Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

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cr0n76
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Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon cr0n76 » Mittwoch 3. Januar 2018, 18:09

tl;dr: Zwei Fragen an die Experten:

Wie "scharf bis zum Rand" ist bei High-End Gläsern mit meinen Werten (s.u.) möglich?
Wie "scharf bis zum Rand" sollte bei Apollo Diamant Gläsern für Apollo ökonomisch sinnvoll möglich sein?

Werte:
Links: -1,50 / -0,50 / 015
Rechts: -2,25 / -0,75 / 165
Gläsergröße meiner Fassung: ca. 5x4 cm

Langfassung:
Kurzhintergrud zu mir: Ich habe einen Doktor in Physik, spezieller in Laserphysik, und kenne mich daher mit optischen Systemen, also speziell auch Linsen, sehr gut aus.
Ich habe mir eine neue Brille bei Apollo gekauft. Die Wahl ist auf Apollo gefallen, weil ich nach dem Besuch mehrer Optiker dort die perfekte Fassung (Aussehen, Sitz, etc.) gefunden habe. Folgerichtig habe ich auch dort meine Gläser - und zwar in "Diamant" Qualität - gekauft. Da ich nun keine extremen Korrekturwerte habe, war ich der Meinung, dass ich für eine angemessene Korrekturleistung keine 500€ Hoch-Qualitätsgläser a la Rodenstock oder Zeiss benötige. Zumal Apollo eine 100% Zufriedenheitsgarantie und vor Allem eine "scharf bis zum Rand" Leistung für Diamant und Platin Gläser verspricht. Nachdem die Brille geliefert wurde habe ich festgestellt, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde. Ich kann durch die Hauptachse der Brille perfekt gucken, also sind die Korrekturwerte zunächst korrekt ermittelt worden. Wenn ich jedoch minimal nach Oben/Unten/Links oder Rechts schaue fängt das Bild an zu verschwimmen und wird (vor Allem nach Unten) stark gequetscht. Zusätzlich erzeugen die Gläser chromatische Abberation, so dass ich im Randbereich Farbsäume sehe. Insgesamt kann ich daher nur die Hauptachse der Brille nutzen und bei allen anderen Blickwinkeln kann ich z.B. Text auf einem Bildschirm, den Tacho in einem Auto, usw. nicht scharf sehen. Das ist auf jeden Fall nicht "scharf bis zum Rand".

Bei erneutem Besuch der Apollo-Filiale habe ich dem Optiker meinen Hintergrund erklärt (damit er weiß auf welchem Niveau er mir Antworten kann) und gefragt was da schiefgelaufen ist. Das Ergebnis war die Aussage "eine bessere Korrektur ist technisch nicht möglich". Der Optiker hat mir nun neue Gläser mit "Platin"-Qualität bestellt. Davon verspreche ich mir durch den niedrigeren Brechungsindex eine Verbesserung von zumindest der chromatischen Abberation. Zusätzlich hat der Optiker die Gläser bei Rodenstock als Lieferanten bestellt. Außerdem hat er mir gesagt, dass es nicht möglich ist das Glas direkt auszusuchen und auch von der Abbe-Zahl hat er angeblich noch nie etwas gehört.

Dies führt mich zu meinen obigen Fragen: Hat er mir die Wahrheit erzählt? Meine Erfahrung ist, dass Hersteller eigentlich eine enorme optische Qualität erreichen, was dann aber eben auch den Preis verzehnfacht. Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass ich für meine Korrekturwerte eine annehmbare Schärfekorrektur im Randbereich schon vor der High-End Qualitätsstufe erwarten sollte?

Alles in allem: Bis zu welchem Grad kann ich bei dem Qualitätsversprechen von Apollo die "Schärfe bis zum Rand" einfordern? Oder eher, was kann ich Apollo technisch zumuten? Mein Anliegen ist es eigentlich nicht 500€ Gläser zu einem Spottpreis zu kaufen. Aber ich will mich eben auch nicht veräppeln lassen und Apollo verspricht nun mal "Scharf bis zum Rand". Was ist objektiv für Apollo möglich? Vertragsrechtlich bin ich der Meinung, dass es grundsätzlich nicht mein Problem ist, was Apollo verspricht, und die mir dann halt im Zweifelsfall doch High-End Gläser bestellen müssen.

Ich hoffe mein Anliegen sinnvoll dargebracht zu haben. Ansonsten zieht mir gerne mehr Information aus der Nase.

Danke und freundliche Grüße!

Edit: Upsi, "Diamant" und "Platin" verwechselt :shock:
Zuletzt geändert von cr0n76 am Mittwoch 3. Januar 2018, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.

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nixblicker
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon nixblicker » Mittwoch 3. Januar 2018, 18:38

Da niemand weiss, welche gläser sich hintwr platin verbergen, ist das kaum zu beantworten. Zudem gehört zu einem korrekten ergebnis eben auch die richtige zentrierung und Verarbeitung. Wrnn da ein fehler passiert, bringt das beste glas nichts.
Schau doch mal rein: www.glashaus-bremerhaven.de

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon cr0n76 » Mittwoch 3. Januar 2018, 18:42

Ja, das ist natürlich vollkommen richtig.

Ich wollte daher auch eher auf das technisch Mögliche hinaus, das Apollo eigentlich imstande sein sollte zu leisten. Und im Vergleich dazu auf das technisch Mögliche, dass man bei high-end Gläsern erwarten sollte.

starry_night
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon starry_night » Mittwoch 3. Januar 2018, 19:00

Erstmal hallo von Physiker zu Physiker :)

Das Diamant-Glaspaket hat nicht einen niedrigeren, sondern einen höheren Brechungsindex als Platin. Damit wird das Problem der chromatischen Aberration nicht kleiner, sondern sehr wahrscheinlich noch größer. Wenn Du den Effekt reduzieren willst, bleibt Dir nichts anderes übrig, als Gläser mit niedrigerem Index zu wählen. Bei Deinen Stärken hält sich die Dicke ja eh noch in Grenzen.

Ansonsten halten auch die besten Gläser nicht, was sie versprechen, wenn sie nicht optimal auf Deine Augen abgestimmt sind. Aus leidvoller Erfahrung: Wurde die Zentrierung der Gläser bei der fertigen Brille überprüft?
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon cr0n76 » Mittwoch 3. Januar 2018, 19:19

Oh, da habe ich die beiden Bezeichnungen verdreht :shock:
Habs geändert :D

Die korrekte Positionierung/Zentrierung der Brille war das erste, was ich geprüft habe. Die ist leider nicht das Problem. Und zur Verteidigung des Apollo-Optikers: das war auch das erste was er geprüft hat. Bei Übergabe der Brille und bei meiner Reklamation. Mehrmals.

Aber das ist schon ein guter Punkt: welche Parameter berücksichtig man denn so für die optimale Abstimmung? Ich meine, eine Linse perfekt im Strahlengang positionieren war jahrelang mein täglich Brot. Aber welche Kennwerte sind da in der Optikerbranche so üblich?
Laterale Position: ist optimiert, habe ich geprüft.
Winkel: ist optimiert, habe ich geprüft.
Geometrie/Topographie der Brillengläser: ???

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Eberhard Luckas
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon Eberhard Luckas » Mittwoch 3. Januar 2018, 19:49

Moin,
wer als Optiker die Abbe-Zahl nicht kennt, sollte nochmal in die Lehre gehen und bis dahin nicht auf Kunden losgelassen werden
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister

Oppicker
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon Oppicker » Mittwoch 3. Januar 2018, 21:09

@cr0n76

Die Gestaltung des Brillenglases ist stets ein Kompromiss, denn der eine Abb.-Fehler vergrößert sich, wenn man den anderen zu verkleinern sucht. Abb.-Fehler gibt es etliche. Hochwertige Lupen z.B. bestehen -wie auch andere optische Systeme- deshalb meist aus 2 oder mehr miteinander verkitteten Linsen.
Und wenn man bei Brillengläsern für alle Fehler einen brauchbaren Kompromiss gefunden hat, sind Gläser womöglich stark durchgebogen und - vor allem bei Myopen - sehr dick am Rand. Folglich kommt noch ein weiterer Parameter ins Spiel, nämlich die Ästhetik.
Alle mir bekannten Hersteller betonen schlanke, dünne Gläser und nehmen etwas mehr Abb.-Fehler in Kauf. Der Kunde würde das so wünschen.

Dem steht aber nicht entgegen, Gläser mit Sonderkurven fertigen zu lassen und es liegt an Ihnen, welchen Fehler Sie am ehesten zu akzeptieren bereit sind. In irgendwelche sauren Äpfel MÜSSEN Sie dabei beißen..! Googeln Sie mal nach "Tscherningsche Kurve bzw. Ellipse", da bekommen Sie ansatzweise einen Eindruck von der Komplexität einer Meniskengestaltung, abhängig vom Material und der Vorderflächenkurve. Und damit wäre dann nur 1 Fehler reduziert! Und in nur 1 Wellenlänge/Spektralfarbe!

Ich wundere mich aber auch, dass Sie vorgeben, sich so toll mit optischen Gesetzmäßigkeiten auszukennen, wissen aber anscheinend nicht, dass höhere Brechungsindizes auch stärkere chromatische Abberationen mit sich bringt?!
Der Werbespruch von A*ollo ist nichts als Dummenfang. "Schärfe" ist relativ und sobald ein Glas die Gütevorgaben erfüllt, dass es auf dem EU-Markt gehandelt werden darf, können Sie noch so sehr mangelnde Schärfe kritisieren, da können Sie allenfalls künftig auf Sehhilfen verzichten.
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)

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Karoshi
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon Karoshi » Mittwoch 3. Januar 2018, 21:26

"Scharf bis zum Rand" existiert physikalisch bei Brillengläsern nicht.

2 Faktoren spielen eine Rolle:

- Wir verwenden punktuell abbildende Meniskengläser, die sind genau im Brennpunkt scharf. Überall anders nicht.
- Das Auge bewegt sich hinter dem Brillenglas. Und zwar nicht um einen Drehpunkt, sondern in 3 Dimensionen.

Die vom Brillenglas erzeugte "Bildschale" müsste also bei jeder Augenstellung und Blickbewegung deckungsgleich mit der Netzhaut sein.
Leider sind wir dafür zu lebendig.

Meistens ist die erreichbare Präzision aber hoch genug um mit allen Abbildungsfehlern unterhalb der subjektiven Wahrnemungsschwelle zu bleiben.
Manchmal nicht.

Rat: Index runter, dadurch Abbe'sche Zahl hoch, und somit Fehler kleiner.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011

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optikgutachter
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon optikgutachter » Mittwoch 3. Januar 2018, 21:49

Für den Physiker -bekannt ist- die Abbildungsfehler (genannt die "Vierer-Bande") sind:

1. Astigmatismus schiefer Bündel
2. Sphärische Abberation
3. Bildfeldwölbung
4. Chromatische Abberation (Längs- und Querabweichung)

Da Du mit Laser gearbeitet hast war die chromatische Abberation ausgeschlossen.
Ein sphärisches Glas wird in der Technologie die sphärische Abberation schon vom Grundsatz nicht ausschließen können.
Ein asphärisches Glas zeigt immerhin deutlich weniger Abbildungsfehler zum Rand hin.

Ein restloser Ausschluss von Abbildungsfehlern ist bedingt durch die 3 (4) möglichen Korrektionsfaktoren
A. Vorderflächenkrümmung
B. Mittendicke (Brechungsindex)
C. Rückflächenkrümmung

letztendlich nicht vollumfänglich zu erreichen........

Wenn Dir A..... Optik aber verspricht, dass Du randscharf sehen kannst, aber die Dir gelieferten Gläser schon
deutliche Abbildungsfehler bei geringer Abweichnung vom Zentrum aufzeigen
......so könnte es sein, dass die gelieferte Qualität nicht dem entspricht......was versprochen wurde.

Das wäre jetzt auch "nicht wirklich" was Neues.

(Erst wenn der Kunde hinterfragt bzw. die Unterschiede kennt kann er vergleichen.
Da bleibt -i.d.R. wie immer- so manches "Angebot" auf der Strecke.
Eine Erfahrung aus 39 Berufsjahren, davon 18 Jahre aus bundesweiten Ermittlung/en im Gerichtsauftrag etc.)

(Ferner: Wenn aber werbetechnisch u.a. auf "alle Preise" derzeit angeblich 50% gegeben wird........
und Du die die 50% "vorgeblich" oder aber sogar ungefragt erhalten hast -wenn nicht 8) ...immer noch sehr gewinnbringend... :wink: :
Mal ernsthaft.....1000€ für ein paar Einstärkengläser ????? (inkl. Fassung) sind schlichtweg Wucher.

Ich überlasse es den Kollegen an dieser Stelle mal 500 €-Angebote für wirklich höchste Qualität im Einstärkensektor einzustellen.

Gruss vom ollen "OG"
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon cr0n76 » Mittwoch 3. Januar 2018, 23:53

Top, vielen Dank für die vielen Antworten und für die kurzen Einführungen.

Ich habe viel gelernt und bin aber irgendwie so klug wie zuvor. Vielleicht kann ich auch nicht ausreichend zwischen den Zeilen lesen. Vielleicht habe ich meine Frage auch nicht gut sinnvoll genug formuliert. Ich bin mir bewusst, welche technischen / physikalischen Schwierigkeiten es gibt. Jetzt kenne ich auch die Namen und Schwerpunkte der Brillenorientierten Lösungsstrategien dafür. Dafür bedanke ich mich schon mal :D

Ich habe nur keine Ahnung davon, wie diese Schwierigkeiten mit der wirtschaftlichen und Kundenwunsch getriebenen Realität von Optikern / Brillenglasherstellern wechselwirken. Weil ich von der wirtschaftlichen und Kundenwunschorientierten Realität von Optikern keine Ahnung habe.

Es geht mir nicht darum, dass ich eine theoretisch perfektionierte Brille bekomme. Ich möchte herausfinden, ob Apollo vor diesem Hintergrund in der Lage sein sollte etwas besseres zu liefern, als sie es getan haben. Und ich möchte Wissen, ob angemessen angepasste Markengläser einen winzigen oder einen enormen Qualitätssprung machen würden.

Stelle Euch vielleicht einmal vor, dass ich bei Euch in den Laden komme und schlichtweg nur Gläser für meine Sehstärke haben will, die objektiv scharf bis zum Rand sind. Würdet ihr denken

a) nein, das geht auf keinen Fall
b) ja, das geht mit halbwegs sinnvollen Gläsern.
c) ja, das geht mit den besten Markengläsern.

Zum "zwischen den Zeilen lesen":

Karoshi hat geschrieben:Meistens ist die erreichbare Präzision aber hoch genug um mit allen Abbildungsfehlern unterhalb der subjektiven Wahrnemungsschwelle zu bleiben.
Manchmal nicht.


Wäre Apollo denn objektiv in der Lage an den entsprechenden Stellschrauben zu drehen um aus "manchmal nicht" dann "meistens" zu machen?

optikgutachter hat geschrieben:Wenn Dir A..... Optik aber verspricht, dass Du randscharf sehen kannst, aber die Dir gelieferten Gläser schon deutliche Abbildungsfehler bei geringer Abweichnung vom Zentrum aufzeigen
......so könnte es sein, dass die gelieferte Qualität nicht dem entspricht......was versprochen wurde.
Das wäre jetzt auch "nicht wirklich" was Neues.


Aus deiner Erfahrung heraus: Kann ich davon ausgehen, dass Apollo grundsätzlich in der Lage ist auch gemäß dem Versprechen zu liefern?



Das folgende hat jetzt nur noch was am Rand mit dem Thema zu tun, aber um noch kurz die mir zugespielten Bälle ob meiner Profession anzunehmen:

Oppicker hat geschrieben:Ich wundere mich aber auch, dass Sie vorgeben, sich so toll mit optischen Gesetzmäßigkeiten auszukennen, wissen aber anscheinend nicht, dass höhere Brechungsindizes auch stärkere chromatische Abberationen mit sich bringt?!


Genau, ich hatte ja oben schon geschrieben, dass ich da ausversehen die Apollo-Glaspaket-Namen vertauscht habe und meinen Post entsprechend editiert. Und wir sind uns ja sicherlich beide einig, dass in Wirklichkeit chromatische Abberation ein Dispersionseffekt ist, also von sowas wie ∂n/∂λ und nicht von n abhängt. Und dass die Dispersion in erster Linie ein Materialparameter ist, der mit der Abbe-Zahl relativ gut beschrieben werden kann. Aus beiden resultiert dann ja das Abbe-Diagramm, in dem dann ganz gut ablesbar ist, dass ein höherer Brechungsindex nicht automatisch eine stärkere chromatische Abberation mit sich bringt. Wir sind uns aber gleichzeitig ja auch einig, dass die Materialien, die Apollo verwenden wird, so geartet sind, dass in diesem Fall das Material mit dem höheren Brechungsindex eine höhere chromatische Abberation aufweisen wird.

optikgutachter hat geschrieben:Da Du mit Laser gearbeitet hast war die chromatische Abberation ausgeschlossen.
Ein sphärisches Glas wird in der Technologie die sphärische Abberation schon vom Grundsatz nicht ausschließen können.
Ein asphärisches Glas zeigt immerhin deutlich weniger Abbildungsfehler zum Rand hin.


Es gibt da ja dann auch noch die gepulsten Laser. Laserpulse weisen aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation eine gewisse Wellenlängenspektrum auf: je kürzer der Puls, desto größer das Spektrum. Das führt zu vielen ärgerlichen dispersionsbasierten Effekten, von denen chromatische Abberation beim Abbilden noch das geringste ist. Zum Beispiel sorgt Dispersion dafür dass bei ultrakurzer Laserpulse die verschiedenen Wellenlängenanteile verschieden schnell durch dispersive Medien propagieren. Das bedeutet der Puls verbreitert sich zeitlich, er "läuft auseinander". Konkret heißt das: ein ultrakurzer Laserpuls ist nicht mehr ultrakurz nach dem er durch zuviele Linsen propagiert.
Außerdem muss man ja die Experimente auch irgendwie angucken, wozu man oft schlichtweg Lichtmikroskope nimmt, die man dann auch noch selber aufbauen muss. Spätestens da hat man dann Freude an allen Abberationseffekten die es so gibt und fordert nach einigem rumprokeln schlussendlich doch von der DFG entsprechend Forschungsgelder um die guten Zeiss-Komponenten kaufen zu können.

optikgutachter hat geschrieben:Mal ernsthaft.....1000€ für ein paar Einstärkengläser ????? (inkl. Fassung) sind schlichtweg Wucher.
Ich überlasse es den Kollegen an dieser Stelle mal 500 €-Angebote für wirklich höchste Qualität im Einstärkensektor einzustellen.


Die Zahl war einfach nur als Größenordnung aus der Luft gegriffen. Markengläser kosten mehr als 50€ und weniger als 5000€. Also "ungefähr 500€" :D

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon optikgutachter » Donnerstag 4. Januar 2018, 00:29

-Gelöscht-
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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon Onkel Bob » Donnerstag 4. Januar 2018, 10:33

(kurz mal offtopic - DAS ist der bisher beste fred ever... :mrgreen: ...daher die bitte an allen beteiligten: bitte macht weiter... :twisted: ...ich liebe die deutsche augenoptik...)
...es ist nicht so wie du denkst...

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon Lutz » Donnerstag 4. Januar 2018, 10:59

cr0n76 hat geschrieben:Es geht mir nicht darum, dass ich eine theoretisch perfektionierte Brille bekomme. Ich möchte herausfinden, ob Apollo vor diesem Hintergrund in der Lage sein sollte etwas besseres zu liefern, als sie es getan haben.
Zu was Apollo in der Lage ist, kann ich nicht beurteilen.

Und ich möchte Wissen, ob angemessen angepasste Markengläser einen winzigen oder einen enormen Qualitätssprung machen würden.
Den größten Qualitätssprung hat man in der Regel zwischen richtig und falsch angepaßten Brillengläsern, unabhängig von Hersteller und Marke.

Stelle Euch vielleicht einmal vor, dass ich bei Euch in den Laden komme und schlichtweg nur Gläser für meine Sehstärke haben will, die objektiv scharf bis zum Rand sind. Würdet ihr denken

Zunächst einmal würde ich denken, "was sind 'objektiv scharfe' Brillengläser?! Entscheidend ist, daß sie "subjektiv" scharf sind, und dabei ist die Rechenkapazität des verabeitenden Hirns durchaus auch von Bedeutung...

a) nein, das geht auf keinen Fall
"Objektiv scharf" geht am ehesten mit individuell optimierten Brillengläsern.

b) ja, das geht mit halbwegs sinnvollen Gläsern.
Da halbwegs sinnvolle Gläser gleichzeitig halbwegs sinnlose Gläser sind, würde ich mal vermuten, daß solche Gläser weder für eine objektive noch für eine subjektive maximale Randschärfe geeignet sind... :wink:

c) ja, das geht mit den besten Markengläsern.
Ja, mit besten Markengläsern geht das auch. Aber nicht nur. Wichtig ist vor allem ein halbwegs sinnvoll ausgebildeter Optiker (u.a.
daran zu erkennen, daß er "Abbe'sche Zahl" schon mal gehört hat), der die ausgewählten Gläser maximal sinnvoll verarbeitet.


Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon GodEmperor » Donnerstag 4. Januar 2018, 11:09

Lutz hat geschrieben:Da halbwegs sinnvolle Gläser gleichzeitig halbwegs sinnlose Gläser sind, würde ich mal vermuten, daß solche Gläser weder für eine objektive noch für eine subjektive maximale Randschärfe geeignet sind... :wink:
:mrgreen:
Lutz hat geschrieben:Wichtig ist vor allem ein halbwegs sinnvoll ausgebildeter Optiker (u.a. daran zu erkennen, daß er "Abbe'sche Zahl" schon mal gehört hat)
Was isn das? :lol:
Prinzipiell haben mineralische Gläser (aka Glasgläser...) die besten optischen Abbildungseigenschaften, sind aber auch deutlich bruchempfindlicher. Sowas in individualisiert könnte dem, was du dir vorstellst, sehr nahe kommen. Hat ABCpollo aber nicht...
Rechtschreibung und Zeichensetzung sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit der Realität sind purer Zufall.

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Re: Expertenmeinung: Wie "scharf bis zum Rand" ist technisch möglich? (-1,5/-2,25 dpt)

Beitragvon optikgutachter » Donnerstag 4. Januar 2018, 11:21

Lutz hat geschrieben:Da halbwegs sinnvolle Gläser gleichzeitig halbwegs sinnlose Gläser sind, würde ich mal vermuten, daß solche Gläser weder für eine objektive noch für eine subjektive maximale Randschärfe geeignet sind... :wink:
:mrgreen:
Summa cum laude, Herr Kollege ....... :lol: :lol: :lol:
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