Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Brille. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
Antworten
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

Hallo!

Schön, daß es dieses Forum gibt - das Thema Augenoptik ist für den Laien durchaus komplex :)

Ich habe seit Weihnachten eine neue Brille, die erste Gleitsichtbrille. Augenschmerzen sind zwar Geschichte, aber mir kommt einiges spanisch vor.

Ausgemessen wurde alles mit iScription, die Gläser sind Zeiss Individual, ich bin kurzsichtig mit ca. -4,5 und dazu noch ein Zylinder von ca. 0,5 Dioptrien.
(Leichte Unterschiede zwischen den Augen...)

jetzt wurde eine randlose Brille gefertigt. Bei der sitzen aber die Zentrierpunkte beim Durchblicken auf unterschiedlichen Höhen- geschätzt ein guter halber Millimeter - und laut Aussage des Optikers, der das am Freitag nachkontrollierte, auch von vorne sichtbar. Zwar wurde bei der Messung ein Höhenunterschied von 0,6mm festgestellt (und die Gläser auch so bestellt), nur denke ich mir, daß trotz allem die Zentrierpunkte beim Endprodukt auf gleicher Höhe sein sollten. Beim Abholen wurde dann irgendwas gezaubert - danach waren beide Punkte auf gleicher Höhe. Entweder also das Glas gedreht (wohl eher unwahrscheinlich) oder einfach mit Spiritus und Filzstift korrigiert.

Jetzt habe ich anscheiend die Wahl:

- Gläser auf unterschiedlicher Höhe, Gestell asymmetrisch, Achse verdreht, dafür aber Punkte auf gleicher Höhe

oder

- Gläser auf gleicher Höhe, dafür aber vertikale Zentrierung daneben.

Aussage des Optikers beim Rückruf eben:

"Wir laassen die Gläser noch einmal bei Zeiss mit den am Freitag gemessenen Zentrierdaten rechnen, um zu sehen, ob sie korrigiert werden müssen oder ob das innerhalb der Toleranzen ist..."

Nun, wenn ich solche Toleranzen wollte, hätte ich kaum so teure Gläser bei einem teuren Optiker genommen - da hätte es eine Billigkette für die Hälfte getan.

Das Problem ist aber nicht die Messung der Zentrierdaten - ich glaube langsam, daß in der Werkstatt beim Einschleifen geschlampt wurde, worauf der Optiker eigentlich ein neues Glas bestellen müßte, was ihm aber zu teuer ist.

Oder bin ich vollkommen auf dem falschen Dampfer?

Gruß,
Jens
Benutzeravatar
optidi
Beiträge: 669
Registriert: Samstag 25. Oktober 2008, 17:06
Wohnort: Kitzingen/Bayern

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von optidi »

Hallo,

wenn bei der Vermessung einer Höhenunterschied zwischen den beiden Augen im Verhältnis zur Fassung raus kommt, dann müssen die Zentrierkreuze auch unterschiedlich hoch in der fertigen Brille sein. Sollte die Brille unter Einhaltung dieser Vorgaben gerade und symmetrisch gefertigt sein, so ist die Brille in Ordnung.

Zum Thema Toleranzen. Sollten alle Produkte auf der Welt mit einem Toleranzfeld +/-0 gefertigt werden, Gäbe es keine Autos zu Kaufen, Die Menscheit wäre nie in das Weltall gelang und wir würden irgendwo zwischen Steinzeit und Jura hängen geblieben.
Damit Produkte überhaupt auf den Markt gelangen können, müssen sie in einem vorgegebenen Toleranzfeld liegen. Dieses wird vom Normenausschuss oder Güteauschuss festgelegt. Dies gilt vom 1Cent-Stück bis zum Maybach für mehrere 100.000 Euro.
Zwischen einem iScription-Glas und einem Gleitsichtglas aus dem mittleren Preissegment ist vom Aufbau und den optischen und physiologischen Grundlagen ein meilenweiter Unterschied

Gruß Optidi
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

Danke für die Antwort!

Nur zur Klarstellung: Gläser wurden bestellt, gerechnet und geliefert mit unterschiedlichen Augenhöhen.
(Bestätigte sich auch in der Nachmessung.)

Wenn ich das korrekt verstehe, sollen beim Blick geradeaus die optischen Zentren des Glases genau vor der Pupille liegen.
Wenn jetzt die Höhe korrekt von der Vermessung über die Fertigung bis zum Einbau durchgereicht ist, muß das ja auch der Fall sein, oder verstehe ich das falsch?

(Mit Toleranzen kann ich leben. Mein Teleskopspiegel hat sicher irgendwo Toleranzen größer 1/8 Lambda :) Nur lese ich anderswo, daß ein Fehler um 0.25mm in der Höhenzentrierung schon einen merklichen Sehqualitätsverlust bedeutet. Der Fehler bei diesen Gläsern scheint aber über 0.5mm zu liegen.)

Gruß,
Jens
Benutzeravatar
benkhoff
Beiträge: 10606
Registriert: Mittwoch 27. Mai 2009, 10:26
Wohnort: Ruhrpott, NRW, Deutschland, Europa, Erde, Milchstrasse
Kontaktdaten:

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von benkhoff »

hallo,
wenn die Pupillenmitten in verschiedenen Höhen (zB 0,5mm Differenz) liegen ist es einfach so, und kein "Fehler". Kein Mensch ist wirklich hundertprozentig symmetrisch (wir sind alle "Natur"). Nur ganz selten sind die Pupillenhöhen R/L identisch.
Wurden also durch zwei Messungen die unterschiedlichen Höhen festgestellt, sollten Sie auch dabei bleiben. Die Video-Zentriermessung mit dem VideoInfral-System von ZEISS ist eine der genauesten Messmethoden überhaupt.

Es gilt natürlich immer auch die sog. 6 monatige "Verträglichkeits-Garantie". Soll heißen: Sie kaufen nicht die Katze im Sack, sondern können nach 4,5 oder 6 Monaten immer noch reklamieren (nur bei unzerkratzen Gläsern, logisch)!!

mfG
Navy-Crews do it anytime and anywhere! Über aller Welt Gewässer, sind Marineflieger besser!
"Freiheit und Glück!" - PP Zahl
http://www.brillenbenkhoff.de
https://www.youtube.com/watch?v=qtLfYXNzh6Y
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

benkhoff hat geschrieben:hallo,
wenn die Pupillenmitten in verschiedenen Höhen (zB 0,5mm Differenz) liegen ist es einfach so, und kein "Fehler". Kein Mensch ist wirklich hundertprozentig symmetrisch (wir sind alle "Natur"). Nur ganz selten sind die Pupillenhöhen R/L identisch.
Wurden also durch zwei Messungen die unterschiedlichen Höhen festgestellt, sollten Sie auch dabei bleiben. Die Video-Zentriermessung mit dem VideoInfral-System von ZEISS ist eine der genauesten Messmethoden überhaupt.
Damit habe ich ja nicht das geringste Problem. Ich gehe ja auch durchaus davon aus, daß meine Augen unterschiedlich hoch sind - zwei unterschiedliche Mitarbeiter haben jeweils 0.6mm Unterschied gemessen. Nachvollziehbar, wiederholbar, einmal mit Planglas, einmal mit fertiger Brille.

Ich würde nur gerne wissen, worauf sich die angezeichneten Zentrierkreuze beziehen. Entweder auf den optischen "Mittelpunkt" des Glases, dann müssten sie beim Tragen der Brille für die unterschiedlich hohen Augen gleich hoch erscheinen, oder auf Einbauhöhe, wobei sie dann im Gestell auf gleicher Höhe liegen sollten, weil der vertikale Offset schon berücksichtigt wurde. Dann wären die Punkte vom Glasrand gleich weit entfernt und der visuelle Eindruck spielt keine Rolle.

Ah... Mal kurz geschaut:

"Zentrierkreuz
Das Zentrierkreuz dient der korrekten Zentrierung des
Gleitsichtglases. Die Empfehlung von Carl Zeiss: Ein
Gleitsichtglas ist zum Auge des Brillenträgers korrekt
zentriert, wenn sich das Zentrierkreuz bei Nullblickrichtung
und natürlicher Kopf- und Körperhaltung
exakt vor der Pupillenmitte befindet"

Demnach IST das Glas nicht korrekt zentriert...

Gruß,
Jens
Benutzeravatar
benkhoff
Beiträge: 10606
Registriert: Mittwoch 27. Mai 2009, 10:26
Wohnort: Ruhrpott, NRW, Deutschland, Europa, Erde, Milchstrasse
Kontaktdaten:

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von benkhoff »

fubi,
die Zentrierkreuze müssten in unterschiedlichen Höhen eingebaut sein, nämlich mit der gemessenen Differenz von -bei Ihnen- 0,6mm (dann sind die Gläser ja auch exakt auf Pupillenmitte). Sind die aber auf der gleichen Höhe, dann wurde das Meßergebnis nicht berücksichtigt. Dann wäre aber auch die gesamte (genaue) Zentriermessung für die Tonne...
Navy-Crews do it anytime and anywhere! Über aller Welt Gewässer, sind Marineflieger besser!
"Freiheit und Glück!" - PP Zahl
http://www.brillenbenkhoff.de
https://www.youtube.com/watch?v=qtLfYXNzh6Y
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

Hallo Herr Benkhoff,

Vielen Dank für diese Antwort!

Also ein lapsus beim Einschleifen - schauen wir mal, was der Optiker (der für Qualität und gute Beratung gelobt wird) daraus macht.
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

Manchmal ist anscheinend das Problem ein einfaches.

Heute Millimeterpapier ausgedruckt, Brille aufgelegt und festgestellt: Sie ist nicht symmetrisch.

Ich vergaß zu erwähnen, daß es sich um eine Bohrbrille handelt.

Wenn man jetzt ein dünnes Stahllineal an die Brücke anlegt und dieses als "Peillinie" verwendet, so sitzen die temporalen Schrauben in deutlich unterschiedlichen Positionen. Die des linken Glases (bei dem das Passkreuz höher ist) einen Millimeter höher, die des rechten Glases zwei Millimeter tiefer als die Verlängerung der Brücke.

Sprich: Wahrscheinlich einfach nur ungenaue Kerben. jetzt bin ich ja mal gespannt, wie man DAS wieder herausgebogen bekommt...

Gruß,
Jens
s
schorsch kluhnie
Beiträge: 172
Registriert: Freitag 19. Juni 2009, 10:59

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von schorsch kluhnie »

und in wie weit wurde die Konvergenz bzw. das Absenken des Blickes bei
Blick in der Nähe berücksichtigt ?
Gibt es da Differenzen R zu L ?

Fotografier doch die Brille mal und stell ein Foto rein !
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

Hallo Schorsch,

Subjektiv (!) gibt es da Unterschiede - ich müßte da mal mit einer brauchbaren Vorlage Versuche anstellen und einigermaßen versuchen, die Unterschiede zu dokumentieren.

Das mit dem Foto dauert etwas, da ich hier keine Kamera habe und die Brille als nicht-flaches Objekt nicht sauber auf meinen Scanner paßt. (Ja, ich habe es probiert...)

Gruß,
Jens
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

Hm... Den ersten Antwortversuch habe ich wohl versenkt!

Anscheinend ist die Ursache gefunden - und da kann der Optiker (bis vielleicht auf die Endkontrolle) nichts dafür.

An der Brücke sind die Stifte, die in die Kerben der Bohrbrille greifen, nicht parallel eingelötet.

Also: Neue Brücke, neues Glück. Im Augenblick habe ich meine alte Brille wieder. Da merkt man - Gleitsicht hat Vorteile :)

Gruß,
Jens
h
heinzz
Beiträge: 77
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 12:57

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von heinzz »

Eine Anpassung von Brillengläsern auf den 0,1 mm halte ich für irrelevant.
Wie ist es denn in der Praxis? Kann ich mir meine Brille jeden Tag so aufsetzen das
sie auf den 0,1 mm gleich sitzt? NEIN! Wer hat beim reinigen der Brille nicht mal eine
Nasenauflage leicht verbogen und schon ist Augenabstand und Höhe um mindestens 1mm abweichend.
h
herrdelling
Beiträge: 1575
Registriert: Freitag 7. Dezember 2007, 21:55

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von herrdelling »

heinzz hat geschrieben:Eine Anpassung von Brillengläsern auf den 0,1 mm halte ich für irrelevant.
Wie ist es denn in der Praxis? Kann ich mir meine Brille jeden Tag so aufsetzen das
sie auf den 0,1 mm gleich sitzt? NEIN! Wer hat beim reinigen der Brille nicht mal eine
Nasenauflage leicht verbogen und schon ist Augenabstand und Höhe um mindestens 1mm abweichend.
Grundsätzlich korrekt, aber die möglichen Fehler summieren sich ja meistens, und gleichen sich in den seltensten Fällen aus, so dass wir dann schnell mal bei 2-3mm landen, und das ist dann aber sehr relevant!!
k
kundenversteher
Beiträge: 105
Registriert: Freitag 26. Juni 2009, 08:55

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von kundenversteher »

und dem Superoptiker ist dieser Fassungsmangel nie aufgefallen ?

komisch !
F
Fubi
Beiträge: 18
Registriert: Montag 11. Januar 2010, 12:19

Re: Vertikale Zentrierung bei Gleitsicht

Beitrag von Fubi »

kundenversteher hat geschrieben:und dem Superoptiker ist dieser Fassungsmangel nie aufgefallen ?

komisch !
Nicht wirklich. Das Problem hatte der Hersteller bei bisher drei(!) Gestellen. (Die machen aber sonst auch Unterwäsche. Hätte mir gleich komisch vorkommen müssen...)

Und daß es wohl ein Problem bei der Endkontrolle gab, sagte ich ja schon.

Oder die meisten Kunden schauen nicht so genau hin, daß es Mengen an Rückläufern gibt - mir erschien es nur komisch, daß die Zentrierkreuze bei der ersten Anprobe verschieden hoch erschienen. Danach lief eigentlich nur Fehlersuche, angefangen von der Refraktion über das Einschleifen bis hin zur Fassung. Das ging relativ zügig und von Seiten des Optikers mit viel Geduld - und ohne "Und? Schon mal was von RAG-RG 915 gehört? Da ist alles inerhalb der Toleranzen. Damit müssen Sie leben..."

Subjektiv tut der Optiker aus meiner Sicht, was er kann. Das ist für mich ein Vorteil, der auch Geld kosten darf. Wenn ich dagegen sehe, was meine Mutter für Erfahrungen mit einer großen Kette gemacht hat - oder ich bei der Beratung in einer anderen großen Kette, heißt das zwar nicht, daß alle Filialen aller Ketten grundsätzlich nur Trödel fabrizieren. (Anders bei Bestellungen im Internet. Irgendwie KANN das nicht funktionieren.) Trotzdem bin ich aber bei dem jetzigen Optiker deutlich zufriedener als bei einer Kette oder dem lokalen Optiker mit drei Filialen, den ich vorher hatte, und der eine Katastrophe war.

Fehler machen wir alle. Wichtig ist, wie wir damit umgehen. Und da zeigt der Laden Größe. :)

Gruß,
Jens
Antworten