Welche Gleitsichtgläser? Individualgläser?

[espresso]

Hallo

ich habe laut Augenarzt folgende Werte
F +4,50 -1,25 170
F +5,25 -0,50 11
N +6,50 -1,25 170
N +7,25 -0,50 11
Sind bei diesen Werten sogenannte Individualgläser von Vorteil oder sogar notwendig?

Bisher hatte ich Gradal Top E 1.6 Die Werte wurden vor drei Jahren ebenfalls vom Augenarzt gemessen.
F +5,50 -1,25 170
F +5,75 -0,50 11
N 6,50 -1,25 170
N 6,75 -0,50 11

Wichtig wäre mir möglichst breiter (großer) Übergangsbereich, kratzfest und leichte Reinigung.

[kowalski]

Hallo Espresso.
bei diesen Werten und Deinen Ansprüchen würde ich Dir individuelle Gleitsichtgläser mit einem hohen Brechnungsindex und Super-ET mit Lotus Effekt, also das volle Programm, empfehlen.
Außerdem solltest Du, oder Dein Augenoptiker, darauf achten, dass die gewählte Fassung möglichst klein ist, sonst werden die Gläser zu dick.
Achte darauf, dass die Gläser mit einem Video-Zentriersystem angepasst werden (der Augenoptiker macht ein "Computerbild" von der Fassung auf Deiner Nase), sonst kann man die Vorteile dieser Gläser sind vollständig ausnutzen.
Diese Gläser werden nicht ganz billig sein, aber es lohnt sich, denn beim Kauf von Brillengläsern, und das gilt besonders für Gleitsichtgläser, ist es wie mit dem Autokauf: je mehr Komfort man haben möchte, desto mehr Geld muss man ausgeben.

[Oppicker]

@espresso
kowalski hat schon das Wesentlichste angesprochen, wenngleich ich noch ergänzen bzw. präzisieren möchte:
Die Fasssung sollte nicht nur möglichst klein sein, sondern auch möglichst nahe an der Kreisform liegen. Eine kleine, aber flache Form, wie sie heute so trendy ist, führt zu mordsdicken Glaskanten oben und unten. Deshalb lieber eine runde oder quadratische Form wählen. Die Größe (genauer gesagt der sog. Mittenabstand) sollte etwa dem deines Augenabstandes entsprechen, außerdem sollte sie stabil sein und sich dennoch perfekt anpassen lassen können. Durchbiegung, Glasebenenlage und Vorneigung sind bei deinen Stärken von großer Bedeutung. Mit einer Kunststofffassung könnte man zwar die evtl. dicken Glasränder gut verstecken, diese sind aber oft nicht genau genug anpassbar.
Je dünner die Gläser gehalten werden können, desto geringer ist der Vergrößerungseffekt der Augen dahinter, vom geringeren Gewicht mal ganz abgesehen. Unbedingt die Gläser bestens entspiegeln lassen!!
Die auf einer Seite um 1 Dioptrie abgeschwächte Fernstärke könnte (aber muss nicht!!) auf eine Fehlmessung hindeuten. Da es sich bei individuellen Gläsern um sehr teure Gläser handelt, würde ich empfehlen, den Optiker die Stärke noch einmal checken zu lassen.

[01af]

"espresso",

ein Optiker wird sich wohl eher die Zunge abbeißen als dich auf folgende Probleme hinzuweisen.

Gleitsichtgläser mit hochbrechenden Kunststoffgläsern mögen kosmetisch vorteilhaft sein und aufgrund ihres geringen Gewichtes einen hohen Tragekomfort bieten. Aber die optische Leistung wird miserabel sein -- alle kontrastreichen Kanten werden aufgrund der hohen Dispersion dieser Gläser mit einem Feuerwerk von Regenbogenfarben verziert werden. Um dieses Problem zu reduzieren, müßte man ein Glas mit niedrigerem Brechungsindex wählen ... doch das würde natürlich wieder dicker und schwerer werden. Man muß also einen Kompromiß eingehen. Was ist dir wichtiger, Tragekomfort oder Abbildungsleistung? Optiker weden dir stets zu der Lösung mit höherem Tragekomfort raten, weil sie schicker aussieht und teurer ist und somit die höhere Gewinnspanne abwirft. Kunden, denen Abbildungsleistung aber wichtiger ist, sind damit leider angeschissen -- und sie merken das immer erst dann, wenn die Brille fertig und bezahlt ist.

Außerdem sollte man sich die Wahl des Gleitsicht-Prinzips gut überlegen, weil es nur in einem ganz schmalen Bereich in der Glasmitte funktioniert; zu den Rändern hin wird die Abbildung sehr unscharf und verzerrt. Manche nehmen das wegen des Gleitsicht-Komforts in Kauf und leben damit, andere gewöhnen sich niemals daran. Sollte das also deine erste Gleitsicht-Brille werden, so mach dich auf eine Überraschung gefaßt! Die Alternativen wären ein Bi- oder Trifokal-Glas, oder zwei getrennte Brillen für den Nah- und den Fernbereich.

Leider gibt es keine ideale Lösung, alle haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Man sollte sie nur kennen, bevor man sich entscheidet. Welcher Vorteil ist dir besonders wichtig, welchen Nachteil bist du am ehesten bereit, in Kauf zu nehmen? Die Beratung beim Optiker ist da gewöhnlich keine große Hilfe.

-- Olaf

[espresso]

Hallo Espresso.
Achte darauf, dass die Gläser mit einem Video-Zentriersystem angepasst werden (der Augenoptiker macht ein "Computerbild" von der Fassung auf Deiner Nase), sonst kann man die Vorteile dieser Gläser sind vollständig ausnutzen.

Habe ich bei uns vor Ort noch nicht gesehen. Lohnen sich die Individualgläser wenn nur "normal" gemessen wird? Wie sieht es aus wenn die Brille nach 2 -3 Monaten nicht mehr optimal sitzt?

Gibt es qualitative Unterschiede zwischen den Glasherstellern?

[espresso]

Ein Optiker hat mir als Alternative zu den Top E 1.6 von Zeiß, di ich bisher nutze, Wetzlich Nova für 300 € das Glas angeboten. Sind die Gläser wirklich vergleichbar?
Zu den Individualgläsern wurde mir gesagt, dass dies bei meinen Werten nicht nötig sei.

[Oppicker]

@o1af
Nö, das stimmt nun aber nicht. Ich selbst trage die Wetzlich Nova short 1,67 bei knapp -6 Dioptrien und finde die Gläser super. Nix mit Dispersionsneigung. Das gilt eher für Hi Index-Mineralgläser.

Allerdings sind die Nova-Gläser von der Härtung her nicht unbedingt das gelbe vom Ei. Das kann Essilor oder Seiko besser (und teurer)

[01af]

Ich selbst trage die Wetzlich Nova short 1,67 bei knapp -6 Dioptrien und finde die Gläser super. Nix mit Dispersionsneigung. Das gilt eher für Hi-Index-Mineralgläser.

Studierst du die technischen Daten aller möglichen Gläser, so wirst du feststellen, daß bei gleichem Brechungsindex die Dispersion von Mineralgläsern stets (geringfügig) geringer ist (höhere Abbé-Zahl) als die von Kunststoffgläsern -- also grad umgekehrt zu dem, was du grad sagtest. Wenn du trotzdem keine Probleme mit übermäßiger Dispersion hast, dann ist es ja gut. Vielleicht ist dieses Problem bei Minus-Gläsern (also bei Kurzsichtigkeit) generell harmloser ... oder der Leidensdruck von Leuten mit 6 dpt (= ohne Brille halb blind) ist höher, so daß sie Farbsäume eher als nebensächlich auffassen ... ich weiß es nicht.

Für mich jedenfalls ist die Abbildungsleistung eines Kunststoffglases mit n = 1,60 und v = 41 bei ca. +2,5 dpt völlig indiskutabel, die Farbsäume unerträglich. Ein Mineralglas mit n = 1,53 und v = 58 hingegen ist perfekt, praktisch frei von sichtbaren Farbsäumen ... dafür natürlich schwerer, aber bei der moderaten Stärke noch tragbar.

-- Olaf

[herrdelling]

Für mich jedenfalls ist die Abbildungsleistung eines Kunststoffglases mit n = 1,60 und v = 41 bei ca. +2,5 dpt völlig indiskutabel, die Farbsäume unerträglich. Ein Mineralglas mit n = 1,53 und v = 58 hingegen ist perfekt, praktisch frei von sichtbaren Farbsäumen ... dafür natürlich schwerer, aber bei der moderaten Stärke noch tragbar.

Ein absoluter Quatsch, daß so allgemein zu verzapfen!!!
ich selber trage diverse hochbrechende organische gläser, 1,6/ 1,67/ 1,7, namhafter glashersteller (hoya, rupp+hubrach) und auch kleinerer Hersteller (Stratemeyer), in kleinen Fassungen, sowie in breiten Fassungen, diverse Fassungsscheibenwinkel (10° - 25°).
Achja sph + 6.00 zyl -2.25 und sph + 4.50 zyl -1.75, und da lassen sich NULL Farbsäume feststellen!!!

[Oppicker]

Lt. Katalog sind die Abbe-Zahlen für Kunststoffgläser schon niedriger als die von Glas, aber das sind messtechnische "Peanuts".
(werden beide eigentlich überhaupt bei gleicher Wellenlänge gemessen?)
Die "gefühlte" Dispersion ist jedoch zumindest bei meinen Mineralgläsern stärker als bei den Kunststoffgläsern. Selbst wenn das Einbildung wäre, entzieht es sich mir auch, was Kunststoffgläser bei +2,5 dpt "indiskutabel" macht.

Aber eigentlich geht es um Individualgläser!