Karoshi hat geschrieben:Heutzutage ist es scheinbar nicht mehr möglich Tatsachen und Vorgänge zur Diskussion zu stellen. Sofort wird emotionalisiert, irgendjemand fühlt sich "angegriffen", sofort gibt es Neiddebatten und Revierkämpfe...
Echt schade.
Sorry, wenn meine Beiträge so rüberkamen. Natürlich ist es zu begrüßen, wenn weniger Müll produziert wird, das ist überhaupt nicht die Frage.
Erstes "aber": Der KL-Behälter in der Alpenlandschaft ist nicht dem KL-Behälter anzulasten, sondern dem Idioten, der ihn dort hinwirft. Und die Müllinseln, die in den Weltmeeren herumtreiben, haben ihre Ursache nicht darin, daß der Müll in die Elbe geworfen wird, sondern daß er hier ordentlich eingesammelt, dann nach Asien geschickt und dort ins Meer gekippt wird (weil wir ihn nicht hier vor Ort "verwerten" können/wollen).
Zweites "aber": Oft werden die Dimensionen nicht berücksichtigt. So wie es für den Klimawandel völlig irrelevant wäre, wenn wir hier in Deutschland die Kohlendioxid-Emissionen komplett auf Null herunterfahren würden (d.h. keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr benutzen, nicht mehr mit Kohle, Öl, Gas oder Holz heizen, den Strom nur noch aus Wind-, Sonnen- und Atomenergie gewinnen und keine Sprudel-Limonade mehr kaufen usw.), so scheint es mir fraglich, ob uns das Ersetzen von KL durch Brillengläser bezüglich der Müllberge großartig weiterbringt.
Drittes "aber": Wenn schon, denn schon - wenn ich KL abschaffen will, meinetwegen. Dann aber auch bitte konsequent weitermachen (die Liste der Dinge, die man dann ebenso abschaffen könnte, wäre endlos), und das bedeutet, daß wir unser Leben komplett verändern, daß wir unseren Konsum drastisch reduzieren, daß wir massiv auf Komfort und "Lebensqualität" verzichten, und das wiederum hätte - möglicherweise? wahrscheinlich? - Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, Krankheiten, Revolten, Nahrungsmittelknappheiten, instabile politische Verhältnisse usw. zur Folge. Die Alternative wäre, "schlechte" Dinge durch "bessere" zu ersetzen, aber das braucht Forschung, Innovation, Geld und - nicht zuletzt - Zeit.
Wenn jemand den Lebensstandard der vorindustriellen Zeit wieder zurückhaben möchte (und das wäre letztendlich die Konsequenz von sofortigem "Abschaffen" und "Verbieten"), dann möge er doch bitte auch genau das zur Diskussion stellen.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidteinander'.