Sorry, Robin, das kapiere ich nicht so richtig! Warum muss denn die neue Brille die gleichen Stärken in der Nähe haben?

Ich dachte immer, die Addition diene dazu, den entweder von Natur aus emmetropen oder aber für die Ferne korrigierten Augen für die Nähe die Akkommodation zu ersparen, die sie nicht mehr leisten können. Dann muss man aber doch eigentlich immer vom Fernwert ausgehen - also wenn ein Presbyoper um eine Dioptrie kurzsichtiger wird, dann braucht er dieses zusätzliche Minus doch auch für die Nähe, weil er sonst zwar nicht zu alterssichtig, wohl aber zu kurzsichtig wäre, um in seiner normalen Leseentfernung etwas lesen zu können - oder denke ich da irgendwie um die Ecke?

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 16:19
von Robin
Ganz einfach - der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn er von der alten Brille eine Bestimmte Nahstärke gewohnt ist kann es zu Problemen kommen, wenn man diese "abschwächt" und er wieder mehr Akkommodieren muss (wenn er es denn überhaupt noch kann).
Aber auch das ist reine Erfahrung und muß im Einzelfall nicht zutreffen und sollte deshalb immer geprüft werden. Es war halt nur ein Beispiel dafür, wo Standardtabellen nicht helfen.

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2014, 16:28
von Traumtänzerin
Danke, Robin! Jetzt habe ich es kapiert!

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Freitag 19. Dezember 2014, 13:18
von friendlyfocus
Ich danke Euch allen sehr herzlich für die Reaktionen und das ihr euch derartig aktiv einbringt in die Diskussion um mein geschildertes Problem.
Damit konnte ich jetzt wieder zu meinem Optiker gehen und hatte sozusagen eine "Zweitmeinung".

:D SUPER, das es dieses Forum gibt! :D

Anhand der Beiträge ergibt sich für mich folgendes Stimmungsbild;
Eine "richtige" Sehhilfe, sprich Brille anzufertigen ist von einer Menge Faktoren abhängig, was einer Rechnung mit mehreren Variablen entspricht und darum nur annäherungsweise geschehen kann.
Es kann also vorkommen, wie in meinem Fall, dass ein Kunde eine Brille bekommt, die trotz aller Sorgfalt, Genauigkeit und modernster Technik kein Zufriedenheitsgefühl verursacht.

Mit meinen laienhaften Worten: Diese neue Brille ist auf die Ferne derartig optimal korrigiert das sich zusammen mit einer Addition "die auch ein wenig zeitbeständig sein soll", leider eine Beeinträchtigung der Korrekturleistung im Bereich zwischen 0,8 und 3 m ergibt.

Damit wäre meine erste Frage aus dem Ursprungsposting beantwortet.
Technisch möglich. Kein Fehler des Optikers. Kann vorkommen.


Meine zweite Frage bezog sich auf die Haftung. Also, wenn so etwas vorkommen kann, wer zahlt denn dann eigentlich die Korrektur oder im schlimmsten Fall "den zweiten Versuch"?

Hierzu hätte ich mir etwas Aufklärung gewünscht im Hinblick auf, z.B.: Ist ein Optiker für solche Fälle versichert? Zeigt die Industrie (Glashersteller) vielleicht Kulanz? Finden sich Reklamationen in der Gesamtkalkulation wieder, so dass ein Kunde kein schlechtes Gewissen zu haben braucht wenn er die Kosten für neue Gläser nicht (vollständig oder teilweise) tragen will?

Leider hat sich hierzu niemand konkreter geäussert. Weshalb ich diese Frage dann im Freistil nach Gefühl (aber bestimmt) mit meinem Optiker verhandelt habe. Mit dem Ergebnis können wir beide leben: Ich zahle pauschal 50,- und bekomme neue Gläser.

Die gesamte Messprozedur haben wir wiederholt und auch meine alte Brille vergleichend einbezogen.

Wie diese Gläser jetzt beschaffen sind? Tja, Leute sorry, die Fachbegriffe fehlen mir wieder - aber mit meinem Optiker hat ja auch der "laienhafe Kunde" diskutiert und so in etwa ist folgendes beschlossen:

Die optimale Fernkorrektur wird wieder etwas minimiert. (Wir sind gemeinsam vor die Tür gegangen und haben um "die Wette geguckt" - Ich erkenne mit meiner alten Brille immer noch lesbar Schilder in einer Entfernung, in der mein Optiker selbst nichts mehr lesen kann. Mit der neuen Brille wäre es zwar kontrastmässig noch besser, aber diese Genauigkeit brauche ich nicht)

Die Addition wird ebenfalls wieder minimiert. (schliesslich kann ich immer noch die Brille absetzen sollte es nicht reichen)

Interessant war noch die Frage warum ich durch den Rand der neuen Gläser schärfer sehe im Zwischenbereich. Mein Optiker versuche das mit Beugungseffekten zu erklären, musste aber nach Messung der Gläser zugeben was vorher eine Mitarbeiterin von ihm schon ermittelt hatte; Die Gläser haben am Rand eine andere Stärke. (0,5)
Was wohl auch nicht so sein sollte?!? (sagt er jedenfalls)

Egal, jedenfalls erhoffe ich mir bessere Gläser im zweiten Anlauf.
(Hätte sogar sofort auf die Gleitsicht verzichtet wenn ich dafür im Raum um mich herum scharf sehen darf.)


Ich sage nochmals herzlich Danke, wünsche euch allen ein heiteres Weihnachtsfest und verspreche mich im neuen Jahr zu melden wie die Sache ausgegangen ist.
Wer will darf mir mal die Daumen drücken ;-)

friendlyfocus
:D

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Freitag 19. Dezember 2014, 14:21
von Eberhard Luckas
Moin,

ebenfalls schöne Weihnachten und viel Glück mit der Brille.

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Freitag 19. Dezember 2014, 16:19
von benkhoff
hallo friendlyfocus,
danke fürs feedback
friendlyfocus hat geschrieben:Mit dem Ergebnis können wir beide leben: Ich zahle pauschal 50,- und bekomme neue Gläser.
das ist im Grunde sehr kulant, denn: wir Optiker sind gg sowas nicht versichert. Aber: viele gute Glashersteller sind in solchen Fällen auch uns Optikern gegenüber kulant, und das scheint bei Ihnen auch so gewesen zu sein.

Mein Anwalt hat mir die Rechtslage mal so erklärt (Hinweis: dies ist KEINE verbindliche Rechtsauskunft!):
Ebenso wie bei einer Augenglasbstimmungen beim Augenarzt haben Sie bei der Refraktion aktiv teilgenommen ("besser/schlechter" "Ja/Nein"), und sind somit zumindest mithaftbar zu 50%. Es soll sogar Refraktionisten geben, die das ganze Risiko komplett auf den Patienten/Kunden abwälzen mit dem Hinweis darauf, daß das Auge ein lebendes, dynamisches Organ ist, und die Werte nur exakt zu dem Zeitpunkt der Bestimmung garantiert waren... d.h., schon eine Woche später kann rechtlich und physisch nicht ausgeschlossen sein, daß sich die Augenwerte wieder geändert haben könnten...

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Freitag 19. Dezember 2014, 20:06
von friendlyfocus
benkhoff hat geschrieben:hallo friendlyfocus,
danke fürs feedback
friendlyfocus hat geschrieben:Mit dem Ergebnis können wir beide leben: Ich zahle pauschal 50,- und bekomme neue Gläser.
das ist im Grunde sehr kulant, denn: wir Optiker sind gg sowas nicht versichert. Aber: viele gute Glashersteller sind in solchen Fällen auch uns Optikern gegenüber kulant, und das scheint bei Ihnen auch so gewesen zu sein.

Mein Anwalt hat mir die Rechtslage mal so erklärt (Hinweis: dies ist KEINE verbindliche Rechtsauskunft!):
Ebenso wie bei einer Augenglasbstimmungen beim Augenarzt haben Sie bei der Refraktion aktiv teilgenommen ("besser/schlechter" "Ja/Nein"), und sind somit zumindest mithaftbar zu 50%. Es soll sogar Refraktionisten geben, die das ganze Risiko komplett auf den Patienten/Kunden abwälzen mit dem Hinweis darauf, daß das Auge ein lebendes, dynamisches Organ ist, und die Werte nur exakt zu dem Zeitpunkt der Bestimmung garantiert waren... d.h., schon eine Woche später kann rechtlich und physisch nicht ausgeschlossen sein, daß sich die Augenwerte wieder geändert haben könnten...
@benkhoff
Danke für den Klartext.

OK, darum habe ich ja auch danach gefragt.

Grundsätzlich finde ich es immer äussert angenehm sich mit einem Geschäftspartner einigen zu können. Niemand braucht Streit und ich schätze die kulante Vorgehensweise meines Optikers wirklich.


Ihrer Auskunft würde ich trotzdem mal unverbindlich meine ganz individuelle Kundensicht gegenüber stellen wollen.

Seit meinem 12ten Lebensjahr trage ich Brillen. In der Regel kaufe ich alle 3 bis 4 Jahre eine neue. Meist aus "kosmetischen" Gründen, manchmal ist ein Gestell auch durchgerockt oder die Gläser sind defekt.
Bisher habe ich es noch niemals erlebt, dass eine Brille, von der Sehstärke her gesehen nicht gleich beim ersten Mal passte.

Die letzten 20 Jahre war ich nacheinander bei zwei grossen Filialisten (Fielmann/ProOptik), dort wurden mir immer Angebote gemacht bezüglich Unzufriedenheit/Problemen/Versicherungen für Verlust/Defekt, welche, obwohl ich sie nie wollte, noch in Anspruch nahm, ich mich doch immer gewundert habe wie man so etwas wirtschaftlich seriös anbieten kann.
Ja, es hat mich sogar gestört, diese Discounter-Mentalität. (Jetzt noch das zweite Gestell zum halben Preis und nur ein Glas zahlen und zwei Jahre Verlustversicherung obendrauf)
Ja, ich habe sogar vor einigen Wochen eine Mitarbeiterin dort mit ausgefüllten Kundenaufträgen von mir sitzen lassen, mich entschuldigt und bin aus dem Laden geflüchtet. Weil mich das derartig genervt hat, dieses Ex und Hopp Geschäftsgebahren.
(Eigentlich wollte ich eine Nasenbügelreparatur durchführen lassen und nicht zwei neue Brillen erwerben, aber Reparaturen gehen dort gar nicht, viel zu teuer, lieber neu kaufen - schrecklich finde ich das - ist meine ganz persönliche Abneigung)

Das ist ein Grund dafür gewesen mir wieder einen "richtigen" Optiker zu suchen. Ich mochte einfach diese verkaufsoptimierten Ketten mit den stets neuen, jungen, austauschbar-geschniegelten Gesichtern nicht mehr unterstützen.

Aber ehrlich gesagt, wenn ich mir jetzt die mal Auskunft Ihres Anwaltes durchlese… Denke ich, DAS sollte man aber auch vorher wissen.
Dass man mindestens zu 50% für das Ergebnis einer, ich nenne es mal Brillenglasbestimmungs-Untersuchung mitverantwortlich ist und auch finanziell haftet….
Als Durchschnittskunde habe ich doch KEINEN blassen Schimmer was dabei vor sich geht. Ich verlasse mich total auf mein Gegenüber, inkl. Sachkenntnis, Sorgfalt, technische Ausstattung, Erfahrung, etc..

Ich meine: Man geht zum Optiker um eine Sehhilfe zu erwerben. Um besser zu sehen. Oder mindestens so gut wie vorher. Aber doch nicht schlechter!

Was mich jetzt zielstrebig zu einem Punkt bringt, der mit meinem ursprünglichen posting gar nichts mehr zu tun hat, aber da wir gar so kuschelig diskutieren…. erlaube ich mir das mal.

Würden Sie als Optiker vor Auftragserteilung zu Ihrem Kunden sagen; "Ich mache Ihnen eine Brille, wahrscheinlich sehen Sie damit besser, falls nicht versuchen wir es einfach nochmal und Sie zahlen dann nur noch mal die Hälfte obendrauf weil ich so kulant bin", wäre Ihr Geschäftsmodell vermutlich nicht sehr zukunftsfähig.

Weil ihr Kunde dann zwangsläufig zu einem Mitbewerber gehen MUSS der schon eine Geld-zurück-Zufriedenheits-Garantie auf der Schaufensterscheibe kleben hat und dieses jeden Abend zur PrimeTime im TV verkünden lässt.

Re: neue Brille - Raum ist unscharf - was nun?

Verfasst: Samstag 20. Dezember 2014, 11:45
von benkhoff
moin freundlicher focus,

ja, die deutschen Gesetze... ich finds auch nicht "prickelnd", aber es ist halt so. Ein vernünftiger Refraktionist wird Ihnen von sich aus eine "Verträglichkeitsgarantie" geben. Ich glaube, so machen es die meisten Kollegen. Und darauf können sich die Kunden verlassen. Also, sie merken, wir "normalen Optiker" ( :lol: ) tun schon vieles, was über das Gesetz hinausgeht, um die Kunden zu halten. Es ist nicht einfach heutzutage.