Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Hier werden Berichte aus dem TV, Radio und Zeitungen vorgestellt. Berichte über die Augenoptik soll und muß es geben. Aber sind die Berichte wirklich gut recherchiert? Sind die Berichte einseitig? Fundierte Information oder einfache Effekthascherei? Diskutieren sie mit!
Messbrille
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Messbrille » Sonntag 18. Oktober 2020, 19:43

das kommt schon ein wenig auf das Alter an:

eben war das Handy noch verboten - in der Grundschule, jetzt, in der 5. Klasse, wird ein Tablet vorausgesetzt....

früher war "Fix&Foxy" unter der Bettdecke mit der Taschenlampe gelesen schlecht, "die Leiden des jungen Werther" aus dem Reclamheftchen für die Schule aber Pflicht....

ich rate da zu etwas "Augenmaß" - zuviel/zulange ist nicht gut - ein Schielen bekommt man nicht vom Smartphone, sondern nur wenn schon eine andere Ursache dafür vorliegt...

sich mit den Kids zu beschäftigen, ist immer am besten...
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Messbrille
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Messbrille » Donnerstag 17. Dezember 2020, 17:28

Hier mal ein kleine Update zum Thema:

nach der deutschen KiGGS-Studie gab es keine signifikante Zunahme der Kurzsichtigkeit im Vergleichszeitraum 2014-2017 im
Vergleich zu 2003-2006, wo Smartphones und Tablets noch keine Rolle gespielt haben;

damit wäre eine Zunahme der Kurzsichtigkeit durch Smartphones, Fernsehen, Spielkonsole etc. weiterhin nicht wissenschaftlich belegbar ;

das Lesen von Büchern kann die Zunahme der Kurzsichtigkeit begünstigen, das war aber schon bekannt....

https://www.aerzteblatt.de/archiv/217027/Praevalenz-von-Kurzsichtigkeit-und-deren-Veraenderung-bei-Kindern-und-Jugendlichen

wer hätte das gedacht ?!
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nixblicker
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon nixblicker » Donnerstag 17. Dezember 2020, 18:00

Sehr interessant.. Da sieht man mal wieder, was gefühlte Wahrheiten und belegte Wahrheiten ausmacht.

Ich hätte stein und bein geschworen, dass die zunahme von myopie durch smartphones begünstigt wird...
Schau doch mal rein: www.glashaus-bremerhaven.de

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Roland A. Frank
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Roland A. Frank » Donnerstag 17. Dezember 2020, 18:30

naja....
Augenoptikermeister - Heilpraktiker - ö.b.u.v. Sachverständiger - miosan-Trainer

Robin
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Robin » Freitag 18. Dezember 2020, 10:48

ne, auf dem smartphone wird ja nicht gelesen1

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Saibaba
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Saibaba » Freitag 18. Dezember 2020, 11:58

Bitte keine Einzelheiten. :cry: :lol:

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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Bodi » Donnerstag 4. Februar 2021, 21:42

Möglicherweise wurde der der Einfluss des Smartphone-Booms durch andere Faktoren kompensiert.
Viel Zeit wird nach wie vor am Computer verbracht (arbeiten, Filme, spielen).
Im Zeitraum von 2003-2006 waren die Monitordiagonalen noch wesentlich kleiner (man musste nah an den Bildschirm heranrücken) - ich kann mich noch an meinen ersten 15-Zoll PC-Monitor aus dem letzten Jahrtausend erinnern. Heute sind Monitore mit Bildschirmdiagonalen von um die 30 Zoll und mehr häufig vertreten. Von denen kann man je nach gewählter Auflösung und Schriftgröße ca. einen Meter Abstand einhalten und das fällt nicht mehr in den unmittelbaren Nahbereich; entsprechend der Theorie wird eine Progression der Myopie auf diese Weise nicht oder zumindest weniger begünstigt.

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Lutz
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Lutz » Freitag 5. Februar 2021, 00:48

Wenn Tageslichtexposition das Myopierisiko tendentiell hemmt (-> https://www.aerzteblatt.de/archiv/19314 ... prophylaxe), dann ist vielleicht das Smartphone sowohl von der Lichtfarbe als auch von der Intensität her näher am Tageslicht als der Werther im Taschenlampenlicht? :?
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

And
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon And » Freitag 5. Februar 2021, 23:00

... und steigt durch ein zusätzlich hohes Maß an Naharbeit auf das bis zu 16-fache an.


Bedeutet das nicht zwangsläufig, daß man auch kurzsichtigen Kindern eine abgeschwächte Brille, vielleicht sogar normalsichtigen Kindern eine (schwache?) Lesebrille für langanhaltende Naharbeit (Hausaufgaben, Klausuren etc.) geben sollte? Oder gibts da einen Denkfehler?

wörterseh
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon wörterseh » Samstag 6. Februar 2021, 06:28

And hat geschrieben:Oder gibts da einen Denkfehler?

Ja
Wer sich mit einem Idioten streitet beweist das es gerade zwei davon gibt!

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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon And » Samstag 6. Februar 2021, 11:37

Der wäre? Der dann auftretende Akkomodation-Vergenz-Konflikt?

Robin
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Robin » Samstag 6. Februar 2021, 13:19

1. Die Myopisierung der Asiaten ist nicht auf die europäische Bevölkerung übertragbar. Im Unterschied zu Asien ist in Deutschland ist statistisch keine Myopisierung belegbar!

2. Wodurch die Myopisierung in Asien ausgelöst wird ist unklar, es gibt aber bestimmte Programme um diese Entwicklung zu stoppen. Ein Kernpunkt ist hierbei Sport und Spiel an der frischen Luft. Unterkorrektionen haben sich nicht bewährt. Offensichtlich geht es auch um perifäre Wahrnehmungen und ähnliches. Aber - wie gesagt - das gilt alles nur für Asien!

3. Unterkorrektionen sind nur in einem kleinen Maßstab möglich, das sich bereits bei 0,5 dpt die Sehleistung halbiert - im Straßenverkehr viel zu gefährlich!

4. Andere Methoden (multifokale Contactlinsen, Lesebrillen etc.) haben (in Europa) keine nennenswerten Erfolge gebracht.

5. Bei Lese/Nah-Brillen (als Myopievorsorge) taucht (gerade bei Kindern) das Problem auf, das das Zusammenspiel von Akkomodation und Konvergenz gestört wird. Dies kann bei Kindern zu Problemen in der räumlichen Wahrnehmung bzw. des Zusammenspiels des Augenpaares führen. Das können dann durchaus bleibende Schäden des visuellen Systems sein!

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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon And » Samstag 6. Februar 2021, 13:50

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Traumtänzerin
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon Traumtänzerin » Montag 8. Februar 2021, 14:30

And hat geschrieben:Bedeutet das nicht zwangsläufig, daß man auch kurzsichtigen Kindern eine abgeschwächte Brille, vielleicht sogar normalsichtigen Kindern eine (schwache?) Lesebrille für langanhaltende Naharbeit (Hausaufgaben, Klausuren etc.) geben sollte? Oder gibts da einen Denkfehler?

Diese Maßnahme wäre, wie schon von meinen Vorrednern beschrieben, weder nötig noch sinnvoll. Aber trotzdem sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass man eine Menge unternehmen kann, um die Wahrscheinlichkeit einer zu frühen Myopisierung oder einer starken Progression zu senken. Dazu gehören

- die schon mehrfach erwähnten zwei Stunden im Freien, idealerweise täglich
- das Einhalten der 20-20-20-Regel (nach 20 Minuten Naharbeit jeweils 20 Sekunden in die Ferne blicken - mind. 20 Fuß, entspricht ungefähr 6 m)
- einen möglichst großen Arbeitsabstand beim Lesen und bei Naharbeit einhalten, idealerweise mindestens 40 cm.

All dies sind Maßnahmen, die nicht in jedem Fall wirken, die aber nichts kosten und mit Sicherheit keinen Schaden anrichten. Ich persönlich würde sie zumindest in den Fällen, in denen Anlass zu der Vermutung besteht, dass sich eine Myopie entwickeln könnte (Myope Eltern, Kind schon vor Schuleintritt rechtsichtig und nicht mehr hyperop, bestimmte Besonderheiten beim Nahsehen/Akkommodation/"Nahstress"...) unbedingt empfehlen!
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DI Michael Ponstein
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Re: Kurzsichtigkeit durch Smartphone bei Kindern

Beitragvon DI Michael Ponstein » Dienstag 9. Februar 2021, 13:49

Sehe ich, wie sooft anders.
Es braucht keine Statistik um zu erkennen, dass eine Myopisierung seit Jahren stattfindet. Uns sie findet auch in Europa statt. Zumindest bei uns vor der Türe.
Kinder sind deutlich früher kurzsichtig, als noch vor 15 Jahren.
Eigene Untersuchungen zeigen dieses Tendenz deutlich.
Was kann man tun?
Es gibt als Korrekturmethode Ortho K in Zusammenarbeit mit einem Augenarzt, der Atropin tropft, die bisher erfolgreichste Methode, um Myopie zu bremsen. Verhindern geht nicht.

Zweite Methode ist Ortho K und nun auch aufkommende weiche Progressionslinsen.
Eine Nahbrillenunterstützung hilft nicht!!!!!

Ursächlich, das belegen Ergebnisse der ganzen Welt, kommt die Myopiesierung durch Wachstum dadurch zu Stande, weil periphere Netzhautstellen die entsprechende Meldung an die Botenstoffe liefern
Stichwort: Hyperoper retinaler Defokus.
Ob hier Brillengläser hilfreich sein können, ist noch umstritten. Erste Ansätze und Versuche gibt es auch hier.

Was kann man aktuell tun:
Bei Verdacht untersuchen lassen.
Wenn unter 8 Jahren und Myopie > 0,5 dpt, dann Kontrolle in kurzen Abständen,
Wenn nach 3 Monaten Zunahme bestätigt ist, aktiv werden. (bei über 0,75 dpt Kurzsichtigkeit sofort reagieren.)
Meine Empfehlung Ortho K + Atropin

Kinder unter 12 Jahren mit Myopie unter 1 dpt - Ortho K mit / ohne Atropin

Klar ist, die Nutzung digitaler Medien findet deutlich näher statt als Lesen. Daher mehr Pausen im Freien ohne Nutzung der digitalen Medien.
Refraktionieren mit Spaß!? Refraktions-Teste für Tablet von iPadMeikel: Sehteste für iPad&Co Info http://www.optik-freise.de Spezialialist: Besser Sehen, Myopiemanagement mit Ortho-K oder Miosmart, sowie Orcam zertifiziert für LowVision.


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