Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

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Rosemontag
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Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von Rosemontag »

Hallo liebe Optikprofis,
ich würde gerne ein paar Fragen loswerden, die sich mir mit dem Erhalt meiner neuen Brille gestellt haben. Vorweg möchte ich sagen, dass ich die Brille auf jeden Fall reklamieren werde (muss), da ich auch nach 6 Wochen leider gar nicht damit zurechtkomme. Ich möchte aber gerne verstehen, woran es liegt. Vielleicht könnt ihr mir dabei helfen.

Es handelt sich um eine Gleitsichtbrille. Der Auftrag war, auf Basis der alten Werte eine neue Brille zu verglasen.

Meine Augenwerte sind (aktuell vom Augenarzt gemessen):
Rechts: Sph - 2,25, Cyl -1, Ach 176
Links: Sph - 1,50, Cyl - 0,75, Ach 168

Die alte Brille, mit der ich eigentlich ganz gut zurecht kam, hatte:
Rechts: Sph - 1,25, Cyl -0,50, Ach 31, Add 1,25
Links: Sph - 1,00, Cyl - 0,75, Ach 160, Add 1,25

Die neue Brille hat laut Brillenpass:
Rechts: Sph - 1,75, Cyl -0,50, Ach 20, Add 1,25
Links: Sph - 1,00, Cyl -0,75, Ach 160, Add 1,25

Leider komme ich mit der neuen Brille gar nicht gut zurecht. Wenn ich sie aufsetze, brauche ich mehrere Minuten, bis ich einigermaßen sehen kann. Spätestens nach einer halben Stunde kriege ich Kopfschmerzen und Schwindel. Wenn ich den Kopf drehe, bewegt sich im linken Augenwinkel alles in Wellen, keine Linie oder Kante bleibt gerade. Rechts sehe ich alles enorm unscharf. Der Lesebereich scheint mir bei beiden Augen zu stark zu sein, obwohl er laut Brillenpass mit der alten Brille überein stimmt. Am Computer kann ich die neue Brille gar nicht tragen, die alte war kein Problem.

Die Überprüfung der neuen Brille beim Augenarzt ergab vom Pass abweichende Lesewerte:
Rechts: Sph - 1,75, Cyl -0,50, Ach 18, Add 1,50
Links: Sph - 1,00, Cyl - 0,75, Ach 157, Add 1,50

Ich kann mir nicht erklären, wie diese Abweichung zustande kommt. Auch die Verzerrungen im äußeren linken Sichtfeld sind sehr irritierend. Könnte es sein, dass der Lesebereich im linken Glas seitlich statt unten eingeschliffen wurde?

Was ich auch nicht verstehe, ist der rechte Achswert. Laut Augenarzt liegt er bei 176, bei den Brillen aber jeweils um die 20 bzw. 30. Ich habe irgendwo eine Abbildung von einem Halbkreis mit Gradmarkierungen gesehen, wo diese Werte markiert wurden. Die liegen ja in meinem Fall quasi spiegelverkehrt auf der jeweils anderen Seite. Könnte das der Grund für das unscharfe Sehen rechts sein?

Wie gesagt, werde ich die Brille in den nächsten Tagen zurückbringen, denn ich habe nun lange genug getestet, ohne dass eine Gewöhnung oder Verbesserung eingetreten ist. Eure Einschätzung würde mich dennoch sehr interessieren, denn ich verstehe einfach gar nicht, was da los ist...

Danke vorab und liebe Grüße in die Welt,
Rose
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optikgutachter
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von optikgutachter »

Frage 1:
Wie wurde gemessen?
Rein mittels einem automatischen Gerät,
oder erst jedes Auge einzeln beim Blick auf eine Distanz von 6 Metern? Danach beide Augen zusammen geprüft?

Frage 2:
Wie alt sind Sie?
(Es besteht die Möglichkeit, dass eine einzelne Gleitsichtbrille nicht mehr ausreicht....)

Frage 3:
Wurde die Zentrierung der Gläser vor Ort gemessen
-und wenn ja : Wie? (genaue Beschreibung bitte)
oder wurde mittels Brillenpassangaben im Internet geordert?
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Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!
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Rosemontag
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von Rosemontag »

Guten Morgen und danke für die Antwort. Kurz zu den Fragen :
1) Der Sehtest beim Augenarzt wurde nur mit einem Gerät gemacht. Keine 6m Abstand und kein beidseitiger Test. Der Optiker hatte die Werte bei der Bestellung der neuen Brille nicht noch einmal überprüft, aber ich hatte ihm ja auch gesagt, dass ich mit der alten Brille klarkam.
2) Ich bin 46, w, und habe seit knapp 3 Jahren eine Gleitsichtbrille.
3) Ich bin nicht sicher, was Zentrierung hier meint. Es wurde auf jeden Fall alles vor Ort beim Optiker gemacht. Geht es um das Einzeichnen der Pupillen auf den Dummy-Gläsern? Das hat die Optikerin von Hand gemacht ohne besondere Hilfsmittel. Sie stand vor mir und hat es auf den Gläsern markiert. Oder geht es um etwas anderes?
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optikgutachter
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von optikgutachter »

Rosemontag hat geschrieben:Guten Morgen und danke für die Antwort. Kurz zu den Fragen :
1) Der Sehtest beim Augenarzt wurde nur mit einem Gerät gemacht. Keine 6m Abstand und kein beidseitiger Test. Der Optiker hatte die Werte bei der Bestellung der neuen Brille nicht noch einmal überprüft, aber ich hatte ihm ja auch gesagt, dass ich mit der alten Brille klarkam.
2) Ich bin 46, w, und habe seit knapp 3 Jahren eine Gleitsichtbrille.
3) Ich bin nicht sicher, was Zentrierung hier meint. Es wurde auf jeden Fall alles vor Ort beim Optiker gemacht. Geht es um das Einzeichnen der Pupillen auf den Dummy-Gläsern? Das hat die Optikerin von Hand gemacht ohne besondere Hilfsmittel. Sie stand vor mir und hat es auf den Gläsern markiert. Oder geht es um etwas anderes?
Zu 1)
Sowohl der 6m - Abstand als auch der beidseitige Test ist zur Ermittlung der korrekten Stärken zwingend erforderlich.
Das dürfte vermutlich wohl der Grund für die Probleme sein.

Automatische Geräte werden nur dann verwendet, wenn

- die Messergebnisse als grobe Richtlinie "Vormessung" zur nachfolgenden richtigen "6m-Messung" Verwendung finden

- der Kunde nicht in der Lage ist....einer einfachsten Ja/Nein-Befragung zu folgen.
Z.B. bei dementen Personen, oder Kleinstkindern etc. Hier gilt: Grobbestimmung ist immer noch besser als gar keine Versorgung.


Zu 2)
Gleitsicht-"Unverträglichkeit" liegt wohl nicht vor....

Zu 3)
Der Optiker darf die Verordnung des Arzts nicht anzweifeln.
Nur nach ausdrücklicher Aufforderung des Kunden darf er/sie (als Meister/in) die Stärken prüfen, dann aber bei Abweichungen selber verordnen. Gleichzeitig übernimmt er/sie aber auch der Verantwortung für die Richtigkeit.

Die Aufzeichnung mittels Faserschreiber auf den Gläsern ist eine vollkommen korrekte Möglichkeit zur Bestimmung der benötigten Einarbeitungsdaten.


Ich schlage mal eine Überprüfung der tagesaktuell benötigten Stärken vor.

Gruss "OG"
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Lutz
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von Lutz »

Die Gläser lt. Brillenpass haben ja weder die Werte, die vom Augenarzt gemessen wurden, noch sind es die alten Werte - wonach ist denn die Brille jetzt tatsächlich gefertigt worden?!
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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Rosemontag
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von Rosemontag »

Hallo Lutz, das verstehe ich auch nicht... ¯\_(ツ)_/¯

Also, die Augenarzt-Werte sind ganz akutell überprüft worden, nachdem ich die neue Brille erhalten hatte und damit nicht klarkam. Ich hatte dann so ein bisschen selbst getestet und festgestellt, dass ich rechts (mit und ohne Brille) wirklich schlecht sehe. Als Laie dachte ich dann, das ist ja klar, dass ich Kopfweh kriege, wenn das linke Auge die ganze Arbeit machen muss. Und das war eigentlich der Grund für die Überprüfung beim Augenarzt. Organisch ist aber alles in Ordnung. Die Augenärztin bot mir dann an, die neue Brille mal nachzuprüfen und so bin ich auf die Abweichungen bei allen Werten und Brillen aufmerksam geworden.

Die Ärztin sagte allerdings auch, dass man allein auf Basis der Werte des Augenarzt-Sehtests keine Brille machen kann.
So oder so muss also mein Optiker wohl noch mal einen neuen Sehtest machen.

Die alten Brillenwerte (Fern) sind tatsächlich schon ganz alt und wurden für meine vorletzte Brille vor ca. 5/6 Jahren gemessen. Das war aber noch ohne Gleitsicht. Für die erste Gleitsichtbrille wurden vor knapp 3 Jahren die Werte überprüft und verändert. Damit kam ich allerdings auch überhaupt nicht klar, sodass wir dann zurückgegangen sind auf die alten Fernwerte und die Lesestärke in Höhe von 1,25 ergänzt haben. Das hat eigentlich soweit ganz gut funktioniert, aber das Gestell gefällt mir nicht mehr.

Deshalb also eine neue Brille, in die einfach nur dieselben Gläser und Stärken eingebaut werden sollten, wie in der alten. Offenbar ist das aber nicht gemacht worden und scheint es aber einige Abweichungen zu geben. Insbesondere den Unterschied bei der Achse rechts finde ich krass. Das wirkt sich doch sicher irgendwie aus, sonst würde man das doch nicht messen, oder?

Danke für den kritischen Blick auf die Situation! Ich weiß, dass es mir den Gang zum Optiker nicht erspart, möchte nur gerne besser verstehen, wie die Dinge zusammenhängen.

Viele Grüße, Rose
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optikgutachter
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von optikgutachter »

Rosemontag hat geschrieben:Die Ärztin sagte allerdings auch, dass man allein auf Basis der Werte des Augenarzt-Sehtests keine Brille machen kann.
Wozu schreibt man eine dann Verordnung, wenn man sich auf die Werte nicht verlassen kann? :shock: :shock: :shock:

Oder stand auf dem Rezept der Zusatz:
"Die Werte eignen sich als Grundlage für einen noch durchzuführenden Feinabgleich?"
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von optikgutachter »

Rosemontag hat geschrieben: Ich weiß nicht, was dein Thema ist, aber falls es sich um eine grundlegende Kritik an unserem Gesundheitswesen oder die Zusammenarbeit und Zuständigkeiten von Ärzten und Optikern handelt, ist dies hier vielleicht nicht der richtige Ort.
Handelt es sich nicht. Augenärzte und Optiker sind sich da fachlich sehr einig.

Meine Tätigkeit ist darzulegen, ob das betreffende Objekt nach den Stande der Technik und den Regeln der Branche
korrekt angefertigt wurde, oder nicht.
Bei der beschriebenen Messung handelt es sich zweifelsfrei um eine unzulässige Bestimmung von Brillenglasstärken.
(Die einzigen Ausnahmen habe ich schon beschrieben.)
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Rosemontag
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von Rosemontag »

Achso, dann hattest du den nachfolgenden Text wahrscheinlich nicht mehr gelesen und nur auf die Werte geachtet. Ist nicht schlimm. So oder so weichen irgendwie alle Werte voneinander ab. Zumindest die der alten und neuen Brille sollten jedoch übereinstimmen, denn das war ja der Auftrag. Ich würde auch erwarten, dass die Werte im Brillenpass der neuen Brille mit den nachgemessenen Werten der neuen Brille übereinstimmen. Tun sie aber nicht. Im Idealfall sollten die Brillenwerte natürlich auch zu den Sehtestwerten vom Augenarzt passen - zumindest grob. Auch das tun sie nicht.

Ich werde es nächste Woche also noch einmal prüfen lassen. Die Brille muss ich ja auf jeden Fall zurückbringen, denn so wie sie jetzt ist, kann ich sie nicht benutzen.


Zwei letzte Fragen in die Runde:
1. Ist es normal, dass die Achsenwerte für ein Auge so weit auseinander liegen können? (Sehtest Optiker: 176; Brillen: 31 bzw. 20)
2. Ist es denkbar, dass der Lesebereich im linken Glas so unpräzise eingeschliffen wurde, dass er sich eher links außen als unten befindet und das Sichtfeld links entsprechend einschränkt? (Ich halte das selber eigentlich für ein Unding, aber die Wellenbewegungen im linken Augenwinkel sind so ähnlich wie die Wellen beim Treppensteigen, wenn man quasi durch den Übergang zwischen Fern- und Lesebereich schaut.)
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Lutz
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von Lutz »

Rosemontag hat geschrieben: Deshalb also eine neue Brille, in die einfach nur dieselben Gläser und Stärken eingebaut werden sollten, wie in der alten.
Okay, dann gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Der Kollege hat Deine Brille genommen, die Gläser ausgemessen, und danach die neuen Gläser gefertigt.

2. Er hat die Werte von einem Brillenglas abgeschrieben, den Du ihm ausgehändigt hast, und danach die neuen Gläser gefertigt.

Bei der ersten Möglichkeit gibt es eine gewisse Unsicherheit, vor allem, wenn es sich nicht um einfache Gleitsichtgläser, sondern um aufwendigere (individualisierte) Varianten handelt; beim Abschreiben des Brillenpasses sollten sich eigentlich nicht so große Abweichungen ergeben.
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brillenpeter
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Re: Probleme mit neuer Brille, falsche Sehwerte oder Produktionsfehler?

Beitrag von brillenpeter »

Liebe Rose,

ich kann aus dem gesamten Verlauf dieser Diskussion gar nicht entnehmen, ob Sie in den 6 Wochen seitdem Sie die Brille haben schon einmal bei Ihrem ausführenden Augenoptiker gewesen sind und ihm Ihre Probleme geschildert haben.
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Ihnen Auskunft geben kann

1. ob tatsächlich ein Unterschied zwischen den Werten im Brillenpass und den Werten, die der Augenarzt aus der Brille gemessen hat besteht.
2. weshalb die Werte im Brillenpass abweichen von der Verordnung des Augenarztes.

Sollten nach eingehender Überprüfung der Zentrierung der Brille und und Kontrolle der Refraktion kein Fehler festgestellt werden, wird er die Gläser nocheinmal zur Kontrolle zum Glashersteller einsenden.

Aber er hat bis heute (nach 6 Wochen) offensichtlich ja noch keine Möglichkeit gehabt.

Also: frisch ans Werk, es wird schon alles gut.
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