@traumtänzerin
Eine einfache Rechnung
(es sind hier österr. Zahlen angegeben, aber es veranschaulicht trotzdem, was ich sagen möchte):
Es gibt in der Betriebswirtschaft Daumenregeln. Eine davon besagt, dass die Personkosten 35% des Umsatzes ausmachen sollen. Im Normalfall ist dies in unserer Branche aufgrund der hohen Lohnabschlüsse jedes Jahr aber höher.
Ein Geselle! (kein Meister!) (Facharbeiter 6.3. = mit Gesellenprüfung) kommt auf monatlich 1858,71 x 14 = 26.021,94
(Kollektiv ist aber nicht Branchenüblich!!!)
Wenn ich nun sein Gehalt auf den Mindestumsatz hochrechne, so komme ich auf: 74.348,-
Die Normalarbeitszeit beträgt:
38,5 h Wochenzeit x 52 Wochen - 5 Wochen Urlaub - 2,2 Wochen Feiertage - durschn. 6 Tage Krankenstand = 1.691,89 h / Jahr
(die Produktivitätsformel lautet: bei 7,5 Stunden ist man etwa 5,5h Leistungsaktiv. Die Berechnung hier ist bei voller Auslastung und ohne Stehzeit oder kurz Kaffeetrinken)
1x Brillenbiegen dauert im Normalfall 7 - 12´(auch hier im günstigsten Falle)
Wenn du dies alles nun im Vergleich siehst, merkt man schnell, dass das Brillenbiegen ein wirtschaftlicher Totalverlust ist!
Ein! Onliner bietet grosszügigerweise € 5,- Vergütung für die 1. Anpassung (also einmaliges Biegen) an.
74.348 €p.a. / 1.235 h (1.691,89 - 27%
[Produktivitätsbereinigt]) = 60 €/h = € 1´
d.h. einmal Brillenbiegen kommt auf 7 - 12 €
im günstigsten Falle !!!! Ohne Gewinn!!!! bei einem Meister oder lanjährigen treuen Mitarbeiter ist dies wesentlich höher !!!!! -> das sind die reinen Selbstkosten. Aber nur von den reinen Selbstkosten kann keiner überleben
In der KFZ-Branche (auch im Kollektivlohn der Metaller und somit gleichsetzbar) kostet eine Facharbeiterstunde € 120,-. D.h. eine viertel Stunde kommt auf MINDESTENS € 30,-; normal ist 45 - 55 €. Hier kommt noch die Begutachtungspauschale für einmal anschauen und die Worte "ou ooouuuuh" oder "uuuiii jyeh" noch dazu, die bei nicht Auftragserteilung verrechnet werden.
Diese Zahlen sind alle Öffentlich und durch Internetrecherche ganz leicht überprüfbar. Also kein Geheimnis.
Kurzum: Wenn ein Optiker dieses Service für einen Fremden übernimmt, so begeht er:
1. Ein Verlustgeschäft
2. Geht ein Bruch-Risiko für eine fremd gekaufte Fassung ein
3. Fehlt der Mitarbeiter für andere Tätigkeiten in der Firma - sprich für die eigenen Kunden
4. Wenn ein Betrieb soviele Stehzeiten hat, um diese Fremdtätigkeiten zu übernehmen, so hat dieser Kollege ein wirtsch. Problem.
5. Wenn nun mehrere Kunden im Geschäft stehen, so vergrämt er sich seine Stammkunde, weil er eine "Fremdkunde" gleich behandeln muss. D.h. er verliert Arbeitszeit für einen Fremden und nicht für seine eigenen Kunden
Zu Bedenken:
Gerade die günstigen Fassungen benötigen einen höheren Serviceaufwand und rauben auf lange Sicht sowohl den Kunden, als auch den Optiker Zeit. Somit sind diese günstigen Fremdfassungen nochmals ein wirtschaftlicher Verlust.
Diese € 5,- gehören natürlich auch noch voll versteuert. Davon bleibt nicht wirklich etwas übrig!
Nun setze ich die Rechnung einen langjährigen Meister, der mittlerweile 6 Wochen Urlaub hat und die Zeit für den Mindestbiegebedarf erhöhe leicht. So sieht nämlich dann die Realität aus.
(Gerne kann dies mit den deutsch. Zahlen korrigiert werden. Bei meiner Berechnung bin ich vom MINDEST-Wert ausgegangen!)
Du siehst, wenn jemand auf dieses Pferd setzt, gibt es nur noch eines:
Salutieren und warten bis das Schiff untergegangen ist.
http://www.die-trillerpfeife.de/pfeifensignale