Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Hier werden Berichte aus dem TV, Radio und Zeitungen vorgestellt. Berichte über die Augenoptik soll und muß es geben. Aber sind die Berichte wirklich gut recherchiert? Sind die Berichte einseitig? Fundierte Information oder einfache Effekthascherei? Diskutieren sie mit!
Linserich
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Linserich » Freitag 13. September 2019, 09:47

Daß Handy & Co. die Kurzsichtigkeit fördern, liest man in letzter Zeit immer öfter in der Presse.
Das Spielen mit den Mobilgeräten lässt bei Kindern und Jugendlichen den Augapfel wachsen.

Wenn das Auge sich ständig auf Objekte in der Nähe fokussiere, entstehe in den Randbereichen der Netzhaut ein unscharfes Bild. Dadurch werde das Längenwachstum des Auges angeregt - ein zu langer Augapfel bedeutet Kurzsichtigkeit, laut Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.
Helfen könnten hier Kontaktlinsen mit besonderer Geometrie, die nachts getragen werden.

ronja
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon ronja » Freitag 13. September 2019, 10:02

Ich muss jetzt da tatsächlich etwas schmunzeln.
Früher war es das Lesen im Allgemeinen, wenn man als Kind viel gelesen hat (das haben sie zu uns gesagt).
Dann gab es aber meinen Großvater väterlicherseits, der so um die 25 dpt hatte. Er hat aber als Kind nicht wirklich gelesen.
Mein Vater dagegen hatte Adleraugen, und meine Schwester und ich sind beide stark kurzsichtig.
Nicht so viel wie unser Großvater, aber es reicht auch.
Ich bin der Meinung, dass es auch etwas mit Vererbung zu tun haben kann.
Denn meine Tochter ist auch kurzsichtig - und sie hat nicht wirklich gelesen, und Smartphone war zu diesem Zeitpunkt als das angefangen hat, noch gar nicht auf dem Markt. Die Kurzsichtigkeit wurde bei ihr erstmals in der zweiten Hälfte der ersten Klasse festgestellt (wir waren von Anfang an regelmäßig beim Augenarzt)

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nixblicker
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon nixblicker » Freitag 13. September 2019, 11:50

Vererbung spielt mit Sicherheit eine Rolle, aber seit einigen Jahren wird verstärkt eine Zunahme der Kurzsichtigkeit bei Kindern beobachtet. Und das Länderübergreifend, und eben auch bei Kindern, die nicht erblich vorbelastet sind.
Schau doch mal rein: www.glashaus-bremerhaven.de

Robin
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Robin » Freitag 13. September 2019, 12:00

ronja hat geschrieben:Ich muss jetzt da tatsächlich etwas schmunzeln.
Früher war es das Lesen im Allgemeinen, wenn man als Kind viel gelesen hat (das haben sie zu uns gesagt).
Dann gab es aber meinen Großvater väterlicherseits, der so um die 25 dpt hatte. Er hat aber als Kind nicht wirklich gelesen.
Mein Vater dagegen hatte Adleraugen, und meine Schwester und ich sind beide stark kurzsichtig.
Nicht so viel wie unser Großvater, aber es reicht auch.
Ich bin der Meinung, dass es auch etwas mit Vererbung zu tun haben kann.
Denn meine Tochter ist auch kurzsichtig - und sie hat nicht wirklich gelesen, und Smartphone war zu diesem Zeitpunkt als das angefangen hat, noch gar nicht auf dem Markt. Die Kurzsichtigkeit wurde bei ihr erstmals in der zweiten Hälfte der ersten Klasse festgestellt (wir waren von Anfang an regelmäßig beim Augenarzt)


OK, genetisch ist da eine massive Disposition in der Familie vorhanden. Insoweit sind alle Kurzsichtigkeiten in dieser Familie klassisch erklärbar. Das ist aber nicht immer so.

Smartphones gab es übrigens bereits in den 90er-Jahren (MDA von der Telekom)

Ein Zusammenhang zwischen Smartphone und Myopie scheint im ganz fernen Osten wohl wirklich nachweisbar - in Europa bisher wohl ehr nicht.

Für die Bandscheiben im Nackenbereich sind Probleme mit den Smartphones aber schon vorhanden!

Die Versuche, eine Zunahme der Myopien in den letzten Jahren in Europe, insbesondere Deutschland, nachzuweisen sind meines Wissens wohl ehr gescheitert!

Definitiv sind Smartphones für die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wohl kaum positiv zu bewerten!

Spielen im freien, Klettern, toben etc. sind für die (fein-)motorische Entwicklung von Kindern defintiv sinnvoller wie smartphones etc.

Messbrille
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Messbrille » Freitag 13. September 2019, 14:30

die Frage wäre auch:

was unterscheidet das Smartphone vom Comic- oder Reklam-Heftchen, das früher mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen wurde ?!

die fortschreitende Myopisierung bei Kindern und jungen Erwachsenen ist nach meinen Informationen (Gutenberg-Gesundheitsstudie) primär auf das viele Lesen im Rahmen der Ausbildung zurückzuführen und war schon vor den Smart-Phones bekannt ;

im asiatischen Raum ist das Bildungssystem "rabiater" und es gibt dort auch noch eine verbreitete genetische Disposition zur Kurzsichtigkeit ;

die Effekte des Smart-Phones bei Kindern kann man nach 10 Jahren noch nicht endgültig abschätzen - Nintendo Gameboy etc. gibt es übrigens schon viel länger und die Nutzung ist auch dort ähnlich intensiv ;

es sind also viele verschiedene Faktoren, die die vermeintliche "Myopie-Epidemie" erklären; wenn das alles so stimmt , müsste die Hyperopie ja auch permanent abnehmen - wer hat dazu Zahlen ?!
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ronja
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon ronja » Freitag 13. September 2019, 14:36

Robin hat geschrieben:Für die Bandscheiben im Nackenbereich sind Probleme mit den Smartphones aber schon vorhanden!

Da habe ich wohl einen Kandidaten zuhause. Blöde Position auf der Couch, es kribbelt in den letzten beiden Fingern der "Haltehand".
Wenn ich dann sage, naja, ändere deine Position, reduziere die Smartphonezeit etc. ... wird zwar geantwortet, ja. Getan wird nichts. Lieber lässt man sich von Kollegen anderer Abteilungen ein Tens-Gerät mit nach Hause geben. Das ist jetzt genau wofür war meine Frage. Ja für das Problem.
Aha - du hast das Problem selbst in der Hand. Ändere etwas.

Messbrille hat geschrieben:es sind also viele verschiedene Faktoren, die die vermeintliche "Myopie-Epidemie" erklären; wenn das alles so stimmt , müsste die Hyperopie ja auch permanent abnehmen - wer hat dazu Zahlen ?!

Gute Frage. Würde mich auch interessieren.
Zuletzt geändert von ronja am Freitag 13. September 2019, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.

Robin
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Robin » Freitag 13. September 2019, 18:28

ronja hat geschrieben:
Robin hat geschrieben:es sind also viele verschiedene Faktoren, die die vermeintliche "Myopie-Epidemie" erklären; wenn das alles so stimmt , müsste die Hyperopie ja auch permanent abnehmen - wer hat dazu Zahlen ?!

Gute Frage. Würde mich auch interessieren.


War zwar kein Zitat von mir sondern eigentlich von der Messbrille - aber es gibt in bzw für Deutschland tatsächlich keine Zahlen die eine Zunahme der Myopie (oder der Abnahme von Hyperopien) tatsächlich belegen.

Linserich
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Linserich » Freitag 13. September 2019, 21:05

Messbrille hat geschrieben:was unterscheidet das Smartphone vom Comic- oder Reklam-Heftchen, das früher mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen wurde ?!


Früher, auch jetzt noch, hieß es bei Kindern: Du machst Dir die Augen kaputt beim Lesen bei (sehr) schlechtem Licht. Ist da was dran?

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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon ronja » Freitag 13. September 2019, 21:44

@Robin: stimmt. Hab's geändert 8)

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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Messbrille » Freitag 13. September 2019, 21:52

Linserich hat geschrieben:Früher, auch jetzt noch, hieß es bei Kindern: Du machst Dir die Augen kaputt beim Lesen bei (sehr) schlechtem Licht. Ist da was dran?


nicht wirklich - weder die geringe Beleuchtung, noch das Lesen sind schädlich; und ob das exzessive Lesen/daddeln etc. im (zu kurzen) Leseabstand die Kurzsichtigkeit auslöst oder vorantreibt, ist ebenfalls bis heute nicht belegt ; die Kurzsichtigkeit stellt ja auch keinen gesundheitlichen Schaden i.S. einer Erkrankung dar;

mit der zitierten Gutenberg Gesundheitsstudie hat man auch nur nachgewiesen, dass beim Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Kurzsichtigkeit umso mehr voranschreitet, je länger man eine Ausbildung macht, wo auch viel gelesen werden muss; das erklärt z.B. das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit bei den 18-25jährigen, wo ja das Körperwachstum abgeschlossen ist;

"Du machst Dir die Augen kaputt am Smartphone" wäre das heutige Pendant - ist bisher nicht belegbar und damit genauso falsch;

die Schüler, bei denen in meiner Praxis zum ersten Mal eine Kurzsichtigkeit festgestellt wird, haben in über 90% der Fälle auch kurzsichtige Eltern/Großeltern;

das ganze Thema wird auch bei uns und im Berufsverband immer noch kontrovers diskutiert - wie gesagt hat es ja lange vor dem Smartphone schon den "Gameboy" und andere Geräte mit ähnlich exzessivem Gebrauch gegeben...

die Äusserungen von Prof. Dr. Anselm Jünemann und Dr. Hoppe (Kontaktlinseressort im BVA) finden nicht überall Zustimmung; besonders Orthokeratologie bei Kindern ist in der täglichen Praxis gar kein Thema - das sind so ein paar Pressemitteilungen einzelner, die dann im Ärzteblatt standen und von allen Agenturen abgeschrieben wurden;
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Linserich » Freitag 13. September 2019, 22:15

Vielen Dank für die sehr ausführlichen Antworten!

Bodi
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Bodi » Samstag 14. September 2019, 10:24

Ich habe schon im Grundschulalter, sobald ich lesen konnte, Bücher verschlungen. Im Lesen war ich Klassenbester. Ein mutmaßlicher Nebeneffekt aber: Im Verlauf der Schulzeit hatte sich bis zum ca. 18/19 Lebensjahr eine stärkere Myopie von ca. -8 dpt. auf beiden Augen entwickelt, und das ohne erkennbare erbliche Vorbelastung. Zumindest ist die Myopie seitdem (schon 30 Jahre) stabil und schreitet nicht mehr fort.

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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Messbrille » Samstag 14. September 2019, 11:30

Bodi hat geschrieben:Ich habe schon im Grundschulalter, sobald ich lesen konnte, Bücher verschlungen. Im Lesen war ich Klassenbester.....


war bei mir genauso - ich hatte mit 2 Jahren schon eine Brille (R/L ca. +2,5dpt/-1,75 Ast.); Ich konnte mit 16 Jahren auf die Brille verzichten, habe noch lange studiert, habe heute am RA +0,25 und am LA -0,5dpt. und komme auch noch ohne Nahbrille klar;

vom Lesen allein hat man m.E. nicht -8dpt. mit 18J. zu erwarten - da muss es noch andere Faktoren geben...

so etwas kommt vor, kann man aber nicht verallgemeinern, zumal das ja schon eine hohe Kurzsichtigkeit ist
Augenarzt

brille21
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon brille21 » Sonntag 18. Oktober 2020, 12:18

Es sind ja nicht nur die Augen der Kinder, die darunter leiden. Auch die Haltung: Schaut mal euren Kindern zu wenn die mit dem Handy spielen - Der Kopf wird durch die gebeugte Haltung nach unten gezogen. Auf die Dauer ist das keinesfalls gesund.

Auch verschwommenes Sehen und Schielen bei Kindern kann dadurch gefördert werden.

Kinder sollten lieber mit Bauklötze spielen als vor dem Handy zu sitzen.
Guter Wille braucht keine Brille.

brille21
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon brille21 » Sonntag 18. Oktober 2020, 12:21

Was ich noch hinzufügen möchte: Oft liegt es aber an den Eltern! Ich sehe so oft Eltern, besonders in Restaurants, die ihren Kindern das Handy in die Hand drücken, damit sie beschäftigt sind.

Bitte BESCHÄFTIGT euch doch mit euren Kindern, anstatt ihnen so ein Teil in die Hand zu drücken, was auch noch zu Augenschäden führen kann.
Guter Wille braucht keine Brille.


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