Hallo und besten Dank für die Registrierung!
Erstmal kurz zu mir: Ich bin Brillenträger von Kindheit an und mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen und sie zu verstehen. Das geht mir in fast allen Bereichen des Lebens so und muss nicht unbedingt dazu führen, eine bestimmte Sache unbedingt selbst zu können oder zu tun, nur verstehen will ich sie eben.
Im normalen Leben bin ich Grafikdesigner mit Schwerpunkt Verpackungsgestaltung/Druckvorstufe, also bin ich an gutes Sehen und die technischen Hintergründe guter Druckergebnisse natürlich gewöhnt; beim mehrfarbigen Drucken ist die Winkellage der gerasterten Farben zueinander übrigens auch ein interessantes Thema. Aber das nur am Rande.
Und jetzt möchte ich mich mit einer Fachfrage an euch wenden, weil ihr es eben wirklich wissen müst und ich aus den bisherigen Erklärungen nicht hundertprozentig schlau werde, wenn ich sie mit meinem "Seherlebnis" vergleiche:
Ich würde gern den Zusammenhang von Achslage und Zylinder mal wirklich verstehen.
Einfach so.
Mein Optiker meinte dazu übrigens nur: "Das liegt so lange zurück, da müsste ich jetzt selber nachlesen."
Er liefert aber immer die passenden Ergebnisse, weiß also natürlich, was er tut. Nur erklärt er halt nicht so wirklich gern und gut.
Ich bin kurzsichtig mit Astigmatismus. Mein Brillenpass sagt zu den aktuellen Gläsern:
linkes Auge
Sphäre -2,0
Zylinder -0,75
Achse 140°
Rechtes Auge
Sphäre -2,25
Zylinder -1,0
Achse 160°
Wenn ich mit Brille aus passender Entfernung auf ein Tabo-Schema schaue, sieht das komplett scharf aus. Die Gläser stimmen also, unabhängig davon, ob auch die Angaben dazu richtig aufgeschrieben wurden.
Jetzt ist meine erste Frage:
Wie muss das Tabo-Schema ausgerichtet sein, wenn ich als Patient AUS dem Auge schaue, nicht als Optiker AUF das Auge?
Wenn ich es richtig verstanden habe, wären dann rechts 180° außen und 0° innen neben der Nase, links entsprechend 180° neben der Nase und 0° außen. Richtig oder falsch?
- Tabo-aus-dem-Auge-Minuszylinder.jpg (165.21 KiB) 5608 mal betrachtet
Zweite Frage:
Wie wirkt sich die Umrechnung von Plus- auf Minuszylinder auf die Achslage aus?
Die Umrechnung der Sphäre auf Minuszylinder ist mir vertraut, aber bei der Achslage bin ich mir nicht wirklich sicher.
Bei verschiedenen Optikern hatte ich immer wieder mal unterschiedliche Angaben zur Glasstärke, mal mit Plus-, mal mit Minuszylinder und jeweils mit anderer Achslage. Weil sich Zylinder und Achslage im Laufe meines Lebens auch wirklich ab und zu verändert haben, habe ich darüber nie wirklich nachgedacht, solange ich mit den Brillengläsern jeweils gut gesehen habe.
Vermutung:
Wenn ich einen Pluszylinder auf Minus umschreibe, verändert sich die Achslage um 90°.
Richtig oder falsch?
Dritte Frage:
Warum sehe ich ohne Brille in passender Entfernung jene Striche des Tabo-Schemas scharf, die ziemlich genau um 90° zur angegebenen Achse bei Minuszylinder liegen?
Wenn ich ohne Brille schaue, sieht das im "Punkt des schärfsten Sehens" in etwa so aus:
- Tabo-aus-dem-Auge-Minuszylinder-ohne-Brille.jpg (116.68 KiB) 5608 mal betrachtet
Also links unverzerrt bei 50° und gegenüber, rechts bei 70° und gegenüber. Beides um 90° verdreht zur Angabe im Brillenpas, aber das macht ja nichts, weil ich hier nur auf der Suche nach Erleuchtung bin:
Wie muss ich mir die dazu passende Hornhauttopographie jetzt überhaupt vorstellen? Bzw., wie ist "das Auge" zylindrisch gekrümmt, und wie das Brillenglas; wo ist jeweils die "neutrale Faser"?
Und jetzt wird es für mich richtig interessant mit der vierten Frage
:
Warum ändert sich die Lage der scharfen Striche auf dem Schema, wenn ich so nah rangehe, dass ich den Punkt des schärfsten Sehens verlasse?
Das ist witzig und ich habe es in jüngeren Jahren nie bemerkt, aber mittlerweile akkomodiert da bei mir halt nicht mehr so sehr viel und wenn ich näher in den unscharfen Bereich gehe, wandern die Striche im Schema, die ich noch scharf sehe.
Wenn ich mir so eine Hornhaut jetzt in zwei Hauptschnitte mit 90° Versatz unterteilt vorstelle, sollte sie doch entsprechend dem passenden Brillenglas mehr oder weniger nur in einer Richtung verkrümmt sein, oder dort jedenfalls deutlicher. Und so, wie ich mir das vorstelle, sehe ich dann dort, wo ich eben ohne Brille scharf sehe, die scharfen Striche im Schema in der "neutralen Lage" der Verkrümmung. Richtig oder falsch?
Das würde aber auch bedeuten, dass beim Verlassen des Schärfebereichs gewissermaßen der andere Hauptschnitt "benutzt" wird?
Aaach, verflixt...
Ich bedanke mich schonmal ganz, ganz herzlich für eure Erklärungen!
Danke, danke, danke. Ist ja irgendwie auch ganz schön viel auf einmal.
Und falls es irgendwo ein wirklich gutes und verständliches Handbuch zu den Grundlagen der (Augen-)Optik geben sollte, bedanke ich mich da auch für einen Tip. Sowas mag ich immer.
Bis bald!