Bei dem Link vom Optikgutachter wäre noch zu erwähnen, daß die Einteilung der Gleitsichtglas(preis)klassen allein nach dem Individualisierungsgrad meiner Ansicht nach nicht mehr zeitgemäß ist bzw. zu kurz greift.
Sehr deutlich sieht man dies z.B. bei NIKON-Gleitsichtgläsern, die über alle Kategorien hinweg komplett mit Individualparametern bestellbar sind. Die Unterschiede liegen dann nicht im Grad der Individualisierung, sondern im Aufwand, den man betreibt, um Abbildungsfehler zu minimieren und die nutzbaren Sehbereiche (Ferne, Zwischenbereich, Nähe) zu vergrößern.
Manche Hersteller bieten Gleitsichtgläser an, bei denen man die Aufteilung der Zonen entsprechend seiner Sehanforderungen unterschiedlich gewichten kann ("Schwerpunkt Ferne", "ausgewogen" oder "Schwerpunkt Nähe"; z.B. bei Gläsern von Optiswiss, Pentax, Deutsche Augenoptik AG, Opthalmica, Zeiss und wahrscheinlich weiteren); die Gläser mit dieser Option sind bei manchen Herstellern die Top-Gläser, bei anderen nicht. Dort gibt es dann vielleicht noch einen Typ speziell für Autofahrer, oder einen mit Optimierung für Handy/Tablet, oder über dem vollindividualisierten Glas gibt es nochmal eins, das mit neueren, alternativen Berechnungsmethoden entwickelt wurde, um Abbildungsfehler zu optimieren (z.B. bei Leica, Ophthalmica, Shamir, Essilor und wahrscheinlich weiteren). Oder man versucht, die Abbildung dadurch zu verbessern, daß die Gleitsichtwirkung nicht nur durch die Vorder- oder Rückfläche des Brillenglases erzeugt wird, sondern dadurch, daß beide Flächen eine "Gleitsichtwirkung" haben, und man dann sozusagen mit der einen Fläche die Fehler der anderen Fläche korrigieren kann (z.B. bei NIKA, Wetzlich und wahrscheinlich weiteren).
Zum Schluß mal wieder ein Vergleich aus dem KFZ-Bereich:
Wenn das Campinggestühl im alten Fiat Panda perfekt zu meiner Körpergeometrie passt, brauche ich keine verstellbaren Sitze, und wenn mir die Verstellmöglichkeiten meines Autositzes ausreichen, um bequem zu sitzen, brauche ich keine individuell angefertigte Carbon-Sitzschale.
Technisch gesehen ist möglicherweise ein aktueller Ferrari "besser" als ein alter Trabant, aber ich könnte mir einige Szenarien vorstellen, in denen ich den Trabi ohne zu zögern vorziehen würde.
Das "beste" Produkt ist nicht immer das teuerste mit der aufwendigsten Technik, sondern das, welches am besten zu den jeweiligen Anforderungen paßt. Da sind sich der OG und ich dann wieder einig, würde ich sagen...
Und wenn Dein Optiker seine Empfehlung so begründen kann, daß Du nachvollziehen kannst, warum er diese Empfehlung ausspricht, dann bist Du dort vermutlich gut aufgehoben.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidteinander'.