Stetig neue Prismenbrillen

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Coenobita
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Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Hallo zusammen,

ich heiße Marcel, bin 25 Jahre alt, habe eine leichte Kurzsichtigkeit und ebenfalls eine Winkelfehlsichtigkeit.
ich habe die Hoffnung, dass ich hier den ein oder anderen Hinweis zu meinen Sehmängeln bekommen kann.

2015 traten bei mir das erste Mal Doppelbilder auf, weshalb ich bei einem Optiker eine Prismenbrille bekommen habe (relativ schwach, 1,5 Außen)
Ich bin Software-Entwickler und habe diese Brille während der Bildschirmarbeit getragen. Nach ungefähr einem Jahr musste ich die Brille dann dauerhaft tragen, doch Doppelbilder waren abends wieder da. Eine Brille später (dieses mal 3 Außen), waren sie wieder verschwunden. 2018 Kam dann die dritte Brille (3,5 außen) und die reichte bis 2020.

Mit der erhöhten Bildschirmzeit im Home Office wurden die Doppelbilder wieder schlimmer. Ich merkte auch wie ich auf der Ferne verschwommener sehe. Bin also wieder zu einem Optiker und dort bekam ich dann eine neue Prismenbrille mit -0.75 Sph und 4 Außen. (vorher hatte ich nur -0.25 Sph)

Diese Brille trag ich bis heute, aber die Doppelbilder sind nicht vollkommen verschwunden. Meine Augen sind andauernd angestrengt, trocken, drücken usw.
Bin deshalb binnen weniger Wochen wieder zu diesem Optiker um nochmal messen zu lassen, da kam dann -1.0 Sph und 7 Außen raus (ebenfalls 0.35 unten auf dem rechten Auge, was neu war)

Diese Gläser waren für mich im Alltag aber nicht tragbar, weshalb ich wieder auf die alte Brille gewechselt bin.

Ich hatte dann vor die Winkelfehlsichtigkeit mit einer Schiel-OP korrigieren zu lassen, aber selbst nach 3-tägigem Abkleben eines Auges kam "nur" ein Prisma von 6 Außen raus. Die -0.75 Sph haben sich hier auch wieder bestätigt.
Ich werde nun in nächster Zeit eine Brille mit Prismenfolie tragen und schauen wie es sich mit diesen Werten anfühlt.

Ich war mittlerweile bei 4 verschiedenen Optikern, 2 Orthoptisten und 2 Augenärzten und bin ein wenig verzweifelt, dass ich in 6 Jahren schon bei 5 - 6 Brillen, mit stetig steigenden Prismen, bin. Das scheint für mich nicht normal und frag mich so Einiges:

Wie zuverlässig ist so ein MKH-Test eigentlich? Für mich fühlt sich das sehr subjektiv an und hängt stark von der Tageszeit und -form ab. Ich fühl mich dabei eigentlich immer schlecht, weil ich unterbewusst so empfinde, dass ich Prismen bekomme die mir vielleicht in diesem Moment nützen würden, im Alltag aber nicht.

Welche Ursachen kommen für so eine Winkelfehlsichtigkeit in Frage? Welche Methoden der Ursachenforschung gibt es denn? Bis jetzt weiß ich ja noch nicht einmal warum diese erst mit 19 Jahren aufgetreten ist. Vorher musste ich nie eine Brille tragen.

Ist es normal dass die Winkelfehlsichtigkeit so häufig schwankt oder hängt das mit unzureichenden Prismen zusammen?

Ab welchen Werten kann man so eine Winkelfehlsichtigkeit operieren? Ich hatte eine Überweisung von der Orthoptistin meines Augenarztes bekommen, aber in der Augenklinik wurden diese Werte als zu niedrig befunden. Ich hatte gehofft, damit das Problem beseitigen zu können, mittlerweile sorg ich mich aber um die doch instabilen Werte meiner Winkelfehlsichtigkeit.

Wie fühlt sich eine richtig korrigierte Winkelfehlsichtigkeit an? Ich habe nach dem Blinzeln für ca. 0,3 - 0,5 Sekunden Doppelbilder die das Auge dann ausgleicht. Wenn ich meinem Kopf wende, dauert es auch diese Zeit bis sich meine Augen auf das Bild eingestellt haben. Es klingt ein wenig doof, aber ich weiß einfach nicht mehr ob das normal ist. Als hätte ich verlernt wie sich normales Sehen anfühlt. :(

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand den ein oder anderen Hinweise geben kann, was man ab hier machen könnte. Was sollte man am besten mal untersuchen lassen, um die Ursache zu finden? Wie kommt man sinnvoll zu einer Prismenbrille, die über längere Zeit die Beschwerden lindert?

Falls es auch Fragen an mich gibt, beantworte ich die gerne.

Freundliche Grüße
Marcel :)
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Eberhard Luckas
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Eberhard Luckas »

Moin Marcel,

zuerstmal: Beschreibe uns mal , wie gemessen wurde, welche Testbilder Du gesehen hast.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Okay ich versuche mich zu erinnern, aber ich kann mich nicht mehr an jeden einzelnen Test erinnern.
Die Tests waren von Optiker zu Optiker auch verschieden.
Alle hatten zumindestens gemein, dass mit so einer Testbrille getestet wurde, in die während des Tests andere Prismen eingelegt und auch Augen einzeln abgedeckt wurden

Das was ich am häufigsten gesehen habe war das Plus mit senkrechten und waagerechtem Balken. Weitere die mir einfallen sind zwei eckige Klammern mit einem Punkt in der Mitte, zwei Dreiecke am oberen und unteren Rand mit einem Kreis in der Mitte, mehrere kleine Kreise die zu verschiedenen Richtungen offen sind. Bei den Orthoptisten habe ich meist noch etwas in die Hand bekommen um auf kurzer Entfernung zu testen.

Bei meinem letzten "Test" wo die 6 Außen rausgekommen sind wurde das mit einer LED gemacht, weshalb ich da schon gar nicht so zuversichtlich bin dass das passt.

Reicht das so?
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Eberhard Luckas
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Eberhard Luckas »

Moin,
leider reicht das nicht. Wenn keine komplette MKH gemacht wurde, erklärt das die recht schnelle Steigerung der Prismen. Suche Dir einen Augenarzt oder Augenoptiker in folgender Liste: www.ivbs.org
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Okay, vielen Dank für den Link, der hilft mir schonmal sehr weiter.
Es überrascht mich, dass noch kein kompletter MKH gemacht worden sei. Was gehört denn alles zu einer MKH und woran merkt man, dass die Messung komplett durchgeführt wurde?
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Eberhard Luckas
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Eberhard Luckas »

Kreuztest, Zeigerteste, Hakentest Stereoteste, Valenztest, Rücklauf und alles nochmal in der Nähe.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Alles klar vielen Dank. :)
Ich vereinbare gleich mal einen Termin bei einem Optiker aus der IVBS Liste.
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Ich war gestern beim Optiker und habe die MKH durchführen lassen und das Ergebnis war in der Nähe sehr ähnlich zur verschriebenen Prismenfolie (12 Außen, im ursprünglichen Posting meinte ich 6 Außen pro Auge) aber zusätzlich wurde auch noch eine 2 Unten gemessen, die bisher noch nicht erfasst wurde. Im Fernen war Außen mit 15 stärker und die Korrektur Unten hat im Rücklauf erstmal keine Probleme bereitet.

Ich fande es schwer während der Testbilder ein ruhiges Bild zu bekommen. Mit jedem Blinzeln war die Stellung der Balken, Zeiger und Klammern immer ein wenig anders, bis sie nach den schon erwähnten 0,3 - 0,5 s in ihrer "Endstellung" angekommen sind. Ist das normal? Liegt das daran das meine Augen die ganze Zeit versuchen die Doppelbilder zu kompensieren? Hat das Auswirkungen auf die Messergebnisse?

Nächsten Mittwoch habe ich einen erneuten Termin, wo wir die Messung mit der Bildschirmdistanz meines Arbeitsplatzes erneut durchführen. (so ca. 90 cm Entfernung)

Auf mittelfristiger Sicht würde ich das ganze gerne operieren lassen, damit die Werte niedriger werden und damit hoffentlich weniger schwanken. Hat da jemand Erfahrungen gemacht ab welchen Werten eine Schiel-OP durchgeführt wird?

Freundliche Grüße
Marcel :)
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Onkel Bob
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Onkel Bob »

Coenobita hat geschrieben:...auf mittelfristiger Sicht würde ich das ganze gerne operieren lassen, damit die Werte niedriger werden und damit hoffentlich weniger schwanken. Hat da jemand Erfahrungen gemacht ab welchen Werten eine Schiel-OP durchgeführt wird?...
moin compadre,

nach meiner unmaßgeblichen meinung gibbet keine 'ab-soundsoviel-prismen-kann-es-losgehen'-regel... :| ...sondern jeder 'fall' ist SEHR individuell.

grundsätzlich was ich jedem rate der sich unters messer legen will -> bitte das kleingedruckte VORHER lesen was dir zur unterschrift vorgelegt wird.

will sagen: ich habe jetzt in den letzten 32 jahren in der deutschen augenoptik ne menge schieloperierte kennengelernt...die eine hälfte ist zufrieden...und die andere hälfte ist halt...nicht zufrieden... :?

mit noch deutlicheren worten: die gefahr einer 'verschlimmbesserung' ist nicht wegzudiskutieren...verstehste was ich meine :?:

gutes gelingen wünscht
onkel bob
...es ist nicht so wie du denkst...
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Okay, habe angenommen es gibt Mindestwerte weil mir in der örtlichen Augenklinik gesagt wurde, dass meine aktuell gemessenen Werte zu niedrig seien. Kann schon verstehen, dass das sehr individuell ist. Danke für den Rat, ich will auch nicht blindlings meine Augen operieren lassen, nur weiß ich jetzt schon, wie solch dicke Prismengläser bei der Bildschirmarbeit die Schrift verschwimmen lassen.

Da ich in meinem Beruf einen sehr hohen Anteil an Bildschirmarbeit habe, werde ich wahrscheinlich mit der neuen Brille auch keine vollkommene Beschwerdenfreiheit erreichen und nur unter Anstrengung meinen Arbeitsalltag bewältigen können. Deshalb ziehe ich so eine Schiel-OP in Erwägung.

Ich hab auch schon Erfahrungsberichte gelesen, dass manche unzufrieden sind oder mehrere Operationen durchlaufen haben, bis sie zufrieden gewesen sind.

Ich habe mir auch nicht ausgesucht winkelfehlsichtig zu sein und wenn es eine Möglichkeit gibt, diese Beschwerden zu lindern oder gar komplett verschwinden zu lassen, selbst wenn ein Risiko besteht, würde ich diese Möglichkeit wenigstens versuchen wollen.

Es belastet mich sehr, jeden Tag nach der Arbeit mit Augen- und Kopfschmerzen mein Dasein zu fristen ohne wirklich meine Freizeit genießen zu können. Mal sehen wie sich das mit der neuen Brille entwickelt.
P
Prisma1969
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Prisma1969 »

@ coenobita ich kann nur als Betroffene antworten …

Prismen sind nervig, teuer, verändern sich öfter, dennoch kann man gut damit leben, vorallem sollte man sich wirklich erkundigen ob schon eine OP ratsam ist, hilft ja nix wenn Du Dich operieren lässt und nur kurze Zeit Ruhe hast bzw das ganze dann wieder von vorne los geht…
Das A und O ist eine gute Beratung ( optometrist) dann kann man auch gut mit leben
Glaub mir ich weiß mit mittlerweile 20 Prismen wovon ich spreche .. gerne mehr Auskunft per pn

Gruß Alex
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

@Prisma1969:
Vielen Dank für das Angebot. Ich konnte auch mit meiner Prismenbrille bisher gut leben, aber seit 2 Jahren habe ich nur Probleme und jegliche neue Brille hat auch nicht wirklich geholfen. Meine Augen sind vermutlich zu angestrengt um die richtigen Werte zu ermitteln oder es hat sich was anderes verändert. Das mit der OP wird die nächste Zeit sowieso erstmal nichts, da es in meiner Umgebung keine Möglichkeiten gibt.

Ich trage nun seit einer Woche meine neue Brille und muss sagen, dass es nicht wirklich besser ist als vorher.
Die gemessenen Werte waren 12,5 außen und 1,25 unten, was mit einer wiederholten Messung übereinstimmt. Ich war mit der Beratung und Messung zufrieden und traue den Messwerten eigentlich. Die vom Optiker gefertigte Brille hat dabei folgende Werte:

Code: Alles auswählen

   sph   cyl   A    Pr.    B
R -1,25  0,5   85   6,67  187
L -1,5   0,5   100  6,77   4
Nach ca. 1 Stunde Bildschirmarbeit wird der restliche Arbeitstag anstrengend. Ich sehe dann verschwommen und durch die höheren Prismen hat Schrift auf dem Bildschirm auch kein klares Abbild, eher unscharfe farbige Umrandungen. Ich muss häufiger Pausen machen als vorher und meine Augenmuskeln fühlen sich am Ende des Tages auch weiterhin verkrampft an.

Jetzt weiß ich tatsächlich nicht, ob einfach eine unangestrengte Eingewöhnungsphase fehlt und sich das mit der Zeit legt.
Kann man sich aufgrund von neu verschriebenen Brillen oder überanstrengten Augen vom Arzt krankschreiben lassen? Hat da jemand schon Erfahrungen gemacht? Ich habe in einem Monat länger Urlaub, evtl. geht es danach besser aber ich bin da wenig optimistisch.

Ich habe das Gefühl, dass bei mir etwas mit der Kompensation nicht stimmt, weiß aber nicht ob zu stark oder zu schwach kompensiert wird und ob es an den Prismen liegt oder nicht. Ich habe tatsächlich gar kein Gespür mehr dafür ob meine Augen angestrengt sind, da es sich eigentlich durchgängig wie Muskelkater hinter den Augen anfühlt. Selbst morgens nach 10 Stunden Schlaf verspür ich keine wirkliche Erholung meiner Augen.
Gibt es hierfür eine mögliche Untersuchung des Augenmuskels um dessen Zustand und fehlerfreie Funktion nachzuweisen?

Bin für jegliche Ratschläge dankbar :)

Grüße
Marcel
W
WerNichtFragt

Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von WerNichtFragt »

Eine Prismenbrille ist eine spezielle Brille, deren Gläser eine das Licht umlenkende (prismatische) Wirkung besitzen, und die vor allem im augenheilkundlichen Bereich der Strabologie als therapeutisches und diagnostisches Hilfsmittel verwendet wird. In der Regel besitzt jedes Brillenglas in jeder vom Hauptdurchblickspunkt abweichenden Blickrichtung unterschiedliche prismatische Wirkungen, die, wenn sie nicht beabsichtigt sind und dem therapeutischen Nutzen dienen, auch zu teils erheblichen Beschwerden führen können.
Inhaltsverzeichnis

1 Prismenbrillen in der Augenheilkunde
2 Spezialbrillen mit Reflexionsprismen
3 Literatur
4 Einzelnachweise

Prismenbrillen in der Augenheilkunde
Beispiel für Prismengläser (wegen ungewöhnlich hoher Stärke hier entsprechend dick)

Eine Prismenbrille wird im Allgemeinen bei der Behandlung von bestimmten Schielerkrankungen, sowie Nystagmus und okulär bedingten Kopfzwangshaltungen verwendet. Sie besitzt mindestens ein Glas, bei dem der optische Mittelpunkt nicht der Hauptdurchblickspunkt eines Auges ist. Ein Lichtstrahl, der von einem weit entfernten Objekt ausgeht, wird auf seinem Durchgang durch das Brillenglas so zur Basis hin gebrochen. Dadurch kann trotz der Fehlstellung eines Auges beidäugiges Einfachsehen ermöglicht werden.

Die prismatische Wirkung kann hierbei durch dessen Dezentrierung erzielt werden, oder aber durch Aufbringen einer entsprechenden Prismenfolie auf ein Brillenglas, die leicht auch wieder entfernt werden kann. Die Regel sind aber von vornherein prismatisch geschliffene Brillengläser, die darüber hinaus mit der entsprechenden sphärischen, zylindrischen und ggf. einer Gleitsichtwirkung versehen sind. Dies bietet sich deshalb an, weil Dezentrierungen nur im Bereich kleinerer Winkel optisch möglich sind und Prismenfolien aufgrund ihrer konstruktiven Beschaffenheit eine geringere Abbildungsqualität besitzen als geschliffene Brillenlinsen. Sie kommen somit eher für Interimslösungen (diagnostische Zwecke, Wartezeit bis zur Operation) in Frage.

Bei ausgeprägteren Fehlstellungen der Augen (ab ca. 30 Prismendioptrien, was etwa 15° entspricht) stoßen Prismenbrillen allerdings nicht nur fertigungstechnisch/optisch, sondern auch ästhetisch an ihre Grenzen. Je nach Größe der Brillenlinse weisen sie dann z. T. erhebliche Randdicken auf und erzeugen Farbsäume (chromatische Aberration). Zudem entsteht unter Umständen ein hohes Gewicht und eine kosmetische Entstellung des Trägers durch den optischen „Verlagerungseffekt“ der Augen. Neben medizinischen Indikationen sollten deshalb auch diese Aspekte bei der Diskussion einer operativen Korrektur (Schieloperation) der Augenfehlstellung berücksichtigt werden.

Augenoptiker fertigen eine Korrektionsbrille mit möglichst geringen prismatischen Nebenwirkungen an. Allgemein gilt: Je genauer die Brillengläsermitten („optische Mittelpunkte“) vor den Pupillen zentriert in die Brillenfassung eingearbeitet wurden, desto weniger prismatische Wirkungen werden erzeugt, die im Übrigen alle mit geeigneten Mitteln (Scheitelbrechwertmeßgeräten, Zentriergeräte) messbar sind.

Einige Augenoptiker und Augenärzte nutzen Prismenbrillen auch zur Korrektur einer so genannten Winkelfehlsichtigkeit (Fachbegriff: assoziierte Heterophorie). Die zugehörige Mess- und Korrektionsmethodik (MKH) wird jedoch von den meisten Augenoptikern, Augenärzten und Strabologen unter anderem wegen einer bislang fehlenden wissenschaftlichen Validierung des Gesamtkonzepts abgelehnt. Da aber alle Brillen aufgrund der zugrundeliegenden Physik „Prismenbrillen“ darstellen, gehen immer mehr Augenoptiker dazu über, während der Augenglasbestimmung auch die prismatischen Nebenwirkungen messtechnisch zu erfassen und so auszugleichen, dass der Brillenträger möglichst geringen, besser überhaupt keinen Nebenwirkungen ausgesetzt ist.

Siehe auch

Diplopie

Spezialbrillen mit Reflexionsprismen
Sicherungsbrillen werden im Klettersport verwendet

Brillen mit Reflexionsprismen finden Verwendung als Sicherungsbrille beim Sportklettern, als Liegebrille[1] zum entspannten Lesen oder Fernsehen, oder als Umkehrbrille zu psychologischen Experimenten.
Literatur

Herbert Kaufmann (Hrsg.): Strabismus. Unter Mitarbeit von Wilfried de Decker u. a. Enke, Stuttgart 1986, ISBN 3-432-95391-7.

Einzelnachweise
Prismenbrillen, Liegebrillen, Teleskopspiegel, Rehadat Hilfsmittel. Abgerufen am 12. November 2021.
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Coenobita
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Re: Stetig neue Prismenbrillen

Beitrag von Coenobita »

Danke für diese aufschlussreiche Ausführung. :D
Hilft mir erstmal nicht weiter aber fasst alles Wissenswerte zusammen :)
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