dann nur unter eigenem Risiko.
Ja sicher! Bei mir spielt das Geld inzwischen eine untergeordnete Rolle bei der Findung möglichst optimaler Brillen, solange ich das noch eben wuppen kann.
Ich kann ja den unternehmerischen Aspekt sehr wohl verstehen auf der Optiker-Firmenseite, da geht es ja auch um die berufliche Existenz.
Aber auch auf der Patientenseite geht es um die Existenz. Dazu hier mal ein paar sehr persönliche Einlassungen:
Ich bin auf bestmöglichstes Sehen angewiesen, weil:
- Ich muss stundenlang wissenschaftliche Publikationen lesen, zusammenfassen und selbst Daten analysieren. Wann ich müde werde, hängt eben auch von der Qualität des Sehens ab.
- In meiner Arbeit geht es um das Leben von schwer kranken Patienten und zwar von mitunter tausenden bis zehntausenden.
- Ich habe z.B. gerade ein Projekt, da sind die Jahrestherapie-Kosten für die GKV eines einzigen Patienten bei 0.5 Mio Euro - wäre sicherlich billiger, den einfach verrecken zu lassen - um da mal ein wenig die Emotionen hochzukochen.
Wenn ich Teile meines Gehaltes aufwenden muss, um bestmöglich sehen zu dürfen, um meine Arbeit überhaupt bestmöglich machen zu können, dann investiere ich das: Ich zahle dem Optiker gerne die Fehler, bis wir es hinbekommen haben. Wahrscheinlich relativiert mein Job die Einstellung zum Geld ein wenig... Oder waren es die ganz persönlichen Erfahrungen am Krankenbett? Soll der Optiker das Geld bekommen, das er braucht - solange ich es noch irgendwo habe. Aber dass Patienten gegen völlig nachvollziehbare kommerzielle Interessen für optimales Sehen betteln müssen, das kann es ja auch nicht sein. Vielleicht ist ja auch das Grundrecht auf Sehen ein wenig politisch falsch organisiert, hier in der Ersten Welt, die es sich ja eigentlich leisten kann. 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr hatte man ja auch mal eben.
In der Medizin gibt es die sog. "Drei-Wort-Situation":
1) Sie
2) haben
3) Krebs.
Ich halte es für möglich, dass Gedanken an Gewinnmargen, Jahresabschlüsse, Ertragswinkel, Business Plans etc. eines mittelständigen Unternehmers z.B. dann in den Hintergrund treten, wenn er höchspersönlich beim Weißkittel in die "Drei-Wort-Situation" gerät: Zahlen Sie doch das Medikament, wenn es nicht wirkt, dieses Risiko müssen Sie schon selbst tragen. Wenn wir dann eines gefunden haben, das wirkt, kann die Krankenkasse das gerne übernehmen. Sind ja nur z.B. 30 000€ pro Infusion alle 14 Tage. - Sie können doch gerne Ihr Unternehmen verkaufen, wenn Sie noch ne Weile überleben wollen - das sollte es Ihnen doch schon Wert sein, oder? ... Um das mal ganz zynisch und schmerzhaft auf den Punkt zu bringen.
Das ganze ist halt eine hoch-politische, gesellschaftliche Frage an die sog. Solidargemeinschaft.
Sorry, aber das musste ich mal öffentlich sagen - und berufe mich dabei auf mein Grundrecht auf Freie Meinungsäußerung.