Also, damit bin ich nicht einverstanden. Ich habe mit meinem Brillengestell derzeit das gleiche Problem. Das Gestell hat über 300 Euro gekostet, was für meine schmale Kasse ziemlich viel Geld ist. Direkt beim Abholen der fertigen Brille vom Optiker stellte ich fest, dass der Lack abblätterte. Der Schaden wurde zwar nachgebessert, aber wie es halt so üblich zu sein scheint, wurde einfach drüberlackiert. Damit war das Symptom für kurze Zeit kuriert, aber die Ursache weiterhin vorhanden. Natürlich blättert der Lack inzwischen wieder fröhlich vor sich hin. Nur Wochen nach Erwerb der Brille sieht sie aus wie übern Acker gezogen. Mein Optiker bietet mir freundlicherweise an, den Schaden zu beheben, aber natürlich wird wieder nur drüberlackiert (ich habe nachgefragt).
Jetzt kommt der Punkt, den ich nicht verstehe. Jeder Mensch, der schon mal etwas lackiert hat, weiß, dass man die Oberfläche vor dem Lackieren anrauen soll. Mechanische Retention und so. Die Oberfläche meines Brillengestells ist jedoch spiegelglatt. Da wurde nichts angeraut. Anrauen scheint allgemein bei metallischen Brillengestellen nicht üblich zu sein, wenn ich mir andere Gestelle mit demselben Problem angucke.
Ferner zum Punkt "aggressive Körperausdünstungen": In der Zahntechnik bekommt man es sogar hin, Metall und Kunststoffe so fest zu verbinden, dass eine Prothese Jahrzehntelang hält (z.B. bei Kompositverblendungen von Teleskopen, wer googlen möchte

). Das Mundmilieu ist noch mal deutlich aggressiver als das auf der Gesichtshaut und zusätzlich sind die mechanischen Belastungen enorm.
Und jetzt kommt der zahntechnische Trick:
Neben dem mechanischen Anrauen mittels Abstrahlen der Verbundfläche mit Korund, gefolgt von Entfetten mittels Aceton, wird ein Kupplungsagenz aufgetragen, i.d.R. ein Silan. Silane haben zwei verschiedene reaktive Gruppen und können daher sowohl mit dem Metall als auch mit dem organischen Bestandteil chemisch feste Bindungen eingehen. Wenn jetzt also der Kunststoff bzw. der Lack aufgetragen wird, entsteht eine bombige Verbindung.
Bevor jemand fragen muss: Ja, man kann dentale Komposite mit organischen Lacken vergleichen - beides besteht aus einer organischen Harzmatrix mit anorganischen Füllstoffpartikeln. Beim einen ist es Glas, beim anderen sind es Pigmente. Tatsächlich wurde die Silanisierungsmethodik sogar aus der Lacktechnologie in die Dentaltechnologie übernommen. Kratzschutzbeschichtungen von Brillen
gläsern werden übrigens auf ähnliche Weise hergestellt!
Fazit:
Erstens: Warum werden Brillengestelle vor dem Lackieren nicht wenigstens gesandet?
Zweitens: Silane sind Cent-Produkte. Warum werden Brillengestelle nicht gesandet/silanisiert?
Das Verfahren ist nicht teuer, macht den Lack deutlich haltbarer und erspart dadurch viel Ärger. In der Zahnmedizin hat es sich ber Jahre bewährt, ist also sogar gesundheitlich unbedenklich. Klar sind das zwei Arbeitsschritte mehr, aber wenn man alle Naslang Brillen nachlackieren muss, summiert sich doch noch mehr Arbeitszeit.