Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Kontaktlinse. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
Michelle

Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon Michelle » Dienstag 11. Juli 2017, 15:50

Liebe Fachleute,


ich habe eine prinzipielle Frage: soll / darf / kann ich mich für Multifokal-Hartlinsen oder für eine Gleitsichtbrille entscheiden?

Seit zweieinhalb Jahren trage ich eine Brille mit Essilor Eyezen-Gläsern (mit denen ich sehr zufrieden bin) als Allround-Brille für den Alltag und Beruf. Zusätzlich nutze ich eine Einstärken-Lesebrille fürs Lesen und für Schreibtischarbeiten, was überwiegend zuhause stattfindet. Und eine dritte für den Computer, ebenfalls zuhause. Der Brillenwechsel ist völlig problemlos.

Aber: meine Sehstärke im Nahbereich hat nachgelassen, wohl altersbedingt, sodass der Augenarzt folgend Werte ermittelt hat:

Ferne: Rechts +0,75 // Links +1,0
Nähe: Rechts +2,25 // Links +2,50

Eyezen oder Ähnliches geht also nicht mehr.

Heute war ich beim Optiker, der Multifokal-Hartlinsen als Alternative zur Gleitsichtbrille sehr positiv vorgeschlagen hat.
Der Augenarzt (vor vier Wochen) hat hält eher nichts von Multifolkal-Linsen.

An den Multifokal-Linsen reizt mich, dass - laut Optiker - keine Unschärfebereiche vorkommen, auch die persönliche Eitelkeit spielt eine Rolle.
Andererseits fürchte ich Augenentzündungen etc. etc.
An der Brille reizt mich die einfache Handhabbarkeit, ich würde jedoch sehr ungern Unschärfen in den seitlichen Randbereichen in Kauf nehmen.


Ich freue mich über einen guten Rat aus fachlicher Sicht und auch auf persönliche Erfahrungen von Brillen- bzw. Hartkontaktlinsenträgern.

Mit Dank und herzlichem Gruß

Michelle

Benutzeravatar
DI Michael Ponstein
Beiträge: 8442
Registriert: Freitag 9. Juli 2010, 18:05
Wohnort: Baden Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon DI Michael Ponstein » Dienstag 11. Juli 2017, 16:10

hallo michelle, es hat ja beides etwas für sich. wenn es sich um stabile linsen handelt, kannst du insofern beruhigt sein, als dass dies die medizinisch gesehen die "Guten" sind.
Habe gerade einen Fall von bisher stabilen Fernkontaktlinsen auf Multifokal stabil umgestellt, die Kundin ist sehr glücklich.
Wenn es für Dich allerdings das erste mal stabile Linsen sind, ist eine bis zu 4 Wochen dauernde Gewöhnungsphase denkbar (kein Muss).
Wichtig wäre, es gibt diese Linsen als sog. Anpaß Kontaktlinsen, sie entsprechen in Stärke und Design "echter" CL, nur das Material ist nicht das Highend. Dafür kann man diese dann bis zu 8 Wochen testen und kosten "nur" die Anpassung, falls es optisch nicht verbesserbar ist.
Erst wenn endgültige CL bestellt werden, ist die Summe dann eine andere, diese CL sind dann auch nicht mehr rückgebbar. Das hängt allerdings ein wenig vom jeweiligen Hersteller ab.
Alternative ist nun für Dich ein gutes Gleitsichtglas. Und hier gibt es eine große Auswahl.
Refraktionieren mit Spaß!? Refraktions-Teste für Tablet von iPadMeikel: Sehteste für iPad&Co Info http://www.optik-freise.de Spezialialist: Besser Sehen, Myopiemanagement mit Ortho-K oder Miosmart, sowie Orcam zertifiziert für LowVision.

Benutzeravatar
Eberhard Luckas
Beiträge: 2977
Registriert: Sonntag 16. Mai 2004, 14:37
Wohnort: Brunsbüttel
Kontaktdaten:

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon Eberhard Luckas » Dienstag 11. Juli 2017, 16:19

DI Michael Ponstein hat geschrieben:hallo michelle, es hat ja beides etwas für sich. wenn es sich um stabile linsen handelt, kannst du insofern beruhigt sein, als dass dies die medizinisch gesehen die "Guten" sind.
Habe gerade einen Fall von bisher stabilen Fernkontaktlinsen auf Multifokal stabil umgestellt, die Kundin ist sehr glücklich.
Wenn es für Dich allerdings das erste mal stabile Linsen sind, ist eine bis zu 4 Wochen dauernde Gewöhnungsphase denkbar (kein Muss).
Wichtig wäre, es gibt diese Linsen als sog. Anpaß Kontaktlinsen, sie entsprechen in Stärke und Design "echter" CL, nur das Material ist nicht das Highend. Dafür kann man diese dann bis zu 8 Wochen testen und kosten "nur" die Anpassung, falls es optisch nicht verbesserbar ist.
Erst wenn endgültige CL bestellt werden, ist die Summe dann eine andere, diese CL sind dann auch nicht mehr rückgebbar. Das hängt allerdings ein wenig vom jeweiligen Hersteller ab.
Alternative ist nun für Dich ein gutes Gleitsichtglas. Und hier gibt es eine große Auswahl.


Und zusätzlich ein gutes Officeglas + Nahbrille für zu Hause.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister

Michelle

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon Michelle » Dienstag 11. Juli 2017, 20:11

Lieber Michael, lieber Eberhard,


vielen lieben Dank für die schnellen Antworten.
Das Ausprobieren der Multifokal-Kontaktlinsen mit eventueller Rückgabe ist eine gute Option.

Zwei andere Aspekte:

1. Ist die Sehqualität bei Multifokal-Hartlinsen genauso gut wie bei der Gleitsichtbrille?
2. Sind die Multifokal-Linsen, ökonomisch gesehen, letzten Endes aufwändiger als die Gleitsichtbrille (Kürzere Lebensdauer, Reinigungssubstanzen...) -
oder wiegt sich das gegenseitig auf? Eine schöne Brillenfassung (Lindberg) habe ich bereits.


Mit Dank und Gruß
Michelle

Benutzeravatar
Eberhard Luckas
Beiträge: 2977
Registriert: Sonntag 16. Mai 2004, 14:37
Wohnort: Brunsbüttel
Kontaktdaten:

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon Eberhard Luckas » Dienstag 11. Juli 2017, 21:13

Moin Michelle,

KL haben eine kürzere "Lebenszeit" als Gleitsichtgläser, zuminderst im normalen Gebrauch. Augenentzündungen entstehen bei formstabilen KL höchst selten, nur bei unsachgemäßem Gebrauch. Die Funktion ist etwas anders als bei Gleitsichtgläsern, sogar PC-Arbeit ist es meist kein Problem, was bei Gleitsichtgläsern nicht der Fall ist.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister

Benutzeravatar
DI Michael Ponstein
Beiträge: 8442
Registriert: Freitag 9. Juli 2010, 18:05
Wohnort: Baden Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon DI Michael Ponstein » Mittwoch 12. Juli 2017, 09:28

Eberhard Luckas hat geschrieben:Moin Michelle,

KL haben eine kürzere "Lebenszeit" als Gleitsichtgläser, zuminderst im normalen Gebrauch. Augenentzündungen entstehen bei formstabilen KL höchst selten, nur bei unsachgemäßem Gebrauch. Die Funktion ist etwas anders als bei Gleitsichtgläsern, sogar PC-Arbeit ist es meist kein Problem, was bei Gleitsichtgläsern nicht der Fall ist.

Na so ganz kann ich denn Schlusssatz nicht stehen lassen. Tatsache ist, dass je mehr das Auge selbst noch Naheinstellungen durchführen kann, auch Zwischenentfernungen unterstützt werden, so dass Arbeiten am PC bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, der sehr individuell sein kann, auch mit Gleitsichtbrille (GS) gut bis sehr gut bewerkstelligt werden kann. Erst ab dem Zeitpunkt, wenn die eigene sog. Akkommadionsleistung nicht mehr gut ist, muss die Technik mehr übernehmen. Bei GS bemerkt man dann doch den schmaleren Mittelbereich, sofern die GS auf Universell eingestellt sind. Man kann aber, bei sog. inidividual Gläsern genau das Arbeitsfeld günstiger einstellen.
Refraktionieren mit Spaß!? Refraktions-Teste für Tablet von iPadMeikel: Sehteste für iPad&Co Info http://www.optik-freise.de Spezialialist: Besser Sehen, Myopiemanagement mit Ortho-K oder Miosmart, sowie Orcam zertifiziert für LowVision.

starry_night
Beiträge: 1347
Registriert: Mittwoch 19. August 2015, 17:50

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon starry_night » Mittwoch 12. Juli 2017, 11:45

Aus eigener, inzwischen 31jähriger Erfahrung mit Hartlinsen kann ich bestätigen, dass Augenentzündungen kein Thema sind. In der ganzen Zeit hatte ich nur ein einziges Mal eine Bindehautentzündung, das würde ich mal als normal werten. Allerdings machen sich Hartlinsen recht schnell unangenehm bemerkbar bei staubiger Luft, Heuschnupfen, Erkältung oder sehr trockener Luft (z.B. Flugzeug). Sie abends rausnehmen und ordentlich saubermachen ist natürlich Pflicht.

Multifokallinsen habe ich nie probiert, aber vielleicht kann Linserich hier weiterhelfen, wie man damit im Vergleich zu einer Gleitsichtbrille sieht.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

Linserich
Beiträge: 1753
Registriert: Freitag 27. Dezember 2013, 18:46
Wohnort: Neckar-Alb

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon Linserich » Mittwoch 12. Juli 2017, 12:26

starry_night hat geschrieben: vielleicht kann Linserich hier weiterhelfen, wie man damit im Vergleich zu einer Gleitsichtbrille sieht.

Aus meiner Erfahrung heraus - sind beide Varianten Gleitsichtbrille / multifokale Linsen fast gleichwertig.
Die Linsen sind anfangs vielleicht mehr gewöhnungsbedürftiger als die Gleitsichtbrille, da oft mehr Licht benötigt wird bei kleiner Schrift, um mühelos lesen zu können.

Autofahren bei Nacht macht mir - mit Gleitsichtbrille - etwas Probleme bei Blickrichtungswechsel. Tagfahrten sind dagegen problemlos.

Also, mit Linsen fühlte ich mich da sicherer.

Was die Kostenfrage angeht wird es sich nicht viel schenken 2-3 Jahre KL + Pflegemittel etc. oder Gleitsichtbrillenauswechsel aus irgendeinem Grund. (Nicht die teuersten Modelle!)

Benutzeravatar
optikgutachter
Beiträge: 4785
Registriert: Montag 20. Juni 2011, 15:31
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Re: Multifokal-Hartlinse oder Gleitsichtbrille?

Beitragvon optikgutachter » Sonntag 16. Juli 2017, 12:40

Als Neutraler möchte ich anmerken:

Jede "Gleitsicht-Kontaktlinse" erzeugt immer gleichzeitig mehrere Bilder auf der Netzhaut
da die KL nicht "weiss" wo der Träger hinblickt.
Die Beweglichkeit einer KL beträgt ca. 2 mm während der Pupillendurchmesser ca. 4 mm beträgt.
Man hat also zwangsweise immer alle Abbildungen auf der Netzhaut.
Aus allen zu korrigierenden Bereichen: Ferne und Nähe ggf. Mittelbereich.
Das Sehzentrum muss lernen, daß/die nicht benötigte/ Bild/er bspw. des Fern- oder Nahbereichs zu unterdrücken.

Bei manchen klappt das super, andere kriegen schlichtweg die Krise. ...

Also mit den Probelinsen ausgiebig prüfen, ob es funktioniert und den Ansprüchen genügt.

Persönlich halte ich jede Art von Multifokallinsen für suboptimal zum führen eines Kraftfahrzeugs,
aber verboten ist es auch nicht.

Gruss OG
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!


Zurück zu „Frage zur Kontaktlinse“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste