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Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 12:53
von wörterseh
DI Michael Ponstein hat geschrieben:dem gibt es nichts hinzuzufügen.
ein guter bekannter hat seine tochter zu uns geschickt, 13 Jahre alt, man soll mal einen test machen.
Ergebnis -0,75 dpt Myopie beideseits. auf nachfrage, wie die tafel gesehen wird, an sich gut, weil sie immer vorne sitzen kann.
meine empfehlung etwas zu unternehmen, wurde seitens der mutter abgewunken. man würde erstmal mit dem vater sprechen. ergebnis mädchen läuft immer noch ohne brille durchs leben und die brille sei nicht nötig.
aber: es wird für 8-10 Tausend Euro eine Zahnkorrektur durchgeführt, weil die hinteren backenzähne nicht exakt aufeinander malen.
das muss dann nicht verstehen oder?
Deine Statistik übertrifft meine schlimmsten Befürchtungen!
Ich find gut, daß Du das so genau auswertest. Jetzt wundert es mich nicht mehr das nur so wenige Kinder in die Geschäfte kommen. Wahrscheinlich müssen die Kinder erst mit verheulten Augen nach Hause kommen damit die Eltern etwas unternehmen. Die Gesundheit ihrer Kinder scheint vielen Eltern nicht wirklich viel wert zu sein. Am fehlenden Angebot kann es nicht liegen, Du tust Dir ja wirklich viel an!
LG
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 13:01
von wörterseh
Oppicker hat geschrieben:@prüprü
Ganz genau!
Ich denke, die "Problematik" liegt woanders...
Nicht die "Ignoranz" der Eltern ist da das Hauptübel, sondern das mangelnde Vertrauen in den prüfenden Optiker, "der ja bloß seine Brillen verkaufen will".
Kinder in dem Alter haben eine extrem leistungsfähige Augenlinse und können Hyperopien locker wegakkommodieren.
"Kind, siehst Du den schlecht an die Tafel???"
"Nein, Mama"
"Siehst Du denn dein Lesebuch nicht gut?"
"Doch, das ist auch okay"
"Aber der Optiker hat doch gesagt, du bräuchtest eineinhalb Doktrinen?"
Und schon haben wir das Vorurteil des abzockenden Optikers, übrigens wahrscheinlich noch untermauert von der Sehschule oder vom Herr Doktor.
Leichtere Hyperopien (~ bis 2 dpt) und Astigmatismen (~0,5dpt) werden in dem Alter oft überhaupt nicht bemerkt. Und da auch das betroffene Kind nicht jammert, wird das Messergebnis des Optikers meist nicht ernst genommen.
...wobei ich die hiesigen Sehschulen einmal in Schutz nehmen kann, hier wird frühzeitig die Brille angeraten! Aber wer geht schon mit seinem Kind in eine solche!?
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 14:21
von Karoshi
Ich biete allen Eltern die Simulation der Kindersicht per Meßbrille an. Die wenigsten interessiert wie das Kind sieht. Die meisten wollen den neuesten Topmodischen Schnickschnack für's Kind und wenn man ihnen dann sagt: "Das wird nix, für eine Kunststoffbrille hat ihr Kind noch nicht genug Nase" dann ziehn se beleidigt ab.
Lasst doch die Kinder Kinder sein. Wenn es die Knallrote gepunktete Blümchenfassung sein soll, bitte! Kinder sind keine Deppen, die wissen sehr wohl was sie wollen...
Die Eltern die sich interessieren und die Simulation mitmachen sind hingegen oft sehr erschrocken und dann auch fachlichen Argumenten zugänglich. Sind wenige, aber die werden dann treue Kunden.
Es gibt wenig schöneres als ein Kind über lange Jahre zu versorgen, das ist sehr erfüllend.
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 14:51
von Traumtänzerin
Karoshi hat geschrieben:Ich biete allen Eltern die Simulation der Kindersicht per Meßbrille an. Die wenigsten interessiert wie das Kind sieht.
So etwas macht mich richtig wütend! Die Eltern sollten per Gesetz gezwungen werden, mal einen Tag lang mit diesen simulierten Werten herumzulaufen!
Es ist schockierend, dass sich seit der Zeit, als ich ein Kind war, so wenig geändert hat und dass immer noch die Eitelkeit der Eltern auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. So hatte ich mir das nicht vorgestellt, als ich diesen Thread eröffnet habe.
Ich hoffe aber, wenn die Kinder bei Werten um -1,5 oder -2 oder auch +3 angekommen sind, haben sie endlich eine Brille. Irgendwann müssen sich die Eltern ja mal über alle Vorbehalte hinwegsetzen und Vernunft walten lassen.
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 15:03
von DI Michael Ponstein
Traumtänzerin hat geschrieben:Karoshi hat geschrieben:Ich biete allen Eltern die Simulation der Kindersicht per Meßbrille an. Die wenigsten interessiert wie das Kind sieht.
So etwas macht mich richtig wütend! Die Eltern sollten per Gesetz gezwungen werden, mal einen Tag lang mit diesen simulierten Werten herumzulaufen!
Es ist schockierend, dass sich seit der Zeit, als ich ein Kind war, so wenig geändert hat und dass immer noch die Eitelkeit der Eltern auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. So hatte ich mir das nicht vorgestellt, als ich diesen Thread eröffnet habe.
Ich hoffe aber, wenn die Kinder bei Werten um -1,5 oder -2 oder auch +3 angekommen sind, haben sie endlich eine Brille. Irgendwann müssen sich die Eltern ja mal über alle Vorbehalte hinwegsetzen und Vernunft walten lassen.
die eltern werden dann aktiv, wenn nachhilfe und üben üben üben die schulnoten nicht verbessern. dann rennen sie von arzt zu arzt und irgendwann kommen sie auf den augenarzt und dann kommt vielleicht das aha erlebnis.
also meist wenn das kind im brunnen ist fangen die massnahmen an.
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 15:44
von LöweNRW
Hallo zusammen,
ich kann ja vieles hier geschriebene nachvollziehen - aber man sollte nicht alle Eltern so verurteilen.
Aus eigener Erfahrung bekam ich ruckzuck eine Brille, als die Sehschwäche offensichtlich wurde. Es ist zwar schon ca. 50 Jahre her, aber ich kann mich noch gut erinnern. Bei einem Spaziergang fragte ich nach der Uhrzeit und mein Vater meinte, ich sollte doch bitte auf die Kirchturmuhr sehen. Kirchturmuhr ? Ich sah einen weißen Fleck... mehr nicht... in ca. 100 m Entfernung.

Ich saß in der Schule übrigens auch immer in der ersten Reihe.

Mir war aber nie bewußt, dass ich schlecht sehen konnte! Wie auch... ich hatte ja keinen Vergleich!
Also dann umgehend zum AA und kurz darauf meine erste Brille. Minuswert ca. 1,0 oder 1,25. Was war die Welt schön anzusehen !! Die Farben der Blumen, das Grün der Rasenflächen... umwerfend... auch noch heute aus meiner Erinnerung! Und ich mußte nicht mehr ganz vorne sitzen... bei einigen Gelegenheiten ein deutlicher Vorteil !!
Aber ich hab auch viele Jahre beim AA die Erfahrung gemacht, das bei Visus 1,0 die Korrektur beendet wurde. Erst vor ca. 15 Jahren - nach Wechsel von einer Kette zum Optiker vor Ort wurde von diesem die Refraktion durchgeführt mit nochmaliger Verbesserung der Sehschärfe.
Ich kann daher die hier beschrieben Eltern wirklich nicht verstehen, die ihren Kindern keine Brille gönnen, wenn es denn erforderlich wäre. Sie sind sich offensichtlich nicht bewußt, was sie ihren Kindern da verweigern.
nette Grüße

Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 19:35
von tarik
Hallo,
wenn das Geld wenigstens für eine Zahnkorrektur ausgegeben wird, so ist das auch nicht schlecht. Aber in wieviel Familien wird das Geld für irgendwelche Luxusobjekte ausgegeben, nur damit man "in" ist?
Hinzu kommen dann noch Dinge, für die einzelne Elternpaare gar nicht viel können: Die extrem teure Klassenfahrt (ein einfacher Herbergsaufenthalt in Deutschland mit Schulprojekten der begleitenden Lehrer tut es heute nicht mehr) muss auch finanziert werden.
Etc etc
Und wenn die Kids ein bisschen älter sind, ihr erstes eigenes Geld neben der Schule her verdienen, kommt noch das Komasaufen dazu.
Sorry - Thema verfehlt.
@ wörterseh: Magst Du das mit der ganzheitlichen Sicht ein bisschen erklären?
tarik
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 20:18
von Traumtänzerin
Ich glaube nicht, dass es so sehr eine Frage des Geldes ist. Es ist auch der innere Widerstand gegen die Vorstellung vom eigenen Kind als Brillenträger - altkluges Aussehen, Hänseleien der Mitschüler, Verschlechterung der Augen, wenn sie durch eine Brille "verwöhnt" werden... - So lange das Kind also nur ein bisschen schlecht sieht, wird der Gedanke einfach beiseite geschoben, das Kind scheint ja auch nicht weiter beeinträchtigt zu sein und vielleicht bessert sich das Sehen ja von selbst. Erst wenn die Diagnose wirklich heftig ist oder die Eltern wie bei Karoshi eindrucksvoll erleben dürfen, wie schlecht ihr Kind sieht, haben sie kein Problem mehr damit, weil dann schlussendlich doch das Wohl des Kindes im Vordergrund steht.
Zum Glück gibt es auch Gegenbeispiele, so wie die Eltern vom Löwen. Es wäre schön, wenn man etwas tun könnte, damit es mehr werden, wenn man nur wüsste, was...
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 20:30
von wörterseh
tarik hat geschrieben:Hallo,
wenn das Geld wenigstens für eine Zahnkorrektur ausgegeben wird, so ist das auch nicht schlecht. Aber in wieviel Familien wird das Geld für irgendwelche Luxusobjekte ausgegeben, nur damit man "in" ist?
Hinzu kommen dann noch Dinge, für die einzelne Elternpaare gar nicht viel können: Die extrem teure Klassenfahrt (ein einfacher Herbergsaufenthalt in Deutschland mit Schulprojekten der begleitenden Lehrer tut es heute nicht mehr) muss auch finanziert werden.
Etc etc
Und wenn die Kids ein bisschen älter sind, ihr erstes eigenes Geld neben der Schule her verdienen, kommt noch das Komasaufen dazu.
Sorry - Thema verfehlt.
find ich gar nicht, ist ja so...
@ wörterseh: Magst Du das mit der ganzheitlichen Sicht ein bisschen erklären?
...das muss noch ein wenig warten, fühl mich gerade ein wenig wie vom Bus überrollt. Die letzte Nacht war ein wenig schlaflos - alterssenile Bettflucht!
tarik
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 20:37
von LöweNRW
Was ich in meinem Beitrag vergessen hab - man sehe es mir nach mit 60...
Ich fand mich im Spiegel MIT Brille besser aussehend... warum auch immer... und wie mein Umfeld darüber dachte weiß ich nicht.
Ich kann nur - aus eigener Seherfahrung - allen Eltern empfehlen, bei Fehlsichtigkeit dem Kind eine Brille zu gönnen. OHNE... fehlt irgendwie etwas an Lebensqualität ! Das Sehen ist schließlich eines unserer wichtigsten Sinnesorgane !
In der Hoffnung, das viele Eltern das lesen...
nette Grüße

Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Montag 29. April 2013, 20:49
von ronja
Hallo,
Es lesen sicherlich viele Eltern, aber wie viele das von dieser "Sorte" sind? - Ich glaube nicht viele, denn die interessiert das doch nicht....aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Meine Tochter hat jetzt mit 13 -4;74 und -5, zum Glück noch ohne astigmatismus. Wir sind mit ihr das erste mal zum Augenarzt als sie 1 Jahr war, da wir als Eltern beide sehr stark kurzsichtig sind. Immer noch in der Hoffnung, dass es sich nicht so stark entwickelt wie bei mir inklusive starker Hornhautverkrümmung.
Im Moment freut sie sich auf ihre letzte Woche neu angepasste Brille. Richtig stylisch, sie will gar nicht mehr ohne. Kontaktlinsen möchte sie nicht
Viele grüße
Ronja
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Dienstag 30. April 2013, 00:24
von green_mamba
Warum werden hier eigentlich weitsichtige Kinder diskrimminiert? Fehlsichtige Kinder würde imo besser passen
Meiner bekommt nun jedenfalls auch seine erste Brille und ist noch nicht 2.
Da ich nun selber seit nem halben Jahr Brille trage und ich das verdammt gute Sehen sehr zu schätzen weiß soll der Kleine frühzeitig eine gute Hilfe bekommen. Die hätte ich als Kind auch gut gebrauchen können..
Komisch find ich allerdings das Verhalten mancher Ärzte. Die Sehschule, wo wir mit dem Kleinen sind hatte Pluswerte um 2-2,5 nach Tropfen festgestellt, zur weiteren Abklärung auch wegen ner anderen Geschichte an die Uniklinik verwiesen. Dort wurde dann 3 und 3,5 gemessen und das Tropfen hatte auch deutlich besser geklappt.
Insgesammt ein guter Besuch, wäre der Prof nicht zum Schluss mit folgender Aussage gekommen: "Ich schreib ein Rezept aus. Sie können es sich aber noch überlegen, ob er eine Brille bekommen soll." an meine doch etwas verunsicherte Frau gewandt.
Toll fand ich dann bei der Glasauswahl das Musterglas mit der Mittenentspiegelung. Danach gabs für meine Frau keine weiteren Überlegungen mehr. Ne Sonnenbrille in Sehstärke gibts dann auch noch in den nächsten Tagen. An das Gestell hat er sich in den letzten Wochen zumindest bei gutem Wetter schon etwas gewöhnen können.
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Dienstag 30. April 2013, 09:34
von vidi
Da seid ihr ein sehr positives Vorbild.
Bei dem Verhalten der Ärzte kann man nur den Kopf schütteln, aber hier ist es auch nicht anders. Die meisten Eltern kommen mit der Bemerkung: "Aber der Arzt hat gesagt:....
...das Kind braucht die Brille nur in der Schule tragen (z.B. bei - 1,0)
...das Kind braucht die Brille nur beim Lesen tragen (egal ob kurz- oder weitsichtig)
...das Kind braucht die Brille eigentlich nicht (bei +1,0 bis +2,00 und Kopfschmerzen)
Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Dienstag 30. April 2013, 09:35
von Traumtänzerin
green_mamba hat geschrieben:Warum werden hier eigentlich weitsichtige Kinder diskrimminiert? Fehlsichtige Kinder würde imo besser passen
Tut mir leid, wenn du das als Diskriminierung aufgefasst hast. So war es absolut nicht gemeint, selbstverständlich haben auch die hyperopen Kinder ihre speziellen Probleme. Ich habe den Thread aus meinen
sehr persönlichen Erfahrungen heraus eröffnet, und die sind, dass man in dem betreffenden Alter als kurzsichtiges Kind ziemlich allein da steht, die meisten gleichaltrigen Brillenträger sind hyperop mit abnehmender Tendenz, was die Werte angeht, und brauchen, wenn sie Glück haben, irgendwann gar keine Brille mehr, während die Kurzsichtigkeit immer nur zunimmt und einem lebenslang erhalten bleibt. Die Hyperopen können ihre Brille auch mal abnehmen und kommen immer noch klar, als Kurzsichtiger hast du keine Chance, das aus eigener Kraft auszugleichen. Die Fachleute hier im Forum mögen Sturm laufen gegen diese Verallgemeinerungen, aber so sind meine ganz persönlichen Erfahrungen in dem Alter.
Ihre Probleme haben wohl beide Gruppen, und wenn die Fehlsichtigkeit stärker ausgeprägt ist, auch noch mit dem Bücherwurm-Image starker Minusgläser und mit dem Deppen-Image starker Plusgläser...

Re: Kurzsichtige Kinder
Verfasst: Dienstag 30. April 2013, 09:54
von ronja
Hallo,
@ vidi:
das mit den Augenärzten kenne ich auch zur Genüge. Auch als wir vor kurzem zur Kontrolle waren, eine Verschlechterung von 0,25 Dioptrien.
Brille müssen Sie aber nicht ändern lassen. Aha. Ich finde, 0,25 weniger kann sehr viel sein.
Ich weis nicht, in wieweit ein Wechsel sinnvoll ist, derjenige davor hat genauso argumentiert...
Wir gehen künftig nur zum Augenarzt, um medizinisches abklären zu lassen.
Den Rest überlassen wir unserem Optiker. Da sind wir auch schnurstracks hin. Haben uns letzte Woche auch lange darüber unterhalten, wie unverantwortlich die Augenärzte in diesem Punkt teilweise sind.
Warum wird keiner mehr richtig aufgeklärt?
Zu Beginn hat er mich gefragt, ob er denn nochmal die Werte überprüfen soll. Ich bitte ausdrücklich darum!!
LG,
ronja